Der arme Jack. Фредерик Марриет

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Der arme Jack - Фредерик Марриет

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anzureden versuchte (denn als Beischiffsführer kam er viel ins Haus hinauf), wandte sie sich mit der unaussprechlichsten Geringschätzung von ihm ab. Nun war mein Vater zu jener Zeit ungefähr dreissig Jahre alt und hielt sich für kein Dünnbier, wie man zu sagen pflegt. Er war ein grosser, hübscher Mann und hatte ein so gutes Aussehen, dass man ihn an Bord der ‚Druide‘ nur den „schönen Jack“ zu nennen pflegte. Ausserdem trug er einen Haarzopf von ganz ausserordentlicher Dicke und Länge, auf den er sich nicht wenig zu gute that, da er bis zu den Hosen hinunterreichte. Seine Haare waren schwarz, glänzend, und seine Schmachtlocken (wie die Matrosen den Haarwisch nennen, den sie über ihren Schläfen gedreht tragen) von der gewinnendsten Beschaffenheit. Mein Vater erzählte mir, als er meine Mutter zum erstenmal mit ihrer Oberbramsegelkappe auf der Hinterseite ihres Kopfes, die so ganz anders als das Fahrzeug im allgemeinen war, gesehen habe, sei er sehr geneigt gewesen, sie zu entern; wie sie ihn aber in dem gedachten Stil abkappte, holte „der schöne Jack“, um den sich die Damen von Sally-Port und Castle-Rag rissen, im Nu seinen Wind, zog seine weissen Hosen auf und zeigte ihr die Ferse, so dass sie stets den Anblick seines Rückens hatte, so oft sie sich gegenseitig begegneten. Für geraume Zeit würdigte er sie keines Blickes. Nun übte die Thatsache, dass mein Vater ihre Verachtung erwiderte, die gewöhnliche Wirkung. Anfangs war sie sehr wild und bezeichnete ihn, wenn sie mit Lady Herkules über ihn sprach, nur als den „stolzen Beischiffsführer, der sich mit seinem unflätigen Haarzopfe für einen weit grössern Mann halte, als Sir Herkules selbst sei.“ Mein Vater dagegen nannte sie unter der Bootsmannschaft „die stolze Kammerkatze“. So gingen die Sachen eine Zeitlang fort, bis meine Mutter, die meines Vaters schöne Proportionen ohne Unterlass im Auge hatte, jeden Tag einen anständigeren Mann in ihm fand und endlich durch einige Annäherungen von ihrer Seite ein gemeinschaftliches Einverständnis herbeiführte.

      Zweites Kapitel.

      Mein Vater handelt nach der Weise der meisten Matrosen — er schliesst eine thörichte Heirat. Eine von den Folgen derselben tritt mit dem Schlusse dieses Kapitels ans Licht.

      Ich habe zuletzt bemerkt, dass meine Mutter und mein Vater endlich zu einem guten, wechselseitigen Einvernehmen kamen; gleichwohl aber trug Mamsell Araminta (denn so wollte sie durchaus genannt werden) Sorge dafür, meinen Vater wissen zu lassen, sie halte es für eine Herabwürdigung ihrer selbst, dass sie ihre reizende Persönlichkeit an den Beischiffsführer eines Kapitäns hingebe. Sie teilte ihm mit, ihr Vater sei ein königlicher Diener gewesen (und man konnte ihn in der That wohl in diesem Lichte betrachten, da er als Briefträger bei der Stadtpost funktioniert hatte), und ihre Mutter habe die ersten Persönlichkeiten des Landes auf ihrem Kerbholze (sie war nämlich Milchfrau); sie selbst aber habe einen jungen Baronet verpflegt und sei jetzt nicht nur eine Kammerjungfer, sondern sogar die Kammerjungfer einer gnädigen Frau. Diese wichtige Mitteilung nahm sich mein Vater tief zu Herzen und konnte kaum seinen Ohren trauen, als er vernahm, dass ihm das gute Glück einer derartigen Eroberung beschieden war; indes wird die Folge lehren, dass seine Heirat nicht sehr glücklich ausfiel. Er pflegte mir zu sagen: „Jack, lass Dir raten und heirate nie über Deinen Stand. Du kannst dabei mich zum Beispiel nehmen. Nichts anderes wollte mir gut genug sein, als die Kammerjungfer einer gnädigen Frau, obschon ich nicht einmal das Recht hatte zu einer blossen Kammerjungfer aufzublicken, wäre Deine Mutter lieber nur ein einfaches Dienstmädchen gewesen, so hätte alles gut ausfallen können.“ Doch derartige nachherige Erwägungen kommen zu spät, ich selbst wundere mich nicht über die Verblendung meines armen Vaters, denn „siehst Du, Jack,“ sagte er zu mir, „nachdem ich daran gewöhnt gewesen war, nichts als Pointweiber zu sehen, die so schlaff in ihren Stengen und so ungeordnet in ihrem Takelwerk waren, traf ich mit einem Fahrzeuge, wie Deine Mutter, zusammen — so schmuck und nett, alle Taue angespannt, die Stagen wohl gesetzt, jeden Tag in der Woche weisses Hängemattentuch ausgebreitet, mit einem Shawl unter Segel, gleich einer seidenen Flagge, und einer schelmischen Marssegelhaube mit rotem Wimpel. Ei, es war in der That, als ob ich Gesellschaft hielte mit einer zierlichen, kleinen Fregatte, die mit einer Flotte von Kohlenschiffen den Kanal hinunterrollt. Aber wie dem sein mag, hübsche Federn machen nicht gerade hübsche Vögel, und schön ist, wer schön thut.“

