Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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sprach der Hurone, indem er für den Augenblick diesen beunruhigenden Ausdruck seines Antlitzes mit einer todtenähnlichen Ruhe vertauschte, »geh und sage der schwarzlockigen Tochter, daß Magua sie sprechen will. Der Vater wird nicht vergessen, was die Tochter verspricht.«

      Duncan, der in dieser Rede des Wilden den Wunsch nach einem weitern Unterpfande dafür erblickte, daß die versprochenen Gaben ihm auch wirklich zu Theil werden sollten, zog sich langsam und zögernd nach der Stelle zurück, wo die Schwestern von ihrer Anstrengung ausruhten, um seinen Auftrag an Cora auszurichten.

      »Sie wissen, von welcher Art die Wünsche eines Indianers sind,« schloß er, sie zu der Stelle führend, wo sie erwartet wurde. »Sie müssen freigebig mit Anerbietungen von Pulver und Decken seyn. Geistige Getränke stehen jedoch bei Leuten, wie er, oben an; auch wäre es gut, wenn Sie ihm ein Geschenk von Ihrer Hand mit jener Grazie, die Ihnen so eigenthümlich ist, anbieten würden. Bedenken Sie, Cora, daß von Ihrer Geistesgegenwart und Besonnenheit sogar Ihr Leben und das Alicens abhängt!«

      »Und das Ihrige, Heyward!«

      »Das meinige kommt wenig in Betracht, es ist bereits an meinen König verkauft, und gehört dem ersten besten Feinde, der es mir nehmen kann. Ich habe keinen Vater, der mich erwartet, und nur wenige Freunde, die ein Schicksal beklagen, nach welchem ich mit der nicht zu stillenden Sehnsucht der Jugend nach Auszeichnung gedürstet habe. Aber still! wir nahen uns dem Indianer. »Magua, die Lady, mit welcher Du zu sprechen gewünscht, steht vor Dir.«

      Der Indianer erhob sich langsam von seinem Sitze und stand fast eine Minute schweigend und regungslos vor ihr. Dann gab er Heyward mit der Hand ein Zeichen, sich zurückzuziehen, und sagte kalt:

      »Wenn der Hurone mit den Weibern spricht, verschließt sein Stamm die Ohren.« Als Duncan noch immer zögerte, als wollte er nicht gehorchen, sprach Cora mit ruhigem Lächeln:

      »Hören Sie’s, Heyward? Ihr Zartgefühl sollte Sie wenigstens veranlassen, sich zurückzuziehen. Gehen Sie zu Alice und trösten Sie dieselbe mit unsern wiederauflebenden Hoffnungen!«

      Sie wartete bis er sich entfernt hatte, und sprach dann, gegen den Eingebornen gekehrt, mit aller Würde ihres Geschlechts in Stimme und Geberden: »Was will Le Renard der Tochter Munro’s sagen?«

      »Hör’!« antwortete der Indianer, seine Hand fest auf ihren Arm legend, als wollte er alle Ihre Aufmerksamkeit auf seine Worte lenken – eine Bewegung, welche Cora eben so fest, als ruhig zurückwies, indem sie ihren Arm seinem Griffe entzog – »Magua ward als Häuptling und Krieger unter den rothen Huronen an den Seen geboren; er sah die Sonnen von zwanzig Sommern den Schnee von zwanzig Wintern in die Ströme treiben, ehe er ein Blaßgesicht erblickte, und er war glücklich! Dann kamen seine canadischen Väter in die Wälder und lehrten ihn das Feuerwasser trinken und er ward ein Bösewicht. Die Huronen trieben ihn von den Gräbern seiner Väter, als ob er ein gejagter Büffel wäre. Er rannte zu den Ufern der Seen hinab und verfolgte ihren Ausfluß bis zur »Kanonen-Stadt«. Hier jagte und fischte er, bis das Volk ihn zurück durch die Wälder wieder in die Arme seiner Feinde trieb. Der Häuptling, welcher ein geborner Hurone war, wurde endlich ein Krieger unter den Mohawks!«

      »Ich habe früher so etwas gehört!« sagte Cora, als sie bemerkte, daß er schwieg, um die Leidenschaft zu unterdrücken, die bei der Erinnerung an das vermeintliche Unrecht, das er erlitten, in helle Flammen aufzulodern begann. »Ist es Le Renard’s Schuld, daß sein Haupt nicht aus einem Felsen geschaffen war? Wer gab ihm das Feuerwasser? Wer machte ihn zu einem Bösewicht? Die Blaßgesichter, das Volk Deiner Farbe, thaten es!«

      »Und bin ich verantwortlich dafür, daß es unbesonnene, schlechte Menschen gibt, deren Gesichtsfarbe der meinigen gleicht?« fragte Cora ruhig den aufgeregten Wilden.

