Die neue Praxis Dr. Norden Box 2 – Arztserie. Carmen von Lindenau
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die neue Praxis Dr. Norden Box 2 – Arztserie - Carmen von Lindenau страница 2
»Wissen Sie, Herr Doktor, manchmal braucht es nur einen Schritt, um die Schatten der Vergangenheit loszuwerden.«
»Und welcher Schritt wäre das in meinem Fall?«, fragte Danny. Er hatte zu Korbinian ebenso viel Vertrauen wie zu Valentina, die ihm stets mit mütterlicher Herzlichkeit begegnete.
»Soll ich es ganz direkt aussprechen?«
»Ich bitte darum.«
»Dann würde ich sagen, es wäre der erste Kuss.«
»Ich werde darüber nachdenken.«
»Das sollten Sie tun.«
»Vielen Dank, für diesen Rat«, sagte Danny lächelnd.
»Sehr gern, Herr Doktor. Um noch einmal auf den Teamwettbewerb der Bogenschützen zurückzukommen. Wären Sie denn bereit, mitzumachen, sollte sich die Vereinsleitung darauf einlassen?«
»Ich müsste vorher trainieren.«
»Kein Problem, das arrangiere ich.«
»Sie dürfen nicht zu viel von mir erwarten. Ich werde nicht mit den Besten mithalten können.«
»Die Hauptsache ist, dass wir einen vierten Mann haben.«
»Also gut, dann versuchen Sie es«, erklärte sich Danny einverstanden.
»Ich melde mich bei Ihnen. Vielen Dank, Herr Doktor.«
»Wir sehen uns dann in vierzehn Tagen zur nächsten Kontrolle wieder«, sagte Danny, als er Korbinian gleich darauf die Tür des Sprechzimmers aufhielt und sich von ihm verabschiedete.
»Ich nehme an, dass wir uns vorher noch einige Male sehen werden. Der Wettbewerb findet bereits am übernächsten Wochenende statt.«
»Das ist nicht viel Zeit.«
»Stimmt, aber Sie bekommen das hin, da bin ich sicher«, sagte Korbinian und wünschte Danny noch einen schönen Tag, bevor er das Sprechzimmer verließ.
Hoffentlich kann ich dieser Vorstellung gerecht werden, die Sie von mir haben, dachte Danny, als er zurück zu seinem Schreibtisch ging, um Frau Lechner, seine nächste Patientin aufzurufen.
»Sie sehen erholt aus, Frau Lechner«, begrüßte er Agnes Lechner, die vor einiger Zeit ihren achtzigsten Geburtstag gefeiert hatte.
»Mir geht es auch gut«, sagte Agnes, die in ihrem hellbeigen Kostüm äußerst elegant aussah.
»Das heißt, Sie bleiben bei Ihrer Familie?«, fragte Danny, nachdem Agnes an seinem Schreibtisch Platz genommen hatte.
»Ja, ich bleibe, und inzwischen sogar ohne schlechtes Gewissen. Mein Sohn, meine Schwiegertochter und mein Enkel haben mich gebeten, nicht ins Altenheim zu ziehen. Sie haben gesagt, dass ich ihnen fehlen würde. Sie meinten, ich müsste in Zukunft auch gar nichts mehr tun, weder im Haushalt noch in unserem Handarbeitsladen, falls mir diese Arbeiten inzwischen zu viel seien.«
»Ich nehme an, auf diesen Vorschlag sind Sie nicht eingegangen.« Vor ein paar Wochen war die alte Dame bei ihm gewesen, weil sie glaubte, sie müsse sich in ihrem Alter einen Platz im Altenheim suchen, um ihrer Familie nicht zur Last zu fallen. Er hatte sie gebeten, sich das noch einmal zu überlegen, weil er wusste, wie sehr sie an ihrer Familie hing.
