Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper страница 108

Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

Скачать книгу

schien sich in sein Geschick zu fügen; denn er senkte den Kopf auf die Brust und folgte dem Konstabler schweigend aus dem Gerichtssaal. Die Zuschauer machten dem Gefangenen Platz, und sobald man ihn die äußere Tür verlassen sah, stürmte das Volk nach, um die Schmach des alten Jägers mitanzusehen.

       Inhaltsverzeichnis

      Ha! Ha! Seht! Er trägt grausame Strumpfbänder!

      Lear

      Die altherkömmlichen öffentlichen Züchtigungen waren zu der Zeit unserer Erzählung unter dem Volk von Neuyork noch in vollem Schwange, da das Auspeitschen und der damit verbündete Stock noch nicht dem schonenden Strafverfahren der öffentlichen Gefängnisse gewichen waren. Die Orte, wo solche Züchtigungen geübt wurden, befanden sich unmittelbar vor dem Gefängnisgebäude als Warnungszeichen für die Übeltäter der Ansiedlung.

      Natty folgte den Konstablern nach dem Strafplatz, indem er sein Haupt unterwürfig unter eine Macht beugte, der er nicht widerstehen konnte; die Menge bildete einen Kreis um seine Person und ließ in ihren Mienen die gespannteste Neugierde blicken. Ein Konstabler hob den oberen Teil des Stocks in die Höhe und deutete mit dem Finger auf die Löcher, in welche der alte Mann seine Füße legen sollte. Ohne die mindeste Einwendung gegen die Strafe zu machen, setzte sich Lederstrumpf ruhig auf die Erde und ließ nicht einmal einen Laut vernehmen, als man seine Glieder in die Öffnungen steckte, obgleich er einen Schmerzensblick um sich warf, als suche er jenes Mitgefühl, das die leidende menschliche Natur stets zu fordern scheint. Wenn er aber auch keine Äußerung von Mitleid gewahr werden konnte, so entdeckte er doch nirgends gefühllose Freude, und ebensowenig widerfuhren ihm die bei solchen Gelegenheiten üblichen Kränkungen durch Schimpfworte. Der Pöbel, wenn wir ihn so nennen können, zeigte keinen anderen Charakter als den einer das Gesetz achtenden Aufmerksamkeit.

      Der Konstabler war eben im Begriff, die obere Planke niederzulassen, als Benjamin, der sich dicht an die Seite des Gefangenen gedrängt hatte, mit rauher Stimme zu sprechen begann, als wenn er irgendeinen Anlaß suche, um Streit anzufangen.

      »Wo zum Henker ist es denn Brauch, Meister Konstabler, einem Mann solche hölzernen Strümpfe anzulegen? Sie hindern ihn nicht, seinen Grog zu trinken, und ebensowenig leidet sein Rücken dabei Not. Für was soll denn dieses Ding gut sein?«

      »Ich vollziehe nur den Spruch des Gerichts, Herr Penguillum, und vermutlich ist ein gesetzlicher Grund dafür vorhanden.«

      »Ja, ja, man führt bei dergleichen immer das Gesetz im Munde; aber was soll dabei herauskommen, frage ich? Weh tut’s nicht, und das Ganze ist weiter nichts, als daß es einen Mann für die Dauer zweier Gläser an den Fersen festhält.«

      »Wie, es täte nicht weh, Benny Pump?« versetzte Natty, die Augen mit einem kläglichen Gesicht zu dem Hausmeister aufrichtend, »es täte nicht weh, einen einundsiebzigjährigen Mann wie einen Bären den Ansiedlern zur Schau hinzustellen? Es sollte nicht weh tun, wenn man einen alten Soldaten, der den Krieg von Sechsundfünfzig mitgemacht und sechsundsiebzigmal dem Feind gegenübergestanden hat, an einen solchen Ort steckt, wo die Jungen mit Fingern auf ihn weisen und sagen können: ›Ich habe es selbst mit angesehen, wie er dem Bezirk zu einem Spektakel diente?‹ Es sollte nicht weh tun, das Ehrgefühl eines Mannes, der sich keines Unrechts bewußt ist so zu kränken, daß man ihn wie eine Bestie des Waldes behandelt?«

      Benjamin stierte wild um sich, und hätte er nur ein einziges Gesicht finden können, in welchem sich Hohn ausgesprochen hätte, so würde er sicher alsbald mit dem Eigentümer desselben Streit angefangen haben; da er aber überall nur auf nüchterne und hin und wieder sogar auf bedauernde Blicke traf, so setzte er sich ganz bedächtig an der Seite des Jägers nieder, steckte seine Füße in die beiden leeren Löcher des Stocks und sagte:

      »Nun, laßt herab, Meister Konstabler, laßt herab, sag’ ich Euch! Wenn es hierherum so eine Art von Mann gibt, der einen Bären zu sehen wünscht, so soll er herkommen: der Teufel hole ihn, er wird deren zwei finden, und darunter vielleicht einen, der ebensogut beißen kann wie brummen.«

      »Aber ich habe keinen Befehl, Euch in den Stock zu sperren, Herr Pump«, rief der Konstabler. »Geht heraus und hindert mich nicht an meiner Pflicht«

      »So erhaltet Ihr jetzt meinen Befehl, und was habt Ihr Euch weiter um meine Füße zu bekümmern? Schließt den Deckel zu, sage ich, und laßt mich den Mann sehen, der das Maul darüber verzieht.«

      »Nun, es geschieht niemand ein Leid damit, wenn man einen Menschen einsperrt, der selber in den Pferch will«, entgegnete der Konstabler lachend und schloß den Stock über beiden.

      Es war ein Glück, daß dies schnell ausgeführt wurde; denn als die Gesamtmasse der Zuschauer Benjamin in seiner neuen Lage erblickte, regte sich unter ihr eine Neigung zur Heiterkeit, die nur wenige zu unterdrücken der Mühe wert achteten. Der Hausmeister kämpf sich gewaltig ab, seine Freiheit wiederzuerlangen, augenscheinlich in der Absicht, mit den zunächst Stehenden einen Kampf zu beginnen der Schlüssel war aber bereits umgedreht und daher alle seine Anstrengung vergeblich.

      »Hört, Meister Konstabler«, rief er, »tut mir Eure Fußschellen für einen Augenblick auf, damit ich diesen Halunken zeigen kann, wer es ist, über den sie sich lustig machen.«

      »Nein, nein, Ihr wolltet hinein, und so müßt Ihr ausharren«, entgegnete der Gerichtsdiener, »bis die Zeit um ist, die der Richter für den Gefangenen bestimmt hat.«

      Als Benjamin fand, daß sein Sträuben und seine Drohungen nicht fruchteten, bewies er Verstand genug, sich die Ergebung seines Gefährten zum Muster dienen zu lassen, weshalb er sich an Nattys Seite ganz ruhig verhielt, obgleich er nicht umhin konnte, in seinen harten Züge einen Ausdruck von Verachtung zu legen, welcher zeigte daß sein Zorn einem anderen Gefühl gewichen war. Sobald sich die ungestüme Aufregung des Hausmeisters einigermaßen gelegt hatte wandte er sich an seinen Mitgefangenen, und mit einer Erregung, die einen noch stärkeren Gefühlserguß gerechtfertigt hätte, versuchte er sich in dem menschenfreundlichen Amt des Trösters.

      »Im Grunde genommen hat die Sache nicht viel auf sich, Meister Bumppo«, sagte er. »Ich habe an Bord der Boadishey ganz prächtig Leute mit den Fersen festliegen sehen, und zwar für weiter nichts als weil sie vielleicht vergessen hatten, daß sie ihre Portion schon getrunken hatten, als ihnen ein Glas Grog in den Weg kam. Die Sache kommt mir nicht anders vor, als wenn man vor zwei Ankern reitet und in einem stillen Wasser, wo man noch Raum genug hat, die Klüsen zu fegen, auf das Eintreten der Flut oder auf günstigen Wind wartet. Ich habe, wie gesagt, manchen Mann um einen solchen Rechnungsfehler an Bug und Stern vor Anker liegen sehen, wo er nicht einmal seine Breitseite umdrehen konnte, und vielleicht noch obendrein mit einem Stopfer vor der Zunge in der Form eines quer unter der Nase weggezogenen Pumpstocks, ganz wie eine Backspier längs dem Geländer des Heckbords.«

      Der Jäger wußte augenscheinlich seinem Gefährten Dank für die freundliche Absicht, obgleich er dessen Worte nicht verstand; er versuchte daher zu lächeln, erhob sein demütiges Antlitz und fragte:

      »Wie?«

      »Ich sage, es ist weiter nichts als eine kleine Bö, die bald ausgeblasen hat«, fuhr Benjamin fort. »Eurem langen Kiel muß es ohnehin nichts ausmachen, obgleich sie bei meinem ziemlich kurzen Untergebälk meine Hieling in einer Weise aufgeholt haben, daß das Fahrzeug ziemlich schräg steht. Aber was kümmere ich mich darum, Meister Bumppo, ob das Schiff ein bißchen am Anker zerrt? Es ist ja nur für eine Hundewache, und hol mich der Teufel, wenn es nicht mit Euch segelt, sobald Ihr

Скачать книгу