20.000 Meilen unterm Meer. Jules Verne

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20.000 Meilen unterm Meer - Jules Verne

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. . .!“

      „Hörte ich die Leute noch am Steuer rufen: Schraube und Steuer zerbrochen . . .“

      „Zerbrochen?“

      „Ja, durch den Zahn des Ungeheuers. Schlimm für uns, ‚Lincoln’ ist nicht mehr imstande, zu steuern!“

      „Dann sind wir verloren!“

      „Vielleicht.“ Conseil war seelenruhig. „Doch wir haben noch einige Stunden vor uns, und in einigen Stunden kann man viel zustande bringen!“

      Die unverwüstliche Kaltblütigkeit Conseils gab mir wieder Mut. Ich konnte wieder schwimmen; aber da meine Kleider mir anklebten wie ein bleierner Mantel, so konnte ich nur mit äußerster Mühe aushalten. Conseil bemerkte es.

      „Erlaube mir, mein Herr, einen Schnitt zu machen.“

      Und er steckte eine Messerklinge unter meine Kleider und zerschnitt sie in einem Zug von oben bis unten. Darauf riß er sie mir rasch vom Leibe, während ich für uns beide schwamm.

      Ich leistete Conseil denselben Dienst, und wir schwammen nebeneinander weiter.

      Jedoch war die Lage darum nicht minder bös. Vielleicht hatte man auf der Fregatte unser Verschwinden gar nicht bemerkt, oder sie konnten, weil ihr Steuer zerbrochen war, nicht unterm Wind zu uns zurückkommen. Man konnte also höchstens auf die Boote rechnen.

      So mußten wir uns darauf einrichten, so lange wie möglich aushalten zu können. Während der eine mit gekreuzten Händen und gestreckten Beinen unbeweglich auf dem Rücken lag, schwamm der andere und bugsierte ihn gleichzeitig vorwärts. Nach zehn Minuten löste einer den anderen ab, um unsere Kräfte zu sparen und es einige Stunden, vielleicht bis zum Tagesanbruch, auszuhalten.

      Schwache Aussicht auf Rettung! Aber wir hatten die Hoffnung und waren unser zwei. Wir mußten durchhalten!

      Der Zusammenstoß der Fregatte mit dem Tier war etwa um elf Uhr abends erfolgt. Ich rechnete also, daß wir bis zum Sonnenaufgang acht Stunden zu schwimmen hätten, was mit äußerster Anstrengung durch gegenseitige Ablösung möglich war. Das Meer war ziemlich ruhig und machte uns wenig müde.

      Gegen ein Uhr morgens fühlte ich mich äußerst erschöpft. Meine Glieder wurden unter heftigen Krämpfen steif. Conseil mußte mich stützen, unser Geschick lag allein in seiner Hand. Bald hörte ich den armen Burschen keuchen; er atmete kurz und beklommen. Ich sah ein, daß er nicht lange mehr aushalten konnte.

      „Laß mich! Laß mich!“ bat ich ihn.

      „Meinen Herrn im Stich lassen! Niemals!“ stieß er hervor. Da leuchtete der Mond ein wenig zwischen dem Gewölk hervor, und die Meeresoberfläche schimmerte in seinen Strahlen. Wieder kam Leben in uns. Ich konnte den Kopf aufrichten und umherblicken. Da, die Fregatte, etwa fünf Meilen von uns! Aber von Booten nichts! Ich wollte rufen. Aber meine geschwollenen Lippen vermochten es nicht. Ich hörte Conseil wiederholt um Hilfe rufen. Wir hielten ein wenig an und horchten. Da glaubte ich Antwort zu hören!

      „Hast du gehört?“ stammelte ich.

      „Ja! Ja!“

      Und Conseil stieß wieder verzweifelte Hilferufe aus. Es war nicht zu zweifeln, eine Menschenstimme antwortete uns!

      Conseil nahm seine äußersten Kräfte zusammen, um, auf meine Schulter gestützt, sich halb aufzurichten und umherzuschauen; dann sank er erschöpft zurück.

