Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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erwachend, »gut, hier ist’s offen. Ja, ja, Ihr fangt sie, und ich bewahre sie auf, um sie an die Hutmacher zu verkaufen.«

      »Ich fürchte, der Bursche wird mir viel Mühe machen«, sagte Natty. »Er wird sich nicht leicht durch die Berge fortbringen, wenn man uns bald auf die Spur kommen sollte; denn er ist in keinem der Flucht günstigen Zustand.«

      »Flucht?« wiederholte der Hausmeister. »Was Flucht! Wir gieren an und schlagen los!«

      »Ruhe!« befahl Elisabeth.

      »Ja, ja, Fräulein.«

      »Gewiß, Ihr könnt nicht im Sinn haben, uns zu verlassen, Lederstrumpf«, fuhr Miss Temple fort »Ich bitte Euch, bedenkt, daß Ihr dann ganz auf die Wälder angewiesen seid, und daß das Alter mit raschen Schritten herannaht. Geduldet Euch für eine kleine Weile; Ihr könnt dann offen und mit Ehre dieses Haus wieder verlassen.«

      »Gibt es hier Biber zu fangen, Mädchen?«

      »Das nicht; aber hier ist Geld, um die Strafe zu bezahlen, und in einem Monat seid Ihr frei. Seht, es ist Gold.«

      »Gold?« entgegnete Natty mit einer Art kindischer Neugierde. »Es ist lange her, seit ich das letzte Goldstück gesehen habe. Wir kriegten hin und wieder im alten Krieg so einen blanken Joseph, doch kamen sie auch nicht häufiger vor als jetzt die Bären. Ich erinnere mich eines Mannes aus Dieskaus Armee, der auf dem Schlachtfelde geblieben war und ein Dutzend solcher glänzenden Dinger in sein Hemd eingenäht hatte. Ich selbst habe mich nicht damit befaßt, ob gleich ich sie mit eigenen Augen ausschneiden sah; sie waren große und glänzender als diese hier.«

      »Es sind englische Guineen, die Euch gehören«, erwiderte Elisabeth. »Betrachtet sie als den Anfang dessen, was für Euch getan werden soll.«

      »Was? Mir wollt Ihr diesen Schatz geben?« versetzte Natty mit einem ernsten Blick auf die Jungfrau.

      »Nun ja, habt Ihr nicht mein Leben gerettet und mich dem Rachen des reißenden Tieres entrissen?« rief Elisabeth, indem sie ihre Augen mit der Hand bedeckte, als schwebe noch jetzt der gräßliche Anblick vor ihr.

      Der Jäger nahm das Geld und drehte es eine Weile, Stück für Stück, in seiner Hand um, wobei er laut mit sich selber sprach:

      »Im Kirschental soll es eine Büchse geben, die auf hundert Ruten noch sicher trifft. Ich habe in meinem Leben manches gute Gewehr gesehen, aber keines, das mit einem solchen zu vergleichen wäre. Hundert Ruten sicheres Ziel ist eine treffliche Waffe! Doch meinetwegen, – ich bin alt, und der Hirschtöter wird mich wohl noch aushalten. Da, Kind, nehmen Sie Ihr Gold zurück! Es ist jetzt an der Zeit; ich höre ihn mit dem Vieh sprechen und muß mich auf den Weg machen. Sie werden nichts ausplaudern, Mädchen, – nicht wahr? Sie werden nichts ausplaudern?«

      »Ausplaudern?« wiederholte Elisabeth. »Doch nehmt das Geld alter Mann, nehmt das Geld, selbst wenn Ihr in die Berge geht.«

      »Nein, nein«, entgegnete Natty mit einem freundlichen Kopfschütteln, »ich möchte Sie nicht berauben, und wenn ich zwanzig Büchsen dafür haben könnte. Sie können aber etwas für mich tun, da ich niemand anders dazu habe.«

      »Und das wäre? Sprecht.«

      »Nun, es handelt sich dabei nur um den Einkauf von einer Büchse Pulver, die zwei Silberdollar kosten wird. Benny Pump hat schon das Geld dafür hergerichtet, aber wir dürfen uns nicht in den Flecken wagen, es zu holen. Niemand führt es als der Franzose – es ist vom besten und geradeso, wie es für eine Büchse paßt. Wollen Sie mir es besorgen, Mädchen, – sprechen Sie, wollen Sie es besorgen?«

