Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper страница 41

Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

Скачать книгу

halten; ich wünsche ihnen Glück zu dieser Erwerbung. – Ach, Sergeant, man hat es doch gewiß recht gut, wenn man in ein Bethaus gehen darf, wo man ruhig sitzenbleiben kann und nicht nötig hat, so oft niederzuknien und wieder aufzustehen, wie es heute Herr Grant getan.«

      »Ein Bethaus kommt einem allezeit zustatten, Frau, mögen wir nun darin stehen oder sitzen oder, wie der gute Herr Whitefield nach einem beschwerlichen Tagemarsch zu tun pflegte, auf die Knie niederfallen und mit aufgehobenen Händen zum Himmel beten, nach dem Beispiele Moses’, als zur Rechten und zur linken seine Scharen standen«, erwiderte Herr Hollister, der mit aller Ruhe die Befehle seiner Gattin ausführte. »Ach, das war ein schönes Treffen, Betty, das die Israeliten damals mit den Amalekitern schlugen. Es scheint, sie fochten in einer Ebene; denn es steht geschrieben, Moses habe die Höhen bestiegen, um den Kampf mitanzusehen und im Gebet zu ringen. Wenn ich mich recht auf die Sache verstehe, so müssen sich die Israeliten hauptsächlich auf ihre Reiterei verlassen haben; denn wir lesen in der Schrift, daß Josua den Feind hauptsächlich mit der Schärfe des Schwertes schlug, woraus ich entnehme, daß nicht nur von Reiterei, sondern auch von wohldisziplinierten Truppen die Rede ist. Es müssen in der Tat ganz ausgesuchte Streiter gewesen sein – wahrscheinlich Freiwillige; denn unexerzierte Dragoner schlagen selten mit der Schärfe des Schwertes zu, zumal wenn ihre Waffe nach Weise der Säbel gekrümmt ist.«

      »Pah, Mann! Was wirfst du da wegen einer solchen Kleinigkeit mit Schriftstellen um dich?« unterbrach ihn die Wirtin. »So viel wenigstens ist gewiß, daß der Herr mit ihnen war; denn er hielt es immer mit den Juden, solange sie nicht von ihm abfielen. Es kommt wenig darauf an, was für Leute Josua kommandierte, wenn er es nur im Namen des rechten Befehlshabers tat. Dieselbe verwünschte Miliz, der Herr verzeih mir den Fluch, die sein Tod war, weil sie davonlief, hätte wohl in den alten Zeiten das Feld behaupten können. Ich sehe gar keinen vernünftigen Grund, anzunehmen, daß die Leute exerziert waren.«

      »Ich muß sagen, Frau, daß ich unexerzierte Truppen nicht oft so gut habe fechten sehen, wie es der linke Flügel in der von dir erwähnten Zeit tat. Sie hielten schön zusammen, und zwar ohne Trommelschlag, was im Feuer gewiß keine Kleinigkeit ist; auch wichen sie nicht vom Platz, bis er fiel. – Aber die Schrift enthält keine unnötigen Worte, und ich behaupte daher, daß eine Reiterei, welche mit der Schärfe des Schwertes zu schlagen weiß, eine gut disziplinierte sein muß. Es ist schon manche gute Predigt über weit unwichtigere Dinge als über dieses eine Wort gehalten worden. Wenn nicht etwas Besonderes damit gemeint ist, warum steht dann nicht geschrieben mit dem Schwerte, sondern mit der Schärfe des Schwertes? Nun fordert aber ein Schlag mit der Schärfe eine lange Übung. Ach, welch eine schöne Anwendung wüßte nicht Herr Whitefield ans dem einzigen Worte ›Schärfe‹ zu ziehen! Was den Kapitän anbelangt – wenn er nur, als er das Fußvolk sammelte, die Gardedragoner angerufen hätte, sie würden dem Feind gezeigt haben, was die Schärfe eines Schwertes ist; denn obgleich kein eigentlicher Offizier unter ihnen war, so glaube ich doch, sagen zu dürfen« – der Veteran richtete sich bei diesem Wort hoch auf und zog mit der gravitätischen Miene eines Exerziermeisters seine Halsbinde fester – »so glaube ich doch, sagen zu dürfen, daß sie von einem Manne angeführt wurden, der sie trotz des Hohlwegs vorwärtszubringen gewußt hätte.«

      »Was hätte er tun sollen?« rief die Wirtin. »Weißt du nicht selbst, Hollister, daß die Bestie, welche er ritt, nicht sonderlich geeignet war, von einem Felsen zum andern zu springen, obgleich sie so rührig war wie ein Eichhörnchen? Doch was nützt es, davon zu reden, da er schon so lange heimgegangen! Ich wollte nur, daß er es erlebt hätte, das wahre Licht zu sehen; aber eine brave Seele, die im Kampf für die Freiheit im Sattel starb, muß doch auch Gnade finden. Wenn sie ihm und so manchem Tapferen, der wie er starb, nur nicht einen so armseligen Grabstein gesetzt hätten! Aber das Schild ist sehr ähnlich, und ich will es erhalten, solange der Schmied noch einen Haken machen kann, um es zu tragen – allen ›Kaffeehäusern‹ zwischen hier und Albany zum Trotz.«

      Wir können nicht sagen, auf welche Abschweifungen diese Unterhaltung das würdige Paar noch geführt haben würde, wenn nicht die Männer vor der Tür dem Abstampfen des Schnees von ihren Füßen plötzlich ein Ende gemacht hätten und in die Wirtsstube getreten wären.

