Die Propeller-Insel. Jules Verne
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Читать онлайн книгу Die Propeller-Insel - Jules Verne страница 13
Die ganze Stadt ist sehr regelmäßig angelegt. Alleen und Straßen, letztere auch mit Schutzdach über den Trottoirs, schneiden sich, wie die Linien eines Schachbretts, in rechten Winkeln. Gleichmäßigkeit beherrscht den ganzen geometrischen Plan; doch auch an Abwechslung fehlt es nicht, denn die Häuser folgen, was Stil und äußeres Aussehen wie innere Einrichtung betrifft, keiner anderen Regel, als der Fantasie der Architekten. Mit Ausnahme einiger, mehr dem Handel dienenden Straßen, bilden die Häuser der übrigen mehr eine Art Paläste mit ihren von eleganten Nebengebäuden begrenzten Vorhöfen, dem architektonischen Reichtum ihrer Fassaden, mit der luxuriösen Ausstattung der Wohnräume und den Gärten oder richtiger den Parks, die zu jedem Grundstück gehören. Immerhin fällt es auf, dass die Bäume darin nirgends ihre volle Entwicklung erreicht haben. Dasselbe gilt für die an den Durchschnittsstellen der Hauptverkehrsadern ausgesparten Squares, auf denen man zwar Rasenflächen von entzückender Frische findet, während die Baumgruppen mit ihrem Gemisch von Arten aus der gemäßigten und der heißen Zone dem Erdboden noch nicht genug Nährstoffe abgesaugt zu haben scheinen. Gerade diese Eigentümlichkeit bildet einen scharfen Gegensatz zu dem Teile des westlichen Amerika, wo in der Nachbarschaft der großen kalifornischen Städte geradezu Riesenwälder die Regel sind.
Das Quartett schlenderte so für sich hin, wobei sie das betreffende Stadtviertel jeder nach seiner Neigung in Augenschein nahmen, Yvernes angezogen von dem, was Frascolin weniger interessierte, Sébastien Zorn von dem, was Pinchinat mehr gleichgültig ließ … alle jedoch höchst begierig, das Geheimnis zu durchdringen, das die ihnen unbekannte Stadt umhüllte. Die Verschiedenheit der Anschauungen musste gerade eine Menge recht bezeichnender Beobachtungen ergeben. Übrigens ist ja auch Calistus Munbar bei der Hand, der auf jede Frage eine Antwort weiß. Doch was sagen wir … eine Antwort?… Er wartet gar nicht ab, bis man ihn fragt, er spricht, plaudert, erklärt in einem fort. Seine Wörtermühle dreht sich schon beim leisesten Lufthauch. Eine Viertelstunde nach dem Weggange aus dem Exzelsior-Hotel sagt Calistus Munbar:
»Wir befinden uns jetzt in der Third Avenue, und deren hat die Stadt dreißig. Diese hier, die an Verkaufsläden reichste, bildet unseren Broadway, unsere Regent-Street, unsere Große Friedrichsstraße oder unseren Boulevard des Italiens. In ihren Magazinen und Bazaren findet man das Überflüssige neben dem Notwendigen, alles, was für verfeinertes Wohlleben und modernen Komfort nur irgend verlangt werden kann.«
»Die Magazine sehe ich wohl«, bemerkt Pinchinat, »doch keine Einkäufer …«
»Vielleicht ist es noch zu früh am Morgen …?« setzt Yvernes hinzu.
»Nein, das kommt daher«, antwortet Calistus Munbar, »dass die meisten Bestellungen telefonisch oder auch telautografisch erfolgen …«
»Telautografisch?… Was bedeutet das?« fragt Frascolin.
»Das bedeutet, dass wir vielfach den Telautografen benützen, einen sinnreichen Apparat, der die Handschrift ebenso überträgt, wie das Telefon die Sprache, ohne den Kinetografen zu vergessen, der alle Bewegungen nachbildet und für das Auge dasselbe ist, was der Phonograph für das Ohr ist – und endlich das Telefot, das jedes Bild wiedergibt. Der Telautograf bietet eine weit größere Sicherheit als die einfache Depesche, mit der jeder Beliebige Missbrauch treiben kann, deshalb können wir auf elektrischem Wege Bestellungen aufgeben und Rechnungen senden oder Verträge schließen …«
»Auch Eheverträge vielleicht …«, unterbricht ihn Pinchinat ironischen Tones.
»Gewiss, Herr Bratschist. Warum sollte man sich nicht mittels elektrischen Drahtes verheiraten können …«
»Und auch wieder scheiden?…«
»Auch wieder scheiden! Das kommt sogar noch häufiger vor!«
Der Cicerone lacht dazu so unbändig, dass alle Schmuckgegenstände an seiner Weste zittern und klirren.
»Sie sind recht lustiger Natur, Herr Munbar«, sagt Pinchinat, der von der Heiterkeit des Amerikaners angesteckt wird.
»Warum nicht? Wie ein Schwarm Buchfinken an einem sonnigen Tage!«
Jetzt zeigt sich eine größere Querstraße. Es ist die Neunzehnte Avenue, aus der jeder Handelsverkehr verbannt ist. Durch dieselbe verlaufen, wie durch die anderen, zwei Trambahngleise. Schnell rollen die Wagen darüber hin, ohne ein Körnchen Staub aufzuwirbeln, denn die mit einem unveränderlichen Belag von Karry oder australischem Jarraholz – warum nicht von brasilianischem Mahagoni? – versehene Straßenfläche ist so sauber, als hätte man sie mit Schmirgelpapier abgerieben. Frascolin, der alle physikalischen Erscheinungen scharf beobachtet, meint, dass sie unter den Füßen fast einen metallischen Klang hören lasse.
»Das sind offenbar großartige Eisenindustrielle!« sagt er für sich. »Nun stellen sie gar die Fahrwege aus Eisenguss her!«
Eben wollte er sich bei Calistus Munbar darüber näher unterrichten, als dieser ausrief:
»Sehen Sie sich dieses Hotel an, meine Herren!«
Er zeigt dabei nach einem umfänglichen und großartigen Bauwerk, dessen Seitenflügel, die einen Schmuckhof begrenzen, durch ein Gitter aus Aluminium verbunden sind.
»Dieses Hotel, man könnte sagen, dieser Palast wird von einer der ersten Familien der Stadt bewohnt. Ich erwähnte Ihnen bereits Jem Tankerdon. Der Mann ist Eigentümer unerschöpflicher Petroleumquellen in Illinois und der reichste und deshalb der ehrbarste und verehrteste unserer Mitbürger …«
»Mit einem Vermögen von Millionen?« fragt Sébastien Zorn.
»Pah!« stieß Calistus Munbar hervor. »Eine Million ist für uns so viel wie ein Dollar, und deren gibt’s hier