Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Staffel

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haderte mit sich. Sollte sie ihrem Freund und Kollegen einen Streich spielen? Sie trat einen Schritt näher.

      »Nichts für ungut, Bruder Pirmin«, raunte sie so leise, dass nur der Mönch sie hören konnte. »Aber in Wahrheit sucht Milan Aydin einen Weg, um Buße zu tun.«

      »Wirklich? Aber warum? Ein so edler Mann.«

      »Ich würde Ihnen uneingeschränkt recht geben, wären da nicht die Frauen …«

      Pirmin zuckte zurück.

      »Sie meinen er ist … er ist …«

      »Genau das meine ich«, flüsterte Elena zurück.

      Die Wangen des Mönchs färbten sich tiefrot.

      »Bei uns hat er die Möglichkeit, seine Fehler zu bereuen und Buße zu tun. Sie müssen nicht länger um sein Seelenheil bangen.«

      Elena lächelte. Zu schade, dass sie Milans Gesicht nicht sehen konnte, wenn er zum Beichtstuhl geführt wurde. Aber zumindest war sie sicher, sein Gezeter und Gemecker zu hören. Sie konnte nur hoffen, vor Lachen nicht vom Stuhl zu fallen.

      »Vielen Dank, Bruder.« Es fehlte nicht viel und sie hätte einen Knicks gemacht.

      »Gern geschehen.« Bruder Pirmin sah sich um. »Ach, könnten Sie mir noch den Weg zum Garten zeigen? So einen herrlichen Tag darf man nicht ungenutzt verstreichen lassen.«

      »Den Gang hinunter, dann rechts und die zweite Tür wieder rechts«, erklärte sie bereitwillig, ehe sie sich für den Moment verabschiedete. Höchste Zeit, an die Arbeit zurückzukehren.

      *

      Im Bauch der Klinik herrschte ein Betrieb wie in einem Ameisenhaufen.

      Schwestern und Pfleger eilten über die Flure.

      Überholten Ärzte, die auf dem Weg zu ihren Patienten die Köpfe zusammensteckten und über Diagnosen und geeignete Behandlungsmethoden diskutierten. Betten mit und ohne Patienten wurden an andere Orte gebracht. Dazwischen schwammen die Tresen der verschiedenen Stationen wie Inseln im stürmischen Meer.

      An einem solchen Ort trafen Sophie Petzold und Dr. Merizani an diesem Vormittag zusammen.

      »Gut, dass ich Sie treffe.« Die Ellbogen auf die nussbaumfarbene Theke gestützt, wartete Sophie auf eine Patientenakte, als Amir ebenfalls an den Tresen trat. »Es gibt gute Neuigkeiten.«

      Amir musterte sie aus unergründlichen Augen. Normalerweise war Sophie gar nicht schlecht darin, in fremden Gesichtern zu lesen. Bei Merizani scheiterte sie jedes Mal wieder.

      »So?« Mehr sagte er nicht.

      »Der Autopsiebericht von Frau Ruhland ist da. Wir sind von jeglicher Schuld freigesprochen.«

      »Haben Sie etwas anderes erwartet?«, fragte er ohne den Anflug eines Lächelns.

      Was für ein seltsamer Mann! Wäre Sophie nicht mit dem Chef der Notaufnahme liiert gewesen, hätte es sie gereizt, Merizanis Geheimnis zu lüften. Aber so …

      »Interessiert Sie nicht, woran Frau Ruhland gestorben ist?«

      Endlich lächelte Amir doch.

      »Mir sind schon bei der Operation die Gefäßveränderungen aufgefallen.«

      Sophie Petzold machte große Augen.

      »Dann wissen Sie, dass sie an einer Entzündung der Blutgefäße gestorben ist? Warum haben Sie nichts gesagt?«

      »Was hätte das genützt? Wissen ist ein wildes Tier und muss gejagt werden, ehe man es zähmen kann.«

      Sophie neigte den Kopf. Endlich kam auch sie einmal in den Genuss eines persischen Sprich …

      »Ah, da sind Sie ja!« Annabel Ruhlands Stimme lenkte Dr. Petzold ab. Atemlos trat Annabel neben Amir Merizani an den Tresen. »Haben Sie meinen Vater gesehen?«

      »Heute noch nicht.« Sophie neigte den Kopf. »Stimmt was nicht?«

      »Ich bekam heute Morgen einen Anruf aus der Kanzlei. Danach war Papa auf einmal verschwunden. Er ist einfach weggefahren. Ohne Bescheid zu sagen.« Annabel fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Als könnte sie so die Gedanken ordnen, die in ihrem Kopf durcheinanderwirbelten. »Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, ihn hier zu finden.«

      »Hatten Sie Streit?«, fragte Amir Merizani.

      »Schön wäre es. Aber ich bin überhaupt nicht zu ihm durchgedrungen«, gestand Annabel leise. »Als ich heute Morgen in aller Herrgottsfrüh aufgestanden bin, saß er schon wer weiß wie lange in der Küche. Er war kaum ansprechbar.« Ihr Seufzen kam aus tiefstem Herzen. »Wenn ich nur wüsste, wo er steckt.«

      »Vielleicht braucht er nur ein bisschen Ruhe. Das ist ganz normal nach so einem Schock.«

      »Ja.« Annabel starrte ein Loch in den Tresen, ehe sie sich einen Ruck gab. Den Kopf hob und sich ein Lächeln auf die Lippen zwang. »Ja, vielleicht haben Sie recht.« Sie holte tief Luft und straffte die Schultern. »Vielen Dank noch einmal für Ihre Bemühungen. Ich weiß sehr genau, was Sie für meine Mutter getan haben.«

      »Das war selbstverständlich«, versicherte Sophie und sah sich um.

      Im Laufe des Gesprächs war es unruhig geworden. Wie vor einem drohenden Unwetter. Einem nahenden Sturm. Telefone klingelten. Schwestern und Pfleger steckten die Köpfe zusammen. Das Tuscheln erfüllte die Luft.

      Auch Dr. Merizani bemerkte die Unruhe.

      »Was ist passiert?« Er sah hinüber zu Schwester Astrid.

      Sie legte den Hörer zurück auf die Gabel. Ihr Gesicht war kreidebleich.

      »Da ist ein Mann auf dem Dach.«

      Annabel schlug die Hand vor den Mund, fuhr herum und stürzte los.

      *

      Wie ein Lauffeuer machte die Neuigkeit die Runde. Jeder Patient, der sich halbwegs auf den Beinen halten konnte, machte sich auf den Weg in den Klinikgarten. Gesellte sich zu den anderen Schaulustigen, die – die Hände schützend über den Augen – nach oben blinzelten.

      »Wenn ich geahnt hätte, dass er so verzweifelt ist …« Dr. Daniel Norden beendete den Satz nicht.

      Seine Freundin und Kollegin Sophie Petzold verhinderte es.

      »Dann hättest du es auch nicht verhindern können. In so einer Situation, so absoluten Ausweglosigkeit, hältst du keinen Menschen der Welt von einem Suizid ab«, erklärte sie sachlich. »Du kannst froh sein, dass er es hier versucht. Da können wir vielleicht noch etwas tun.«

      »Dein Wort in Gottes Ohr«, stöhnte Daniel, als ein Megafon krachte und knackte.

      »Ein Pfarrer, haben wir einen Pfarrer hier?«, rief ein Feuerwehrmann in die Menge. »Der Mann will mit einem Geistlichen sprechen.«

      Alles sprach gegen Sophies Hoffnung.

      »Ausgerechnet

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