Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper
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Читать онлайн книгу Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper страница 30
Alle Gäste mitsamt dem Wirt schienen in dem Beschriebenen lauter bekannte Gerichte zu finden; denn jeder begann mit einem Appetit zu essen, der Remarkables Geschmack und Geschicklichkeit zur hohen Ehre gereichte. Zwar mochte dies bei dem Deutschen und bei Richard ein wenig auffallen, da sie unmittelbar vorher, ehe sie dem Richter entgegenfuhren, einen kräftigen Imbiß zu sich genommen hatten; doch Major Hartmann war gewohnt, sich bei seinen Ausflügen an keine Regel im Essen und Trinken zu halten, und Herr Jones betrachtete es als eine Ehrensache, dem Gast in allem, was er tat, treulichen Beistand zu leisten. Der Wirt schien es für nötig zu halten, sich wegen der Aufwallung, die er bei Gelegenheit der unwürdigen Verwendung des Zuckerahorns kundgegeben hatte, einigermaßen zu entschuldigen, und als er die ganze Gesellschaft emsig mit ihren Gabeln und Messern beschäftigt sah, bemerkte er:
»Es ist erstaunlich, von welcher Zerstörungswut die Ansiedler gegen die edlen Bäume dieser Gegend besessen sind, Monsieur Le Quoi, wie Sie ohne Zweifel selbst auch bemerkt haben. So sah ich einmal einen Mann eine Fichte fällen, weil er eines Zaunpfahls bedurfte, wozu ein Ast aus der Krone gereicht haben würde; das übrige rollte er in eine Kluft, wo es jetzt verfaulen darf, obgleich ihm der Stamm auf dem Markt zu Philadelphia wohl zwanzig Dollar eingebracht hätte.«
»Und wie, zum Teufel, ich bitte um Verzeihung, Herr Grant –« fiel Richard ein, »aber wie, um Gottes willen, hätte der arme Mann sein Holz in Philadelphia auf den Markt bringen können? Hätte er es etwa in die Tasche stecken sollen, wie man es mit einer Handvoll Kastanien oder Wacholderbeeren tun kann? Ich möchte dich wohl mit einem Fichtenstamm in jeder Tasche die Straße hinziehen sehen! – Pah! pah! Vetter Duke, es gibt genug Bäume für uns alle, und es bleibt noch obendrein ein ansehnliches Häufchen übrig. Stehen sie doch, sobald man aus den Lichtungen kommt, so dicht und hoch, daß man kaum weiß, woher der Wind bläst; – ich wenigstens möchte mich nicht vermessen, es zu sagen, wenn ich es nicht aus dem Lauf der Wolken entnehmen könnte, obgleich ich die Striche des Kompasses von Grund aus kenne.«
»Ja, ja«, rief Benjamin, der eben eingetreten war und sich etwas seitlich von dem Stuhl des Richters aufgestellt hatte, um gleich bei einer Bemerkung wie der gegenwärtigen einfallen zu können, »man muß in die Höhe sehen, Sir, in die Höhe. Die alten Matrosen sagen, ›selbst der Teufel würde nur einen schlechten Seemann abgeben, wenn er nicht nach dem Himmel blicken dürfte‹. Und was den Kompaß anbelangt, so ist ohne diesen schon vornweg an kein Steuern zu denken. Sooft ich den großen Mars, wie ich den Ausguck des Squires auf dem Dach nenne, aus dem Gesicht verliere und mir die Baumkronen die Aussicht nach dem Himmel benehmen, ziehe ich meinen Kompaß aus der Tasche und ermesse danach die Richtungen und Entfernungen, um meinen Kurs fortzusetzen. Seit der Turm von St. Paul ausgebaut ist, gibt er einen guten Anhaltspunkt für die Fahrt durch die Wälder; denn als ich bei Lord Harry war –«
»Schon gut, Benjamin«, fiel Marmaduke ein, als er bemerkte, daß seine Tochter einiges Mißvergnügen über die Vertraulichkeit des Majordomo an den Tag legte, »aber du vergißt, daß eine Dame in unserer Gesellschaft ist, und daß es die Frauenzimmer vorziehen, in der Unterhaltung selbst das Wort zu führen.«
»Der Richter sagt da ein wahres Wort«, entgegnete Benjamin mit einem grobianischen Gelächter, »man darf nur der Zunge der Jungfer Remarkable Pettybone den Zügel schießen lassen, und man wird im Augenblick ein Geplapper hören, wie wenn man in das Lee eines französischen Kaperschiffs oder in die Nähe eines Sacks kommt, in welchen man ein Dutzend Meerkatzen gepackt hat.«
Wir können nicht sagen, inwieweit die Haushälterin einen Beleg zu Benjamins Behauptung geliefert haben würde, wenn sie es hätte wagen dürfen; aber der Richter warf ihr einen strengen Blick zu, und da sie unter solchen Umständen nicht gleich Rache nehmen konnte und auch ihren Ärger nicht zu unterdrücken vermochte, so schoß sie mit einem Ungestüm aus dem Zimmer, welches beinahe ein Zerfallen ihrer gebrechlichen Gestalt befürchten ließ.
