Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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jetzt sein Haupt und fuhr mit einem unbestimmten Lächeln in seinen Zügen ruhiger fort:

      »Sie brauchen sich weder durch die Wildheit meines Benehmens noch durch die Rauheit meines Äußern beunruhigen zu lassen, Miss Grant. Eine Leidenschaftlichkeit hat mich hingerissen, die ich hätte unterdrücken sollen, und ich muß sie mit Ihrem Vater dem Blute beimessen, das in meinen Adern fließt, obgleich ich meinem Stamm deshalb keinen Vorwurf machen will; denn es ist das einzige mir verbliebene Erbe, dessen ich mich rühmen kann. Ja, ich bin stolz auf die Abkunft von einem Delawarenhäuptling, von einem Krieger, der der menschlichen Natur zur Ehre gereichte. Der alte Mohegan war sein Freund und der Zeuge seiner Tugenden.«

      Herr Grant nahm jetzt das Gespräch auf, und als er den jungen Mann ruhiger und den betagten Häuptling aufmerksam fand, erging er sich in einer weiten theologischen Erörterung über die Pflicht der Vergebung. Die Unterhaltung dauerte über eine Stunde, bis endlich die Gäste aufstanden und sich aufs freundlichste verabschiedeten. An der Tür trennten sie sich, und Mohegan schlug den Weg nach dem Dorf ein, während der Jüngling dem See zuging. Der Geistliche blieb vor seinem Hause stehen und sah der dahingleitenden Gestalt des alten Häuptlings nach, der sich mit einer für seine Jahre erstaunlichen Geschwindigkeit in dem tiefen Pfad hinbewegte; sein schwarzes, starres Haar war noch über dem durch die Wolldecke gebildeten Ballen sichtbar, der sich bisweilen in dem Silberlicht des Mondes kaum von dem Schnee unterscheiden ließ. An der hinteren Seite des Hauses befand sich ein Fenster, das sich nach dem See hin öffnete; hier wurde Luise von ihrem Vater gefunden, wie sie aufmerksam in der Richtung der östlichen Berge nach irgendeinem Gegenstand blickte. Er näherte sich ihr und bemerkte die Gestalt des jungen Jägers in der Entfernung von einer halben Meile, wie sie mit großen Schritten über das weite Schneefeld, welches das Eis bedeckte, gerade nach der Stelle hinstreifte, wo, wie er wußte, Lederstrumpfs Wohnung am Rand des Sees unter einem Felsen lag, dessen Gipfel mit Fichten und Tannen bedeckt war. Im nächsten Augenblick verloren sich die Umrisse des Fremden im Schatten überhängender Bäume und kamen nicht wieder zum Vorschein.

      »Es ist wunderbar, wie lange sich die Neigungen des Wilden in diesem merkwürdigen Geschlecht fortpflanzen«, sagte der gute Geistliche, »aber wenn er fortfährt, wie er angefangen, so wird er dennoch zuletzt Herr darüber werden. Erinnere mich daran, Luise, daß ich ihm bei seinem nächsten Besuch die Predigt ›gegen die Gefahren des Götzendienstes‹ leihe.«

      »Gewiß, lieber Vater, Sie glauben nicht, daß er je zu der Gottesverehrung seiner Vorfahren zurückkehrt?«

      »Nein, mein Kind«, entgegnete der Diener der Kirche, indem er seine Hand mit einem liebevollen Lächeln auf ihre gelben Locken legte, »sein weißes Blut schon würde das verhindern; aber es gibt auch noch einen andern Götzendienst, – den unserer Leidenschaften.«

      XIII

       Inhaltsverzeichnis

      So gebt mir einen Humpen doch –

       Die Gerstenernte lebe hoch!

      Trinklied

      An einer Ecke des Dorfes, wo die zwei Hauptstraßen von Templeton sich kreuzten, stand das Wirtshaus ›Zum kühnen Dragoner‹. Dem ursprünglichen Plan zufolge hätte sich das Dorf links des kleinen Stromes, welcher das Tal durchfloß, hinziehen sollen, so daß durch die Straße, welche von dem See zu der Akademie führte, die westliche Grenze gebildet worden wäre. Aber Bequemlichkeit vereitelt oft die besten Entwürfe. Das Haus des Herrn – oder wie er infolge seines Kommandos über das Militär des Patents genannt wurde – des Hauptmanns Hollister, das schon in früheren Tagen mit der Front gerade gegen die Richtung der Hauptstraße erbaut worden, schob dem Verlauf derselben eine sehr augenfällige Barriere in den Weg, weshalb Reiter und nachher auch Ochsentreiber sich eines Durchgangs am Ende des Gebäudes bedienten, um den westlichen Weg abzukürzen, bis endlich die regelmäßige Landstraße fortgesetzt war und allmählich an beiden Seiten Häuser entstanden, so daß eine nachherige Verbesserung des Übelstandes unmöglich wurde.