      Es vergingen zehn oder fünfzehn Minuten, bis sich die verschiedenen Individuen, welche Erbauung geben oder holen wollten, vor den Feuern des ›Kühnen Dragoners‹ niedergelassen und so ziemlich alle Bänke der Gaststube besetzt hatten. Die behaglichste Ecke des Zimmers sowie ein hochlehniges hölzernes Kanapee hatte Doktor Todd mit einem schmutzig aussehenden, schäbig-eleganten jungen Mann eingenommen, der fleißig Tabak schnupfte, einen Rock von ziemlich modischem Schnitt trug und oft eine große silberne Uhr, die an einer Haarkette hing und mit einem silbernen Schlüssel versehen war, herauszog: er schien so ziemlich zwischen den Handwerkern in seiner Nähe und einem wirklichen Mann von Stand die Mitte zu halten.

      Mehrere braune Krüge mit Zider oder Bier wurden zwischen die Feuerböcke gesetzt, und unter den Gästen bildeten sich kleine Gruppen, sobald einer einen Vortrag hielt oder die Flüssigkeit ihre Runde machte; denn niemand hatte ein besonderes Glas, wie denn auch überhaupt für jede Gattung von Getränk nur ein einziges Gefäß für nötig erachtet wurde; das Glas oder der Krug ging daher von Hand zu Hand, bis die Reihe zu Ende war oder eine gewisse Achtung vor den Rechten des Spenders die Neige des Trankes dem wieder zuschob, welcher denselben bezahlt hatte.

      Gewöhnlich wurden dabei Toaste getrunken, und hin und wieder versuchte einer, der von der Natur vorzugsweise mit Witz bedacht zu sein vermeinte, seine Dankgefühle in Phrasen auszudrücken, wie zum Beispiel: »Ich hoffe, daß der Festgeber es weiter bringen möge als sein Vater«, oder »er möge leben, bis alle seine Freunde ihm den Tod wünschen«; während sich die bescheideneren Zechgenossen begnügten, mit gravitätischem Ernst auf »gut Glück« oder einen anderen gleich kurzen und inhaltsreichen Wunsch zu trinken. Stets wurde aber der invalide Wirt aufgefordert, die Sitte der königlichen Mundschenke nachzuahmen und das Glas, welches er präsentierte, vorher zu kosten – eine Aufforderung, welcher er gewöhnlich dadurch willfahrte, daß er seine Lippen benetzte, nachdem er zuvor den Toast: »was wir hoffen«, ausgebracht hatte, bei welch kläglichem Ausweg es dem Gutdünken der Gäste überlassen blieb, den umfassenden Wunsch nach eigenem Sinn zu deuten. Während dieses Treibens war die Wirtin emsig beschäftigt, eigenhändig die von ihren Kunden verlangten Getränke zu mischen, wobei sie hin und wieder einen der Dorfbewohner, welcher sich dem Verschlag näherte, grüßte und sich nach dem Befinden seiner Familie erkundigte.

      Als endlich der Durst der Gäste einigermaßen gestillt war, gewann das Gespräch einen mehr allgemeinen Charakter, wie er gerade für die Stunde paßte. Der Arzt und sein Gefährte – einer der zwei Advokaten des Dorfes –, die man am meisten für geeignet hielt, das Wort zu führen, waren die Hauptsprecher, obgleich sich auch hin und wieder Herr Doolittle, welchen man nur in dem beneidenswerten Punkt der Erziehung als jenen nachstehend betrachtete, eine Bemerkung erlaubte. Ein allgemeines Stillschweigen trat ein, als der Rechtsgelehrte folgendermaßen begann:

      »Dem Vernehmen nach, Doktor Todd, habt Ihr diesen Abend eine wichtige Operation vorgenommen, indem Ihr Lederstrumpfs Sohne einen Hirschposten aus der Schulter schnittet?«

      »Ja, Sir«, erwiderte der andere, indem er seinen kleinen Kopf mit einer wichtigtuenden Miene erhob. »Ich hatte ein derartiges kleines Geschäft bei dem Richter, doch will es nicht viel heißen. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn der Schuß durch den Körper gegangen wäre. Die Schulter ist kein zum Leben unbedingt nötiger Teil, und ich denke, der junge Mann wird bald wieder gesund sein. Ich wußte jedoch nicht, daß der Patient ein Sohn von Lederstrumpf ist; denn ich hörte nie, daß Natty ein Weib hatte.«

      »Das folgt auch nicht notwendig daraus«, entgegnete der andere, indem er sich mit einem pfiffigen Blinzeln umsah. »Ich denke, Ihr wißt, daß es so eine Art Ding gibt, das der Jurist filius nullius nennt?«

      »Sagt uns das in gutem königlichem Englisch, Mann«, rief die Wirtin. »Für was soll es gut sein, in einem

Скачать книгу