Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas. Фредерик Марриет
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas - Фредерик Марриет страница 17
Ohne Zweifel ist es derartigen Umständen zuzuschreiben, dass grosse Familien oder Gemeinschaften von Wilden, welche die gleichen Grundzüge tragen und die nämliche Sprache reden, sich in so viele gesonderte Stämme getheilt haben. Die Shoshonen erzeugten die Comanchen, Apachen und Arrapahoes, während später von den Comanchen wieder die Tonquewas, von den Apachen die Lepans und die nun ausgestorbenen Texas11), von den Arraphoes aber die Nahawoes ausgingen. Unter den Nadowessiern oder Dahcotahs ist die Spaltung noch grösser gewesen; aus ihnen bildeten sich die Konsas, die Mandans, die Tetons, die Yangtongs, die Sassitongs, die Olla-gallahs, die Sionen, die Wallah-wallahs, die Cayusen, die Schwarzfüsse und endlich die Winnebagoes.
Von der Algonquin-Raçe sind nicht weniger als einundzwanzig verschiedene Stämme ausgegangen: die Micmacs, die Etchemins, die Abenakis, die Sokokis, die Pawtucket, die Pokanokets, die Narragansets, die Pequods, die Mohegans, die Lenilenapen, die Nanticoken, die Powatans, die Shawnees, die Miamis, die Illinois, die Chippewas, die Ottawas, die Menomonier, die Sacs, die Füchse und die Kickapoos, welche sich später wieder in mehr als hundert Nationen zertheilten.
Kehren wir jedoch wieder zu den Gesetzen über den Mord zurück. Es trifft sich oft, dass der Neffe oder der Bruder des Mörders sein Leben zur Sühne anbietet. Nicht selten werden namentlich von den ärmeren Familien derartige Selbstopferungen angenommen, obschon dieser Verwandte nicht dem Tode geweiht wird, sondern nur sein Verhältniss zu seinen früheren Angehörigen aufgeben muss; er wird eine Art Sklave oder Vasall für Lebenszeit unter den Hinterbliebenen des Erschlagenen. Bisweilen, jedoch nur in sehr seltenen Fällen rettet der Schuldige sein Leben durch ein eigenthümliches, sehr altes Gesetz. Wenn der Ermordete eine Wittwe mit Kindern hinterlässt, so kann diese den Verbrecher als ihr Eigenthum ansprechen: er wird dem Namen nach ihr Gatte — das heisst, er muss jagen und für den Unterhalt der Familie sorgen.
Ist der Mörder aus einem feindlichen Stamme, so wird ohne Verzug der Krieg erklärt; gehört er jedoch einem befreundeten Volke an, so wartet man drei oder vier Monate ab, ob die Häuptlinge nicht kommen, um sich zu entschuldigen und Ersatz anzubieten. Im letztern Falle bringen sie Geschenke und legen dieselben an der Thüre des Berathungshauses nieder, in welchem sich auf der einen Seite die Verwandten des Erschlagenen, auf der anderen die Häuptlinge und Krieger des Stammes, in der Mitte aber die Gesandten befinden. Von diesen eröffnet Einer die Ceremonie, indem er eine Friedensrede hält, während ein Anderer den Verwandten die Pfeife anbietet. Wird sie nicht angenommen und hegt der grosse Häuptling des Stammes eine besondere Achtung gegen die andere Nation, so steht er auf und bietet selbst das Columet der Versöhnung an. Weigern sich die Verwandten noch immer, so werden sämmtliche Kinder des Ermordeten bis auf den Säugling herab, in die Hütte gerufen, und man reicht jetzt die Pfeife zum drittenmale herum. Wenn nun ein Kind, wäre es auch nur ein paar Monate alt, das Calumet berührt, so betrachten die Indianer dies als eine Entscheidung des Maniton; die Pfeife geht im Kreise, die Geschenke werden hereingebracht und zu den Füssen der Kläger niedergelegt. Andernfalls aber kann nur das Leben des Mörders den Stamm zufrieden stellen.
Wenn die Häuptlinge des Stammes, welchen der Mörder angehört, ihr Dorf verlassen, um Versöhnung zu stiften, so bringen sie das verlangte Opfer, das wohl bewaffnet ist, mit sich. Steht ber Mörder als Mensch und Krieger in hoher Achtung, so folgen ihm die Häuptlinge seines Stammes mit einer grossen Anzahl von Leuten, welche, ehe sie in die Berathungshütte treten, ihre Gesichter bemalen: die Farbe ist bei Einigen schwarz mit grünen Flecken, bei Andern ganz grün, nach Weise der Friedenspfeife, welche stets eine grüne Färbung hat.
Die Verwandten des Ermordeten stehen auf der einen Seite der Hütte, die Krieger des andern Stammes ihnen gegenüber. In der Mitte befindet sich der Häuptling, neben dem der Träger der Friedenspfeife und der Mörder steht. Der Häuptling hält sodann eine Rede und nähert sich mit dem Pfeifenträger und dem Mörder den Verwandten des Erschlagenen; er bittet sie, jeden insbesondere, von der dargebotenen Pfeife zu rauchen und wendet sich, wenn ihn der Eine zurückgewiesen hat, an den Andern.
