Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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Buch mit einer Sorgfalt und Verehrung geöffnet, welche seinen heiligen Zwecken ganz angemessen war. Dann sprach er, ohne weitere Einleitung und Apologie, zuerst das Wort » Standish« aus, setzte das bereits erwähnte unbekannte Instrument an den Mund, und brachte damit einen hohen, schrillen Ton hervor, dem er eine Octave niedriger mit seiner eigenen Stimme folgte. Nun begann er die folgenden Worte in vollen, süßen und melodischen Tönen, welche der Musik, der Poesie und selbst der unbehaglichen Bewegung seines ungezogenen Kleppers Hohn zu sprechen schienen, abzusingen:

      O sieh, wie fein und lieblich

       Es ist, wie’s Gott gefällt,

       Wenn mit dem Bruder treulich

       Der Bruder Frieden hält.

       Es gleicht der Salben bester,

       Die vom Haupt zum Barte floß,

       Auf Aarons Bart herunter,

       Bis zu des Kleides Schoß.

      Die Absingung dieser kunstreichen Reime begleitete der Fremde mit einem regelmäßigen Steigen und Fallen seiner rechten Hand. Beim Senken ließ er seine Finger einen Augenblick auf den Blättern des kleinen Buches ruhen, während er das Steigen mit einem Schnörkelschlag dieses Gliedes begleitete, welchen nachahmen zu können, Niemand als der Eingeweihte hoffen durfte. Es wollte scheinen, als ob lange Angewöhnung diese Begleitung der Hand nothwendig gemacht hätte, denn sie hörte nicht auf, bis die Präposition, welche der Poet für den Schluß seines Verses gewählt hatte, getreulich als ein Wort von zwei Sylben abgesungen war. Eine solche Unterbrechung der Stille des einsamen Waldes konnte nicht verfehlen, sich dem Ohre derer, die nur eine kleine Strecke voraus zogen, bemerklich zu machen.

      Der Indianer murmelte einige Worte in gebrochenem Englisch gegen Heyward, welcher seinerseits mit dem Fremden sprach, seine musikalischen Versuche unterbrechend und zugleich beendigend.

      »Obgleich wir nicht in Gefahr sind, so räth uns schon die gewöhnliche Klugheit, durch diese Wildniß in möglichster Stille zu reisen. Sie werden mir also verzeihen, Alice, wenn ich Ihre Genüsse beeinträchtige, indem ich diesen Herrn ersuche, seinen Gesang auf eine sicherere Gelegenheit aufzusparen.«

      »Das werden Sie in der That,« versetzte das schelmische Mädchen, »nie hörte ich eine unwürdigere Verbindung zwischen Musik und Sprache, als die, der ich so eben lauschte; und ich hatte mich schon in eine Untersuchung über die Ursachen einer solchen Disharmonie zwischen Ton und Sinn vertieft, als Sie den Zauber meiner Träumereien durch ihren Baß zerstörten, Duncan.«

      »Ich weiß nicht, was Sie meinen Baß nennen,« entgegnete Heyward, empfindlich über ihre Bemerkung, »aber so viel weiß ich, daß Ihre und Cora’s Sicherheit mir viel theurer ist, als ein Orchester von Händel’s Musik.« Er schwieg, kehrte plötzlich sein Auge gegen das Dickicht und heftete sie dann auf ihren Führer, welcher in ungestörter Gravität den gleichen Schritt einhielt. Der junge Mann lächelte über sich selbst, denn er glaubte, er habe eine glänzende Waldbeere für die glühenden Augäpfel eines herumstreichenden Wilden genommen, und ritt weiter, indem er die Unterhaltung fortsetzte, welche durch jenen flüchtigen Gedanken unterbrochen worden war.

      Major Heyward hatte sich nur in sofern getäuscht, als er sich durch seinen jugendlichen und hochsinnigen Stolz von weiterer Nachforschung abhalten ließ. Der Zug war noch nicht lang vorüber, als die Zweige des Gebüsches, welche das Dickicht bildeten, vorsichtig auseinander gebogen wurden, und ein Menschengesicht, so trotzig und furchtbar, als wilde Kunst und ungebändigte Leidenschaften es machen konnten, den sich entfernenden Fußtritten der Reisenden nachblickte. Ein Strahl des Frohlockens schoß über die dunkelbemalten Gesichtszüge des Waldbewohners, als er sah, welche Richtung seine arglosen Schlachtopfer eingeschlagen hatten. Den lichten und anmuthigen Gestalten der Frauen, welche zwischen den Bäumen dahin schwebten, folgte durch die Krümmungen des Weges die männliche Gestalt Heywards, bis schließlich die unförmliche Person des Singmeisters unter den zahllosen Baumstämmen verschwand, die sich in düstern Linien dazwischen erhoben.