Als Marmaduke merkte, daß die Äußerung seines Mißfallens die gewünschte Wirkung hervorgebracht hatte, fuhr er fort:
»Richard, kannst du mir keine Auskunft über den jungen Menschen geben, den ich zu verwunden das Unglück hatte? Ich fand ihn auf dem Gebirge, wo er gemeinsam mit Lederstrumpf jagte, als ob er zu derselben Familie gehörte, und doch ist ein augenfälliger Unterschied in ihrem ganzen Benehmen Der Jüngling drückt sich sehr gewählt aus, wie man es selten in diesen Bergen hört, und es nimmt mich wunder, wie ein Mensch in so armseliger Kleidung und bei einem so rauhen Gewerbe dazu kommen konnte. Mohegan kennt ihn gleichfalls; er wohnt daher ohne Zweifel in Nattys Hütte. Haben Sie auf seine Sprache acht gegeben, Monsieur Le Quoi?«
»Certainement, Monsieur Temple«, versetzte der Franzose, »er konversier in exzellent Englis.«
»Mir kommt er als kein solches Wundertier vor«, rief Richard. »Ich habe Kinder, die man früh in die Schule schickte, gekannt, die weit besser sprachen, ehe sie zwölf Jahre zählten. Da war Zared Coe, der Sohn des alten Nehemia, der sich zuerst an der Biberdammwiese niederließ, – er schrieb in seinem vierzehnten Jahre fast so schön wie ich selber; freilich habe ich ihm in den Abendstunden ein bißchen nachgeholfen Aber dieser jagdliebende Herr verdiente, in den Stock gespannt zu werden, wenn er sich je wieder unterfängt, einen Zügel in die Hand zu nehmen. Ich habe nie einen Menschen so ungeschickt mit Pferden umgehen sehen, und ich wette, daß er in seinem Leben nie etwas anderes als Ochsen getrieben hat.«
»Du tust, meine ich, dem jungen Mann unrecht«, sagte der Richter, »denn er zeigte in kritischen Augenblicken viel Besonnenheit. Bist du nicht auch der Ansicht, Beß?«
Es lag gerade nichts in der Frage, was ein Erröten hätte rechtfertigen können; gleichwohl aber erglühte Elisabeth bis zur Schläfe, als sie in dieser Weise aus ihren Träumereien geweckt wurde.
»Mir kam er ungemein gewandt und mutig vor, lieber Vater«, antwortete sie. »Aber vielleicht sagt Vetter Richard, ich sei in derartigen Dingen so unwissend wie der Gentleman selbst.«
»Gentleman?« wiederholte Richard. »Nennt man solche Kunden in der Pension Gentlemen, Elisabeth?«
»Jeder Mann hat Anspruch auf diesen Titel, der die Frauen mit Achtung und Anstand zu behandeln weiß«, entgegnete die junge Dame rasch und etwas scharf.
»Das kommt daher, weil er Anstand nahm, vor der Erbin in seinen Hemdärmeln zu erscheinen«, rief Richard mit einem Blinzeln gegen Monsieur Le Quoi, welcher dasselbe mit dem einen Auge erwiderte und das andere mit dem Ausdruck der Beistimmung der jungen Dame zuwandte. »Doch meinetwegen, mir kam er wenigstens nicht wie ein Gentleman vor, obgleich ich zugeben muß, daß er eine gute Büchse führt. Er hat doch den Bock gut getroffen, Marmaduke? Ha, ha!«
»Richard«, begann Major Hartmann, indem er sein würdevolles Antlitz mit vielem Ernst dem genannten Herrn zuwandte, »der Junge ist wacker. Er hat Ihnen, mir, dem Domino Grant und dem Franzosen das Leben gerettet, und es soll ihm nicht an einem Bett fehlen, um darin zu schlafen, solange der alte Fritz Hartmann nur noch eine Schindel auf seinem Dache hat.«
»Das steht ganz in Ihrem Belieben, alter Herr«, erwiderte Jones, indem er versuchte, eine gleichgültige Miene anzunehmen. »Sie können ihn ja in Ihr steinernes Haus mitnehmen, Major; denn ich wette darauf, der Bursche hat in seinem ganzen Leben nie auf etwas Besserem als auf einem Holzblock geschlafen, wenn er nicht allenfalls in einer Hütte, wie der Lederstrumpfs, eine Streu fand. Sie werden ihn indes bald verwöhnt haben; denn man sah ja, wie ihm schon in der kurzen Zeit, die er bei den Köpfen meiner Pferde stand, als ich mit ihnen in den Weg einlenkte, der Kamm schwoll.«
»Nein,