Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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morgen vor Squire Doolittle gerichtlich zu belangen, weil er sich an meinen Grauschimmeln vergriffen! Was schere ich mich um seine Büchse? Ich kann auch schießen und habe oft einen Dollar auf fünfzig Ruten getroffen.«

      »Aber noch weit öfter ihn verfehlt, Dick«, fiel der Richter heiter ein. »Doch wenden wir uns jetzt unserem Nachtessen zu, das, wie ich aus Remarkables Physiognomie entnehme, bereit ist. Monsieur Le Quoi, Miß Temple hat ein Recht auf Ihren Dienst. Willst du den Zug anführen, liebes Kind.«

      »Ah! ma chère Demoiselle, comme je suis enchanté!« sagte der Franzose. »II ne manque que les dames de faire un paradis de Templeton.«

      Herr Grant und Mohegan blieben in der Halle, während der Rest der Gesellschaft sich nach dem Speisezimmer begab, Benjamin ausgenommen, der artigerweise den Nachtrab hinter dem Geistlichen bilden und dem Indianer die Haustür öffnen wollte.

      »John«, begann der Geistliche, als die Figur des Richters Temple – des Letzten der sich Entfernenden – verschwunden war, »morgen ist das Fest der Geburt unseres göttlichen Erlösers; die Kirche hat daher eine Dankfeier ausgeschrieben, und alle ihre Angehörigen sind zur Teilnahme an dem heiligen Geheimnis eingeladen. Da du dich nun zum Kreuze bekehrt hast und den guten Pfad wandeln willst, ohne dich mehr nach dem schlimmen zu kehren, so hoffe ich, dich mit zerknirschtem Herzen und demütigem Geiste am Altar zu sehen.«

      »John wird kommen«, sagte der Indianer, ohne eine Überraschung zu verraten, obgleich er die Ausdrücke des Mannes der Kirche nicht ganz verstand.

      »Ja«, fuhr Herr Grant fort, indem er seine Hand auf die lohfarbige Schulter des betagten Häuptlings legte. »Aber es ist nicht genug, in der Kirche zu sein, du mußt auch im Geiste und in der Wahrheit gegenwärtig sein. Der Erlöser ist für alle gestorben, für den Indianer wie für den weißen Mann; der Himmel kennt keinen Unterschied der Farben, und auch die Erde soll nicht Zeuge einer Trennung sein. Es ist gut und heilsam, John, in der Feier heiliger Festtage neue Erkenntnis und eine Stütze gegen den Wankelmut zu holen; aber alle Formen sind nur unnützes Räucherwerk vor dem Heiligen, wenn sie nicht von einem frommen und demütigen Sinn begleitet werden.«

      Der Indianer trat ein wenig zurück, richtete seinen Körper der ganzen Länge nach auf, erhob seinen rechten Arm und wies mit seinem Zeigefinger gen Himmel, worauf er die andere Hand auf die nackte Brust legte und mit Nachdruck sprach:

      »Das Auge des Großen Geistes schaut durch die Wolken, – Mohegans Herz ist offen«

      »Das ist wohl gut, John, und ich hoffe daher, daß du in der Übung dieser Pflicht Heil und Trost finden wirst. Der Große Geist übersieht keines seiner Kinder, und der Mann in den Wäldern ist ebensogut Gegenstand seiner Vatersorge wie die Bewohner der Paläste. Ich wünsche dir gute Nacht und Gottes Segen auf dein Haupt«

      Der Indianer senkte den Kopf, und beide schieden – der eine, um seine Hütte aufzusuchen, der andere, um sich der Abendtafelgesellschaft anzuschließen. Während Benjamin dem sich entfernenden Häuptling die Tür öffnete, rief er ihm in einem Ton, der ihn ermutigen sollte, nach:

      »Der Pfarrer hat die Wahrheit gesprochen, John. Wenn man im Himmel auf die Farbe der Haut Rücksicht nähme, so könnte man aus den Musterungsbüchern recht leicht ein gutes Christenkind, wie mich, ausstreichen, weil die meinige durch das Kreuzen unter heißen Breitegraden etwas rot geworden ist. Allerdings wäre aber dieser verwünschte Nordwester imstande, auch die Haut eines Mohren zu bleichen. Reffe deine Decke ein, Mann, oder dein rotes Fell wird kaum durch die Nacht segeln können, ohne in der Kälte Schaden zu nehmen.«

       Inhaltsverzeichnis

      Hier einen sich Verbannte aller Zonen

       Und sprechen friedlich in den fremdsten Lauten.

