Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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Züge erkennen. Hinten auf ihrem Kopf saß ein kleiner, schwarzer, seidener Hut, ohne jedoch das liebenswürdige Antlitz zu beschatten, das sich im Mondlicht fast wie eine im Westen aufgehende Sonne ausnahm. Sie eilte mit männlichen Schritten vorwärts, um den Sleigh einzuholen; der Richter befahl daher dem Namensvetter des griechischen Königs, der die Zügel hielt, mit den Pferden zu halten, worauf sich nun folgendes Gespräch entspann:

      »Wünsche Glück und guten Willkomm in der Heimat, Richter«, rief das Weib mit hartem, irischem Akzent, »mir wenigstens seid Ihr immer willkommen. Und da ist auch Miss Lizzy – aber was das für ein hübsches Frauenzimmer geworden ist! Welch ein Herzweh würde sie nicht den jungen Männern machen, wenn wir so etwas wie ein Regiment im Orte hätten! Doch sollte man nicht von solchen eitlen Dingen reden, wenn uns die Glocke zur Kirche ruft, da sie einen, ehe man sich’s versieht, zur letzten Rechenschaft abrufen kann. Guten Abend, Major! Soll ich Euch diesen Abend eine Bowle Wacholderpunsch bereithalten, oder wollt Ihr die erste Nacht Eures Hierseins, die noch obendrein die Weihnacht ist, in dem großen Hause zubringen?«

      »Es freut mich, Euch zu sehen, Frau Hollister«, sagte Elisabeth, »ich habe mich durch das ganze Dorf nach einem bekannten Gesicht umgesehen und kein einziges außer Eurem gefunden. Auch Euer Haus ist noch das alte, während alle übrigen so verändert sind, daß ich sie nur noch an ihren Plätzen zu erkennen vermag. Ihr scheint auch das Schild sehr in Ehren zu halten, das ich meinen Vetter Richard malen sah, und auch den Namen untenherum, über den es, wie Ihr wißt, zwischen Euch und ihm zum Streit kam.«

      »Ah, Ihr meint den kühnen Dragoner? Und welchen Namen wollte er denn haben, da mein seliger Mann nie unter einem anderen bekannt war, wie mein Mann da, der Hauptmann, bezeugen kann? Er machte sich ein Vergnügen daraus, die Gäste zu bedienen, und war immer der vorderste, wo es galt. Aber ach, das hat alles ein plötzliches Ende genommen. Ich hoffe indes, daß er Gnade gefunden hat, wenn es mir der Pfarrer Grant auch hundertmal in Abrede stellen will. – Ja, ja, der Squire wollte das Schild malen, und da hielt ich es für das beste, das Gesicht des Verstorbenen zu verewigen, der so oft Gutes und Schlimmes mit uns geteilt hatte. Freilich sind die Augen nicht so groß und so feurig wie die seinen, aber Bart und Mütze gleichen sich wie ein Ei dem andern. Doch ich will Euch nicht länger mit Schwatzen in der Kälte aufhalten, sondern morgen nach dem Gottesdienst einkehren und mich nach Eurem Befinden erkundigen. Es ist unsere Pflicht, von dem Augenblick den besten Gebrauch zu machen und das Haus zu besuchen, welches allen offensteht. Gott behüte Euch und bewahre Euch vor allem Übel! Soll ich den Wacholderpunsch zurichten oder nicht, Major?«

      Auf diese Frage antwortete der Deutsche einfach mit ja, und nachdem noch einige Worte zwischen dem Richter und dem Gatten der Dame mit dem roten Gesicht gewechselt worden waren, bewegte sich der Sleigh weiter. Er erreichte bald die Tür der Akademie, wo die Gesellschaft ausstieg, um sich in das Gebäude zu verfügen.

      Da Herr Jones und seine zwei Gefährten einen weit kürzeren Weg eingeschlagen harten, so waren sie einige Minuten vor dem Sleigh an Ort und Stelle angelangt. Aber anstatt nach dem Saal zu eilen, um sich am Erstaunen der Ansiedler zu weiden, spazierte Richard mit den Händen in den Taschen seines Überrocks vor der Akademie auf und ab, als wäre er bei all den prunkvollen Vorbereitungen nicht im mindesten beteiligt.

      Die Dorfbewohner begaben sich mit einem Anstand und einem Ernst, der ihnen bei solchen Anlässen nie fehlte, aber auch mit einer Hast, die wahrscheinlich in der Neugierde ihren Grund hatte, in das Gebäude. Nur die aus der Nachbarschaft Herbeigekommenen zögerten noch eine Weile, um ihre blauen und weißen Decken über die Pferde zu legen, ehe sie dem Verlangen, das Innere des Hauses zu besichtigen, nachgaben. Richard näherte sich den meisten dieser Leute und fragte sie nach dem Befinden ihrer Familien. Er kannte sogar die Namen ihrer Kinder, woraus sich entnehmen ließ, wie vertraut er mit ihren Verhältnissen war, und die Art der Antworten bezeichnete ihn als den allgemeinen Liebling.

