Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Staffel

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sah nicht hin. Er konzentrierte sich auf den Arzt.

      »Dann kommen Sie zu uns ins Kloster. Wir haben sehr schöne, schlichte Gästezimmer.«

      »Davon habe ich schon gehört.« Leise klappernd landeten die Röhrchen in der Chromschale. Milan klebte ein Pflaster auf die Einstichstelle und packte seine Utensilien wieder zusammen. »Ich habe Ihrem Abt heute einen Besuch abgestattet.«

      »Warum?« Pirmin fiel von einer Überraschung in die nächste.

      »Um herauszufinden, welches Gift Ihre Mitbrüder Ihnen ins Essen gemischt haben.«

      Pirmin schnappte nach Luft. Der Herzmonitor schlug aus.

      »Sie meinen …«

      »Ganz ruhig. Das war nur ein Witz«, versicherte Dr. Aydin schnell. »Einatmen und ausatmen! Ganz langsam! So ist es gut.« Die Zahlen auf dem Monitor beruhigten sich. Milan atmete auf. »Ich wollte irgendeinen Hinweis auf Ihre Krankheit finden.«

      »Und? Waren Sie erfolgreich?«

      »Deshalb lasse ich Sie um diese Uhrzeit noch zur Ader. Das Labor muss heute Überstunden machen und herausfinden, ob mein Verdacht richtig ist.« Er klingelte nach der Nachtschwester und trug ihr auf, die Röhrchen ins Labor zu bringen. »Sie können mir inzwischen ein paar Fragen beantworten.«

      »Wenn es mir dann endlich besser geht, habe ich nichts dagegen«, seufzte Bruder Pirmin und sah den Arzt erwartungsvoll an.

      *

      Ein neuer Morgen graute. Die dunklen Wolken hatten sich verzogen. Der blaue Himmel sah aus wie frisch gewaschen. Ein Sonnenstrahl kitzelte Uwe Ruhland in der Nase. Er blinzelte. Lächelte ins Licht. Drehte sich um und schob die Hand unter die Bettdecke auf der anderen Seite.

      »Inga?«, murmelte er schlaftrunken. Das Bett war kalt. »Sag bloß, du bist schon aufgestanden.«

      Keine Antwort.

      »Inga?« Uwe gähnte. Rieb sich die Augen, während er lauschte. Auf irgendein Zeichen seiner Frau. Ein Klappern in der Küche. Aber da war nichts. Auch kein Duft nach frischgekochtem Kräutertee. Einfach nichts! Und da würde nie mehr wieder etwas sein! Die Gewissheit schlug ein wie ein Blitz.

      Uwe schoss im Bett hoch. Riss die leere Flasche Wein auf dem Nachtkasten mit sich. Klirrend zerbarst sie auf dem Boden. Die Scherben sprangen durchs ganze Zimmer. Uwe kümmerte sich nicht darum. Er schlüpfte in die Hausschuhe. Die Scherben knirschten unter seinen Schritten, als er in die Küche floh.

      Dort fand ihn seine Tochter Annabel eine Stunde später. Wie paralysiert saß er auf dem Stuhl und starrte vor sich hin.

      »Papa?« Annabel verknotete den Gürtel des seidenen Morgenmantels und setzte sich zu ihm an den Tisch. »Was machst du denn um diese Uhrzeit schon hier?« Ein Blick hinüber zum Glockenwecker, der auf dem Sims in der Ecke tickte. Eindeutig die Handschrift ihrer Mutter. Wie überall im Haus, das nur so strotzte vor Flower-Power-Nostalgie.

      »Diese Ärzte haben sich noch nicht einmal entschuldigt.« Uwes Stimme kam von weit her.

      Annabel seufzte. Sie hatte es befürchtet. »Warum sollten sie auch? Sie trifft keine Schuld. Das werden wir heute ja erfahren, wenn der Obduktionsbericht kommt.«

      »Dann manipulieren sie den eben auch noch. Genau wie die Operationsberichte und all die anderen Unterlagen.«

      Am liebsten wäre Annabel aufgesprungen und aus der Küche gelaufen.

