Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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die armen Teufel bekehren werden, wo dann wenig darauf ankommt, von welcher Farbe ihre Haut ist oder ob sie Wolle oder Haare auf dem Kopf tragen.«

      »Es ist lateinisch, nicht indianisch, Frau Hollister«, entgegnete der Rechtsgelehrte, indem er sein pfiffiges Blinzeln wiederholte –, »und Doktor Todd versteht lateinisch, – wie wollte er sonst die Aufschriften auf seinen Apothekerbüchsen und Schubladen lesen? Nein, nein, Frau Hollister, der Doktor versteht mich – nicht wahr, Doktor?«

      »Hem – nun, ich vermute, daß ich nicht weit davon bin«, versetzte Elnathan, indem er sich mühte, den Gesichtsausdruck des anderen nachzuahmen. »Lateinisch ist eine wunderliche Sprache, meine Herren, – und ich will wetten, es ist nicht einer in dem Zimmer, Squire Lippet ausgenommen, welcher glauben könnte, daß Far. Av. Hafermehl bedeutet.«

      Nun kam die Reihe, ob dieser Zurschaustellung von Gelehrsamkeit verlegen zu werden, an den Advokaten; denn obgleich er auf einer der öffentlichen Universitäten promoviert hatte, so war er doch etwas verblüfft über den von seinem Gefährten gebrauchten Ausdruck. Indes war es gefährlich, in einem öffentlichen Wirtshaus und vor so vielen seiner Klienten, den Anschein zu gewinnen, als werde er an Gelehrsamkeit übertroffen, weshalb er die beste Miene zu der Sache machte und in ein schlaues Gelächter ausbrach, als stecke irgendein guter Witz dahinter, der nur von dem Arzt und ihm selbst verstanden werde. Die Zuhörer wechselten indessen Blicke des Beifalls, und Ausdrücke, wie »Versteht sich auf Sprachen«, und: »Ja, wenn’s einer weiß, so muß es Squire Lippet wissen«, ließen sich als Zoll der Bewunderung in den verschiedenen Teilen des Zimmers vernehmen. So ermutigt, erhob sich der Rechtsgelehrte von seinem Stuhl, wandte den Rücken dem Feuer zu, faßte die Trinkgesellschaft ins Auge und fuhr fort:

      »Nun, mag er jetzt Nattys Sohn oder der Sohn von niemand sein – ich hoffe wenigstens, daß der junge Mann die Sache nicht ruhen lassen wird. Wir leben in einem Land der Gesetze, und da möchte ich doch sehen, ob das Gericht der Ansicht ist, daß ein Mann, der hunderttausend Morgen Landes besitzt oder zu besitzen vorgibt, mehr Recht hat, auf seinen Nebenmenschen zu schießen als ein anderer. Was haltet Ihr davon, Doktor Todd?«

      »Oh, Sir«, entgegnete der Doktor, »ich bin, wie bereits gesagt, der Ansicht, daß die Verletzung keinen lebensgefährlichen Teil getroffen hat. Auch wurde die Kugel bald herausgezogen und die Schulter, wie ich wohl behaupten darf, gut verbunden; ich glaube daher nicht, daß die Sache so gefährlich ist, als sie hätte werden können.«

      »Ich berufe mich auf Euch, Squire Doolittle«, fuhr der Advokat mit verstärkter Stimme fort. »Ihr seid eine Magistratsperson und wißt, was Rechtens und was nicht Rechtens ist Ich frage Euch daher, Sir, ob ein Schuß auf einen Menschen eine Sache ist, die man so gar leicht nehmen darf? Gesetzt, Sir, der junge Mann hätte Weib und Familie, und gesetzt, er wäre ein Techniker wie Ihr selbst, Sir, und gesetzt, seine Familie hinge wegen ihres Unterhalts nur von ihm ab; und gesetzt, die Kugel hätte ihm, statt bloß ins Fleisch zu dringen, das Schulterblatt zerschmettert und ihn für immer zum Krüppel gemacht; – ich frage euch alle, meine Herren, gesetzt, all dieses wäre der Fall, müßte die Jury nicht eine bedeutende Entschädigung beantragen?«

      Da der Schluß dieser gesetzten Fälle an die Gesellschaft insgesamt gerichtet war, so fühlte sich anfänglich Hiram nicht bereifen, eine Erwiderung zu geben; als er aber fand, daß die Augen aller Anwesenden erwartungsvoll auf ihm hafteten, so gedachte er seines richterlichen Charakters und begann daher mit dem gebührenden Grade von Bedächtigkeit und Würde:

      »Freilich, wenn einer auf einen andern schießt, – ich meine nämlich, wenn er es mit Vorsatz tut, und wenn das Gericht davon Meldung erhält, und wenn ihn eine Jury schuldig findet, so ist es wahrscheinlich ein Fall, der den Täter ins Staatsgefängnis liefert«