      „Was hast du gesehen?“

      „Ich habe gesehen . . .“ stammelte er, „ich habe gesehen . . . reden wir nicht . . . reden wir nicht . . . nehmen wir alle Kraft zusammen . . .!“ Ich war zu erschöpft, um zu fragen. Außerdem bugsierte Conseil mich fortwährend. Manchmal hob er den Kopf empor, blickte vor sich, rief wieder, und eine andere Stimme ließ sich immer näher vernehmen. Kaum vermochte ich es noch zu hören, meine Kräfte gingen zu Ende; meine Finger spreizten sich; meine Hand versagte mir die Stütze; mein krampfhaft geöffneter Mund füllte sich mit Wasser; ich erstarrte vor Kälte. Zum letzten Mal hob ich den Kopf empor, dann versank ich . . .

      Im selben Augenblick stieß ein Körper gegen mich; ich klammerte mich an. Ich fühlte, daß man mich an die Oberfläche zog, daß meine Brust wieder aufatmete, dann wurde es Nacht um mich . . .

      Gewiß bin ich durch das kräftige Reiben, womit man mich bearbeitete, bald wieder zu mir gekommen. Ich schlug ein wenig die Augen auf . . .

      „Conseil!“ stammelte ich.

      „Mein Herr hat mich gerufen?“ Conseil war schon zur Stelle.

      Da erkannte ich im Dämmer eine Gestalt.

      „Ned!“ rief ich.

      „In eigener Person, mein Herr, um mir meine Prämie zu holen!“ erwiderte der Kanadier.

      „Auch von dem Stoß ins Meer geschleudert . . .?“ Ich rang nach Worten.

      „Ja, Herr Professor, aber ich war besser daran als Sie, da ich sogleich auf einem schwimmenden Inselchen festen Fuß fassen konnte.“

      „Inselchen?“

      „Ja, oder besser, auf unserem Riesen-Narwal.“

      „Erklären . . . bitte . . . Ned.“

      „Klar, warum meine Harpune nicht eindringen konnte und stumpf geworden ist.“

      „Warum . . .?“ Ich hörte mich müde mit leiser Stimme fragen.

      „Weil dieses Tier, Herr Professor, von Eisenblech gemacht ist!“

      Ich mußte mich ein wenig sammeln und meine Erinnerungen beschwören. Ich wurde plötzlich munter.

      Die letzten Worte des Kanadiers bewirkten in meinem Denken eine plötzliche Wandlung. Ich klomm rasch nach oben auf das Geschöpf oder den Gegenstand, der, halb unterm Wasser, uns als Zuflucht diente. Ich probierte mit dem Fuß. Offenbar war es ein harter, undurchdringlicher Körper, nicht der weiche Leib eines großen Seesäugetieres. Aber der harte Körper konnte auch eine knochenartige Schilddecke sein, wie bei den urweltlichen Tieren, und ich hätte jetzt das Ungeheuer unter die Reptilamphibien zu zählen, wie die Schildkröten und Alligatoren. Alles das schoß mir durch den Kopf.

      Nein! Der schwärzliche Rücken, auf dem ich mich befand, war glatt poliert, nicht schuppig. Er ließ, wenn man ihn anklopfte, einen Metallton hören, und so unglaublich es auch war, er schien aus eingebolzten Platten gemacht.

      Ein Zweifel war nicht mehr möglich. Das Tier, das Ungeheuer, das Naturphänomen, das die ganze gelehrte Welt, die Einbildungskraft der Seeleute verrückt und irre geleitet hatte, war — — mochte man es auch wider Willen anerkennen — ein noch erstaunlicheres Wunder, ein Phänomen von Menschenhand.

      „Aber dann mußte dieses Fahrzeug doch eine Maschine und eine Mannschaft haben.“ Ich war noch völlig verwirrt.

      „Offenbar“, gab der Harpunier zu, „dennoch hat diese schwimmende Insel seit den drei Stunden, die ich sie bewohne, noch kein Lebenszeichen von sich gegeben.“

      „Das Fahrzeug ist nicht gefahren?“

      „Nein,

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