Ellingham Academy - Die Botschaft an der Wand. Maureen Johnson

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Ellingham Academy - Die Botschaft an der Wand - Maureen  Johnson Ellingham Academy

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wie ein Mantel. Das war ein Grund, weshalb die Ellingham ihre Schüler mit leistungsfähigen Stabtaschenlampen ausstattete. Ohne die konnte man sich auf ein ziemliches Abenteuer gefasst machen, wenn man nach Einbruch der Dunkelheit das Haus verließ. Heute war es zudem auch noch bewölkt und am Himmel waren kaum Sterne zu sehen, als sie sich auf den Weg zum Kunstschuppen begab. Sie bemühte sich, nicht vom Pfad abzukommen, und war ausnahmsweise mal dankbar für das gespenstisch blaue Leuchten der Sicherheitskameras, die Edward King überall hatte installieren lassen.

      Die Fahrt zurück zur Schule war etwas unangenehm verlaufen. Sie war von Mark Parsons, dem Grundstücksverwalter, aus Burlington abgeholt worden, einem ernsten, kernigen Typen mit Quadratschädel und einer sehr funktional aussehenden Jacke der Traktormarke John Deere. Er fuhr einen SUV mit einer dieser Handyhalterungen am Armaturenbrett, um den schier endlosen Strom an eingehenden Nachrichten über Rohre und Baumaterialien und das Kommen und Gehen seiner Mitarbeiter zu überwachen. Stevie hatte mit ihrer Verspätung seinen gesamten Tagesablauf durcheinandergebracht und entsprechend kleinlaut auf dem Beifahrersitz gehockt.

      Zu ihrer Entschuldigung hatte sie behauptet, sie wäre von ihren Emotionen über Dr. Fentons Tod überwältigt worden und in ihrer Trauer eine Weile durch deren alte Wohngegend spaziert. Das war zwar ziemlich daneben und noch dazu höchst respektlos Dr. Fenton gegenüber, aber sie befand sich in einer besonderen Lage und die erforderte nun mal besondere Maßnahmen. Ein bisschen wie bei Rose und Jack am Ende von Titanic. Klar war diese Tür nicht gerade das beste Floß der Welt gewesen, doch wenn man die Wahl zwischen einem Stück Treibholz und dem tiefen, eisigen Ozean hatte, dann nahm man eben das Treibholz. (Neben Kriminalfällen galt Stevies große Leidenschaft Katastrophen, weshalb sie den Film ziemlich oft gesehen hatte und überzeugt war, dass auf der Tür mehr als genug Platz für zwei gewesen wäre. Und das bedeutete, Jack war ermordet worden, Ende der Diskussion.)

      Folglich hatte Stevie die ganze zwanzigminütige Fahrt über den Trauerkloß mimen müssen, bis Mark das unbehagliche Schweigen nicht mehr aushielt und das Radio einschaltete. In den Nachrichten wurde Schnee angekündigt. Und zwar in großen Mengen.

      »Wir müssen uns auf einen ausgewachsenen Schneesturm gefasst machen«, sagte der Sprecher, als sie in die steile, gewundene Straße einbogen, die durch den Wald hoch zur Schule führte. »Es könnte einer der schlimmsten der letzten zwanzig Jahre werden.«

      »Was passiert eigentlich hier oben bei so einem Monstersturm?«, wollte Stevie wissen.

      »Manchmal fällt ein Weilchen der Strom aus«, antwortete Mark. »Aber dafür haben wir ja Kamine und einen Generator. Genau darum war ich übrigens auch gerade in der Stadt. Hab Ausrüstung und ein paar zusätzliche Vorräte geholt, aber jetzt muss ich dringend zurück zur Schule.«

      Stevie entging nicht das stumme »Und dank dir bin ich spät dran«, das in seinen Worten mitschwang.

      Mark setzte sie an der Einfahrt ab, von wo aus sie sich auf den Weg zum Kunstschuppen machte, denn dort hielt Janelle den Testlauf für ihre Maschine ab. Sie kam an den Steinköpfen vorbei und das Knirschen des Kieses unter ihren Füßen vermischte sich mit all den nächtlichen Geräuschen, an die sie sich noch immer nicht ganz gewöhnt hatte. Ständig raschelte es irgendwo und über ihr riefen Eulen. Es waren Geräusche, die erahnen ließen, dass sich hier nachts wesentlich mehr abspielte als tagsüber. (Und dennoch gab es eine Kreatur, die Stevie zu ihrem Bedauern bislang nicht zu Gesicht bekommen hatte, trotz der zahllosen Warnschilder entlang der Autobahn mit der Aufschrift »Elche«. Einen einzigen Elch, mehr wollte sie doch gar nicht. War das denn zu viel verlangt? Stattdessen schien dieser Wald nichts als einen Haufen unsichtbarer Eulen zu beherbergen, und wenn Stevie eins über diese Vögel zu wissen glaubte, dann, dass sie ganz wild auf alles waren, was glänzte, und einem mit Begeisterung die Augen auspicken würden, wenn sich die geringste Chance bot.)

