Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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schämen, einen Mann von Eurem Amt und Charakter so weit sich vergessen zu sehen, daß er den Frieden bricht, den Gerichtshof beleidigt und den armen Benjamin in dieser Weise mißhandelt!«

      Bei dem Ton von Herrn Jones’ Stimme hielt der Hausmeister in seinem Geschäft inne und ließ Hiram Gelegenheit, sein mißhandeltes Gesicht dem Vermittler zuzukehren. Durch die Anwesenheit des Sheriffs ermutigt, nahm Doolittle abermals die Zuflucht zu seinen Lungen.

      »Das Gesetz muß dagegen einschreiten!« rief er verzweifelt, »das Gesetz soll mir Genugtuung dafür verschaffen! Ich fordere Sie auf Herr Sheriff, diesen Mann zu ergreifen, und verlange, daß Sie ihn ins Gefängnis bringen.«

      Inzwischen hatte sich Richard über den wahren Tatbestand unterrichtet, weshalb er sich mit vorwurfsvollem Ton an den Hausmeister wandte:

      »Benjamin«, begann er, »wie seid Ihr in den Stock gekommen? Ich habe immer geglaubt, Ihr wäret so mild und lenksam wie ein Lamm, und aus keinem anderen Grunde standet Ihr so hoch in meiner Achtung. Benjamin! Benjamin! Ihr habt durch dieses schamlose Benehmen nicht nur Euch selbst, sondern auch Euren Freunden Schande gemacht. Gott steh’ uns bei, Herr Doolittle, es scheint, er hat Euch Euer Gesicht ganz auf die eine Seite geschlagen.«

      Hiram hatte sich unterdes auf die Beine geholfen, und sobald er sich außer Reichweite des Hausmeisters befand, brach er ungestüm los und erklärte, daß er Rache verlange. Die Beleidigung war zu offen vorgegangen, um ohne Beachtung bleiben zu können, und der Sheriff, eingedenk der Unparteilichkeit, die sein Vetter in der kürzlichen Verhandlung gegen Lederstrumpf an den Tag gelegt hatte, sah die peinliche Notwendigkeit ein, seinen Majordomo ins Gefängnis zu stecken. Die zu Nattys öffentlicher Ausstellung im Stock bestimmte Stunde war inzwischen abgelaufen, und als Benjamin hörte daß sie wenigstens für die erste Nacht im gleichen Gelaß eingesperrt werden sollten, ließ er sich die Maßregel ohne besondere Widerrede gefallen, wie er sich denn auch nicht einmal Bürgschaft zu leisten erbot, obgleich er, als ihn der Sheriff an der Spitze der ihn umgebenen Konstabler nach dem Gefängnis führte, folgende Vorstellung laut werden ließ:

      »Ich mache mir wenig daraus, mit Meister Bumppo eine Nacht oder so etwas seine Koje zu teilen, Squire Dickens; denn ich betrachte ihn als einen ehrlichen Mann, der ganz geschickt mit dem Bootshaken und der Büchse umzugehen weiß. Ich behaupte aber, daß es gegen alle Vernunft und alles Christentum ist, wenn man sagt, ein Mann verdiene etwas Schlechteres als eine doppelte Portion Rum dafür, daß er jenem Zimmermann das Gesicht auf eine Seite geklopft hat, wie Sie es nennen. Wenn es einen Blutsauger im Lande gibt, so ist es niemand anders als dieser Kerl. Ja, ich kenne ihn, und wenn der Spitzbube nicht von Holz ist, so wird er von mir erzählen können. Was liegt denn so mächtig Arges darin, Squire, daß Sie sich die Sache so zu Herzen nehmen? Sehen Sie, es ging gerade dabei zu wie in einer andern Schlacht: Breitseite an Breitseite, nur daß ich dabei vor Anker lag, wie es uns auch einmal in Port Praya ging, als der Souverän über uns kam; aber wir haben ihm seine Souveränität verleidet, ehe er wieder ausfuhr.«

      Richard hielt es nicht seiner Würde gemäß, auf diese Anrede etwas zu erwidern, und sobald seine Gefangenen sicher in einem der äußeren Kerker untergebracht und seinem Befehl gemäß die Riegel vorgeschoben waren, entfernte er sich.

      Benjamin plauderte während des Nachmittags oft mit den Vorübergehenden durch das Eisengitter; sein Gefährte jedoch durchschritt den engen Raum mit raschen ungeduldigen Tritten, wobei er niedergeschlagen den Kopf auf die Brust heruntersinken ließ; nur hin und wieder erhob er ihn auf Augenblicke nach den Müßiggängern am Fenster, und dann mochte wohl ein Ausdruck der kindischen Vergeßlichkeit des Alters seine Züge überfliegen, der aber schnell wieder einer tiefen Beklommenheit Platz machte.