       Inhaltsverzeichnis

      Eh’ man die Felder noch gepflügt,

       Voll bis zum Rand die Flüsse strömten,

       Der Wasser Melodie erfüllt’

       Den frischen, weiten Wald, es rauschten

       Waldströme, und das Bächlein spielt’,

       Und in dem Schatten sprangen Quellen.

      Bryant.

      Wir lassen den argwohnlosen Heyward und seine ihm vertrauenden Begleiter noch tiefer in den Wald eindringen, der so verrätherische Bewohner in sich schloß, und bedienen uns der Freiheit des Schriftstellers, die Scene einige Meilen weiter westlich von dem Orte, wo wir sie zuletzt gesehen haben, zu versetzen.

      An jenem Tage schlenderten zwei Männer an dem Ufer eines kleinen aber reißenden Stroms, ungefähr eine Tagreise von dem Lager Webbs, als harrten sie der Ankunft eines Dritten, oder der Annäherung eines erwarteten Ereignisses. Das weite Laubdach des Waldes dehnte sich an dem Rande des Flusses aus, indem es das Wasser überhing und seine dunkeln Fluten mit noch tieferem Dunkel überschattete. Die Strahlen der Sonne fingen bereits an schwächer zu werden, und die übermäßige Hitze des Tages sich zu mildern, während kühlere Dünste von Quellen aus ihren Laubbetten emporstiegen und sich mit der Atmosphäre vermischten. Immer noch herrschte in dieser Einsamkeit jene Stille, welche die drückende Schwüle einer amerikanischen Juli-Landschaft charakterisirt, und wurde nur von den leisen Stimmen der Männer, dem gelegentlichen, müden Picken eines Waldspechts, dem unharmonischen Schrei eines bunten Hehers, oder dem dumpfen Rauschen eines entfernten Wasserfalls unterbrochen.

      Diese schwachen und abgebrochenen Laute waren jedoch den Waldbewohnern zu vertraut, als daß sie ihre Aufmerksamkeit von dem interessanteren Gegenstand ihrer Unterhaltung abgezogen hätten. Während einer dieser müßigen Wanderer die rothe Haut und den wilden Aufzug eines Eingebornen der Wälder hatte, zeigte der andere unter der Hülle roher und fast wilder Bekleidung die hellere, wenn gleich sonnverbrannte und lang verwitterte Farbe Eines, der auf europäische Abstammung Anspruch machen durfte. Der Eine saß auf dem Rand eines bemoosten Baumstammes in einer Stellung, die ihm vergönnte, die Wirkung seiner ernsten Rede durch die ruhigen und ausdrucksvollen Gebärden des in einem Streitgespräche begriffenen Indianers zu erhöhen. Sein beinahe nackter Leib bot ein schreckhaftes Sinnbild des Todes dar, durch die verschlungene Mischung weißer und schwarzer Farbenzüge. Sein kahl geschorner Kopf, auf dem kein andres Haar, als der wohlbekannte, ritterliche Skalpirschopf belassen worden, war ohne andern Putz, als eine einzige Adlersfeder, die über seinen Scheitel lief und auf die linke Schulter herunter hing. Ein Tomahawk und ein Skalpirmesser von englischer Arbeit stacken in seinem Gürtel, während eine Büchse von der Art, womit die Politik der Weißen ihre wilden Verbündeten bewaffnete, nachläßig über seinen bloßen, sehnigen Knien lag. Die gewölbte Brust, die vollgeformten Glieder und die ernste Haltung dieses Kriegers schienen anzudeuten, daß er sich in der Vollkraft seines Lebens befinde, ohne noch Spuren der Abnahme seiner Mannheit zu fühlen.

      Die Gestalt des Weißen glich, nach den Körpertheilen zu schließen, welche er nicht mit dem Kleide bedeckte. Jemand, der seit seiner frühesten Jugend Mühseligkeiten zu ertragen und Anstrengungen zu machen gelernt hatte. Seine Person, obgleich muskulös, war eher mager, als voll; aber jeder Nerv und Muskel schien gedrungen und durch unausgesetzte Anstrengung und Arbeit abgehärtet. Er trug ein waldgrünes Jagdhemd mit verwittertem Gelb besetzt, und eine Sommermütze von geschornem

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