Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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Ihr Blick, Ihr Auge erschreckt mich! Sagen Sie mir aufrichtig, ist die Gefahr größer, als sie scheint? Und wenn es das Äußerste wäre, – ich bin darauf gefaßt.«

      »Wenn wir jene Felsenspitze erreichen können, ehe sich die Feuermasse ihrer bemächtigt, so sind wir geborgen, Miss Temple!« rief der junge Mann mit einer Stimme, die alle Schranken seiner erzwungenen Fassung niederbrach. »Fliehen Sie, was Sie können! – Es gilt Ihr Leben!«

      Der Ort, wo Miss Temple den Indianer getroffen hatte, war, wie bereits gesagt, eine jener Felsenplattformen, die in den Gebirgen dieser Gegend eine Art von Terrassen mit hoher senkrechter Front bilden. Sie beschrieb einen fast regelmäßigen Kreisbogen, dessen Enden sich in weniger steilem Anstieg mit dem Gebirge vereinigten. Über eine derselben war Edwards herabgekommen, und ebendahin drängte er Elisabeth mit verzweifelter Hast zurück.

      Ungeheure Wolken weißen Rauches umlagerten die Spitze des Berges und verbargen das Umsichgreifen des wütenden Elements; aber ein prasselnder Ton zog die Augen der an Edwards Seite vorwärts stürzenden Miss Temple nach der Grenze des Rauches, und sie sah bereits die wehenden Flammen dem Dunstgewölk voranschießen, bald hoch in die Luft auflodernd, bald wieder zur Erde sinkend, wo sie jeden Strunk und jedes Gesträuch, das ihrem glühenden Hauch nahe kam, zu verzehren schienen. Dieser Anblick trieb die beiden Flüchtlinge zu verdoppelter Kraftanstrengung, aber unglücklicherweise lag ein Haufen alter dürrer Baumwipfel quer über ihrem Weg, und in demselben Augenblick, als sie sich schon gerettet glaubten, warfen die warmen Luftströmungen eine doppelte Flammenzunge nach dem Holzstoß, der im Augenblick der Berührung auch Feuer fing, und als sie den Ort erreichten, fanden sie ihren Weg durch eine prasselnde Lohe, ähnlich der in einem Ofen hell auflodernden, versperrt. Sie bebten zurück und flüchteten nach einer Felsenspitze, von wo aus sie betäubt in die Flammen blickten, die rasch weitergriffen und bald die ganze Flanke des Berges in ein wogendes Feuermeer verwandelten. Elisabeths leichter und luftiger Anzug machte es sogar gefährlich, sich auch nur in die Nähe des wütenden Elements zu wagen, und dieselben fliegenden Gewänder, die ihrer Gestalt soviel Weichheit und Anmut verliehen, schienen nun bestimmt zu sein, ihre Vernichtung herbeizuführen.

      Die Dorfbewohner pflegten auf diesem Berg ihr Brenn-und Bauholz zu holen, wobei sie jedoch immer nur die Stämme nahmen und Wipfel und Zweige zurückließen, um sie an Ort und Stelle verwittern zu lassen. Der Berg war daher mit Massen solchen leichten Brennstoffs bedeckt, der unter der sengenden Sonne der letzten zwei Monate bei der leichtesten Berührung mit Feuer entzündet werden konnte. In der Tat schien es auch in einzelnen Fällen der Berührung gar nicht zu bedürfen; denn es war, als ob die Flammen von Haufen zu Haufen schössen, wie das fabelhafte Feuer, welches die vernachlässigte Flamme des heidnischen Tempels wieder entzündete.

      Der Anblick war ebenso schön wie schrecklich, und Edwards schaute, ebenso wie Elisabeth auf die fortschreitende Verheerung mit einem seltsamen Gemisch von Entsetzen und Teilnahme. Er erwachte jedoch bald wieder zu neuen Kraftanstrengungen und zog seine Gefährtin am Saum des Rauches entlang, wobei er oft, aber stets erfolglos, in den dichten Wolken einen Durchgang suchte. Sie hatten in dieser Weise einen Halbkreis um den oberen Teil der Terrasse beschrieben, bis sie, an deren anderem Ende angelangt, zu der schrecklichen Überzeugung kamen, daß sie vollständig vom Feuer umgeben seien. Solange noch irgendein auf-oder abwärts führender Durchlaß nicht erkundet war, durfte man doch noch hoffen; sobald aber jedes Entkommen durchaus unmöglich erschien, erfaßten Elisabeth die Schrecken ihrer Lage ebensosehr, wie sie bisher die Gefahr leicht zu nehmen geneigt gewesen war.

