Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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eine feindliche Hand auf sein dem Tode geweihtes Haupt herabsinken konnte, war schon an seiner Stelle das finstere Gesicht Chingachgook’s sichtbar. Auf diese Weise hatte sich der Kampf aus dem Mittelpunkte der kleinen Ebene an den Rand derselben gezogen. Dem Mohikaner gelang es jetzt, seinem Gegner einen gewaltigen Stoß mit dem Messer zu versetzen; Magua ließ ihn plötzlich los, und sank regungslos, wie es schien, ohne Leben zurück. Sein Gegner sprang auf die Füße und ließ die Laubgewölbe des Waldes von Siegsgeschrei ertönen.

      »Sieg den Delawaren! Sieg den Mohikanern!« rief Hawk-eye, indem er noch einmal den Kolben seiner langen Todeswaffe erhob; »ein letzter Kolbenstreich von Einem, dem reines Blut in den Adern rinnt, ist nicht wider seine Ehre und raubt ihm sein Recht auf den Skalp nicht.«

      In dem Augenblick aber, da die verderbliche Waffe herabfuhr, entzog sich der geschmeidige Hurone schnell der Gefahr durch eine Bewegung, durch welche er über den Rand des Absturzes rollte, auf die Füße zu stehen kam, und mit einem einzigen Sprung in das Dickicht eines niedern Buschwerks verschwand, das sich zu seinen Seiten schloß. Die Delawaren, welche den Feind todt geglaubt hatten, stiegen ihren Ruf der Verwunderung aus und verfolgten ihn wie zwei Windspiele, wenn sie das Wild erschauen, mit stürmischer Eile, als ein schrilles und eigenthümliches Geschrei des Kundschafters ihr Vorhaben änderte und sie auf den Gipfel des Hügels zurückrief.

      »Das sieht ihm gleich!« rief der alte Waidmann, dessen Vorurtheile so viel dazu beitrugen, seinen natürlichen Sinn für Gerechtigkeit, so bald es die Mingo’s betraf, zu berücken. »Ein lügenhafter, betrügerischer Kerl! Ein ehrlicher Delaware, einmal besiegt, wäre ruhig liegen geblieben, und hätte sich den Todesstoß geben lassen; diese schurkischen Maquas aber haben ein Leben, wie wilde Katzen. Laßt ihn gehen – laßt ihn gehen: ‘s ist nur ein Mann ohne Büchse oder Bogen und hat manche gute Meile zu seinen französischen Kameraden; und wie ein Eber, der seine Fänge verloren, kann er keinen Schaden mehr thun, ehe er und auch wir die Tritte unsrer Moccassins einer weiten Sandstrecke eingedrückt haben. Sieh, Uncas,« fuhr er in delawarischer Sprache fort, »dein Vater hält bereits seine Skalpenärnte. Er thut recht, daß er nach den Vagabunden sieht, sonst entspringt uns wieder Einer durch die Wälder und kreischt wie ‘ne Elster, der man die Flügel freigelassen hat!«

      Mit diesen Worten hielt der ehrliche, aber unversöhnliche Kundschafter seinen Umgang bei den Todten, und stieß ihnen mit solcher Kaltblütigkeit sein langes Messer in die leblose Brust, als ob es eben so viel Ueberreste von Thieren gewesen wären. Der ältere Mohikaner war ihm jedoch zuvorgekommen und hatte den widerstandlosen Häuptern bereits diese Sinnbilder des Sieges abgezogen.

      Uncas aber flog, seine Sitte nur wir möchten wohl sagen, seine Natur verläugnend, mit instinktmäßigem Zartgefühl, von Heyward begleitet, den Mädchen zu Hülfe, befreite schnell Alice von ihren Fesseln und führte sie in Cora’s offene Arme. Wir wollen unterlassen, den Dank gegen den allmächtigen Lenker der Ereignisse zu schildern, der in den Schwestern glühte, die dem Leben und ihrer Liebe so unerwartet wieder geschenkt worden waren. Ihr Gebet war innig und still; die Opfer ihres edeln Gemüths brannten hell und rein auf den geheimen Altären ihrer Herzen; und ihre neu belebten irdischen Gefühle drückten sich in langen, glühenden, wenn auch sprachlosen Liebkosungen aus. Als Alice von ihren Knieen, auf die sie zur Seite Cora’s gesunken war, sich erhob, stürzte sie an den Busen ihrer ältern Schwester und sprach unter lautem Schluchzen den Namen ihres betagten Vaters aus, während ihre sanften Taubenaugen von den Strahlen der Hoffnung erglänzten.

      »Wir sind gerettet! wir sind gerettet!« sprach sie leise; »um in die Arme unsres theuren, theuren Vaters zurückzukehren, und sein Herz wird nicht vor Gram brechen. Und auch du, Cora, meine Schwester, die du mir mehr als Mutter bist; auch du bist gerettet, und Duncan!« fuhr sie fort, indem sie mit einem unaussprechlichen Lächeln der Unschuld auf den Jüngling schaute: »auch unser tapferer, edelmüthiger Duncan ist ohne Verletzung der Gefahr entronnen!«

      Auf diese feurigen und fast unzusammenhängenden Worte antwortete Cora blos damit, daß sie die jugendliche Sprecherin an ihr Herz drückte, und sich mit inniger Zärtlichkeit über sie beugte. Der männliche Heyward schämte sich nicht, über diesen Anblick zärtlichen Entzückens Thränen zu vergießen, und Uncas stand, frisch und mit Blut bedeckt vom Kampfe kommend, ein ruhiger und anscheinend ungerührter Zuschauer da, aber mit Augen, die bereits ihre Wildheit verloren hatten, und von einem Mitgefühle strahlten, das ihn weit über den geistigen Gesichtskreis und wahrscheinlich um Jahrhunderte über die Sitten seiner Nation erhob.

