Die Propeller-Insel. Jules Verne
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Читать онлайн книгу Die Propeller-Insel - Jules Verne страница 11
»Nehmen Sie meinen Vorschlag an, meine Herren?«
»Mit Vergnügen«, versichert jetzt Sébastien Zorn, den der Hunger und die Ermüdung bestimmen, eine derartige Einladung nicht abzuweisen.
»Also abgemacht!« erwidert der Amerikaner. »Wir brechen sofort auf, sind binnen zwanzig Minuten am Ziele, und ich weiß, dass Sie mir dafür Dank wissen werden.«
Selbstverständlich hatten sich nach den Hurras, die der exekutierten Katzenmusik folgten, die Fenster der Häuser sogleich wieder geschlossen. Die Lichter erloschen und Freschal verfiel aufs neue in tiefen Schlaf.
Von dem Amerikaner geführt, begeben sich die Musiker nach dem Kremser, bringen darauf ihre Instrumente unter und nehmen im hinteren Teile des Gefährtes Platz, während sich ihr freundliche Führer ganz vornhin neben den Mechaniker setzt. Dann wird ein Hebel umgelegt, die elektrischen Akkumulatoren treten in Wirkung, der Wagen rückt von der Stelle und kommt sehr bald in rasche Bewegung nach Westen hinaus.
Nach einer Viertelstunde leuchtet ein ausgebreiteter weißlicher Schein auf, ein die Augen blendendes Durcheinander von leuchtenden Strahlen. Da liegt also eine Stadt, von deren Vorhandensein unsere Pariser gar keine Ahnung hatten.
Der Kremser hält an und Frascolin sagt:
»Aha, da wären wir ja an der Küste.«
»An der Küste … nein«, entgegnet der Amerikaner. »Das ist ein Strom, den wir zu überschreiten haben.«
»Doch auf welche Weise?« fragt Pinchinat.
»Mittels der Fähre hier, die gleich unseren Wagen aufnimmt.«
In der Tat liegt vor ihnen eines der in den Vereinigten Staaten so häufigen Ferry-boats, auf das der Wagen samt Insassen hinüberrollt. Ohne Zweifel wird dieses Ferry-boat durch Elektrizität angetrieben, denn es stößt keinen Dampf aus, und schon zwei Minuten später legt es nach Überschreitung des Wassers an der Kaimauer eines Bassins im Hintergrunde eines Hafens an.
Der Kremser rollt nun durch über Land führende Alleen weiter und dringt in eine Parkanlage ein, über die hoch oben angebrachte elektrische Lampen helles Licht ausgießen.
Am Gitter dieses Parks öffnet sich ein Tor, der Zugang zu einer breiten und langen, mit tönenden Platten belegten Straße. Fünf Minuten später steigen unsere Künstler am Vorbau eines eleganten Hotels aus, wo sie auf ein Wort des Amerikaners hin mit vielversprechender Zuvorkommenheit empfangen werden. Man geleitet sie sofort nach einer luxuriös ausgestatteten Tafel, und sie nehmen – wie sich wohl voraussetzen lässt, mit bestem Appetit – ein reichliches Abendessen ein.
Nach Beendigung desselben führt sie der Oberkellner nach einem sehr geräumigen Zimmer mit mehreren Glühlampen, die durch niederzulassende Schirme in mild leuchtende Nachtlampen verwandelt werden können. Die Erklärung aller dieser Wunder von dem kommenden Morgen erwartend, schlummern sie endlich in den die vier Zimmerecken einnehmenden bequemen Betten ein und schnarchen mit der außergewöhnlichen Übereinstimmung, der das Konzert-Quartett seinen künstlerischen Ruhm verdankt.
1 Figur in der griechischen Mythologie, der schöne und ewig jugendliche Liebhaber der Mondgöttin Selene <<<
2 Gestalt aus Schillers „Räubern“ <<<
3 Sohlengänger, Landwirbeltiere, die bei der Fortbewegung die gesamte Fußsohle aufsetzen, Bsp: Bären oder Menschenaffen <<<
4 Das Motto des Dartmouth College ist „Vox Clamantis in Deserto" („Eine Stimme ruft in der Wüste") Sinngemäß: Ein (einsamer) Rufer in der Wüste. <<<
Drittes Kapitel – Ein redseliger Cicerone
Am frühen Morgen, gegen sieben Uhr, erschallen nach täuschender Nachahmung des Tones einer Trompete – gleich dem ersten Signal bei der Reveille eines Regiments – im gemeinschaftlichen Zimmer folgende Worte oder richtiger Rufe:
»Allons! … Hopp! … Auf die Füße … und in zwei Tempos!« … womit Pinchinat den jungen Tag einleitet.
Yvernes, das bequemste Mitglied des Quartetts, hätte gewiss drei, oder noch lieber vier, Tempos vorgezogen, um sich aus den molligen Hüllen des Bettes zu schälen. Doch auch er muss dem Beispiele seiner Kameraden folgen und die horizontale Lage gegen die vertikale Haltung vertauschen.
»Wir haben keine einzige Minute zu verlieren!« bemerkt Seine Hoheit.
»Freilich«, schließt Sébastien Zorn sich ihm an, »denn morgen müssen wir unbedingt in San Diego sein.«
»Schon recht«, erwidert Yvernes, »ein halber Tag wird ja ausreichen, die Stadt unseres liebenswürdigen Amerikaners zu besuchen.«
»Was mich verwundert«, lässt sich Frascolin vernehmen, »ist, dass überhaupt eine so bedeutende Stadt in der Nähe von Freschal liegt! … Wie mochte es nur kommen, dass unser Kutscher davon kein Sterbenswörtchen gesagt hat?«
»Die Hauptsache bleibt doch, dass wir hier sind, alter G-Schlüssel«, bemerkt Pinchinat.
Durch zwei große Fenster dringt reichliches Licht ins Zimmer, das auf etwa eine Meile Länge Aussicht nach einer schönen, mit doppelter Baumreihe geschmückten Straße bietet.
Die vier Freunde beginnen nun in einem behaglichen Nebenraume ihre Toilette, übrigens eine kurze und leichte Arbeit, denn alles