Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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Theil seiner untern Bekleidung, der unter dem Jagdrock sichtbar war, aus ein Paar bockledernen Kamaschen bestand, die, auf beiden Seiten verbrämt, über dem Knie mit Hirschsehnen befestigt waren. Eine Jagdtasche und ein Pulverhorn vollendeten seinen Anzug, und eine Büchse von großer Länge, welche die Theorie der erfahrneren Weißen die Waldbewohner als die gefährlichste Feuerwaffe betrachten ließ, lehnte an einem benachbarten Bäumchen. Das Auge des Jägers oder Kundschafters, was immer er seyn mochte, war klein, lebhaft, scharf und unruhig, und rollte, während er sprach, in allen Richtungen umher, als ob er ein Jagdwild suchte oder die plötzliche Annäherung eines Feindes besorgte. Trotz tiefer Symptome gewohnten Mißtrauens verrieth sein Gesicht nicht nur keine Tücke, sondern trug in dem Augenblick, da er sprach, sogar das Gepräge offener Rechtlichkeit.

      »Selbst eure Ueberlieferungen sprechen für mich, Chingachgook,« entgegnete er in einer Sprache, welche allen Eingebornen, die früher das Land zwischen dem Hudson und dem Potomak bewohnten, bekannt war, und von der wir zu Gunsten des Lesers eine freie Uebersetzung geben, aber zugleich darauf Bedacht nehmen werden, einige Eigenthümlichkeiten, sowohl des Individuums als des Ausdrucks beizubehalten. »Eure Väter kamen von der untergehenden Sonne her, gingen über den großen Fluß, kämpften mit dem Volke des Landes und nahmen dieses weg; die Meinigen kamen vom rothen Morgenhimmel über den Salzsee und thaten ganz nach dem Beispiel, das die Eurigen ihnen gegeben hatten. So laß denn Gott unsere Sache entscheiden, und Freunde darüber keine Worte verlieren.«

      »Meine Väter fochten mit dem nackten rothen Mann,« versetzte der Indianer ernst, in der nämlichen Sprache. »Ist kein Unterschied, Hawk-eye (Falkenauge), zwischen dem steingespitzten Pfeil des Kriegers und der bleiernen Kugel, womit ihr tödtet?«

      »Ein Indianer hat Verstand, wenn ihm gleich die Natur eine rothe Haut gegeben hat,« sprach der Weiße, den Kopf schüttelnd, gleich einem, bei dem eine solche Berufung auf seine Gerechtigkeit nicht weggeworfen war. Einen Augenblick schien es ihm, als ob er im Nachtheil wäre; dann aber nahm er sich zusammen und beantwortete den Einwurf seines Gegners so gut, als seine beschränkten Kenntnisse ihm gestatteten: »Ich bin kein Schriftgelehrter und scheere mich auch den Henker um ihre Weisheit; wenn ich aber nach dem urtheile, was ich bei meinen Jagden auf die Hirsche und Eichhörnchen von den Burschen da unten gesehen habe, da sollt’ ich meinen, daß eine Büchse in den Händen ihrer Großväter nicht so gefährlich gewesen wäre, als ein Bogen von Nußbaumholz und eine gute Feuersteinspitze seyn mochten, wenn jener mit indianischer Umsicht gespannt und diese mit einem Indianerauge entsendet wurde.«

      »Dir wurde die Geschichte so von deinen Vätern erzählt,« erwiederte der Andere, mit der Hand eine verächtliche Bewegung machend. »Was sagen eure alten Männer? Sagen sie den jungen Kriegern, daß die Blaßgesichter den rothen Männern entgegen getreten sind, die zum Krieg bemalt und mit der steinernen Streitaxt und dem hölzernen Geschoß bewaffnet waren?«

      »Ich habe keine Vorurtheile und bin nicht der Mann, der sich natürlicher Vorrechte rühmt, obgleich der schlimmste Feind, den ich habe, und der ist ein Irokese, nicht wagen darf, zu läugnen, daß ich von ächt weißer Abstammung bin,« sprach der Kundschafter, indem er mit geheimem Wohlgefallen die verwitterte Farbe seiner knöchernen und sehnigen Hand überblickte, »und ich gestehe gerne, daß mein Volk manche Wege geht, die ich als ehrlicher Mann nicht gut heißen kann. Es ist eine ihrer übeln Gewohnheiten, daß sie in Bücher schreiben, was sie gethan und gesehen haben, statt davon in ihren Dörfern zu erzählen, wo man einen feigen Prahlhans ins Gesicht Lügen strafen und der brave Soldat seine Kameraden zu Zeugen für die Wahrheit seiner Worte aufrufen kann. In Folge dieser schlechten Sitte kann ein Mensch, der zu gewissenhaft ist, um seine Tage unter Weibern und im Lernen der schwarzen Zeichen zu verschwenden, nie von den Thaten seiner Väter hören, noch einen Stolz darein setzen, sie übertreffen zu wollen. Für meinen Theil glaube ich, daß alle Bumppo schießen konnten: denn ich habe ein natürliches Geschick für die Büchse, das sich von Geschlecht zu Geschlecht vererbt haben muß, da, wie unsre heiligen Gebote uns melden, alle guten und schlimmen Gaben von oben kommen, obgleich ich in solchen Dingen nicht gern für Andere stehe. Aber jedes Ding hat seine zwei Seiten: so frage ich dich, Chingachgook, was begab sich nach den Ueberlieferungen der rothen Männer, als unsre Väter sich zuerst getroffen haben?«

