Die neue Praxis Dr. Norden Box 2 – Arztserie. Carmen von Lindenau
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Читать онлайн книгу Die neue Praxis Dr. Norden Box 2 – Arztserie - Carmen von Lindenau страница 12
Noch vor dem Krankenwagen traf Marga Eberholz, Reinholds Frau, an der Halle ein. Die kleine schmale Frau hatte die Nachricht vom Zusammenbruch ihres Mannes wohl unter der Dusche erreicht. Ihr schulterlanges weißblondes Haar war nass, und sie trug einen roten Jogginganzug und weiße Flip-Flops.
»Was ist mit dir?«, wollte sie von Reinhold wissen. Sie ging neben ihrem Mann in die Hocke und legte ihre Hand liebevoll auf seine Stirn.
»Es ist wohl die Leber«, antwortete er leise.
»Wie schlimm ist es?«, wandte sie sich an Danny und sah ihn mit ihren klaren blauen Augen an.
»Er muss in stationäre Behandlung. Der Krankenwagen ist bereits unterwegs«, klärte Danny sie auf und nannte ihr die Entzündungswerte, die das Labor festgestellt hatte. Als nächste Angehörige hatte sie in einem solchen Notfall das Recht, zu erfahren, wie es um ihren Mann stand.
»Reinhold, Liebling, wie konntest du mir das verschweigen?«, sagte sie fassungslos.
»Du solltest dir keine Sorgen machen.«
»Ich bin deine Frau, ich darf mir Sorgen um dich machen. Ich werde ihn in die Uniklinik bringen lassen. Das ist doch in Ordnung für Sie?«, wandte sie sich an Danny.
»Kein Problem«, entgegnete Danny. Reinhold hatte ihm am Tag zuvor ja bereits angekündigt, dass er die Uniklinik bevorzugte.
Kurz darauf traf der Krankenwagen ein.
Danny informierte die beiden Sanitäter über Reinholds Zustand und überließ ihnen seinen Patienten. »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Herr Eberholz«, verabschiedete er sich von ihm und versprach ihm, sich am nächsten Tag nach ihm zu erkundigen.
»Diesen Vorfall wird er nur schwer vergessen können. Reinhold zeigt nur ungern Schwäche. Wenn etwas nicht so läuft, wie er sich das vorstellt, kann er sogar richtig unausstehlich werden«, verriet Thomas Danny, nachdem die Sanitäter die Trage, auf der Reinhold lag, aus der Halle getragen hatten und Marga ihnen gefolgt war.
»Gilt das auch für den Erfolg und Misserfolg der Bogenschützen in einem Wettbewerb?«, fragte Danny.
»Es bezieht sich eher auf die Baubranche und sein Privatleben. Im Verein wurde das bisher noch nicht so deutlich. Was möglicherweise auch daran liegt, dass wir meistens erfolgreich abschneiden, wenn wir uns mit anderen messen«, fügte Thomas schmunzelnd hinzu. »Allerdings ist er in den letzten Jahren etwas ruhiger geworden. Schade nur, dass er in der Sache mit Severin weiterhin unversöhnlich bleibt.«
»Severin?«, fragte Danny.
»Severin ist sein Sohn. Reinhold hat vor einigen Jahren den Kontakt zu ihm abgebrochen.«
»Wir sollten das Training fortsetzen, Leute. Das erhöht die Chance, Reinhold am Tag des Wettbewerbes eine Freude zu machen. Das wird ihn aufbauen«, sagte Thorsten. Er und Paul hatten wie alle anderen Bogenschützen, die in der Halle waren, ihr Training unterbrochen, nachdem Danny Reinhold zur Hilfe geeilt war.
»Was ist mit dir? Bist du dabei?«, wollte Thomas von Danny wissen.
»Machen wir weiter«, sagte Danny. Er hatte zugesagt, sie zu unterstützen, und er würde sich deshalb so gut wie möglich auf diesen Wettbewerb vorbereiten. Da er an diesem Freitagabend nichts vorhatte und es gut für den Teamzusammenhalt war, ging er nach dem Training auch wieder mit ins Ritterstübel.
