Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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einschläfern will; sie macht uns gebieterisch aufmerksam auf den eitlen Ruhm unseres Verstandes und läßt uns den großen Unterschied zwischen einem beseligenden Glauben und den Auswüchsen einer sogenannten philosophischen Gotteslehre erkennen; sie lehrt uns unser Inneres in dem Schmelztiegel der guten Werke erkennen. Unter den guten Werken sind aber die Früchte der Buße zu verstehen, die sich hauptsächlich in der Liebe äußern, – nicht in jener Liebe allein, die uns veranlaßt, dem Bedürftigen zu helfen und den Leidenden zu trösten, sondern in der Liebe, welche alle Menschen umfängt und uns lehrt, den Nächsten mit Milde zu beurteilen; die den Baum der Selbstgerechtigkeit mit der Wurzel ausrottet und uns warnt, andere zu verdammen, solange wir des eigenen Heils nicht versichert sind.

      Die Nutzanwendung, weiche ich aus der Beleuchtung dieses Gegenstandes ziehen will, meine Brüder, ist nichts anderes als eine ernste Einschärfung der Demut. In den Hauptpunkten unseres Glaubens ist ein geringer Unterschied, sobald man nur die Haupteigenschaften des Erlösers anerkennt und alle Hoffnungen auf sein göttliches Mittleramt baut. Aber Ketzereien haben von jeher den Schoß der Kirche befleckt und Spaltungen herbeigeführt Um den daraus entspringenden Gefahren vorzubeugen und die Einheit seiner Jünger zu sichern, hat Christus seine sichtbare Kirche gegründet und das Predigtamt eingesetzt. Weise und heilige Männer, die Väter unserer Religion, haben alle ihre Mühe aufgeboten, das, was das Dunkel der Sprache verbirgt, ans Licht zu ziehen, und die Ergebnisse ihrer Forschungen und Erfahrungen wurden in der Form evangelischer Kirchenordnungen auf uns fortgepflanzt. Wie heilsam diese sein müssen, erhellt aus dem Blick, den wir eben in die Schwäche der menschlichen Natur getan haben, und daß sie förderlich für uns und alle werden mögen, die auf ihre Vorschriften und ihre Ausübung achten, das gebe Gott in seiner unendlichen Weisheit – Und nun noch usw.«

      Mit dieser verständigen Hindeutung auf seine eigene Weise des Gottesdienstes schloß Herr Grant seine Rede. Die Gemeinde hatte in tiefer Aufmerksamkeit zugehört, obgleich die Gebete nicht mit dem gleichen Beweis von Achtung aufgenommen worden waren. Das letztere entsprang jedoch keineswegs aus absichtlicher Geringschätzung der Liturgie, auf welche der Geistliche anspielte, sondern vielmehr aus der Gewohnheit eines Volkes, welches seine gegenwärtige Existenz als Nation dem doktrinären Charakter seiner Vorfahren verdankte. Zwar wurden einige mißvergnügte Blicke zwischen Hiram und einem oder dem andern Sektenführer gewechselt, doch teilten nur wenige diese Stimmung, und die Gemeinde zerstreute sich, nachdem Herr Grant den Segen gesprochen, schweigend und mit vielem Anstand.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Glaubenssatzungen gelehrter Kirchen

       Sind wohl vielleicht ein sittlich schön Gebäu;

       Doch scheint’s, als ob nur Gottes starke Hand

       Den Teufel könne aus dem Herzen reißen.

      Duo

      Während die Gemeinde den Betsaal verließ, näherte sich Herr Grant dem Platz, wo Elisabeth mit ihrem Vater saß, und stellte der ersteren in dem jungen Frauenzimmer, das wir im vorigen Kapitel erwähnten, seine Tochter vor. Elisabeth empfing sie so herzlich und offen, wie man es von den Sitten des Landes und dem Wert, den man auf gute Gesellschaft legte, nur erwarten konnte, und die beiden Mädchen fühlten im Augenblick, wie notwendig sie sich gegenseitig sein würden. Der Richter, dem die Tochter des Geistlichen gleichfalls fremd war, freute sich sehr, jemand zu finden, dessen Geschlecht, Gewohnheiten und Alter ohne Zweifel viel dazu betragen konnten, seinem Kinde den Aufenthalt in dem einsamen Templeton angenehm zu machen und sie die Trennung von dem geselligen Leben der Hauptstadt verschmerzen zu lehren, während Elisabeth, die sich durch die holde Anmut und die Andacht der jugendlichen Beterin mächtig angezogen fühlte, die Verlegenheit der schüchternen Fremden durch die Leichtigkeit ihres eigenen Benehmens zu verscheuchen suchte. So waren sie schnell miteinander bekannt, und schon während der zehn Minuten, in welchen sich die Leute aus der Akademie verliefen, wurden zwischen den jungen Mädchen Verabredungen nicht nur für den folgenden Tag getroffen, sondern diese würden sich auf den ganzen Winter erstreckt haben, hätte sie nicht der Geistliche durch die Worte unterbrochen:

      »Gemach, gemach, meine liebe Miss Temple, oder Sie machen mir mein Mädchen zu zerstreut. Sie vergessen, daß sie meine Haushälterin ist, und daß meine wirtschaftlichen Angelegenheiten unbesorgt bleiben müßten, wenn Luise nur die Hälfte der gütigen Einladungen annehmen wollte, die Sie ihr zu machen so gefällig sind.«

      »Und warum sollten sie denn nicht überhaupt unbesorgt bleiben, Sir?« fiel Elisabeth ein. »Sie sind Ihrer nur zwei, und meines Vaters Haus hat nicht nur Raum für Sie, sondern wird auch seine Türe gerne öffnen, um solche Gäste zu empfangen. Gesellschaft ist ein Gut, das man in dieser Wildnis nicht um bloßer Formen willen zurückweisen darf, und ich habe oft meinen Vater sagen hören, daß Gastfreundlichkeit in den neuen Landen keine Tugend sei, da im Gegenteil der Wirt dem Gast für den Besuch verpflichtet ist.«

      »Die Art, wie Richter Temple diese Tugend übt, dient zur Bekräftigung seines Ausspruchs, aber es steht uns nicht zu, daraufhin zu sündigen. Zweifeln Sie indes nicht daran, daß Sie uns oft sehen werden, zumal mein Kind, da ich nicht selten veranlaßt sein werde, die entlegeneren Teile des Landes zu besuchen. Um übrigens auf ein solches Volk Einfluß zu gewinnen«, fuhr er fort, indem er, auf ein paar Nachzügler blickte, die neugierig zurückgeblieben waren, »darf ein Geistlicher nicht Neid und Mißtrauen erwecken, was notwendig herbeigeführt werden müßte, wenn er unter einem so prunkvollen Dach wie dem des Herrn Temple wohnen würde.«

      »Das Dach gefällt Ihnen also, Herr Grant?« rief Richard, der inzwischen das Auslöschen der Feuer befohlen und einige andere Obliegenheiten besorgt hatte und nun gerade zu rechter Zeit herantrat, um noch die Schlußworte des Geistlichen zu vernehmen. »Es freut mich unendlich, einen Mann von Geschmack gefunden zu haben. Mein Vetter Duke da nimmt sich heraus, es mit allen nur erdenklichen Ekelnamen zu belegen, obgleich ich ihm immer sage, daß er nichts von der Zimmermannskunst versteht, so erträglich er auch als Richter sein mag. Nun, Sir, ich glaube, wir können ohne Großsprecherei sagen, daß der Gottesdienst diesen Abend so gut als einer ausgefallen ist – wenigstens so gut, als ich es je in Old-Trinity gesehen habe, die Orgel natürlich ausgenommen. Da ist der Schulmeister, der seinen Psalm recht gut vorzusingen weiß; ich tat es sonst selbst, aber in der letzten Zeit habe ich nichts als Baß gesungen, da mehr Kunst darin liegt und sich dabei eine schöne Gelegenheit bietet, die volle Kraft einer tiefen Stimme zu entwickeln. Auch Benjamin singt einen guten Baß, obgleich er oft mit den Worten nicht ganz zurechtkommt. Haben Sie ihn nie das Lied: ›Die Bai von Biskaya, oh‹ singen hören?«

      »Ich glaube, er gab uns diesen Abend einen Teil davon zum besten«, sagte Marmaduke lachend. »Er ließ wenigstens hin und wieder einen furchtbaren Triller hören, und es scheint, daß Penguillan so vielen anderen gleicht, welche nichts üben, als was sie besonders verstehen; denn er war in der Tat wunderbar auf einen Ton versessen und entwickelte dabei eine merkwürdige Selbstzuversicht, indem er ihn dahinbrausen ließ wie einen Nordwester, der über den See hinfliegt. Doch kommen Sie, meine Herren, der Weg ist frei, und der Sleigh wartet. Gute Nacht, junge Dame, und vergessen Sie nicht, daß Sie morgen mit Elisabeth unter dem korinthischen Dach zu Mittag speisen.«

      Man trennte sich nun, und Richard unterhielt sich, indem sie die Treppen hinunterstiegen, ganz eifrig mit Monsieur Le Quoi über den stattgehabten Psalmengesang, wobei er mit einem gewaltigen Lobspruch auf das Lied ›Die Bai von Biskaya, oh‹, schloß, da dies natürlich mit den Leistungen seines Freundes Benjamin in enger Verbindung stand.

      Während des mitgeteilten Gesprächs blieb Mohegan, den Kopf in seiner Wolldecke vergraben, auf seinem Platz sitzen und schien das, was um ihn vorging, ebensowenig zu gewahren, wie die sich Entfernenden die Anwesenheit des alten Häuptlings beachteten. Auch Natty verließ den Holzblock,

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