Ein Liebestraum. Napoleon I. Gräfin von Walewska. Robert Heymann

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Ein Liebestraum. Napoleon I. Gräfin von Walewska - Robert Heymann

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Sire. Es zeigen sich bereits die Vorboten des nahenden Todes. —

      Der Chirurg Lombard begleitete Percy. Der Kaiser wandte sich an ihn und fragte, ob er alles habe, wessen er bedürfe.

      Lombard beklagte den Mangel an Wartepersonal.

      Der Kaiser sprang zornig auf und rief:

      „Was ist das für eine Wirtschaft! Welche Barbarei!“

      Daraufhin folgten längere Anseinandersetzungen über Verbesserungen im Ambulanzdienst, worauf die Chirurgen entlassen wurden.

      7.

      Schloss Finckenstein in Westpreussen gehörte dem Burggrafen Friedrich Alexander zu Dohna — Schlobitten, der sich in Begleitung des Königs von Preussen in Memel befand.

      Das Schloss war ganz nach dem Geschmack Napoleons, der endlich wieder nach Wochen ein angenehmes Quartier besass.

      Vergnügt schrieb er der Kaiserin:

      Meine Freundin, nur ein paar Worte. Ich bin eben mit meinem Hauptquartier in ein sehr schönes Schloss übergesiedelt, das in der Art wie Bessiére’s Schloss gebaut ist. Es gibt hier sehr viele Kamine, was mir ausserordentlich angenehm ist, denn da ich sehr oft des Nachts aufstehe, habe ich es gerne, wenn ein Feuer brennt.

      Meine Gesundheit ist vortrefflich. Das Wetter ist schön, jedoch immer noch kalt. Das Thermometer steht auf vier bis fünf Grad. Lebe wohl, meine Freundin. Ganz der Deine

      Napoleon.

      Es war Anfang Mai geworden. Die Bäume trieben Knospen. Der Frühling hielt seinen Einzug. Wenn auch noch Schneeschauer niedergingen und die Nächte noch kalt waren, so kamen doch schon Tage voll wunderbarer Frühlingsstimmung.

      Da traf eines Nachts eine geheimnisvolle Kavalkade ein. Duroc, der getreue Paladin des Kaisers, ritt voraus. Ihm folgte auf dem Fusse ein fest verschlossener Reisewagen, vor den vier kräftige Pferde gespannt waren. Einige berittene Jäger folgten. Der Wagen lenkte in den Schlosshof, wo alles bereits geschehen war, um den Ankommenden Aufnahme zu gewähren.

      Napoleon ging unruhig in seinem Arbeitszimmer auf und nieder.

      Endlich hörte man das Rollen des Wagens, und sogleich entsandte er Talleyrand zum Empfang.

      Es war sonst niemand zugegen. Nur Constant, der gute Kammerdiener, der nie etwas verriet und in Paris selbst die Kaiserin vom Cabinet des Kaisers fernzuhalten wusste, war anwesend.

      Ein paar einheimische Kammerfrauen waren gewonnen worden.

      Duroc half Maria Walewska aus dem Wagen. Ihr folgte ihr Bruder Lassczinski, der inzwischen zum Obersten befördert worden war.

      Maria war so tief verschleiert, dass niemand sie erkennen konnte. Talleyrand reichte ihr den Arm und führte sie über die Treppen. Jetzt war nichts mehr von Furcht oder Zögern an ihr zu merken. Willig, ja beinahe hastig eilte sie die Stufen empor. Napoleon wartete in seiner ungestümen Art nicht erst, bis die Geliebte sein Zimmer betrat.

      Auf der Treppe eilte er ihr entgegen. Talleyrand hinkte mit seinem lahmen Beine fort, Duroc hielt die Tür offen.

      Der Kaiser umarmte Maria. Sie lag in seinen Armen und reichte ihm die Lippen in aufrichtiger Sehnsucht.

      Dann führte Napoleon sie in das Innere seiner Gemächer.

      Er nahm ihr den Mantel ab und hob den Schleier von dem schweren Haar, das er immer so sehr bewunderte.