      Meines Vaters Vermählung wurde jedoch durch Umstände beschleunigt. Eines Morgens hatte er eben sein Tabakröllchen aus der Backe genommen, den Mund mit dem Rücken seiner Hand abgewischt und war eben im Begriffe, einen keuschen Kuss auszutauschen, als Lady Herkules zufälligerweise in die Küche herunterkam — ein höchst seltenes Ereignis, das sich bei einer Dame von ihrem hohen Geiste durchaus nicht erwarten liess. Sie ertappte meinen Vater und meine Mutter auf der That, machte mit einem Ausrufe des Entsetzens „Schiff um“, wie es mein Vater nannte, „und wrickte im Nu die Treppe hinauf“. Ein schallendes Geklingel rief meine Mutter vor, so dass mein Vater in nicht sehr angenehmer Spannung zurückblieb, denn er berechnete, inwieweit Sir Herkules „das Küssen des Kammermädchens einer gnädigen Frau“ unter den Kriegsartikel, der von Verachtung der Vorgesetzten handelt, bringen könne, und wie viele Dutzend Küsse sein Rücken als Erwiderung durch die Katze erhalten dürfte. Während er sich in diese lieblichen Betrachtungen vertiefte, goss Lady Herkules alle nur erdenklichen Anathemas gegen den Mangel an Zartgefühl und Anstand aus, den sich meine Mutter hatte zu Schulden kommen lassen; dabei teilte sie ihr mit, es sei rein unmöglich, dass sie die Ausschmückung ihrer Person noch länger einem Geschöpfe anvertrauen könne, welches sich durch einen tabakkauenden Matrosen befleckt habe, denn wie die Schrift sagt: „wer kann Pech anrühren, ohne sich zu besudeln?“

      Obgleich sich meine Mutter vorgenommen hatte, im Falle sich’s bei der Frage um die Stellung oder um den Gatten handle, den letzteren festzuhalten, so schien es ihr doch rätlich, die gnädige Frau womöglich zu versöhnen. Sie zog daher ein Nesseltaschentuch heraus, bedeckte, während Ihre Gnaden schmähten, ihr Gesicht damit und weinte. Lady Herkules fuhr fort zu zürnen, bis sie ausser Atem war und innehalten musste. Meine Mutter erwiderte dann mit tiefer Demut, unter vielen Thränen und häufigem Schluchzen, „man habe ihr freilich in der letzten Zeit so zugeredet (hupp), dass sie endlich ihr Versprechen gegeben habe, zu (hupp) heiraten; aber nur unter einer einzigen Bedingung — ja, in der That — (hupp), dass die gnädige Frau ihre Zustimmung gebe — entschieden unter keiner andern (hupp) — nein, gewiss nicht, auf Ehre! Mr. Sounders sei (hupp) ein vortrefflicher, junger Mann — (hupp) — Sir Herkules so zugethan (hupp), und habe eine so hohe Achtung vor der gnädigen Frau, dass (hupp — hupp — hupp —) er ihr Herz gewonnen habe.“

      Mittlerweile war die gnädige Frau wieder zu Atem gekommen und unterbrach meine Mutter damit, dass sie derselben bemerklich machte, wenn auch alles wahr sei, was sie erwidert habe, so sehe sie doch keinen Grund ein, warum sie sich solche unanständige Freiheiten erlaube; überhaupt habe nicht einmal Sir Herkules von ihr eine derartige Gunstbezeugung genossen, bis er ihr den Ring an den Finger gesteckt. Dann seien allerdings derartige Dinge zulässig — jedoch immerhin nur gelegentlich. Und noch obendrein in der Küche! Sie bemerkte ferner, ob man wissen könne, dass der Beischiffsführer nicht bereits weiss Gott wie viele Weiber habe. Es würde sie nicht überraschen, wenn jener lange Haarzopf nicht schon wenigstens fünf — ja vielleicht sechs oder sieben besitze. Darauf erwiderte meine Mutter: „Nur die Dankbarkeit gegen sie (hupp), weil sie ihre Zustimmung gegeben, mit (hupp) Sir Herkules zu sprechen (hupp), damit er bei der gnädigen Frau ein Fürwort einlege (hupp), habe Mr. Sounders veranlasst (hupp), sich — eine — solche — Freiheit (hupp — hupp — hupp —) zu nehmen — was er nie — zuvor gethan habe, (hupp) — nie! nie — auf Ehre nie! —“ Sie konnte nicht weiter vor Schluchzen.

      Diese Erklärung wirkte etwas besänftigend, und die Kammerjungfer einer gnädigen Frau brachte in der Folge durch Demut und Schmeicheleien ihre Gebieterin dahin, dass sie einwilligte, die Sache mit Sir Herkules ins reine zu bringen, als einzigen Grund für ihr Einschreiten angebend, dass es besser sei, wenn nach der Vertraulichkeit, welche zwischen ihnen vorgegangen sei, die Heirat je eher je lieber stattfinde. Die Wünsche der gnädigen Frau waren Befehle. Sir Herkules erklärte meinen Vater für einen Narren, und das Paar ging mit einander zur Kirche.

      Meine Mutter hatte, wie bereits bemerkt, ein gutes Aussehen und mochte etwa zwei oder drei Jahre älter sein, als mein

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