Kaiserkrieger 13: Flammen über Persien. Dirk van den Boom

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Kaiserkrieger 13: Flammen über Persien - Dirk van den Boom Kaiserkrieger

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liegen, die die Zeitreisenden aus der Zukunft importiert und auf ihre eigenen Leute in der Vergangenheit, dieser Gegenwart, oktroyiert hatten. Oder sie lag irgendwo anders. Baekye blieb, trotz aller Bemühungen, ein Enigma und daher auch immer gut für Überraschungen.

      »Wir benötigen mehr Informationen«, fasste er dann das Problem in wenige Worte zusammen. Er blickte Xi an, der damit wohl gerechnet hatte. »Wir müssen die Aufklärungsflüge auch von hier aus beginnen. Wie weit sind wir?«

      »Die chinesische Luftflotte ist einsatzbereit«, meldete Xi mit Stolz in der Stimme. Dies war ein Feld gewesen, in dem die Römer den Chinesen geholfen hatten, wodurch die Einseitigkeit des andauernden Technologietransfers zumindest ein wenig ausgeglichen worden war.

      »Das ist eine gute Nachricht«, bestätigte Latinus. »Dann sollten wir sehen, wie wir zu umfassenden Aufklärungsergebnissen kommen, damit wir eine bessere Entscheidungsgrundlage haben.«

      Es gab da einen Elefanten im Raum, den sie alle nicht erwähnten. Aufklärungsflüge hin oder her, das größte Problem war, dass es weder den Chinesen noch sonst jemandem bisher gelungen war, einen Agentenring oder auch nur einen Kreis von Informanten in Baekye zu etablieren, der es ihnen erlauben würde, handfeste Informationen aus dem Inneren des mysteriösen Reiches zu erlangen. Es schien, als gäbe es dort keine Verräter, oder den Experten war es noch nicht gelungen, sie zu finden oder mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

      Sie hatten viel versucht. Doch bisher ohne Erfolg. Latinus erwähnte es nicht, weil niemand mehr gerne darüber sprach. Denn es war frustrierend, auch nur daran zu denken, was richtig erfolgreiche Geheimdienstarbeit für ihre gemeinsamen Kriegsanstrengungen bedeuten würde, gelänge sie ihnen endlich.

      Xuan räusperte sich. Er beendete damit die Diskussion über ein Thema, die sie alle nur in Gedanken geführt hatten, wohl wissend, dass es eines Anlasses bedurfte, zum nächsten überzugehen. Latinus war sich darüber im Klaren, dass das Unausgesprochene zurückkehren musste, allein schon deswegen, weil es immer mal wieder jemanden gab, der etwas dazu sagte. Naiv. Unbekümmert. Vielleicht ein wenig dumm. Solche Leute gab es.

      »Wir müssen noch einmal über die Rolle von Teotihuacán reden«, sagte der Erzkanzler nun. »Ich höre eher unangenehme Neuigkeiten von unserem Freund Metzli.«

      »Er ist unser Freund«, bestätigte Latinus. »Ist er doch?«

      »Er ist vor allem sein eigener Freund«, sagte Xi bitter. »Aber er möchte jetzt auch Luftschiffe.« Der General sah in die Runde. »Was sollen wir ihm sagen?«

      »Ist es eine offizielle Anfrage?«, fragte Latinus.

      »Noch nicht. Eher ein Vorfühlen. Unsere Botschaft in Mutal hat bereits mehrfach entsprechende Dossiers gefunkt. Ach ja …« Xi verzog das Gesicht. »Kurzwellensender will er auch. Eigene. Mindestens ein Dutzend, für alle wichtigen Städte.«

      Latinus unterdrückte ein Seufzen, mehr oder weniger offensichtlich. Metzli wollte so einiges. Es waren keine absurden Forderungen, nichts, was sich nicht logisch aus ihrer Situation ergab. Aber dennoch. Dennoch …

      »Ist er bündnistreu? Gibt es Hinweise darauf, dass er mit dem Feind konferiert?«, fragte er dann. Er bekam natürlich seine eigenen Dossiers, aber es schadete nicht, deren Wahrheitsgehalt mit dem abzugleichen, was die Chinesen dachten.

      »Es gibt keine offensichtlichen Hinweise«, sagte der Erzkanzler. »Aber er ist gewitzt – nein, verschlagen – und sehr selbstbewusst. Ich habe die größten Befürchtungen. Was werden Sie Ihrem Imperator empfehlen, Latinus?«

      »Meine Ansichten sind zweitrangig. Ich werde allein die offizielle Haltung des chinesischen Hofes weitergeben.«

      Xuan sah Xi an. »Was ist unsere offizielle Haltung, General?«

      Sie fingen an, das Für und Wider abzuwägen. Es wurde eine lange Besprechung und sie kamen zu keinem Ergebnis.