»Auch in meinem Alter will man sich doch noch nützlich fühlen. Wir haben beschlossen, dass erst einmal alles so bleibt, wie bisher.«
»Das ist eine gute Nachricht.«
»Ich wollte Ihnen danken, dass Sie mich dazu gebracht haben, nicht voreilig zu handeln.«
»Dafür bin ich da, meine Patienten vor Schaden zu bewahren.« Er wusste, dass Olivia neulich bei einem Besuch im Handarbeitsladen der Lechners mit Agnes’ Schwiegertochter über die Bedenken älterer Menschen, auch in hohem Alter bei der Familie zu wohnen, gesprochen hatte. Das hatte offensichtlich dazu geführt, dass der Familie bewusst geworden war, was in Agnes gerade vor sich ging. »Was kann ich denn heute für Sie tun, Frau Lechner? Brauchen Sie neue Salbe gegen Ihre Schuppenflechte«, fragte er.
»Ein Rezept würde ich schon gern mitnehmen, obwohl es mir zurzeit sehr viel besser geht. Das liegt wohl daran, dass ich nicht mehr über einen Umzug ins Altenheim nachdenke.«
»Das ist durchaus möglich«, stimmte Danny ihr zu. »Darf ich mal sehen«, bat er sie.
»Aber ja.« Frau Lechner zog die Jacke aus, die sie über ihrem kurzärmligen Pulli trug. Die unheilbare Krankheit beschränkte sich bei ihr hauptsächlich auf die Arme und den Hals.
»Kaum etwas zu sehen, das sieht wirklich gut aus«, stellte Danny zufrieden fest, nachdem er sich die sonst stark geröteten Hautpartien angesehen hatte.
»Mei, ein wohlmeinender Rat ist halt oft die beste Medizin«, sagte Frau Lechner und zog ihre Jacke wieder an, während Danny ihr ein Rezept für die Salbe ausstellte, die sie immer auf Vorrat zu Hause hatte.
»Vielen Dank, Herr Doktor. Schade, dass Sie dem Korbinian nicht auch mit einer Salbe helfen können, seinen Arm zu heilen. Er hat mir vorhin im Wartezimmer erzählt, dass er sich ganz schlecht fühlt, weil er sein Team im Bogenschützenverein beim kommenden Wettbewerb nicht unterstützen kann. Mein Mann, Gott hab ihn selig, war auch ein recht guter Bogenschütze in diesem Verein. So ein Teamwettbewerb war immer ganz was Besonderes«, erzählte Agnes.
»Vielleicht findet sich ein Ersatz«, sagte Danny, nachdem er Frau Lechner das Rezept gereicht hatte und sie zur Tür brachte.
»Da müsst schon ein Wunder geschehen, hat der Korbinian gemeint. Aber wer weiß, hin und wieder gibt es Wunder. Auf Wiedersehen, Herr Doktor, und noch mal vielen Dank«, verabschiedete sich Agnes.
Vielleicht bin ich ja das Wunder, dachte Danny und lächelte in sich hinein, als er die Tür hinter Agnes schloss.
An diesem Vormittag kamen die meisten Patienten wegen Kleinigkeiten zu ihm. Hautabschürfungen, Schnupfen, leichte Magenschmerzen, verursacht durch zu fettes Essen. Zwei Patienten, zwei älteren Herren, die trotz ihrer Diabeteserkrankung nicht auf ihre Ernährung achteten, musste er ins Gewissen reden. Kurz nach zwölf hatte der letzte Patient das Sprechzimmer verlassen, und Danny ging zum Empfangstresen, um Sophia und Lydia, seine beiden Mitarbeiterinnen, zu fragen, ob es vor der Mittagspause noch etwas zu besprechen gab.
Der Empfangsbereich mit den weißen Wänden, den hellen Fliesen und dem modernen Tresen mit der eingebauten LED-Leiste, die den Boden beleuchtete, und die antike Kommode aus Kirschbaumholz als Kontrast gefiel Danny immer noch gut. Auch der Wartebereich mit seinem Holzboden, den gelben Sesseln aus Kunstleder und den Grünpflanzen trug zu einer angenehmen Atmosphäre bei, wie ihm die Patienten versicherten.
Sophia, eine zierliche junge Frau, die ihr hellblondes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden trug, und Lydia, schlank und sportlich durchtrainiert mit kinnlangem dunkelblondem Haar, standen hinter dem Tresen. Lydia fuhr den Computer herunter, und Sophia schaltete den Anrufbeantworter ein.
»Gibt es noch etwas, was ich wissen müsste?«,