      „Endlich bist Du gekommen,“ stammelte er. „Endlich!“ An seiner Art, an seinem aufgeregten Wesen, das ihn kaum Worte fassen liess, erkannte sie, wie er sich nach ihr gesehnt hatte. Sie war sich immer noch nicht über das Wesen ihrer Liebe zu ihm klar, und während er sie zum Sofa geleitete, dachte sie:

      Er ist mir fremd geworden. Ich muss mich wieder an ihn gewöhnen.

      Napoleon fühlte das und sagte:

      „Du hast aufgehört, mich zu lieben. Du liebst einen anderen, oder es war Dir vielleicht nie ernst mit dieser Neigung, die mein Herz vollständig erfüllt und mich an nichts anderes mehr denken lässt.“

      Sie zog ihn an sich und hielt ihre Arme um ihn geschlungen:

      „Du mein Sieger, mein grosser Held! Du hast noch Zeit gefunden, die Russen zu schlagen und mit Preussen Krieg zu führen?“

      Er will jetzt nicht davon sprechen. Er sieht nur Maria, er atmet den Duft ihres Leibes, er will sich ganz und gar dem Zauber ihres Wesens hingeben.

      „Nenne mich nicht Napoleon,“ sagte er und nahm sie in seine Arme. „Du hast nur Bonaparte.“

      Sie lachte und küsste ihn auf den Mund, der so klein war, dass eine Frau auf ihn hätte stolz sein können.

      Sie soupierten zusammen. Niemand wurde zugezogen.

      Man hörte in den Vorzimmern den Kaiser lachen.

      Alles war vergessen: Der Krieg, die blutigen Schlachtfelder, die neuen Pläne, die sich in seinem unruhigem Kopfe wälzten. Maria war da, und an ihrer Seite war der gefürchtete Bonaparte wie ein zwanzigjähriger Liebhaber, aufmerksam, zärtlich, voll Liebenswürdigkeit und sprühendem Witz.

      Er bequemte sich sogar auf Marias dringende Bitten, ruhig und langsam zu essen. Er hörte mit glücklichem Lächeln ihre Strafpredigt an.

      „Du sollst nicht immer bei Tisch so hastig und aufgeregt sein. Du sollst Dir Zeit gönnen. Du bist nicht nur Kaiser, sondern auch Mensch, ein einfacher Mensch, der von der Natur abhängt und nicht ungestraft ihre Gesetze missachten darf.“

      Maria ahnte nicht, wie glücklich ihn diese Sorgfalt machte. Er gab sich willig all den kleinen Zärtlichkeiten hin, die nur eine Frau zu geben versteht.

      Einzig Constant betrat das Zimmer. Er servierte. Es gab keinen Menschen, der Napoleon mit all seinen kleinen Schwächen und Fehlern so zu nehmen wusste, wie er, und es gab nur noch einen Menschen, der dem Imperator noch treuer anhing: Das war sein Mameluk, der vor der Türe stand und das Leben seines Herrn bewachte, Tag und Nacht und Nacht und Tag.

      Der Kaiser trank Chambertin. Maria wollte ihn zu einer anderen Weinsorte bekehren, aber Napoleon lehnte ab.

      „Ich bin erstaunt, nein, verblüfft, wie mässig Du bist!“ lachte sie.

      Sie ahmte den Geliebten nach, indem sie Wasser in sein Weinglas goss. Denn nie trank der Kaiser den Wein rein, sondern stets stark mit Wasser vermischt.

      „Ich liebe andere Weine nicht, Maria. Und ich glaube auch, ich verstehe mich nicht darauf.“

      „Und was sagen Deine Offiziere, die sich in dieser Hinsicht gewiss besser auskennen als Du, zu dieser spartanischen Leidenschaft?“

      Der Kaiser lachte.

      „Ah, meine Offiziere! Die bekommen die besten Marken vorgesetzt, wenn ich sie zur Tafel ziehe. Nur meine ganz vertrauten Freunde lasse ich vom Chambertin schlürfen. Dabei habe ich allerdings schon übel abgeschnitten.“

      „Erzähle, bitte, erzähle!“ rief Maria. Der Kaiser, der sich

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