      »Nein, Magua ist ein Mann und kein Thor. Solche, wie Du, öffnen nie ihre Lippen dem Feuerstrome: der große Geist hat Dir Weisheit gegeben!«

      »Was habe ich also bei Deinem Unglücke, ich will nicht sagen, bei Deinen Verirrungen zu thun oder darüber zu sagen?«

      »Höre,« wiederholte der Indianer, indem er seine ernste Stellung wieder annahm, »als seine englischen und französischen Väter das Beil aus der Erde gruben, zog Le Renard auf die Vorposten der Mohawks und focht gegen seine eigene Nation. Die Blaßgesichter haben die Rothhäute aus ihrem Jagdgebiet vertrieben, und jetzt, wenn sie kämpfen, führt ein weißer Mann sie an. Der alte Häuptling am Horican, Dein Vater war der große Anführer unserer Kriegspartei. Er sprach zu den Mohawks: thut Dies und thut Jenes, und fand Gehorsam. Er machte ein Gesetz, daß, wenn ein Indianer Feuerwasser trinke und in die Leinwand-Wigwams seiner Krieger komme, es nicht vergessen werden sollte. Magua öffnete thöricht den Mund und das Feuergetränk führte ihn in Munro’s Hütte. Was that der Graukopf? seine Tochter soll es sagen!«

      »Er vergaß seiner Worte nicht, übte Gerechtigkeit und bestrafte den Schuldigen,« sprach das kühne Mädchen.

      »Gerechtigkeit!« wiederholte der Indianer, indem er den grimmigsten Seitenblick auf ihr unerschrockenes Antlitz warf, »ist das Gerechtigkeit, wenn man das Uebel schafft und dann dafür bestraft? Magua war es nicht selbst: das Feuerwasser sprach und handelte für ihn! Aber Munro glaubte es nicht. Der Huronenhäuptling ward vor allen Kriegern mit dem Blaßgesichte gebunden, und wie ein Hund durchpeitscht.«

      Cora schwieg; denn sie wußte nicht, wie sie diese unkluge Strenge ihres Vaters so rechtfertigen sollte, daß es der Fassungskraft eines Indianers angemessen wäre.

      »Sieh!« fuhr Magua fort, indem er den leichten Calico, der seine bemalte Brust nur unvollkommen bedeckte, bei Seite riß: »hier sind Narben von Messern und Kugeln – dieser mag sich ein Krieger vor seiner Nation rühmen; aber der Graukopf hat Spuren auf dem Rücken des Huronenhäuptlings hinterlassen, die er, wie eine Squaw, unter dieser bemalten Leinwand der Weißen verbergen muß.«

      »Ich glaubte,« begann Cora wieder, »der indianische Krieger sey ausdauernd, fühle, kenne nicht den Schmerz, den sein Körper leide.«

      »Als die Chippewas Magua an den Pfahl banden und ihm diese Wunde schlugen,« sprach der Andere, indem er seinen Finger in eine tiefe Narbe legte, »lachte ihnen der Hurone ins Gesicht und sagte: nur Weiber verwunden so leicht! Da war sein Geist in den Wolken! Aber als er Munro’s Streiche fühlte, lag sein Geist unter der Birkenruthe. Der Geist eines Huronen ist nie berauscht; er vergißt Nichts!«

      »Aber er kann besänftigt werden. Wenn mein Vater dir Unrecht that, so zeig’ ihm, wie ein Indianer vergeben kann und bring’ ihm seine Töchter zurück. Du hast von Major Heyward gehört –«

      Magua schüttelte den Kopf und verbot ihr die Anerbietungen zu wiederholen, die er so sehr verachtete.

      »Was willst du also haben?« fuhr Cora nach einer peinvollen Pause fort, indem sich ihr die Ueberzeugung immer mehr aufdrang, daß der zu sanguinische und edelmüthige Duncan durch die Schlauheit des Wilden grausam getäuscht worden sey. »Was ein Hurone liebt. – Gutes für Gutes, Böses für Böses!«

      »So willst du denn das Unrecht, welches Munro dir zugefügt hat, an seinen hülflosen Töchtern rächen? Wäre es nicht männlicher, du trätest ihm vor’s Angesicht, und verschafftest dir als Krieger Genugthuung?«

      »Die Arme der Blaßgesichter sind lang und ihre Messer scharf!« entgegnete der Wilde mit boshaftem Gelächter; »warum sollte Renard unter die Musketen seiner Krieger gehen, wenn er den Geist des Graukopfs unter seinen Händen hat?«

      »Nenne deine Absicht, Magua,« sprach Cora, alle ihre Kräfte aufbietend, um ruhig und standhaft zu bleiben, »Willst du uns als Gefangene in die Wälder schleppen, oder hast du uns noch größeres

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