      Diese Abweichung von Marmadukes regelmäßigen Plänen war von zwei wesentlichen Folgen begleitet. Die Hauptstraße wurde nämlich in der Hälfte ihrer Länge plötzlich genau um die Hälfte ihrer Breite geschmälert und der ›Kühne Dragoner‹ ward um seiner Lage willen, mit Ausnahme des Herrenhauses, bei weitem das augenfälligste Gebäude des Ortes.

      Dieser Umstand, durch den Charakter der Wirtsleute unterstützt, gab der Schenke über alle zukünftigen Konkurrenten einen Vorteil, der sich durch keine sonstigen Verhältnisse mindern ließ. Das letztere wurde zwar versucht und dem ›Kühnen Dragoner‹ gegenüber ein neues Gebäude errichtet, welches den Nebenbuhler über der Straße bei weitem überbieten sollte. Es war ein hölzernes Haus mit den Verzierungen des im Orte üblichen architektonischen Stils und, was das Dach und die Balustraden anbelangte, eine der drei Nachahmungen des Herrenhauses. Die oberen Fenster waren mit ungehobelten Brettern vernagelt, um den Wind abzuhalten; denn das Gebäude war noch unvollendet, obgleich die Scheiben in den untern Gemächern und das Licht der mächtigen Feuer im Innern bekundeten, daß es bereits Einwohner barg. Das Äußere hatte an der Front und dem Ende, das sich der Straße zukehrte, einen weißen Anstrich; aber die Hinterseite nebst derjenigen, an welche sich ein Nachbarhaus anschmiegen sollte, war roh mit spanischem Braun beschmiert. Vor der Türe standen zwei hohe, oben mit einem Querbalken verbundene Pfosten, zwischen denen ein ungeheures, mit wunderlichem Schnitzwerk von Fichtenholz versehenes und mit Freimaurer-Emblemen überladenes Schild hing. Über den geheimnisvollen Figuren befanden sich mit großen Buchstaben die Worte: ›Kaffeehaus für Templeton und Gasthof für Reisende‹, und unten las man die Namen der Eigentümer ›Habakuk Foote und Josua Knapp‹. Dies waren ein paar furchtbare Rivalen für den ›Kühnen Dragoner‹, wie unsere Leser leicht begreifen werden, wenn wir beifügen, daß dieselben volltönenden Namen schon über der Tür eines im Dorfe neu errichteten Vorratshauses, der eines Hutmacherladens und über den Toren einer Lohgerberei standen. Mochte übrigens zuviel versucht worden sein, um gut ausgeführt werden zu können, oder war der Ruf des ›Kühnen Dragoners‹ zu fest begründet, um sich so leicht erschüttern zu lassen, – nicht nur der Richter Temple und seine Freunde, sondern auch die meisten Dorfbewohner, die nicht in den Kreditbüchern der mächtigen Firma standen, pflegten, sooft irgendeine Gelegenheit den Besuch eines solchen Hauses notwendig machte, in dem Wirtshaus des Kapitän Hollister einzusprechen.

      Der hinkende Veteran nebst seiner Ehegenossin war an jenem Christabende kaum von der Akademie zurück nach Hause gekommen, als das Stampfen an der Türschwelle bereits die Annäherung von Gästen verkündigte, welche wahrscheinlich diesen Sammelplatz aufsuchten, um ihre Bemerkungen über die Feierlichkeiten, denen sie soeben beigewohnt, auszutauschen.

      Die Gaststube des ›Kühnen Dragoners‹ war ein geräumiges Gemach, das an drei Seiten mit Bänken ausgeschlagen war, während die vierte zwei mächtigen Kaminen vorbehalten blieb, welche fast die ganze Wand einnahmen und kaum noch Raum genug für ein paar Türen und einen kleinen Eckverschlag ließen, der durch ein winziges Palisadenwerk von dem übrigen Gelaß getrennt und reichlich mit Flaschen und Gläsern garniert war. An dem Eingang in dieses Heiligtum saß mit würdevoller Miene Frau Hollister, während ihr Gatte mit einem großen Pfahl, der am einen Ende ganz spitzig zugebrannt war, die Holzpflöcke des Feuers nachschob.

      »Nun, lieber Sergeant«, sagte die Wirtin, als sie glaubte, der Veteran habe nunmehr das Holz gehörig zurechtgelegt, »leg deine Schürstange beiseite; denn sie ist nicht mehr nötig, indem es jetzt behaglich genug brennt. Auf dem Tisch dort stehen noch die Gläser und der Krug, aus denen der Doktor seinen Zider und sein Ingwerbier trank – dort, gerade bei dem Feuer. Stelle sie in den Verschlag; denn wir kriegen heute abend Besuch von dem Richter, dem Major und Herrn Jones, Benjamin Pump und die Advokaten nicht mitgerechnet. Du mußt daher das Zimmer

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