      Campbell

      Wir haben unsere Leser in den Hauptpersonen dieser Geschichte bereits mit verschiedenen Charakteren und Nationalzügen bekannt gemacht; um jedoch die Glaubwürdigkeit unserer Erzählung fest zu begründen, wollen wir in Kürze die Ursachen auseinanderzusetzen versuchen, die uns veranlaßt haben, hier ein so buntes Gemisch von handelnden Personen zusammenzustellen.

      In der Zeit, zu der unsere Geschichte spielt, begann in Europa jene Bewegung, welche nachher seine politischen Institutionen bis ins Mark erschütterte. Ludwig XVI. war enthauptet, und eine Nation, die sonst für die gesittetste unter den zivilisierten Völkern der Welt galt, hatte ihren Charakter so weit geändert, daß an die Stelle der Schonung, der Hochherzigkeit und des Mutes Grausamkeit, Hinterlist und Wildheit getreten waren. Tausende von Franzosen sahen sich genötigt, Schutz in fernen Ländern zu suchen. Unter den vielen, welche sich aus Frankreich und den dazu gehörigen Inseln nach den Vereinigten Staaten von Amerika flüchteten, befand sich auch Monsieur Le Quoi. Er war dem Richter Temple durch das Haupt eines angesehenen Handelshauses in Neuyork, mit dem Marmaduke in einiger Verbindung stand und nicht selten gute Geschäfte abschloß, empfohlen worden. Bei dem ersten Zusammentreffen mit dem Franzosen hatte unser Richter in ihm einen Mann von Bildung entdeckt, der in seiner Heimat glücklichere Tage gesehen hatte. Einige Andeutungen, die Monsieur Le Quoi entschlüpften, ließen in ihm einen westindischen Pflanzer vermuten, deren eine große Anzahl San Domingo und die übrigen Inseln verlassen hatte und jetzt in den Staaten der Union in einem Zustand verhältnismäßiger Verarmung, bisweilen auch in völliger Dürftigkeit lebte. Letzteres war indes bei Monsieur Le Quoi nicht der Fall. Er besaß zwar, wie er selber zugestand, nur wenig, doch reichte dies aus, um ihm einen leidlichen Unterhalt zu verschaffen.

      Marmaduke besaß viele praktische Kenntnisse, namentlich in allem, was sich auf das Leben in den neuen Ansiedlungen bezog. Auf seinen Rat hatte Monsieur Le Quoi einige Einkäufe gemacht, bestehend aus Leinwand, Spezereien, Schießpulver und Tabak, einer Quantität Eisenwaren, darunter in verhältnismäßiger Menge Messer, Suppenkessel und dergleichen, einem tüchtigen Vorrat von Töpfergeschirr gröbster Qualität und in den unzierlichsten Formen, dazu sonstigen Erfordernissen des gewöhnlichen Lebens, worunter als Luxuswaren Spiegel und Maultrommeln nicht vergessen waren. So eingerichtet, trat Monsieur Le Quoi hinter seinen Ladentisch und fügte sich vermöge seiner wunderbaren Temperamentsschmiegsamkeit in diese neue Stellung, als ob er nie etwas anderes getrieben hätte. Seine Höflichkeit und Gesprächigkeit machten ihn ungemein populär, wie denn auch außerdem die Frauen bald entdeckten, daß er Geschmack hatte. Seine Kattune waren die schönsten, mit andern Worten die modernsten, die in der Gegend aufzufinden waren, und unmöglich konnte man mit einem so höflichen Mann lange wegen der Preise markten. Durch solche Mittel gewannen Monsieur Le Quois Angelegenheiten bald eine günstige Wendung, so daß er von den Ansiedlern als der zweitreichste Mann im Patent betrachtet wurde

      Der Ausdruck ›Patent‹, der in diesen Blättern schon mehrere Male vorgekommen ist und wohl auch noch öfter gebraucht werden wird, bezeichnete den Distrikt, der ursprünglich dem alten Major Effingham durch ein königliches Patent übertragen worden und nun, nach Anwendung der Konfiskations-Akte, durch Kauf an Marmaduke Temple gekommen war. Man bediente sich in den neuen Teilen des Staates häufig dieser Bezeichnung und fügte ihr gewöhnlich auch noch den Namen des Grundbesitzers bei, wie z.B. in dem gegenwärtigen Falle, Temples-oder Effinghams-Patent.

      Major Hartmann war der Abkömmling eines Mannes, der zusammen mit einer Anzahl seiner Landsleute und ihren Familien von den Ufern des Rheins nach denen des Mohawk ausgewandert war. Diese Übersiedlung hatte schon unter der Regierung der Königin Anna stattgefunden, und die Abkömmlinge der ursprünglichen Auswanderer lebten nun sehr verbreitet und friedlich an den fruchtbaren Ufern des schönen Flusses.

      Die Deutschen oder Hochländer, wie man sie

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