      Eine augenblickliche Stille erfolgte, während welcher der Indianer stumm da saß: dann fing er, von der Würde seines Amtes erfüllt, seine kurze Erzählung mit einer Feierlichkeit an, die dazu diente, ihre anscheinende Wahrheit zu verstärken.

      »Höre, Hawk-eye, und dein Ohr soll keine Lüge trinken. So haben meine Väter gesagt und die Mohikaner gethan.« Er zögerte einen Augenblick und heftete einen vorsichtigen Blick auf seinen Begleiter. Dann fuhr er auf eine Weise fort, die zwischen Frage und Behauptung getheilt war: »Fließt nicht der Strom zu unsern Füßen dem Sommer zu, bis seine Wasser salzig werden und sein Lauf aufwärts geht?«

      »Es kann nicht geläugnet werden, daß eure Ueberlieferungen in diesen beiden Stücken Wahrheit enthalten,« sagte der weiße Mann: »denn ich bin da gewesen und habe sie gesehen: warum aber das Wasser, das so süß im Schatten ist, in der Sonne bitter wird, weiß ich nicht und habe mir’s nie erklären können.«

      »Und der Lauf!« fragte der Indianer, welcher seine Antwort mit jener Art von Interesse erwartete, das Jemand bei der Bestätigung eines Wunders fühlt, das er selbst unbegreiflich findet, während er seine Wirklichkeit anerkennt: »die Väter von Chingachgook haben nicht gelogen.«

      »Die heilige Bibel ist nicht wahrer, und das ist doch das Wahrste, was es hienieden gibt. Die Leute nennen diesen aufströmenden Lauf die Flut, was bald erörtert und klar genug ist. Sechs Stunden laufen die Wasser hinein und sechs heraus und das kommt daher: wenn das Wasser in der See höher ist, als in dem Fluß, dann läuft es herein, und wenn’s der Fluß gewinnt und wieder höher wird, dann läuft es wieder hinaus.«

      »Die Wasser in den Wäldern und an den großen Seen laufen hinab, bis sie so flach da liegen, wie meine Hand,« versetzte der Indianer, indem er diese horizontal vor sich ausstreckte, »und dann laufen sie nicht weiter.«

      »Kein ehrlicher Mann wird das bestreiten,« erwiederte der Kundschafter, ein wenig empfindlich über dieses Mißtrauen gegen seine Erklärung des Geheimnisses der Flut, »und ich gebe zu, daß es wahr ist im verjüngten Maßstab, und wo das Land eben ist. Aber alles kommt darauf an, nach welchem Maßstab du die Dinge betrachtest. Nun ist die Erde nach dem verjüngten Maßstab eben; nach dem vergrößerten aber ist sie rund. So mögen Teiche und Weiher und selbst die großen Frischwasserseen still stehen, wie du und ich wissen, weil wir sie gesehen haben; wenn du aber kommst und Wasser über eine große Fläche gießest, wie die See: wie kann da das Wasser vernünftiger Weise ruhig bleiben, wo die Erde rund ist? Eben so gut kannst du erwarten, daß der Fluß an dem Rand der schwarzen Klippen da oben eine halbe Meile über uns ruhig liegen bleibe, während deine eignen Ohren dir sagen, daß er in diesem Augenblick darüber hinwegbraust.«

      Wenn auch unbefriedigt von der Philosophie seines Begleiters, so besaß der Indianer doch zu viel Würde, um seinen Unglauben zu verrathen. Er hörte zu, wie Jemand, der sich überzeugen lassen will, und nahm dann seine Erzählung mit der früheren Feierlichkeit wieder auf:

      »Wir kamen von dem Orte, wo die Sonne Nachts sich verbirgt, über große Flächen, wo die Büffel leben, bis wir den großen Fluß erreichten. Hier kämpften wir mit den Alligewis, bis der Boden sich von ihrem Blute röthete. Von den Ufern des großen Flußes bis zu den Gestaden des Salzsees war keiner mehr, der es mit uns aufgenommen hätte. Dann folgten in einiger Entfernung die Maquas. Wir sagten, das Land sollte unser seyn, von der Stelle an, wo das Wasser nicht mehr stromaufwärts fließt, bis zu einem Fluße zwanzig Sonnen (Tagreisen) sommerwärts. Das Land, das wir als Krieger eroberten, behaupteten wir als Männer. Wir trieben die Maquas in die Wälder zu den Bären. Sie schmeckten blos das Salz ihrer Thränen und zogen keinen Fisch aus dem großen See: wir warfen ihnen die Gräten zu.«

      »All

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