Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Staffel

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sehr.« Daniel machte eine einladende Geste und erhob sich, um seinen Besucher zu begrüßen. »Was kann ich für Sie tun, Bruder?«

      »Ich bin gekommen, um mich nach dem Gesundheitszustand von Bruder Pirmin zu erkundigen.« Nach einem Handschlag steckte der Bruder die Hände zurück in die Ärmel der weiten Kutte. »Die Schwestern wollten mich nicht zu ihm lassen.«

      Dr. Norden und Milan Aydin tauschten einen schnellen Blick. Wer würde die Botschaft überbringen?

      »Leider hat Ihr Mitbruder einen Krampfanfall erlitten, der auf eine Gehirnentzündung zurückzuführen ist.« Es war Milan, der die undankbare Aufgabe übernahm. Schuld daran war auch sein schlechtes Gewissen. Der Verdacht, einen Fehler gemacht zu haben, lastete schwer auf seinem Gewissen.

      Bruder Augustinus machte große Augen.

      »Das klingt schrecklich.«

      »Das klingt nicht nur schrecklich. Das ist es auch«, musste Dr. Aydin zugeben. »Gibt es irgendetwas, das wir wissen sollten? Irgendeine Vorerkrankung? Nimmt Bruder Pirmin …«

      In seine Worte hinein lachte Augustinus auf. Es klang nicht fröhlich.

      »Nun ja …«

      Er senkte den Blick. Kratzte mit der Schuhspitze auf dem Boden. »Ehrlich gesagt habe ich den Verdacht, dass Pirmin ein Hypochonder ist.«

      Wieder tauschten die beiden Ärzte einen Blick.

      »Ist das eine Warnung, dass wir eine gar nicht existierende Krankheit behandeln?«, hakte Milan vorsichtig nach.

      Augustinus zuckte mit den Schultern.

      »Angeblich leidet er unter Migräne. Seit Jahren schon. Ausgerechnet Kopfschmerzen, die man nicht beweisen kann. Zu allen möglichen Gelegenheiten und besonders dann, wenn eine wichtige Aufgabe zu erledigen ist.« Ein schüchterner Augenaufschlag hinüber zu den Ärzten. »Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber …«

      »Ist Bruder Pirmin wegen dieser Migräne in ärztlicher Behandlung?«, unterbrach Daniel Norden ihn.

      »Ja. Wieso fragen Sie?«

      Milan ahnte, worauf sein Chef hinaus wollte.

      »Bekommt er Medikamente?«, stellte er die nächste Frage.

      »Ich weiß es nicht. Aber das könnte ich herausfinden«, versprach der Bruder und verabschiedete sich wenig später.

      Auch Dr. Norden wollte sich wieder an die Arbeit machen. Beugte sich über die Unterlagen. Nach einem Moment sah er wieder hoch.

      Aydin saß im Rollstuhl und starrte vor sich hin. Seine Lippen bewegten sich lautlos.

      »Ist noch etwas?«

      »Womit wird Migräne normalerweise behandelt?«

      »Da gibt es unzählige Möglichkeiten.«

      »Aber eine besonders hartnäckige Migräne?«, beharrte Aydin.

      Daniel neigte den Kopf. Im Geiste ging er alles durch, was ihm zu diesem Thema einfiel. Endlich ging ihm ein Licht auf.

      »Sie meinen Betablocker?«

      Milan grinste.

      »Vor allem die Gabe von nicht gezielt herzwirksamen Betablockern kann in Kombination mit Adrenalin eine Blutdruck-Krise mit Verlangsamung der Herztätigkeit bis hin zum Stillstand auslösen.« Milan Aydin reckte die Faust in die Luft wie ein Sieger. »Meine Unschuld ist bewiesen. Gott ist gnädig mit mir. Diese Chance muss ich nutzen!« Er packte die Greifräder und fuhr zur Tür. »Ach, und herzliche Grüße an die Verwaltungsdirektorin Frau Blume«, fügte er noch hinzu, ehe er das Büro des Klinikchefs verließ.

      *

      Dr. Arnold Klaiber schaltete den Überwachungsmonitor ab. Nach der Hektik und dem Lärm wirkte die plötzliche Stille im Operationssaal gespenstisch. Mit hängenden Schultern und versteinerten Gesichtern unter den Masken standen Ärzte und Schwestern da. Sahen Dr. Merizani zu, wie er ein Tuch über das Gesicht der Patientin zog.

      Von Berufs wegen war der Tod der größte Feind des Arztes. Und doch ließ sich der Sensenmann nicht immer überlisten. Das zu akzeptieren war eine Herausforderung für jeden im Raum.

      Sophie Petzold und Dr. Merizani tauschten einen tiefen Blick.

      »Wenn Sie möchten, sage ich es dem Ehemann.«

      »Nein. Ich habe operiert.« Ein Surren. Die Türen schoben sich auf.

      Auch im Vorraum zum OP schien das Leben stillzustehen. In Windeseile hatte sich die traurige Nachricht herumgesprochen. Mitfühlende Blicke begleiteten Sophie und Amir nach draußen.

      Beim Anblick der Ärzte wurde Uwe blass im Gesicht. Er ballte die Hände zu Fäusten und starrte Dr. Merizani wortlos an. Wenn er geschrien hätte oder um sich geschlagen, wäre alles leichter gewesen. Doch das stumme Starren war unerträglich.

      »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Frau den Eingriff nicht überlebt hat.«

      Tausend Mal hatte Amir Merizani diesen Satz vor dem Spiegel geübt. Und doch klang er falsch. So furchtbar falsch.

      Annabel trat von hinten an ihren Vater heran. Legte ihm die Hand auf die Schulter. Uwe nahm keine Notiz davon. Er sah von einem zum anderen.

      »Dann möchte ich jetzt bitte mit meiner Frau sprechen.« Er machte Anstalten, sich an den Ärzten vorbei zu drängen.

      Dr. Petzold vertrat ihm den Weg.

      »Wir haben alles versucht, Herr Ruhland. Leider war das nicht genug. Ihre Frau ist tot.«

      Uwe öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Ein letzter ungläubiger Blick, ehe er die Augen verdrehte und lautlos in sich zusammen sackte.

      Von dem, was danach geschah, bekam er nichts mit. Spürte nicht, wie er von starken Armen aufgefangen und mit vereinten Kräften auf eine eilig herbeigeholte Liege gehoben wurde. Hörte nicht das leise Knirschen der Räder auf dem Vinylboden.

      Die Liege stand längst am Fenster des Behandlungszimmers, als er stöhnte. Den Kopf hin und her drehte und ins Licht des Tages blinzelte. Uwes Blick fiel auf Bäume, die ihre kahlen Äste in den Himmel streckten.

      Im nächsten Moment beugte sich ein Gesicht über ihn.

      »Hallo, Papa. Wie geht es dir?«

      Uwe antwortete nicht sofort. Er sah durch seine Tochter hindurch.

      »Inga … Sie hat noch nicht einmal mehr mit mir geredet.« Eine Falte grub sich zwischen seine Augen. »Hat sich einfach aus dem Staub gemacht und mich im Stich gelassen.« Er klang wütend.

      Dr. Sophie Petzold trat an die Liege. Bemerkte Annabels Gesichtsausdruck.

      »Keine Sorge. Aggression kann bei Trauer eine ganz natürliche und für den Trauernden durchaus hilfreiche Reaktion sein«, erklärte sie in ihrer nüchternen Art. »Sie richtet sich nicht gegen den Verstorbenen persönlich. Viel mehr handelt es sich bei dieser irrationalen Reaktion um einen

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