      »Dieser Berg ist zu meinem Verderben bestimmt«, flüsterte sie, »wir werden hier unser Grab finden!«

      »Sprechen Sie nicht so, Miss Temple; noch ist die Hoffnung nicht verloren«, entgegnete der Jüngling in dem gleichen Ton, obgleich der starre Ausdruck seines Auges diesen Worten widersprach. »Wir wollen zu der Spitze des Felsens zurückkehren; dort ist, – dort muß noch eine Stelle sein, wo wir hinabsteigen können.«

      »So führen Sie mich hin«, rief Elisabeth. »Wir wollen nichts unversucht lassen.«

      Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern flog dem Rand des Absturzes zu, während sie in unterdrücktem, krampfhaftem Schluchzen vor sich hinmurmelte: »Mein Vater! mein armer, mein unglücklicher Vater!«

      Edwards war im Augenblick an ihrer Seite und sah sich in den Spalten der Klippen fast die Augen aus nach einer Öffnung, welche die Flucht hätte ermöglichen können. Aber schon die obere Fläche des Felsens war so glatt, daß sie dem Fuß kaum sicher aufzutreten gestattete; wieviel weniger war nun daran zu denken, sich der schwachen Vorsprünge zu bedienen, um etwa hundert Fuß hinabzusteigen! Edwards sah bald ein, daß auch hier nichts zu hoffen war, und mit einer Art von fieberhafter Verzweiflung, die ihn zu erneuter Tätigkeit drängte, schritt er zu einem weiteren Versuch.

      »Es bleibt uns nichts übrig, Miss Temple«, sagte er, »als Sie von hier aus auf den unten liegenden Felsen hinabzulassen. Wenn Natty hier wäre, oder wenn nur dieser Indianer aus seiner Erstarrung aufgeweckt werden könnte, so würden ihr Scharfsinn und ihre lange Erfahrung wohl Wege finden; ich bin jedoch für den gegenwärtigen Augenblick in allem anderen, nur nicht in meinem Mut, wie ein Kind. Wo finde ich einen Ausweg? Mein Anzug ist so leicht und ungenügend, – doch Mohegans Decke! Wir müssen es versuchen, – wir müssen es versuchen, – was es auch sei, alles ist besser, als Sie das Opfer eines solchen Todes werden zu sehen!«

      »Und was soll aus Ihnen werden?« versetzte Elisabeth. »Nein, weder Sie noch John sollen meiner Rettung zum Opfer fallen!«

      Er hörte sie nicht, sondern war bereits an Mohegans Seite, der sich ohne Widerrede die Decke nehmen ließ, indem er dabei mit indianischer Würde und Fassung seinen Sitz beibehielt, obgleich seine eigene Lage gefährlicher als die der anderen war. Die Decke wurde in Streifen geschnitten, und die Bruchstücke aneinander geknüpft, wobei auch noch die Linnenjacke des Jünglings und Elisabeths leichter Musselinschal Beihilfe leisten mußten. Die Leine wurde mit Blitzesschnelle über den Felsen hinabgeworfen, aber sie reichte nicht zur Hälfte aus, um den Boden zu erreichen.

      »Es geht nicht, – es geht nicht!« rief Elisabeth. »Für mich ist keine Hoffnung! Das Feuer greift zwar langsam, aber sicher um sich. Sehen Sie, es verzehrt sogar den Boden vor sich her.«

      Hätten sich die Flammen an dieser Stelle nur halb so schnell verbreitet, wie es an andern Teilen des Berges der Fall war, wo sie von Busch zu Baum lecken konnten, so wäre unser trauriger Bericht bereits zu Ende, da die Eingeschlossenen ihnen schon längst hätten zum Raub werden müssen. Aber die Eigentümlichkeit ihrer Lage gewährte Elisabeth und ihren Gefährten soviel Aufschub, daß sie die erwähnten Versuche noch machen konnten.

      Die dünne Erdrinde, die den Felsen bedeckte, barg nur einige welke Kräuter, und die meisten Bäume, die in den Spalten Wurzel gefaßt hatten, waren infolge der großen Hitze in den vorangehenden Sommern bereits abgestorben. Einige trugen noch ein paar welke Blätter als letzte Spuren des Lebens, die übrigen waren nur tote Stümpfe von Fichten, Eichen und Ahornbäumen. Ein besseres Material zur Nahrung für das Feuer hätte nicht gefunden werden können, wenn es mit den Flammen in Berührung gekommen wäre; der Boden entbehrte jedoch ganz und gar des Gebüsches, durch welches das zerstörende Element, einem Waldstrom gleich, den übrigen Berg entlang fortgepflanzt wurde. Zu diesem Mangel an Brennstoff kam noch hinzu, daß eine der großen Quellen, von denen es in diesem Bezirk wimmelt, über dem Abhang entsprang und, nachdem sie eine Weile träge auf ebener Fläche fortgeflossen, die Moosdecke des Felsens befeuchtete und um die Basis des kleinen Kegels rann, der die Spitze des Berges bildete; sie rieselte unter dem Rauchgewölk nahe bei dem einen Ende der Terrasse vorbei und fand ihren Weg nach dem See durch die geheimen Kanäle der Erde, ohne von Fels zu Fels zu stürzen. In nassen Jahreszeiten bildete sie wohl hin und wieder ein Bächlein, aber in trockenen Sommern ließ sie sich nur an dem moosigen, sumpfigen Grunde erkennen, der die Nähe von Wasser anzeigt. Als das Feuer diese Barriere

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