Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper страница 173

Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

Скачать книгу

innerhalb des Gebäudes, »und fühlen uns nach einem so erquickenden Schlafe zu der eiligsten Reise gestärkt. Aber Sie haben die ganze Nacht hindurch für uns gewacht, nach den langen und großen Anstrengungen des gestrigen Tages!«

      »Sagen Sie vielmehr, daß ich wachen wollte; aber meine treulosen Augen haben mir einen Spuck gemacht; zum zweiten Mal habe ich mich des anvertrauten Gutes unwürdig gezeigt.«

      »Nein, Duncan, läugnen Sie nicht,« unterbrach ihn lächelnd Alice, indem sie in aller Lieblichkeit ihrer frisch erblühten Reize aus dem Schatten des Gebäudes in das Licht des Mondes trat, »ich weiß, sorglos sind Sie, wenn Sie an sich selbst zu denken haben, und nur zu wachsam für das Wohl Anderer. Können wir hier nicht noch ein wenig verweilen, bis Sie die Ruhe gefunden, deren Sie bedürftig sind? Mit Freude, mit der größten Freude werden Cora und ich Wache halten, während Sie und diese wackern Männer einigen Schlafes genießen.«

      »Wenn Scham mich von meiner Schläfrigkeit heilen könnte, so sollte sich mein Auge nie mehr schließen,« sprach der unzufriedene Jüngling, Alice in ihr offenes Antlitz blickend, in dessen zarter Besorgniß er jedoch nichts las, was seinen halb erwachten Argwohn hätte bestätigen können. »Aber es ist nur zu wahr, nachdem ich Sie durch meine Unbesonnenheit in diese Gefahr gebracht habe, bleibt mir nicht einmal das Verdienst, Ihre Ruhe so überwacht zu haben, wie es die Pflicht des Soldaten ist.«

      »Niemand außer Duncan kann sich selbst einer solchen Schwäche anklagen. Gehen Sie denn zur Ruhe, glauben Sie mir, keine von uns beiden, so schwache Mädchen wir auch sind, wird sich als läßige Wache erweisen.«

      Der junge Mann sah sich der Verlegenheit, seine Schuld auf’s Neue zu betheuern, durch einen Ausruf Chingachgook’s und die Stellung gespannter Aufmerksamkeit, die dessen Sohn einnahm, überhoben,

      »Die Mohikaner hören einen Feind!« flüsterte Hawk-eye, der indessen mit den Uebrigen wach und munter geworden war. »Der Wind läßt sie Gefahr wittern.«

      »Das wolle Gott verhüten!« rief Heyward. »Wir haben genug Blutvergießen gehabt.«

      Mit diesen Worten jedoch griff der junge Kriegsmann nach seiner Büchse und trat in den Vordergrund, bereit, seine unverzeihliche Nachläßigkeit abzubüßen, indem er sein Leben für die Vertheidigung seiner Schutzbefohlenen unbekümmert aussetzte.

      »Es ist das Knistern eines Waldthiers, das um uns herum Futter sucht,« flüsterte er, sobald die leisen und anscheinend entfernten Laute, welche die Mohikaner aufgeschreckt hatten, sein eigenes Ohr erreichten. »St!« entgegnete der aufmerksame Kundschafter, »‘s ist ein Mensch; ich selbst erkenne jetzt seinen Tritt, so unvollkommen auch meine Sinne im Vergleich mit denen eines Indianers sind. Der entwischte Hurone ist wahrscheinlich auf eine Streifpartie Montcalm’s gestoßen und hat jetzt unsere Fährte. Es sollte mir Leid thun, wenn ich an diesem Orte noch mehr Blut vergießen sollte,« fuhr er mit einem unruhigen Blick auf seine düstere Umgebung fort, »aber wenn es seyn muß, muß es seyn! Führe die Pferde in das Blockhaus, Uncas, und Ihr, Freunde, folgt ihnen nach. So alt und dürftig das Gebäude ist, so gewährt es immerhin einigen Schutz, und hat manchesmal schon von Büchsenknall wiedergetönt!«

      Er fand keine Widerrede, und die Mohikaner führten die Narragansets in die Ruine, wohin sich auch die übrige Gesellschaft in größter Stille begab.

      Das Geräusch nahender Fußtritte ließ sich jetzt zu deutlich vernehmen, als daß man noch über die Art der Unterbrechung hätte ungewiß seyn können. Bald mischten sich Menschenstimmen darein, sie riefen sich einander in einer Mundart zu, die, wie der Jäger Heyward zuflüsterte, die Sprache der Huronen war. Als sie an die Stelle kamen, wo die Pferde das Dickicht in der Umgebung des Blockhauses betreten hatten, verloren sie offenbar die Spur, weil ihnen die bisherigen Kennzeichen mangelten.

      Nach den Stimmen zu schließen, waren bald ihrer zwanzig an jenem Orte versammelt, und gaben lärmend ihre verschiedenen Meinungen und Rathschläge.

