Ellingham Academy - Die Botschaft an der Wand. Maureen Johnson

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Ellingham Academy - Die Botschaft an der Wand - Maureen  Johnson Ellingham Academy

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auch. Aber David ist verprügelt worden und dann verschwunden und keiner scheint eine Ahnung zu haben, wohin. An einem Ort wie dieser Schule sollte man so was nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die letzte Person, die von hier verschwunden ist, wurde tot in einem Tunnel gefunden. Also noch mal: Wo ist er? Weißt du was oder nicht?«

      »Oder nicht«, antwortete Stevie.

      »Und außerdem war er mit Ellie befreundet. Glaubst du, David steckt vielleicht auch in einem Tunnel fest?«

      Stevie hielt ihre Chipkarte vor das Lesegerät an der Tür des Kunstschuppens. Dann schob sie sich leise hinein und ließ Germaine im Dunkeln zurück.

      In einer Ecke des Kunstschuppens erhob sich eine riesige, völlig verrückt aussehende Installation. Vi war gerade dabei, ein Holzschild mit der Aufschrift »Rube’s Diner« aufzuhängen, während Janelle mit einer Wasserwaage hin- und hereilte und letzte Details überprüfte. Janelle hatte das Budget, das die Schule ihr für die Rube-Goldberg-Maschine zur Verfügung gestellt hatte, restlos aufgebraucht und sich darüber hinaus jegliches Cafeteria-Inventar unter den Nagel gerissen, das gerade nicht benötigt wurde. Ihre maßangefertigten Pfosten hielten nun leicht geneigte Regalbretter, auf denen Teller und Tassen zu kunstvoll arrangierten Stapeln zusammengeklebt worden waren. Überall standen kleine Tischchen mit noch mehr Geschirr und sorgfältig darum gruppierten Stühlen. Stevie entdeckte mehrere alte Toaster und einen Limonadenspender. Und alles war durch ein komplexes System aus Plastikröhren und -rinnen miteinander verbunden, die das Ganze in die Frankenstein-Version eines Imbisses verwandelten.

      Nate sah von seinem Handy auf.

      »Na, da war aber jemand wirklich überzeugt, dass Reden hilft, so lange, wie du weg warst«, begrüßte er sie.

      »Ich war in Burlington.«

      »Wie das denn? Ich dachte, die hätten nach Davids Klopp-und-weg-Aktion den Shuttleservice eingestellt.«

      »Okay!«, rief Janelle in diesem Moment. »Ich wäre dann so weit!«

      Vi kam und setzte sich zu ihnen. Nate musterte Stevie forschend, aber Stevie richtete ihre Aufmerksamkeit demonstrativ nach vorn.

      »Also«, sagte Janelle und verknotete nervös die Finger. »Ich halte jetzt erst einen kleinen Vortrag und danach lassen wir das Ding laufen. Okay. Dann mal los. Sinn und Zweck der Ingenieurskunst ist es, etwas Kompliziertes so stark wie möglich zu vereinfachen. Sinn und Zweck einer Rube-Goldberg-Maschine ist es, etwas Einfaches so stark wie möglich zu verkomplizieren …«

      »Wozu das denn?«, wollte Nate wissen.

      »Weil’s Spaß macht«, erwiderte Janelle. »Und weil ich’s kann. Nicht unterbrechen, ich muss das jetzt durchziehen. Also noch mal: Sinn und Zweck der Ingenieurskunst ist es, etwas Kompliziertes so stark wie möglich zu vereinfachen. Sinn und Zweck einer Rube-Goldberg-Maschine ist es, etwas Einfaches so stark wie möglich zu verkomplizieren. Die Maschine hat ihren Ursprung in einem Comic. Rube Goldberg war Cartoonzeichner, aber auch Ingenieur. Er hat eine Figur namens Professor Lucifer Gorgonzola Butts erschaffen … Der Name sorgt doch hoffentlich für ’nen Lacher, oder?«

      Vi hob aufmunternd den Daumen.

      »Okay, dann mache ich da eine kleine Pause. Also, jedenfalls baut dieser Professor Butts total absurde Apparaturen für ganz simple Abläufe, wie zum Beispiel sich den Mund mit einer Serviette abzuwischen. Die Comics fanden so großen Anklang, dass Goldberg die Maschinen zu einem regelmäßigen Bestandteil seiner Geschichten machte, und später sollte sich daraus ein regelrechter Wettbewerb …«

      Stevies Gedanken schweiften ab. Konnte man Mord auch so umschreiben? Als etwas im Grunde Einfaches, das sehr schnell zu Komplikationen führte?