Dieses Mal gestattete er sich nur alkoholfreies Bier, weil er mit dem Auto unterwegs war. An diesem Abend war Reinholds Gesundheitszustand das große Thema. Allen war aufgefallen, dass es ihm in den letzten Wochen nicht gut ging, aber da er stets betonte, dass mit ihm alles in Ordnung sei, nahmen sie es alle irgendwann einfach so hin.
»Wie ernst ist es?«, wollte Paul von Danny wissen.
»Frage mich, er muss sich an die Schweigepflicht halten, wenn es um den Gesundheitszustand seiner Patienten geht«, mischte sich Thomas ein.
»Gut, dann frage ich dich«, sagte Paul.
»Ich denke, sein Zustand ist sehr ernst«, antwortete Thomas mit besorgter Miene.
»So ernst, dass Severin es wissen sollte?«, fragte Thorsten.
»Egal, wie es um ihn steht, ich befürchte, dass das nichts ändern wird. In dieser Sache wird Reinhold vermutlich stur bleiben«, entgegnete Thomas nachdenklich.
»Was ist denn zwischen den beiden vorgefallen?«, wollte Danny wissen.
»Severin hat die Rolle des Kronprinzen verweigert. Für Reinhold stand schon bei der Geburt seines Sohnes fest, dass er einmal das Baugeschäft übernehmen wird. Aber Severin hat eine andere Richtung eingeschlagen. Er hat Musik studiert und ist inzwischen Konzertpianist«, erzählte ihm Thomas.
»Künstlerische Berufe gelten bei Reinhold nicht viel. Die haben nichts mit richtiger Arbeit zu tun. Für ihn sind das nur bezahlte Hobbies«, sagte Paul.
»Was ist mit Frau Eberholz? Hat sie Kontakt mit Ihrem Sohn?«, fragte Danny.
»Seitdem er wieder in München ist, trifft sie sich regelmäßig mit ihm. Aber das erzählt sie Reinhold nicht. Vermutlich weiß er nicht einmal, dass Severin wieder hier ist«, sagte Thomas.
»Woher weißt du es?«, hakte Danny nach.
»Severin und ich sind zusammen zur Schule gegangen. Wir sind nach wie vor befreundet. Wir haben immer Kontakt gehalten, obwohl er einige Jahre im Ausland verbracht hat. Inzwischen haben er und seine Frau ein festes Engagement an der Oper hier in der Stadt.«
»Ist sie auch Musikerin?«
»Nein, Balletttänzerin. Die beiden haben eine kleine Tochter. Nina hat vor Kurzem ihren dritten Geburtstag gefeiert, und ihre Oma Marga war auch eingeladen. Reinhold weiß gar nicht, was ihm alles entgeht.«
»Vielleicht verändert ihn diese Krankheit ja doch, und er begreift, was er aufgegeben hat«, spekulierte Thorsten.
»Ich denke, so weit kommt es erst, wenn er weiß, dass sein letztes Stündlein geschlagen hat«, mutmaßte Paul.
»Sein Ende könnte ihn überraschen, und dann bleibt keine Zeit mehr, um etwas gutzumachen. Sollte ich irgendwann einmal Kinder haben, dann werde ich sie so nehmen, wie sie sind. Ich werde ihnen ganz sicher nicht vorschreiben, welchen Beruf sie einmal ergreifen sollen«, sagte Thomas.
»Aber du hättest schon ganz gern, dass auch sie eine Leidenschaft für die Feuerwehr entwickelten, habe ich recht?«, fragte Thorsten augenzwinkernd.
»Klar, wäre das schön, aber ich würde sie garantiert nicht weniger lieben, wenn es nicht so wäre.«
Zu diesem Thema hatte jeder etwas beizutragen. Thorsten erzählte von seinen beiden Töchtern im Teenageralter, die noch zur Schule gingen, und sich noch nicht auf einen Beruf festlegen wollten. Paul gestand ihnen, dass er und Mia noch immer auf Nachwuchs hofften, und Danny gab zu, dass er keine Probleme damit gehabt hatte, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Als er sich gegen elf von seinen Mitstreitern im Bogenschützenwettbewerb trennte, war es ihm, als hätte er den Abend mit guten Freunden verbracht. Er fand es