Neymar. Luca Caioli
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„Wie war Neymar da Silva Santos O Pai, der Vater von Neymar Jr., als Spieler?“, frage ich. „Ein guter Angreifer, eine Nummer 7“, antwortet Pintado. „Er spielte auf dem Flügel. Er war flink, beschlagen, gut im Dribbling, scheute keinen Zweikampf. O Pai war ein fröhlicher Bursche, extrovertiert, ein netter Kerl, mit dem gut auszukommen war.“ Diese Ansicht teilen auch frühere Mitspieler wie die Verteidiger Montini und Dunder oder auch Torwart Altair. Jeder stimmt zu, dass Neymar einiges draufhatte am Ball. Ein Angreifer alter Schule, der nicht viele Tore erzielte, aber das Spiel gestalten konnte und gute Flanken schlug.
Ich erkundige mich nach den Fähigkeiten von Vater und Sohn und frage, was Neymar Jr. von seinem Vater geerbt hat. Pintado, der 1993 und 1994 an der Seite von „Pai“ spielte und für União die Nummer 3 trug, erinnert sich gut an Neymar Jr., als der noch ein kleiner Junge war. „Pai brachte ihn zum Training mit. Er war unser Maskottchen.“ Er weiß noch, dass Vater und Sohn das gleiche Ballgefühl und die gleichen Dribbelqualitäten hatten, aber Neymar Jr. war wendiger, leichtfüßiger, schneller, kreativer. Der frühere Torwart der Seleção, Valdir Peres, der bei der WM 1982 in Spanien dabei war und União 1993 und 1995 trainierte, ist der gleichen Meinung. „Neymar Jr.“, sagt er, „ist ein besserer Dribbler und hat mehr Zug zum Tor.“ „Er hat eine bessere Technik“, ergänzt Lino Martins, der seine Profikarriere bei União an der Seite von Neymar Pai ausklingen ließ und danach Neymar Jr. bei den Junioren trainierte.
Neymar da Silva Santos kam 1989 zu União Mogi. Er war 24. Er wurde am 7. Februar 1965 in Santos als mittlerer Sohn der Hausfrau Berenice und des Mechanikers Ilzemar geboren. Er hat einen Bruder, José Benicio, genannt „Nicinho“, und eine Schwester, Joana D’Arc, genannt „Jane“. Er spielte zunächst für die Junioren von Santos. Mit 16 ging er zu Portuguesa Santista, wo er Profi wurde. Danach tingelte er von Klub zu Klub, die meisten eher kleine Fische: Tanabi im Bundesstaat São Paulo, Iturama und Frutal im Bundesstaat Minas Gerais. Dort, im Südosten Brasiliens, erkrankte Neymar Pai an Tuberkulose, was ihn ein Jahr außer Gefecht setzte. Er beschloss, den Fußball dranzugeben und als Mechaniker in der Werkstatt seines Vaters zu arbeiten. Dann aber erhielt er ein Angebot von Jabaquara, einem traditionsreichen Verein aus der Metropolregion Baixada Santista.
Sein Vater war nicht begeistert, aber Neymar nahm trotzdem an. Unter der Woche arbeitete er als Mechaniker, und am Wochenende spielte er. Er machte vier gute Partien, eine davon war ein Freundschaftsspiel gegen União Mogi. Der Schiedsrichter des Spiels, Dulcídio Wanderley Boschilla, machte die Verantwortlichen von Mogi auf ihn aufmerksam, die sich sofort für ihn interessierten. Schon nach dem ersten Vorstellungsgespräch wurde er zum Training mit der ersten Mannschaft geschickt. Nach einem zweiten Gespräch mit dem damaligen Vorsitzenden, José Eduardo Cavalcanti Teixeira, genannt „Ado“, unterschrieb Neymar einen Einjahresvertrag bis 1989. „Damals waren die Gehälter nicht besonders üppig“, erinnert sich Pintado. „Der Sponsor war UMC, die Universität Mogi. Wir bekamen um die 350 Reais im Monat, aber das reichte zum Leben.“
Nach jahrelanger Wanderschaft von einem Verein zum nächsten landete Neymar schließlich bei Mogi. Er zeigte fantastische Leistungen und war ein voller Erfolg in der Liga A3. Er spielte so gut, dass er die Aufmerksamkeit anderer Klubs aus der Region erregte. Die Verantwortlichen von Rio Branco do Americana, einem Verein aus dem kleinen Städtchen Americana im Staat São Paulo, zeigten sich von Neymar sehr angetan, als er gegen ihr Team im alten Stadion an der Rua Casarejos antrat, und wollten ihn um jeden Preis verpflichten.
Trotz der Niederlage bei União gewann Rio Branco die Meisterschaft. Der Klub brauchte einen Stürmer, um den Kader zu verstärken. Sie boten Neymar ein hübsches Sümmchen, und Neymar war drauf und dran anzunehmen. Es war die Chance seines Lebens. Uniãos früherer Schatzmeister Moacir Teixeira erinnert sich: „Er brauchte Geld für seine Familie. Er wollte für seine Angehörigen, die in Baixada Santista lebten, ein Haus kaufen.“ Neymar teilte den Klubbossen seine Wünsche mit – die dachten aber gar nicht daran, ihn ziehen zu lassen.