      »Das. Haben. Sie. Nicht. Getan.«

      »Woher willst du das wissen? Deckst du sie etwa? Steckst du am Ende sogar unter einer Decke mit ihnen?« Uwes Augen wurden groß wie Suppentassen. Er setzte sich kerzengerade auf. Starrte seine Tochter an. »Schließlich konntest du deine Mutter nie leiden.«

      Annabel konnte nicht anders. Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte. Lachte und lachte, bis ihr die Tränen übers Gesicht liefen.

      »Deine Trauer in allen Ehren«, fragte sie schließlich schluchzend. »Aber bist du noch ganz bei Trost?«

      Uwe senkte den Kopf. Eine Weile sagte niemand ein Wort. Draußen wiegten sich kahle Äste im Wind. Schwer vorstellbar, dass schon wieder Leben in ihnen wohnte. Es wartete nur auf die erste Wärme, um mit aller Macht hervorzubrechen.

      »Es tut mir leid«, flüsterte Uwe in Annabels Gedanken hinein.

      »Schon gut.« Sie streckte den Arm aus und tätschelte die raue Hand. »Irgendwie kann ich dich ja verstehen. Aber dein ganzer Groll bringt Inga auch nicht zurück.«

      »Ja. Ja, du hast recht.«

      Ein schrilles Klingeln ließ Uwe zusammenfahren. Sofort dachte er an den Alarm in der Klinik. Dieses schreckliche Geräusch.

      »Keine Angst. Das ist nur mein Handy.« Annabel zog die Hand zurück. Nestelte den Apparat aus der Tasche des Morgenmantels. Ein Blick auf das Display. »Das ist die Kanzlei.«

      »Schon gut. Geh nur ran.« Uwe stemmte sich am Holztisch hoch. Nickte seiner Tochter zu und verließ das Zimmer.

      Während Annabel das Telefon ans Ohr hielt, wunderte sie sich noch über die plötzlich so entschlossenen Schritte ihres Vaters. Bevor sie sich aber darüber wundern konnte, forderte die Stimme am anderen Ende der Leitung ihre ganze Aufmerksamkeit.«

      *

      Schon von Weitem hörte Dr. Daniel Norden das Lachen von Milan Aydin. Obwohl es noch früh am Morgen war, schien er sich bereits blendend zu amüsieren.

      »Gut, dass Sie so laut lachen. Da findet man Sie wenigstens sofort«, begrüßte er den Kollegen, der mit Schwester Elena zusammenstand und Kaffee trank.

      »Ich habe ja auch allen Grund zu Lachen. Eine schöne Frau an meiner Seite und eine erfolgreiche Nacht hinter mir. Was will ein Mann mehr?«

      Daniel schnappte nach Luft.

      »Ich hatte nicht gedacht, dass Sie mein Angebot, in der Klinik zu übernachten, derart schamlos ausnutz …«

      Ein Lachen unterbrach ihn.

      »Es ist nicht das, was du denkst, Daniel«, versicherte Elena. »Auch wenn sich mein Mann von mir getrennt hat, bin ich noch immer eine verheiratete Frau, die sich mit Sicherheit nicht Hals über Kopf in ein neues Abenteuer stürzt. Und schon gar nicht mit einem Weiberhelden wie Milan.«

      »Das habe ich jetzt nicht gehört«, erwiderte der. Er gab sich alle Mühe, die Rolle der beleidigten Leberwurst perfekt zu spielen. Doch das Blitzen in seinen Augen, das Lachen in seinen Mundwinkeln verrieten ihn. »Aber nachdem mir das ohnehin halbwegs klar war, habe ich es vorgezogen, die Nacht im Labor und bei Bruder Pirmin zu verbringen.« Aydin stellte den Kaffeebecher weg und rollte zur Tür. »Wollen Sie mal sehen?«

      »Bist du mir böse, wenn ich dir deinen Galan entführe?«, fragte Daniel seine Freundin und Mitarbeiterin vorsichtshalber.

      Elena schüttelte den Kopf.

      »Erstens bin ich mir sicher, dass ich ihn unversehrt zurückbekomme. Und zweitens hält er mich schon lange genug von der

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