      »… die Gesamtgröße darf drei mal drei Meter nicht überschreiten und erlaubt ist nur eine einzige hydraulische …«

      Wer hatte bloß diese Botschaft an ihre Wand projiziert? Und was hatte die Person damit bezwecken wollen? War es nur ein Streich gewesen? Aber wenn es Hayes oder David gewesen war und Ellie das gewusst hatte, warum hatte sie es ihr dann nicht einfach erzählt?

      »… und die diesjährige Aufgabe ist es, ein Ei aufzuschlagen.«

      Janelle platzierte vorsichtig ein Ei in einem kleinen Eierbecher auf einem Tisch nahe der Wand, die mit einer weißen Plastikplane abgehängt war.

      »Okay.« Janelle trat wieder nach vorn. »Los geht’s!«

      Sie drückte auf eine Taste an einem der Toaster, aus dem eine Sekunde später eine Plastikbrotscheibe geschossen kam. Diese prallte gegen einen kleinen Holzhebel oberhalb des Toasters, wodurch sich eine Metallkugel in Bewegung setzte und eine Reihe von Rinnen hinunterrollte, die an einer Menütafel befestigt waren. Die Kugel kullerte weiter über ein Tablett in den Händen einer Porzellanfigur in Form eines Kochs, bevor sie in eine der beiden Schalen einer Waage fiel. Dadurch erhob sich die zweite Schale und stieß eine weitere Kugel an.

      Diese Maschine war Logik in reinster Form. Sie veranschaulichte, wie ein vermeintlich unwichtiger Auslöser eine riesige Abfolge von Ereignissen in Gang setzte. Die Kugel kam ins Rollen und brachte die unwahrscheinlichsten kleinen Einzelteile ins Spiel. Hayes, der ein Video über den Ellingham-Fall drehte. Janelles Chipkarte, die jemand gestohlen hatte, um an das Trockeneis zu gelangen. Die Botschaft an Stevies Wand. Hayes, der am Drehtag in letzter Sekunde kehrtmachte, angeblich, weil er etwas vergessen hatte, und dann nie wieder auftauchte. Stevie, die dahinterkam, dass Ellie Hayes’ Serie geschrieben hatte. Ellie, die durch eine Wand im Tunnel verschwand und darin sterben sollte.

      Eine dritte Kugel wurde auf die Reise geschickt und knallte gegen einen Tassenstapel, der in den Limonadenspender kippte. Aus Letzterem strömte daraufhin Flüssigkeit in drei Plastikkaraffen, deren Gewicht wiederum als Auslöser diente für …

      Stevie blinzelte erschrocken, als drei Paintball-Gewehre gleichzeitig auf das Ei feuerten, das in einer spektakulären Explosion aus Rot, Blau, Gelb und durchsichtigem Glibber zu Bruch ging.

      Vi sprang jubelnd auf und fiel Janelle um den Hals.

      »Gar nicht schlecht«, befand Nate.

      Stevie nickte abwesend. Na klar, sie hatte verpasst, was den Schuss ausgelöst hatte! Es musste irgendetwas direkt vor ihrer Nase gewesen sein, aber sie sah es einfach nicht. Wo sucht man den, der nie wirklich ist da …

      Wenn im ersten Akt eine Waffe eingeführt wurde, dann konnte man davon ausgehen, dass sie irgendwann zum Einsatz kam. Meistens im dritten Akt.

      Das war eine der wichtigsten Lektionen, die ein Kriminalermittler lernte: Lass niemals die Waffe aus den Augen.

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      4. April 1936

      Dottie Epstein hatte gar nicht vorgehabt, Francis und Eddie nachzuspionieren. Sie hatte lediglich mit ihrem Buch hoch oben in einer Astgabel gehockt, dick eingemummelt in einen braunen Wollpullover, den ihr ihre Tante Gilda gestrickt hatte. Jetzt im April war es zwar noch nicht sonderlich warm hier oben, aber immerhin herrschte auch kein Dauerfrost mehr und man konnte sich wieder freier bewegen.

      Es tat gut, durch den Wald zu streifen und die frische Luft einzuatmen. Dieser Baum war einfach genau der richtige Ort, um sich ungestört

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