      3

      Yun-Suk Choi nahm einen tiefen Schluck, spürte, wie die brennende Flüssigkeit seine Kehle hinabrann, spürte die sich wohlig ausbreitende Wärme in seinem Magen und die dahinterstehende Lüge. Der starke Branntwein versprach so einiges: Entspannung, etwas Wohlbefinden, eine Erleichterung der drückenden Sorgen und Fragen, ein Vergessen der drängenden Pflichten, ein Trüben der schwierigen Erinnerungen und das Gefühl, dass Ungewissheit doch gar nicht so schlimm war, denn im Grunde war sowieso alles egal.

      Und wenn man trank, wurde es am egalsten.

      Der Gedanke daran, dass er sich mit dem Trinken also nur selbst betrog, motivierte ihn dazu, sofort einen zweiten Schluck zu nehmen. Der Reisschnaps war ordentlich gebrannt, ein Produkt seiner Heimat, das er gerne zu sich nahm, manchmal vielleicht zu gerne. Der Betrug, den ihm der Alkohol versprach, war immerhin ehrlich: Choi wusste, welche Konsequenzen der Schnapskonsum hatte und wie weit er damit gehen konnte. Es gab da keinerlei doppelte Böden oder Verstecke. Es war, wie es war.

      Ein dritter Schluck. So langsam kam zu der Wärme ein wenig von dem hinzu, was er von diesem Getränk erwartete: die sanfte Andeutung von Leichtigkeit in seinem Kopf. Er war noch nicht betrunken, nicht einmal etwas beschwipst, und würde man ihn jetzt mit einer Aufgabe betrauen, so würde er sie einigermaßen bewältigen können. Aber er war am Rande der Trunkenheit, ging den schmalen Grat entlang, der das klare Denken und Handeln von der sanften, anheimelnden Trägheit verschwommener Seligkeit trennte. Er hielt inne, betrachtete die Flasche. Es war eine neue, frisch angebrochen, und es war sein dienstfreier Abend. Sie zu leeren und dann ins Bett zu fallen, war seine Freiheit, eine der wenigen, die er genoss. Sich ihr zu ergeben, enthob ihn von der Notwendigkeit, anderen Ideen nachzuhängen oder sich allzu sehr mit seiner Frustration zu beschäftigen.

      Er hielt inne, als er die Flasche wieder ansetzen wollte.

      Er schaute aus dem Fenster. Hier im Norden Baekyes war es mittlerweile empfindlich kalt geworden, der Winter hatte sich ausgebreitet, der Frost hielt den Boden, die Bäume und anderen Pflanzen, die Tiere umklammert. Schnee fiel in regelmäßigen Abständen, manchmal als Sturm, und des Nachts kämpfte das Feuer in den Kohleöfen mit großer Hartnäckigkeit gegen die eisige Umarmung an. Der Außenposten hatte siebzehn Soldaten, deren Kommandant Choi war, ein Posten, den er seit sechs Monaten innehatte.

      Das war kein Zufall. Er war für diese Position von zu hohem Rang und überqualifiziert. Er war vielfach versetzt worden, nachdem er das Lager verlassen hatte. Ein Jahr kämpfte er an der Front in Indien, eine Zeit, an die er sich nicht gerne zurückerinnerte. Ein Jahr ging er auf die Akademie für weitere Kurse, diese bestand er mit Auszeichnung. Er verstand nicht, wohin seine Karriere ging. Ging sie überhaupt noch in eine bestimmte Richtung oder drehte er sich nur im Kreis? Wollte er eigentlich, dass sie nach vorne und nach oben strebte? Seit seiner Zeit im Umerziehungslager verstand er so manches nicht mehr. Wachten jene, die sich, tief im Inneren des Systems versteckt, gegen den Großen und Geliebten Marschall verbündet hatten, über seine Schritte? Halfen sie ihm oder schadeten sie, prüften sie ihn oder hatten sie keine Verwendung? Choi war die letzten beiden Jahre mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gegangen und sein Widerstandswille gegen das System, für das er zu kämpfen einen Eid geschworen hatte, war eher noch gewachsen. Doch es gab für ihn keine Möglichkeit, diesen Willen in Aktion umzusetzen, ohne sich selbst sofort zu gefährden und dabei gleichzeitig absolut nichts zu bewirken.

      Sinnlose Jahre. Eine verlorene Zeit. Er fühlte sich hin und her getrieben. Er versah seinen Dienst ohne Richtung, ohne Elan, erfüllte seine Pflicht, eckte nirgends an, akzeptierte klaglos seine Befehle. Seine Akte war seit jenem Vorfall einwandfrei, sein Verhalten makellos. Dass er manchmal nachts aufwachte und einen tiefen Schmerz in seinem Herzen fand, als er an jene

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