      »Die Schelme kennen unsere Schwäche,« flüsterte Hawk-eye, welcher neben Heyward in tiefem Schatten stand und durch eine kleine Oeffnung zwischen den Stämmen blickte, »sonst würden sie kein so müßiges Squawgeschwätz führen. Da hört ‘mal das Gewürm, jeder von ihnen scheint zwei Zungen und nur ein Bein zu haben.«

      So tapfer Duncan im Kampfe war, so vermochte er doch auf diese kaltblütige und charakteristische Bemerkung des Kundschafters nicht zu antworten. Er faßte nur seine Büchse fester und heftete mit steigender Unruhe seinen Blick durch die enge Oeffnung auf die mondbeleuchtete Umgebung. Die tieferen Töne eines Wilden, der mit gebieterischem Nachdruck zu sprechen schien, ließen sich vernehmen, und die Stille, mit welcher sein Befehl, oder vielmehr sein Rath aufgenommen wurde, bewies die Achtung, in der er stehen mußte. Aus dem Rauschen der Blätter und dem Brechen der dürren Zweige ging jetzt hervor, daß sich die Wilden trennten, um die verlorene Spur wieder aufzufinden. Zum Glück für die Verfolgten war das Mondlicht, welches einen milden Schimmer über die kleine Lichtung vor der Ruine verbreitete, nicht stark genug, um die dichten Waldgewölbe zu durchdringen, wo alle Gegenstände noch in trügerischem Schatten lagen. Die Nachforschung blieb erfolglos; denn so kurz und plötzlich war der Uebergang von dem schwachen Pfadstrich der Reisenden in das Dickicht gewesen, daß jede Spur ihrer Fußtritte in der Dunkelheit der Wälder sich verloren hatte.

      Nicht lange jedoch währte es, so hörte man die rastlosen Wilden durch das Gestrüpp brechen und sich allmählich dem innern Rande des dichten Kreises von jungen Kastanienbäumen nähern, welche die kleine Fläche umgaben.

      »Sie kommen,« murmelte Heyward, indem er seine Büchse zwischen zwei Bäumen durchzustecken suchte; »wir wollen bei ihrer Annäherung Feuer geben.«

      »Haltet Alles im Schatten,« sprach der Kundschafter; »das Schnappen des Feuersteins, oder selbst der Geruch eines einzigen Pulverkorns auf der Zündpfanne würde sie uns wie hungrige Wölfe über’n Hals bringen. Sollte es Gott gefallen, daß wir für unsere Skalpe kämpfen müßten, so vertraut auf die Erfahrung von Männern, welche die Wege der Wilden kennen und selten dahinten bleiben, wenn das Kriegsgeschrei ertönt.«

      Duncan blickte zurück und sah, wie die zitternden Schwestern sich in einem fernen Winkel des Gebäudes an einander schmiegten, indeß die Mohikaner gleich zwei aufrechten Posten im Schatten standen, bereit loszufeuern, sobald es nöthig seyn würde. Seine Ungeduld bekämpfend, blickte er wieder durch die Oeffnung auf die lichte Fläche und erwartete schweigend den Ausgang. Alsbald öffnete sich das Dickicht und ein hoher bewaffneter Hurone trat einige Schritte auf die offene Fläche vor. Während er das stille Blockhaus betrachtete, fiel das volle Mondlicht auf seine schwärzlichen Züge und verrieth sein Erstaunen und seine Neugierde. Er stieß jenen Ausruf aus, der die erstere Empfindung bei dem Indianer stets zu begleiten pflegt und ein leichter Ruf führte einen Begleiter an seine Seite.

      Diese Kinder der Wälder standen einige Augenblicke stille, indem sie auf das verfallene Gebäude deuteten, und in der unverständlichen Sprache ihres Stammes sich mit einander unterhielten. Jetzt näherten sie sich mit langsamen, vorsichtigen Schritten, indem sie jede Minute inne hielten, das Gebäude anzustarren, gleich verscheuchten Damhirschen, deren Neugierde mächtig mit Besorgnissen um die Oberhand streite. Plötzlich stieß einer mit dem Fuße an den Erdhügel und untersuchte ihn. In diesem Augenblick bemerkte Heyward, daß der Kundschafter sein Messer in der Scheide lockerte, und den Hahn seiner Büchse spannte. Diese Bewegungen nachahmend, schickte sich der junge Mann gleichfalls zu einem Kampfe an, der jetzt unvermeidlich schien.

      Die Wilden waren so nahe, daß die geringste Bewegung eines der Pferde, oder selbst ein stärkerer Athemzug die Flüchtlinge verrathen hätte. Die Untersuchung des Erdhügels schien jedoch die Aufmerksamkeit der Huronen auf einen andern Gegenstand abgelenkt zu haben. Sie sprachen mit einander; aber der Ton ihrer Stimmen war so tief und feierlich, als

Скачать книгу