Die Soldaten. Jakob Michael Reinhold Lenz

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Die Soldaten - Jakob Michael Reinhold Lenz Reclams Universal-Bibliothek

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      Da, kannst du’s lesen. (Stolzius reißt ihn ihr aus der Hand, und verschlingt den Brief mit den Augen.) Aber hör, der Obriste will das Tuch ausgemessen haben für die Regimenter.

      [7]STOLZIUS.

      Lasst mich den Brief beantworten, Mutter.

      MUTTER.

      Hans Narr, ich rede vom Tuch, das der Obrist bestellt hat für die Regimenter. Kommt denn –

      Dritte Szene

      In Lille

      Marie. Desportes.

      DESPORTES.

      Was macht Sie denn da, meine göttliche Mademoiselle?

      MARIE

      (die ein Buch weiß Papier vor sich liegen hat, auf dem sie krützelte, steckt schnell die Feder hinters Ohr). O nichts, nichts, gnädiger Herr – (Lächelnd.) Ich schreib gar zu gern.

      DESPORTES.

      Wenn ich nur so glücklich wäre, einen von Ihren Briefen, nur eine Zeile von Ihrer schönen Hand zu sehen.

      MARIE.

      O verzeihen Sie mir, ich schreibe gar nicht schön, ich schäme mich von meiner Schrift zu weisen.

      DESPORTES.

      Alles, was von einer solchen Hand kommt, muss schön sein.

      MARIE.

      O Herr Baron, hören Sie auf, ich weiß doch, dass das alles nur Komplimenten sein.

      DESPORTES

      (kniend). Ich schwöre Ihnen, dass ich noch in meinem Leben nichts Vollkommeners gesehen habe, als Sie sind.

      MARIE

      (strickt, die Augen auf ihre Arbeit niedergeschlagen). Meine Mutter hat mir doch gesagt – sehen Sie, wie falsch Sie sind.

      DESPORTES.

      Ich falsch? Können Sie das von mir glauben, göttliche Mademoiselle? Ist das falsch, wenn ich mich vom Regiment wegstehle, da ich mein Semestre doch verkauft habe, und jetzt riskiere, dass, wenn man erfährt, dass ich nicht bei meinen Eltern bin, wie ich vorgab, man mich in Prison wirft, wenn ich wiederkomme, ist das [8]falsch, nur um das Glück zu haben, Sie zu sehen, Vollkommenste?

      MARIE

      (wieder auf ihre Arbeit sehend). Meine Mutter hat mir doch oft gesagt, ich sei noch nicht vollkommen ausgewachsen, ich sei in den Jahren, wo man weder schön noch hässlich ist.

      Wesener tritt herein.

      WESENER.

      Ei, sieh doch! gehorsamer Diener, Herr Baron, wie kommt’s denn, dass wir wieder einmal die Ehre haben. (Umarmt ihn.)

      DESPORTES.

      Ich bin nur auf einige Wochen hier, einen meiner Verwandten zu besuchen, der von Brüssel angekommen ist.

      WESENER.

      Ich bin nicht zu Hause gewesen, werden verzeihen, mein Mariel wird Sie ennuyiert haben; wie befinden sich denn die werten Eltern, werden die Tabatieren doch erhalten haben –

      DESPORTES.

      Ohne Zweifel, ich bin nicht bei ihnen gewesen, wir werden auch noch eine Rechnung miteinander haben, Vaterchen.

      WESENER.

      O das hat gute Wege, es ist ja nicht das erste Mal. Die gnädige Frau sind letzten Winter nicht zu unserm Karneval herabgekommen.

      DESPORTES.

      Sie befindet sich etwas unpass – Waren viel Bälle?

      WESENER.

      So, so, es ließ sich noch halten – Sie wissen, ich komme auf keinen, und meine Töchter noch weniger.

      DESPORTES.

      Aber ist denn das auch erlaubt, Herr Wesener, dass Sie Ihren Töchtern alles Vergnügen so versagen, wie können sie dabei gesund bleiben?

      WESENER.

      O wenn sie arbeiten, werden sie schon gesund bleiben. Meinem Mariel fehlt doch, Gott sei Dank, nichts, und sie hat immer rote Backen.

      MARIE.

      Ja, das lässt sich der Papa nicht ausreden, und ich [9]krieg doch so bisweilen so eng um das Herz, dass ich nicht weiß, wo ich vor Angst in der Stube bleiben soll.

      DESPORTES.

      Sehn Sie, Sie gönnen Ihrer Mademoiselle Tochter kein Vergnügen, und das wird noch einmal Ursach sein, dass sie melancholisch werden wird.

      WESENER.

      Ei was, sie hat Vergnügen genug mit ihren Kamerädinnen, wenn sie zusammen sind, hört man sein eigen Wort nicht.

      DESPORTES.

      Erlauben Sie mir, dass ich die Ehre haben kann, Ihre Mademoiselle Tochter einmal in die Komödie zu führen. Man gibt heut ein ganz neues Stück.

      MARIE.

      Ach Papa!

      WESENER.

      Nein – Nein, durchaus nicht, Herr Baron! Nehmen Sie mir’s nicht ungnädig, davon kein Wort mehr. Meine Tochter ist nicht gewohnt, in die Komödie zu gehen, das würde nur Gerede bei den Nachbarn geben, und mit einem jungen Herrn von den Milizen dazu.

      DESPORTES.

      Sie sehen, ich bin im Bürgerskleide, wer kennt mich.

      WESENER.

      Tant pis! ein für allemal, es schickt sich mit keinem jungen Herren; und denn ist es auch noch nicht einmal zum Tisch des Herrn gewesen, und soll schon in die Komödie und die Staatsdame machen. Kurz und gut, ich erlaube es nicht, Herr Baron.

      MARIE.

      Aber Papa, wenn den Herrn Baron nun niemand kennt?

      WESENER

      (etwas leise). Willstu ’s Maul halten? niemand kennt, tant pis wenn ihn niemand kennt. Werden pardonieren, Herr Baron! so gern als Ihnen den Gefallen tun wollte, in allen andern Stücken haben zu befehlen.

      DESPORTES.

      A propos, lieber Wesener! wollten Sie mir doch nicht einige von Ihren Zitternadeln weisen?

      WESENER.

      Sogleich. (Geht heraus.)

      DESPORTES.

      Wissen Sie was, mein englisches,

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