      Endlich trat ein Fußgänger aus dem Dorf gleichfalls herbei und musterte ernsten Blickes ein neues Backsteingebäude, das unter den Strahlen des Vollmondes in schöner Abstufung einen langen Schatten über die Schneefelder warf. Vor der Akademie befand sich ein großer, freier, viereckiger Platz, an dessen Ende die neue und noch unvollendete St. Paulskirche stand. Das Gebäude war während des letzten Sommers auf Subskription – wie man es nannte – errichtet worden, obgleich bei weitem die Mehrzahl des Geldes aus Templetons Kasse floß. Es hatte seine Entstehung der Überzeugung von der Notwendigkeit zu danken, einen schicklicheren Ort als den Saal der Akademie für die Gottesverehrung zu besitzen, wobei man der gemeinsamen Hoffnung lebte, daß nach Vollendung der Kirche die Entscheidung der Frage, welchem Glaubensbekenntnis sie zu fallen sollte, dem Volk anheimgegeben würde. Natürlich veranlaßte diese Aussicht eine lebhafte Aufregung unter einigen Sektierern, die sich bei der Sache für wesentlich beteiligt erachteten, obgleich öffentlich nur wenig darüber gesprochen wurde. Hätte sich der Richter Temple entschieden für irgendeine der verschiedenen Sekten erklärt, so wärt der Streit schnell abgetan gewesen, da sein Einfluß zu mächtig war, als daß man mit Erfolg gegen ihn hätte ankämpfen können. So aber enthielt er sich jeder Einmischung, indem er sich sogar entschieden weigerte, den Einfluß Richards durch das Gewicht seines Namens zu verstärken, trotzdem dieser dem entsprechenden Bischof bereits die geheime Mitteilung gemacht hatte, Kirche und Gemeinde würden sich glücklich schätzen, in den Schoß der protestantisch-bischöflichen Kirche aufgenommen zu werden. Sobald indes die Neutralität des Richters öffentlich bekannt war, fand Herr Jones, daß er gegen ein störrisches Volk anzukämpfen hatte. Er versuchte es daher zunächst, die Bewohner des Dorfes durch Vernunftgründe für seine Ansicht zu gewinnen, indem er sie in ihren Häusern besuchte und theologische Kontroverspredigten hielt, welche auch geduldig und ohne ein Wort der Erwiderung angehört wurden, so daß Richard am Schluß seiner Wanderung der Ansicht war, die Sache stehe entschieden zu seinen Gunsten. Um daher das Eisen zu schmieden, solange es noch heiß wäre, ließ er durch den Templetoner Anzeiger eine Versammlung ausschreiben, damit die Frage mit einem Male durch Abstimmung bereinigt würde. Aber keine Seele erschien, und so wurde einer der drückendsten Nachmittage, den Richard je erlebt hatte, in einer zu nichts führenden Diskussion zwischen ihm und Frau Hollister verbracht, welche steif und fest behauptete, die methodistische Kirche (zu der sie selbst gehörte) sei die beste und verdiene daher am allerehesten in den Besitz des neuen Gotteshauses zu kommen. Richard bemerkte jetzt, daß er zu sanguinisch in seinen Hoffnungen gewesen und in den Irrtum verfallen sei, dem sich alle diejenigen leicht aussetzten, welche ohne gehörige Sachkenntnis mit diesem klugen und vorsichtigen Volk verkehrten. Er suchte sich daher so gut wie möglich zu verstellen, um auf diesem Wege Schritt für Schritt seinem Ziel näherzukommen.

      Das Geschäft der Errichtung des Gebäudes war einstimmig Herrn Richard und Herrn Hiram Doolittle übertragen worden. Aus ihren Händen waren bereits das Haus des Richters, die Akademie und das Gefängnis hervorgegangen, und sie allein wußten einen Bauplan zu entwerfen und dessen Ausführung zu leiten. Gleich anfangs hatten die beiden Architekten ihre Obliegenheiten in der Weise geteilt, daß der erstere die Anfertigung der Pläne übernahm, während dem letztern der materiellere Teil, nämlich die Bauleitung selbst, zufiel.

      Richard nahm seinen Vorteil wahr und entschloß sich ganz in der Stille, als ersten entschiedenen Schritt zur Durchführung seiner Wünsche die Fenster im römischen Stil konstruieren zu lassen. Da das Gebäude in Backsteinen aufgeführt wurde, so konnte er seinen Plan verhehlen, bis der Augenblick kam, da die Rahmen eingesetzt werden sollten. Nun wurde es aber in der Tat nötig zu handeln. Er teilte mit großer Behutsamkeit seine Absicht mit, ohne jedoch auf den spirituellen Teil derselben einzugehen, indem er der Sache bloß von Seiten der architektonischen Schönheit mit Wärme das Wort redete. Hiram hörte ihm geduldig zu, ohne sich eine Gegenrede zu erlauben, – ein Umstand, der Herrn Jones über die wahren Ansichten seines Gegners hinsichtlich dieses wichtigen Gegenstandes ganz im unklaren ließ. Da indes das Entwerfen des Planes ausdrücklich Richard zugewiesen war, so durfte natürlich keine Einsprache dagegen statthaben, obgleich ihm bei der Ausführung zahllose unerwartete Hindernisse in den Weg gelegt wurden. Das erste bestand in der Seltenheit des rechten Materials, dessen man für die Fensterrahmen bedurfte. Dem wurde jedoch augenblicklich dadurch

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