Diese ganze Zeit über steht der wohlbewaffnete Mörder an der Seite des Häuptlings, rückt langsam näher und hat stets seinen Bogen oder Karabiner angelegt, um auf jeden der Verwandten zu schiessen, der es versuchen sollte, ihm an’s Leben zu gehen, ehe die Pfeife von der Gesammtheit zurückgewiesen wurde. Ist dies endlich geschehen, und wünscht der Häuptling den Frieden, oder kümmert er sich nicht viel um den Mörder, so gestattet er mit seinen Leuten, dass der Letztere getödtet werde; im Gegentheile aber erheben sie das Schlachtgeschrei, vertheidigen das Leben ihres Stammesgenossen und von nun an beginnt der Kampf zwischen den beiden Völkern.
Gewöhnlich nimmt man aber die Friedenspfeife an, ehe man es also zum Aeussersten kommen lässt.
Ich komme nun auf die Waffen und die Ausrüstung der Shoshonenkrieger, bemerke übrigens zu gleicher Zeit, dass sich Alles, was ich darüber sage, auch auf die Apachen, die Arrapahoes und die Comanchen beziehen lässt, indem sich die Shoshonen vor Letzteren nur durch ihre grössere Geschicklichkeit auszeichnen. Der Shoshone ist immer beritten und sitzt fest auf einem kleinen, leichten, selbstgefertigten Sattel ohne Steigbügel, von denen sie keine Freunde sind. Nur die Häuptlinge und berühmten Krieger führen diese Zugehör als ein Merkmal der Auszeichnung, um so mehr, da die Sättel mit Bügeln in der Regel Trophäen sind, die von einem besiegten Feinde gewonnen werden.
In dem Schmuck ihrer Pferde zeigen sie so viel Geschmack, wie die Mexikaner, die Krähen oder die östlichen Indianer, denn sie glauben, dass die natürliche Schönheit und Anmuth des Thieres durch bunten Prunk an Harmonie verlieren würde. Das einzige Merkmal von Auszeichnung, das sie an ihren Rossen anbringen (und zwar nur die Häuptlinge), besteht in ein paar Adlerfedern an der Zaumrosette unter dem linken Ohre. Der Shoshone behandelt sein Pferd wie einen Freund, hätschelt es, pflegt es und misshandelt es nie; es ist daher immer in einem vortrefflichen Zustande und bildet mit seinen stolzen Augen und seiner majestätischen Haltung das Ideal eines schönen, anmuthigen Thieres. Der elegante Putz und die zierliche Gestalt eines Shoshonenreiters harmonirt wunderbar mit dem wilden, stolzen Aeussern seines Rosses.
Der Shoshone lässt seine schön gekämmten Locken in dem Winde flattern und drückt sie nur durch eine dünne, metallene Krone an seinen Kopf, in welcher dieselben Federn stecken, wie an der Rosette seines Thieres. Diese Krone besteht entweder aus Gold oder Silber, und diejenigen, welche derartige Metalle nicht zu erschwingen vermögen, fertigen sie aus Schwanenflaum oder Hirschhaut, zur Zierde die Stacheln des Stachelschweins benützend. Die Arme sind bloss und die Handgelenke mit Spangen von dem Materiale der Krone umgeben. Der Körper ist vom Halse bis zum Gürtel mit einem kleinen Hemde von weichem Hirschleder gehüllt, das sich faltenlos anschmiegt. Vom Gürtel an bis zum Knie wallt ein weites Uebergewand aus schwarzem, braunem, rothem oder weissem Wollenoder Seidenstoffe, den der Indianer zu Monterey oder St. Franzisco aus den Händen der Valparaiso- und Chinahändler bezieht; seine Füsse sind vom Knöchel an bis zur Hüfte mit Beinkleidern aus Hirschleder bedeckt, das mit vegetabilischen Säuren roth oder schwarz gefärbt und mit Menschenhaaren zusammen genäht ist, welche an der Aussenseite umherfliegen oder sich in Zöpfe verschlingen. Ueber den Knöcheln befinden sich wieder metallene Spangen, der Fuss selbst aber steckt in einem eleganten Moccasin, bisweilen mit schönen, runden, erbsgrossen Scharlachmuscheln verziert, die man unter den fossilen Ueberresten des Landes findet.
Das Obergewand ist durch einen Gürtel um den Leib befestigt; die Squaws fertigen denselben gewöhnlich aus den zarten Fasern den Seidenbaums, einer Abart der Wollenstaude, welche stets mit langen, fast untastbaren, aber doch sehr starken Fäden bedeckt ist. Diese werden zusammengewoben und schön gefärbt. Zuverlässig würden solche Schärpen, die zwölf bis fünfzehn Fuss Länge