„Pai war unser bester Stürmer. Er war ein toller Kerl, der sich die Früchte seiner Arbeit redlich verdient hatte“, sagt der ehemalige Schatzmeister. Also bildete Moacir zusammen mit neun União-Fans eine Gruppe, die aus eigener Tasche zusammenlegte, um mit Rio Brancos Angebot gleichzuziehen. Am 21. Dezember 1989 wurde schließlich eine Einigung erzielt. Die Gruppe kaufte Neymars Spielerpass und sorgte dafür, dass er weiter für Mogi auflaufen würde. Der Transaktionswert belief sich auf 100.000 Cruzados Novos, 10.000 pro Vertragspartner, „ohne Anteile und ohne Rendite“, stellt Moacir klar. In heutiger Währung wären das rund 55.000 Reais (um die 17.000 Euro).
Damals war das ein Haufen Geld! Neymar konnte endlich ein Haus in São Vicente für seine Mutter kaufen und sich selbst ein Auto leisten: einen Opel Monza. Er fühlte sich reich, aber wegen der ökonomischen und finanziellen Reformen im Zuge des sogenannten Plano Collor verlor er seine Ersparnisse. In der ersten Hälfte des Jahres 1990 spielte er für União. Da der Klub in der zweiten Jahreshälfte nicht am Spielbetrieb teilnahm, spielte er anschließend noch für Coritiba, Cataduvense und Lemense. Inzwischen wünschte er sich eine Familie. Also heiratete er 1991, im Alter von 26 Jahren, in der Kirche São Pedro O Pescador in São Vicente Nadine Gonçalves. Sie hatten sich kennengelernt, als sie 16 und er 18 und ein kommender Star bei Portuguesa Santista war.
Ihr erster Sohn kam am 5. Februar 1992 um 2:15 Uhr in Mogi das Cruzes zur Welt. Nadines Fruchtblase war am Tag zuvor geplatzt, und sie wurde ins Krankenhaus Santa Casa de Misericórdia gebracht, einem imposanten weißen und hellblauen Gebäude, das in den Straßen der Stadt weithin auffällt. Die Geburt verlief natürlich und ohne Komplikationen – Mutter und Sohn waren wohlauf. Das Baby wog 3,78 kg. Die jungen Eltern erfuhren erst bei der Geburt, dass es ein Junge war – einen Ultraschall hatten sie sich nicht leisten können.
Der erste Arzt, der nach Mutter und Sohn schaute, war der inzwischen verstorbene Luiz Carlos Bacci, anschließend kümmerte sich Benito Klei um die beiden. Er war es auch, der die beiden entließ. Als Fan des Klubs wusste er, dass das Baby der Sohn eines União-Spielers war. Doch erst, als er Jahre später die Geburtsurkunde las, wurde ihm klar, dass er geholfen hatte, den Star von Santos auf die Welt zu bringen. „Damals hatte Neymar Jr. noch keinen Iro, deswegen war es schwer, ihn zu erkennen“, scherzt der Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe von Santa Casa. Die Familie da Silva Santos wurde vom Physiotherapeuten von União, Atilio Suarti, nach Hause begleitet. Neymar O Pai hatte ihn angerufen und gebeten, sie abzuholen.
Aber wie sollte das kleine Baby heißen? Die Eltern waren unschlüssig, wie sie ihren Sohn nennen sollten. Zunächst wollte Nadine ihn Mateus nennen, der Vater war einverstanden. Eine Woche lang benutzten sie diesen Namen, aber sie waren nicht überzeugt. Als Neymar Pai den Namen seines Sohns eintragen ließ, entschied er sich deshalb kurzerhand um und gab ihm seinen eigenen Namen: Neymar, dem er noch ein „Júnior“ hinzufügte. Zu Hause wurde er „Juninho“ gerufen.
Nadine und Neymar Pai waren überglücklich über die Ankunft von Neymar Júnior. Valdir Peres erinnert sich: „Er traf ganz euphorisch im Mannschaftshotel ein und schwor, sein Sohn werde eines Tages der beste brasilianische Fußballer aller Zeiten.“ Eine Aussage, die eine ganze Batterie gutgemeinter Sticheleien und spöttischer Bemerkungen nach sich zog.
Die Familie da Silva Santos wohnte in der vierten Etage im Block C der Safiras-Wohnanlage in der Nummer 593 der Avenida Ezelino da Cunha Glória im Bairro Rodeio, einem bürgerlichen, von einem Konsortium erbauten Wohngebiet drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Die pastellfarbenen Gebäude klammern sich an die Hänge am Fuße der Serra do Itapeti, von wo aus man eine Aussicht auf Mogi hat. Sie bewohnten ein