Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper
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Читать онлайн книгу Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper страница 128
»Es war überhaupt keines vorhanden als die Schwierigkeit, so viele Ansprüche zu befriedigen.«
»Aber ein unüberwindlicher Riegel wäre vorgeschoben worden, wenn ich der Welt verkündigt hätte, daß ich diesen Grundbesitz, der durch die Zeit und meinen Fleiß um das Hundertfache in seinem Wert gestiegen ist, nur als ein mir anvertrautes Gut betrachte. Es kann dir nicht unbekannt sein, daß ich deinen Vater unmittelbar nach dem Krieg mit beträchtlichen Summen versah.«
»Das taten Sie, bis – –«
»Meine Briefe ungeöffnet zurückkamen. Dein Vater hatte viel von deinem Charakter, Oliver. Er war bisweilen ungestüm und vorschnell.« Der Richter fuhr jetzt in dem Ton der Selbstrüge fort. »Vielleicht liegt der Fehler an mir, der ich zu viel rechnete und zu weit in die Zukunft blickte. Es war gewiß eine herbe Prüfung für mich, den Mann, den ich am meisten liebte, sieben Jahre übel von mir denken zu lassen, um mir zu gegebener Zeit eine ehrliche Rückerstattung möglich zu machen. Hätte er übrigens meine letzten Briefe geöffnet, so würdest du die ganze Wahrheit erfahren haben. Diejenigen, welche ich nach England schickte, hat er, wie mir mein Agent mitteilt, gelesen. Er hat vor seinem Tode noch alles erfahren und ist als mein Freund gestorben; ich glaubte jedoch, dich habe ein gleich trauriges Verhängnis ereilt.«
»Unsere Armut gestattete uns nicht, die Überfahrt für zwei Personen zu bezahlen«, versetzte der Jüngling mit jener ungewöhnlichen Bewegung, die er immer an den Tag legte, sooft er den herabgekommenen Zustand seiner Familie berühren mußte. »Ich blieb in der Provinz, um seine Rückkehr zu erwarten, und als die traurige Nachricht, daß er mir für immer entrissen sei, an mich gelangte, war ich fast von allen Geldmitteln entblößt.«
»Und wie brachtest du dich fort, Junge?« fragte Marmaduke mit bebender Stimme.
»Ich lenkte meinen Wanderstab hierher, um meinen Großvater aufzusuchen; denn ich wußte, daß mit dem halben Solde meines Vaters auch seine Hilfsquellen versiegt waren. Als ich seine Wohnung aufsuchte, erfuhr ich, daß er sie heimlich verlassen hatte, obgleich mir der Mietling, der um dieser Armut willen aus seinen Diensten getreten war, auf mein dringendes Flehen bedeutete, er glaube, ein alter Mann, der früher sein Diener gewesen, habe ihn mit sich fortgenommen. Das konnte niemand anders als Natty gewesen sein; denn mein Vater hat oft – –«
»War Natty ein Diener deines Großvaters?« rief der Richter.
»Wie? Das wußten Sie nicht?« entgegnete der Jüngling in augenscheinlicher Überraschung.
»Wie hätte ich es wissen sollen? Ich traf nie mit dem Major zusammen, und auch Bumppos Name wurde nie in meiner Gegenwart erwähnt. Ich kannte ihn nur als einen Jäger, der in den Wäldern lebte. Solche Leute kommen einem zu oft vor, als daß sie größere Aufmerksamkeit erregen sollten.«
»Er wurde in der Familie meines Großvaters erzogen, diente ihm viele Jahre in seinen Feldzügen im Westen, wo er eine Vorliebe für die Wälder faßte, und blieb dann hier als eine Art von locum tenens in dem Lande, welches auf Veranlassung des alten Mohegan meinem Großvater, der ihm einmal das Leben gerettet hatte, von den Delawaren überlassen worden war. Letztere hatten ihn auch als Ehrenmitglied in ihren Stamm aufgenommen.«
»Daher rührt also dein indianisches Blut?«
»Nicht anders«, erwiderte Edwards lächelnd. »Major Effingham wurde von Mohegan, der damals der größte Mann seiner Nation war, an Sohnes statt angenommen, und mein Vater, welcher diese Leute einmal in seiner Jugend besuchte, erhielt von ihnen den Namen des Adlers – um der Form seines Gesichtes willen, wie ich mir sagen ließ. Sie haben seinen Titel auch auf mich ausgedehnt. Ich habe keine anderen indianischen Ahnen, obgleich es in meinem Leben Stunden gegeben hat, Richter Temple, wo ich wünschte, meine Abstammung und Erziehung diesem Volk zu verdanken.«
»Fahre fort in deiner Erzählung«, sagte Marmaduke.