      Während sich diese ihrer Lage so natürlichen Gefühle aussprachen, nahte sich Hawk-eye, dessen vorsichtiges Mißtrauen ihn überzeugt hatte, daß die Huronen, welche eine so himmlische Scene entstellt, ihre Harmonie nicht mehr zu unterbrechen im Stande waren, David und befreite ihn von den Banden, die er bis zu diesem Augenblick mit musterhafter Geduld getragen hatte.

      »Jetzt!« rief der Kundschafter, die letzte Weide hinter sich werfend, »jetzt seyd Ihr wieder Herr eurer Glieder, obgleich Ihr im Gebrauche derselben nicht mehr Verstand zeigt, als die Natur, die solche geschaffen hat. Wenn euch der Rath eines Mannes, der nicht älter ist, als Ihr, aber den größten Theil seines Lebens in der Wildniß zugebracht hat und also wohl sagen kann, daß er Erfahrung über seine Jahre besitzt, nicht verdrießt, so wäre er folgender: verkauft das kleine Pfeif-Instrument in eurer Tasche da an den ersten besten Narren, den Ihr treffet, und kauft mit dem Geld ‘ne brauchbare Waffe und wär’s auch nur der Lauf einer Reiterpistole. Mit Eifer und Sorgfalt könntet Ihr’s noch zu was bringen; denn jetzt sollt’ ich meinen, müßten eure Augen deutlich sehen, daß eine Aaskrähe ein besserer Vogel, als eine Spottdrossel ist. Die Eine schafft wenigstens dem Menschen das stinkende Aas aus dem Gesicht, indes die Andere in den Wäldern Nichts als Unheil stiftet, indem sie die Leute irre führt.«

      »Waffen und Zinken für die Schlacht, aber Lobgesang für den Sieg!« antwortete der befreite David. »Freund,« fügte er bei, seine kleine, zarte Hand freundlich gegen Hawk-eye aufreckend, indem seine Augen blinzten und sich mit Thränen füllten: »ich danke dir, daß die Haare meines Hauptes noch wachsen, wo sie die Vorsehung hingepflanzt hat. Wenn auch die der Andern glänzender und gekräuselt sind, so habe ich doch die meinen immer noch gut genug gefunden für den Schädel, den sie decken. Daß ich keinen Theil an dem Kampfe nahm, geschah nicht sowohl aus Abneigung, als wegen der Bande, in die mich die Heiden gelegt. Tapfer und flink hast du dich im Kampfe bewiesen, und hierfür danke ich dir, ehe ich mich noch anderer und wichtigerer Pflichten entledige, weil du dich des Christenlobes würdig erwiesen hast.«

      »Das ist nicht der Rede werth, und noch oft könnt Ihr’s zu sehen bekommen, wenn Ihr länger bei uns verweilt,« erwiederte der Kundschafter, ein gut Theil milder gestimmt gegen den Mann des Gesangs, der so unzweideutig seiner Dankbarkeit Worte geliehen hatte. »Ich hab’ meinen alten Kameraden, den Wildtödter, wieder,« setzte er hinzu, indem er mit der Hand an den Kolben seiner Büchse schlug; »und das ist allein schon ein Sieg. Die Irokesen sind schlau; aber das war ein dummer Streich, daß sie ihre Büchsen sich so weit aus der Hand legten; und hätten Uncas oder sein Vater auch nur die gewöhnliche Indianergeduld gehabt, so wären wir mit drei Kugeln statt mit einer hinter die Schelme gestiegen, und das hätte dem ganzen Pack den Garaus gemacht, dem Springhasen dort, wie seinen Spießgesellen. Aber ‘s war Alles so vorherbestimmt und wird auch so am besten seyn.« »Du hast Recht,« versetzte David; »hast ganz den Geist des Christenthums erfaßt. Wer gerettet werden soll, wird gerettet werden, und wer zur Verdammniß vorherbestimmt ist, wird sicherlich verdammt werden. Dies ist die Lehre der Wahrheit, und eine höchst tröstliche und erquickliche für den wahren Gläubigen!

      Der Kundschafter, der in dieser Zeit dagesessen hatte, den Zustand seiner Büchse mit einem gewissen väterlichen Eifer prüfend, blickte zu dem Andern mit einem Ausdruck des Mißvergnügens auf, den er keineswegs zu verhehlen gemeint war, fernere Rede rauh unterbrechend: –

      »Lehre oder nicht,« sprach der kecke Waldmann, »das ist der Glaube von Schurken und der Fluch eines ehrlichen Mannes. Ich kann glauben, daß der Hurone dort durch meine

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