      Sie war so versunken in ihre strudelnden Gedanken über Ellie, Wände, Eulen und Elche, dass sie gar nicht mitbekam, wie sich von hinten jemand näherte.

      »Hey«, sagte eine Stimme.

      Stevie machte einen ungelenken Hopser zur Seite, wirbelte herum und riss dabei schützend die Arme hoch. Die Person hinter ihr sah aus, als stammte sie selbst von Eulen ab, mit ihren großen, neugierigen Augen und dem spitzen, verschlossenen Gesicht.

      »Deine Mentorin ist also gestorben«, bemerkte sie.

      Mit Small Talk hatte Germaine Batt sich noch nie aufgehalten. Stevie hatte einen Fall aufzuklären, Germaine brandheiße Storys aufzuspüren. Sie war durch ihren journalistischen Ehrgeiz an der Ellingham gelandet, genauer gesagt, durch ihre Website, Der Batt-Bericht. Diese hatte sich in letzter Zeit von einem unbekannten zu einem mittelbekannten Blog gemausert, was Germaine hauptsächlich ihren Insiderreporten über die Todesfälle von Hayes Major und Element Walker sowie das allgemeine Unglück, das die Ellingham Academy immer wieder heimzusuchen schien, zu verdanken hatte. Wie die Eule blieb sie gern im Verborgenen und jagte bei Nacht, unermüdlich auf der Suche nach Neuigkeiten, die ihr noch mehr Klicks einbringen würden.

      »War ein Unfall«, entgegnete Stevie.

      »Das haben sie über Hayes auch behauptet, bis du das Gegenteil bewiesen hast. Wo du bist, ist immer ’ne Menge los, was?«

      »Wo wir sind«, korrigierte Stevie. »Aber ja, scheint so.«

      Sie ging weiter Richtung Kunstschuppen und Germaine folgte ihr. Zwar hätte Stevie sich Angenehmeres vorstellen können, als sich von Germaine mit indiskreten Fragen bombardieren zu lassen, aber sie musste sich eingestehen, dass es beruhigend war, nicht allein durch den Wald zu müssen. Auch wenn sie das niemals laut gesagt hätte.

      »Hab gehört, ihr kriegt einen neuen Mitbewohner«, wechselte Germaine das Thema.

      »Ach was. Wo hast du das denn her?«

      Germaine zuckte mit den Schultern, wie um anzudeuten, dass man manchmal eben einfach nicht wusste, auf welchen Wegen einen Informationen erreichten. Vielleicht hatte der Wind sie einem zugeflüstert.

      »Keinen Schüler von hier. Irgend so einen Typen von außerhalb, stimmt’s?«

      »Hunter. Er war Fentons Neffe.«

      »Fenton?«, fragte Germaine.

      »So hieß sie. Dr. Fenton.«

      »Und warum darf dieser Typ von außerhalb hier wohnen?«

      »Weil die Schule Mitleid hat«, sagte Stevie.

      »Schulen können Mitleid empfinden?«

      »Unsere anscheinend schon. Immerhin hat Dr. Fenton ein Buch über die Ellingham Academy geschrieben. Und wahrscheinlich ist es keine schlechte Idee, sich ein bisschen für die Gemeinschaft zu engagieren, nachdem …«

      »… hier einer nach dem anderen ins Gras beißt?«, ergänzte Germaine.

      Stevie ignorierte die Bemerkung und konzentrierte sich auf den warmen Lichtschein des Kunstschuppens vor ihnen.

      »Suchst du nach einer neuen Story?«, fragte sie dann. »Janelle testet gleich ihre Maschine. Wie wär’s, wenn du darüber berichtest?«

      »So ein Human-Interest-Kram liegt mir nicht«, lehnte Germaine ab. »Was ist mit David? Angeblich ist er wegen irgendeiner Familiengeschichte nach Hause gefahren, aber das stinkt doch zum Himmel. Und ihr zwei seid schließlich zusammen oder so ähnlich, stimmt’s? Wo ist er jetzt?«

      »Ich dachte,

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