»Ich habe nicht mehr viel mitzuteilen, Sir. Ich verfügte mich nach dem See, wo Natty, wie ich oft gehört hatte, wohnte, und fand, daß dieser insgeheim für seinen alten Herrn Sorge trug; denn nicht einmal er konnte es ertragen, einen Mann, auf den ehedem ein ganzes Volk mit Achtung geblickt, der Welt in seiner Armut und Geistesschwäche zu zeigen.«
»Und was begannst du?«
»Ich? Nun ja, ich gab mein letztes Geld aus, um eine Büchse zu kaufen, hüllte mich in ein grobes Gewand und bildete mich an Lederstrumpfs Seite zum Jäger aus. Das übrige ist Ihnen bekannt, Richter Temple.«
»Und warum wollte man nichts von dem alten Fritz Hartmann?« sprach der Deutsche vorwurfsvoll. »Hast du nie den Namen des alten Fritz Hartmann aus dem Munde deines Vaters gehört, Junge?«
»Ich mag wohl unrecht getan haben, meine Herren«, entgegnete der Jüngling, »aber ich besaß zuviel Stolz, um unser Unglück zur Schau zu stellen, das auch am heutigen Tage gegen meinen Willen ans Licht gefördert wurde. Ich hatte Pläne, die vielleicht träumerisch waren; ich gedachte aber immer, meinen Großvater, wenn er den Herbst erleben sollte, nach Neuyork mitzunehmen, wo noch einige entfernte Verwandte leben, die wohl im Lauf der Zeit vergessen haben müssen, daß er Tory war. Aber er schwindet rasch dahin«, fuhr er wehmütig fort, »und wird bald an der Seite des alten Mohegan ausruhen.«
Die Luft war rein, der Tag schön, und so blieb die Gesellschaft auf dem Felsen, bis man die Räder von Richter Temples Wagen an der Seite des Berges heraufrasseln hörte. Die Unterhaltung wurde in der Zwischenzeit mit lebhaftem Interesse fortgeführt, und jeder Augenblick warf auf irgendeine zweideutige Handlung ein günstigeres Licht, so daß der Widerwille des Jünglings gegen Marmaduke sichtlich schwächer wurde. Er hatte nicht länger etwas gegen die Entfernung seines Großvaters einzuwenden, der eine kindische Freude an den Tag legte, als er sich wieder einmal in einem Wagen sitzen sah. In der weiten Halle des Herrenhauses angelangt, ließ der Greis seine Augen langsam über die Ausstattung des Raumes hingleiten, und bei dem peinlichen Irrereden, womit er den Umstehenden ohne Unterlaß irgendeine nutzlose Höflichkeit anbot, schien für Momente ein und der andere Lichtblick des Geistes seine Züge zu überfliegen. Die Anstrengung und die Veränderung seiner Lage hatten bald eine solche Erschöpfung zur Folge, daß man ihn zu Bett bringen mußte, wo er viele Stunden liegen blieb, zwar erfreut über die neue Bequemlichkeit, die sich ihm jetzt darbot, aber auch ein schmerzliches Bild der menschlichen Natur, in dem sich deutlich aussprach, daß die tierischen Neigungen fortwähren, selbst wenn der edlere Teil unseres Wesens entschwunden ist.
Effingham verließ seinen Großvater nicht, bis er zur Ruhe gebracht war, worauf Natty an seiner Seite Platz nahm. Dann erst entsprach er den Aufforderungen des Richters, ihm in das Bibliothekszimmer zu folgen, wo dieser nebst Major Hartmann seiner harrte.
»Lies dieses Papier, Oliver«, begann Marmaduke, als der Jüngling eingetreten war, »und du wirst finden, daß es mir nicht entfernt in den Sinn kam, deiner Familie bei meinen Lebzeiten unrecht zu tun, da ich mir’s im Gegenteil zur Aufgabe machte, Sorge zu tragen, daß ihr auch nach meinem Tode noch Gerechtigkeit widerfahre.«
Der Jüngling nahm das Blatt, und der erste Blick sagte ihm, daß es das Testament des Richters sei. Trotz seiner Aufregung entging es ihm doch nicht, daß das Datum genau mit der Zeit zusammentraf, da er an Marmaduke jene ungewöhnliche Niedergeschlagenheit wahrgenommen hatte. Während des Lesens begannen seine Augen feucht zu werden, und die Hand, die das Dokument hielt, zitterte heftig.
Das Testament begann mit den gewöhnlichen Förmlichkeiten, die durch den Scharfsinn des Herrn Van der School noch weitläufig