      »Allerdings ist es so, Sir«, erwiderte der Advokat »Das Gesetz, meine Herren, erkennt in einem freien Lande kein Ansehen der Person. Es ist eine der großen Segnungen, welche uns von unsern Vorfahren überantwortet wurden, daß alle Menschen in den Augen des Gesetzes ebenso gleich sind, wie sie von der Natur gleich geschaffen wurden. Mögen auch einige, weiß Gott wie, zu einem großen Vermögen gekommen sein, so werden sie dadurch doch nicht berechtigt, die Gesetze eher übertreten zu dürfen als der ärmste Bürger in den Staaten Dies ist meine Ansicht, meine Herren, und ich denke, wenn jemand diese Angelegenheit vor Gericht bringen wollte, so durfte sich wohl herausstellen, daß die Salben bezahlt würden. Was meint Ihr, Doktor?«

      »Ei, Sir«, erwiderte der Arzt, den diese Wendung des Gesprächs augenscheinlich ein wenig beunruhigte, »ich habe das Versprechen des Richters Temple vor Zeugen – nicht als ob mir sein Wort nicht ebenso lieb wäre, als hätte ich’s schriftlich von ihm –, aber es geschah vor Zeugen. Laßt mich einmal sehen – es waren Monschier Ler Quow und Squire Jones und Major Hartmann und Jungfer Pettibone und einer oder zwei Schwarze dabei, als er sagte, seine Tasche würde mich reichlich für meine Bemühungen belohnen«

      »Wurde das Versprechen vor oder nach dem geleisteten Dienst gegeben?« fragte der Advokat.

      »Ich weiß das nicht mehr so genau«, antwortete der vorsichtige Arzt, »so viel ist mir aber noch gegenwärtig, daß es geschah, ehe ich den Verband anlegte.«

      »Aber es scheint, daß er sagte, seine Tasche würde Euch belohnen«, bemerkte Hiram. »Ich glaube nicht, daß das Gesetz einen Mann zur Erfüllung eines solchen Versprechens anhalten kann. Vielleicht gibt er Euch seine Tasche mit sechs Pence darin und sagt, Ihr sollet Euch Eure Bezahlung daraus nehmen.«

      »Dies gölte in den Augen des Gesetzes nicht als eine Belohnung«, fiel der Advokat ein – »nicht als ein so betiteltes quid pro quo. Die Tasche kann nicht als handelnd, sondern muß als ein Teil von des Mannes eigener Person betrachtet werden, – das heißt, in diesem besonderen Falle. Ich bin der Ansicht, daß man auf dieses Versprechen ein Prozeßverfahren einleiten kann, und bin erbötig, es kostenfrei durchzuführen, wenn der Kläger verlieren sollte.«

      Der Arzt gab auf diesen Vorschlag keine Erwiderung, obgleich man bemerkte, daß er seine Augen umhergleiten ließ, als wolle er die Zeugen aufzählen, um zu gegebener Zeit die Einhaltung dieses Versprechens fordern zu können, falls es nötig werden sollte. Ein so wichtiger Gegenstand wie die Erhebung einer Klage gegen den Richter Temple war indes nicht ganz nach dem Geschmack der Gesellschaft, zumal der Punkt an einem so öffentlichen Platz verhandelt wurde; es folgte nun ein allgemeines Schweigen, welches erst durch das Aufgehen der Tür und das Eintreten Nattys unterbrochen wurde.

      Der alte Jäger hatte seine ihm nie von der Seite kommende Gefährtin, die Büchse, in der Hand; und obgleich die ganze Gesellschaft, den Rechtsgelehrten ausgenommen, der seinen Hut ein bißchen verwegen aufs Ohr gedrückt hatte, mit unbedeckten Häuptern dasaß, ging Natty doch auf eines der Feuer zu, ohne auch nur im mindesten irgendeinen Teil seines Anzugs oder seines Äußern zu verändern. Man richtete verschiedene das Weidwerk betreffende Fragen an ihn, die er bereitwillig und mit einigem Interesse beantwortete, und der Wirt – Nattys alter Freund, weil beide in ihrer Jugend Soldaten gewesen – bot ihm ein Glas Branntwein, das, aus der Art, wie es angenommen wurde, zu schließen, keine unwillkommene Gabe war. Als sich der Waldbewohner gelabt hatte, setzte er sich ruhig auf das Ende eines der Holzblöcke, die in der Nähe des Feuers lagen, und bald schien die durch seinen Eintritt veranlaßte kleine Störung vergessen zu sein.

      »Das Zeugnis der Schwarzen hat freilich keinen Wert, Sir«, fuhr der Rechtsgelehrte fort, »da sie samt und sonders das Eigentum des Herrn Jones sind. Aber es gibt noch einen anderen Weg, auf welchem man dem Richter Temple oder irgendeinem anderen Mann das Schießen auf seinen Nebenmenschen verleiden und ihn zur Zahlung der Kurkosten veranlassen kann. Ich sage, es gibt noch einen andern Weg, ohne daß man gerade vor den ›Gerichtshof der Irrungen‹ geht.«

      »Die größte Irrung würde es aber sein, Mister Todd«, rief die Wirtin, »wenn Ihr den Richter gerichtlich belangen wolltet,

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