      »Ihr dürft gar nicht fragen, ich will es Euch selbst bringen, Lederstrumpf, und wenn ich Euch einen ganzen Tag lang durch die Wälder aufsuchen müßte. Wo und wie werde ich Euch aber finden?«

      »Wo?« entgegnete Natty nach einem kurzen Nachdenken, – »morgen auf dem Visionsberg; ich will Sie, wenn die Sonne über unseren Häuptern steht, auf dem Gipfel des Visionsberges erwarten, Kind. Sehen Sie aber zu, daß es fein gekörnt ist; Sie werden es an dem Glanz und am Preis erkennen.«

      »Ich will es tun«, versetzte Elisabeth mit Festigkeit.

      Natty setzte sich jetzt, steckte seine Füße in das Loch und bahnte sich durch eine leichte Anstrengung einen Durchgang nach der Straße. Die Damen hörten das Heu rasseln und begriffen jetzt wohl den Grund, warum Edwards den Ochsentreiber spielte.

      »Kommt, Benny«, sagte der Jäger, »es wird heute nicht mehr finsterer; denn in einer Stunde geht der Mond auf.«

      »Halt!« rief Elisabeth, »es darf nicht heißen, daß Ihr im Beisein der Tochter des Richters flüchtig geworden seid. Wartet noch mit der Ausführung Eures Planes, Lederstrumpf, bis wir uns entfernt haben.«

      Natty wollte eben antworten, als der Schall sich nähernder Fußtritte die Ankunft des Schließers verkündigte und ihn belehrte, daß für den Augenblick an eine weitere Verfolgung seiner Entwürfe nicht zu denken sei. Er hatte kaum Zeit, seine Füße zurückzuziehen und das Loch mit den Bettüchern zu verhüllen, über welche Benjamin glücklicherweise hinstolperte, als der Schlüssel sich umdrehte und die Tür des Gefängnisses sich auftat.

      »Ist es Miss Temple jetzt gefällig?« sprach der höfliche Kerkermeister, »die gewohnte Stunde zum Abschließen hat geschlagen.«

      »Ich werde Euch folgen«, entgegnete Elisabeth. »Gute Nacht, Lederstrumpf.«

      »Es ist ein feines Korn, Mädchen, und ich denke, es soll das Blei weiter führen als gewöhnlich. Ich werde alt und kann dem Wild nicht mehr mit so raschen Schritten folgen, als ich es sonst zu tun pflegte.«

      Miss Temple winkte ihm zu schweigen und folgte Luise und dem Schließer aus dem Gelaß. Der Mann drehte den Schlüssel nur einmal um und bemerkte, er werde zurückkehren und seine Gefangenen besser verwahren, sobald er den Damen auf die Straße geleuchtet. Sie trennten sich demgemäß an der Tür des Gebäudes, worauf sich der Kerkermeister wieder zu seinen Gefängnissen begab und die Damen mit klopfendem Herzen der Ecke zugingen.

      »Da Lederstrumpf das Geld nicht nehmen will«, flüsterte Luise, »so könnte man alles Herrn Edwards geben und auch – –«

      »Bst!« unterbrach sie Elisabeth, »ich höre das Heu rauschen. Sie bewerkstelligen in diesem Augenblick ihre Flucht. Ach, sie werden entdeckt werden!«

      Sie waren inzwischen an die Ecke gekommen, wo Edwards und Natty eben beschäftigt waren, den fast hilflosen Körper Benjamins durchzuziehen. Sie hatten die Ochsen umgewendet und deren Köpfe der Straße zugekehrt, damit sie für ihre Operationen Raum gewännen.

      »Wirf das Heu auf den Karren«, sagte Edwards, »sonst kommen sie der Art, wie es geschehen ist, auf die Spur. Rasch, daß man es nicht bemerkt!«

      Natty hatte eben diesen Auftrag vollzogen, als das Licht des Gefängniswärters durch das Loch schien und sich von innen eine Stimme vernehmen ließ, welche die Gefangenen rief.

      »Was ist jetzt zu tun?« fragte Edwards. »Dieser betrunkene Kerl wird unsere Entdeckung herbeiführen, und wir haben keinen Augenblick zu verlieren.«

      »Wer ist betrunken, du Schlingel?« brummte der Hausmeister.

      »Sie sind ausgebrochen! sie sind ausgebrochen!« schrien fünf oder sechs Stimmen von innen.

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