      In der abendlichen Dämmerung bemerkte man Edwards in ernster Zwiesprache mit seinem Freund am Fenster, und er mochte dem alten Jäger wohl Worte des Trostes gebracht haben; denn sobald er sich entfernt hatte, warf sich Natty auf sein Lager und war bald in tiefen Schlaf versunken.

      Die neugierigen Zuschauer hatten endlich auch die Redseligkeit des Majordomo, der mit der Hälfte seiner Bekanntschaft auf gute Kameradschaft getrunken, erschöpft, und als Natty nicht länger in Bewegung war, und Billy Kirby, der als letzter am Fenster gewesen, um acht Uhr sich nach dem Templetoner ›Kaffeehaus‹ zurückgezogen hatte, erhob sich der alte Jäger noch einmal, um eine Decke vor die Öffnung zu hängen, worauf sich die Gefangenen zur Ruhe begaben.

      XXXV

       Inhaltsverzeichnis

      Um die Verfolger zu vermeiden,

       Drückt schwer der Sporn der Tiere Seiten

       Nicht umgeschaut, bis der Gefahr

       Wir viere ledig sind und bar!

      Hudibi

      Mit der eintretenden Dämmerung begannen die Geschworenen, die Zeugen und die übrigen Glieder des Gerichtshofs sich zu zerstreuen, und noch vor neun Uhr herrschte Ruhe im Dorf: die Straßen waren beinahe verödet. Um diese Stunde gingen Richter Temple und seine Tochter, denen Luise Grant in kurzer Entfernung folgte, unter dem leichten Schatten der jungen Pappeln langsam die Allee hinab, wobei sie sich folgendermaßen unterhielten:

      »Du kannst am besten sein verletztes Gemüt beruhigen«, sagte Marmaduke, »doch wird es immerhin gefährlich sein, die Natur seines Vergehens zu berühren, da die Heiligkeit der Gesetze beachtet werden muß.«

      »O Vater!« rief die ungeduldige Elisabeth, »unmöglich können Gesetze vollkommen sein, die einen Mann wie Lederstrumpf wegen eines Vergehens, das mir so verzeihlich erscheint, zu einer so strengen Strafe verdammen.«

      »Du redest, wie du es verstehst, Elisabeth«, versetzte ihr Vater. »Die Gesellschaft kann ohne einen heilsamen Zwang nicht bestehen, und ein solcher Zwang ist unmöglich zu handhaben, wenn die Personen derjenigen, die ihn ausüben, nicht geschützt und geachtet werden. Und wie sehr müßte es nicht meinem Ruf als Richter schaden, wenn man mir nachsagen könnte, ich hätte einen überwiesenen Verbrecher entschlüpfen lassen, weil er das Leben meines Kindes rettete?«

      »Ich sehe – ich erkenne die Schwierigkeit deiner Stellung, lieber Vater«, entgegnete die Tochter, »aber bei einem Vergehen, wie das des armen Natty war, kann ich den Vollstrecker des Gesetzes nicht von dem Menschen trennen.«

      »Du sprichst wie ein Weib, Kind. Es handelte sich nicht um den Angriff auf Hiram Doolittle, sondern um die Drohung, auf einen Konstabler zu schießen, der in der Vollziehung eines – –«

      »Gleichviel, ob es das eine oder das andere ist«, fiel ihm Miss Temple mit einer Logik ins Wort, die mehr vom Gefühl als vom Verstand bestimmt war, »ich kenne Nattys Unschuld, und in dieser Überzeugung muß ich alle, die ihn unterdrücken, für ungerecht halten.«

      »Sein Richter gehört auch dazu, – deinen Vater also gleichfalls, Elisabeth?«

      »Ach, Vater! stelle keine solchen Fragen an mich. Nenne mir lieber deinen Auftrag und laß mich eilen, ihn zu vollziehen!«

      Der Richter hielt einen Augenblick inne, lächelte seinem Kind zärtlich zu und ließ dann seine Hand auf ihre Schulter fallen, indem er entgegnete:

      »Du magst in manchen Stücken recht haben, Beß, aber dein Herz hat zuviel Einfluß auf deinen Verstand. Doch höre jetzt: in dieser Brieftasche sind zweihundert Dollar. Geh zu dem Gefangenen – du hast nichts dabei zu befürchten – gib dem Schließer diese Karte, und wenn du Bumppo

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