Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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ihren elastischen Tritten der hartgefrorene Schnee laut aufknarrte.

      Der Geistliche in seinem dunkelfarbigen Gewand, welcher das milde wohlwollende Antlitz, in dem sich der den Mann charakterisierende demütige Eifer nicht verkennen ließ, zu wiederholten Malen nach seinen Gefährten umwandte, bildete den Anführer dieser vereinzelten Gruppe. Hinter ihm kam der Indianer, dessen üppige Haare das unbedeckte Haupt umflogen, während der übrige Teil seines Körpers durch die Wolldecke verhüllt war. Wenn man das dunkle Gesicht mit seinen unbeweglichen Muskeln im Licht des Mondes betrachtete, wie es von der Seite einfiel, so mochte er wohl als das Bild des resignierten hohen Alters erscheinen, an dem sich die Stürme des Winters seit mehr als einem halben Jahrhundert vergeblich versucht hatten; sobald John aber den Kopf umwandte und die Strahlen unmittelbar auf seine schwarzen feurigen Augen fielen, so konnte man deutlich eine ganze Geschichte ungezügelter Leidenschaften und eines an keine Grenzen sich bindenden Gedankenfluges darin lesen. Miss Grants leichte Gestalt, die nun folgte und wohl etwas zu luftig für die Strenge der Jahreszeit gekleidet war, bildete einen schroffen Gegensatz zu dem wilden Anzug und den unsteten Blicken des Delawarenhäuptlings. Mehr als einmal fühlte sich während dieses kurzen Spazierganges der junge Jäger, der nicht als die unbedeutendste Person in der Gruppe erschien, veranlaßt, über die menschliche Form Vergleichungen anzustellen, wenn Mohegans Gesicht und Miss Grants zartes Antlitz mit Augen, die mit der sanften Bläue des Himmels wetteiferten, seinen Blicken begegneten, sooft eines der beiden nach der glänzenden Scheibe, die ihren Pfad beleuchtete, aufsah. Sie kürzten sich den Weg, der über die hinter den Häusern liegenden Felder führte, durch ein Gespräch, das, je nach dem Gegenstand, bald flau, bald lebhaft geführt wurde. Der Geistliche begann die Unterhaltung.

      »Es ist in der Tat ein so eigentümlicher Umstand«, sagte er, »hier in diesem Ort einem Manne Ihres Alters zu begegnen, der sich nie durch eitle Neugierde bewegen ließ, eine andere Kirche als die, welcher er seine sittliche Erziehung verdankt, zu besuchen, daß ich ein starkes Verlangen fühle, die Geschichte eines so glücklich geregelten Lebens kennenzulernen. – Sie müssen eine sehr gute Erziehung genossen haben, wie aus Ihrem Benehmen und Ihrer Sprache hervorzugehen scheint. In welchem Staat sind Sie geboren, Herr Eduard? – denn das ist, glaube ich, der Name, den sie dem Richter Temple angaben.«

      »In diesem.«

      »Ihrem Dialekt nach wäre ich nicht auf diese Vermutung gekommen, da er in der Tat nichts von den Eigentümlichkeiten aller der Landstriche trägt, in denen ich bekannt bin. Sie haben wohl viel in den Städten gewohnt? Denn kein anderer Teil dieses Landes ist so glücklich, unsere ausgezeichnete Liturgie beharrlich geübt zu sehen.«

      Der junge Jäger lächelte, als er hörte, wie der Geistliche so deutlich verriet, aus welchem Teil des Landes er selber stammte, unterließ es jedoch, vermutlich aus Gründen, die mit seiner derzeitigen Lage in Verbindung standen, zu antworten.

      »Ich bin ungemein erfreut, Sie kennengelernt zu haben, mein junger Freund; denn ich denke, ein edler Sinn, wie der Ihrige es ohne Zweifel ist, wird alle diejenigen Früchte bringen, die aus einer wohlbegründeten Lehre und einer die Andacht hebenden Liturgie fließen. Sie haben wahrgenommen, wie ich mich diesen Abend in die Laune meiner Zuhörer fügen mußte. Der gute Herr Jones wünschte, daß ich die Kommunionformel und in der Tat sogar den ganzen Morgengottesdienst verlesen sollte, aber zum Glück verlangen dies die Kirchengesetze am Abend nicht, wie es denn überhaupt auf meine neue Gemeinde unangenehm eingewirkt haben würde. Aber ich gedenke, morgen das Sakrament zu administrieren. Werden Sie an der Kommunion teilnehmen, mein junger Freund?«

      »Ich glaube nicht, Sir«, erwiderte der Jüngling mit einiger Verlegenheit, die sich keineswegs verminderte, als Miss Grant plötzlich unwillkürlich stehenblieb und überrascht die Augen auf ihn heftete. »Ich fürchte, daß ich nicht vorbereitet bin. Ich habe mich noch nie dem Altar genähert und möchte es auch nicht tun, solange ich finde, daß noch so viel Irdisches mein Herz gefangenhält.«

      »Jeder muß sich selbst am besten kennen«, sagte Herr Grant, »obgleich mich dünkt, daß ein Jüngling, der sich nie von falschen Lehren hat hinreißen lassen, und der sich so viele Jahre hindurch der Reinheit unserer Liturgie erfreute, getrost kommen dürfe. Doch ist die Handlung zu heilig, Sir, und niemand sollte sie begehen, wenn er nicht die Überzeugung in sich trägt, daß es ihm völlig ernst damit ist. Ich bemerkte diesen Abend in Ihrem Benehmen gegen den Richter Temple eine Reizbarkeit, die nahe an eine der schlimmsten Leidenschaften des Menschen grenzt. – Wir wollen hier über diesen Bach gehen; das Eis ist, denke ich, fest genug, um uns zu tragen. – Nimm dich in acht, liebes Kind, daß du nicht ausgleitest.«

      Bei diesen Worten bog er in eine kleine Versenkung des Pfades nach einem der kleinen Bäche ein, welche ihr Wasser in den See ergossen, und als er sich umwandte, um nach seiner Tochter zu sehen, bemerkte er, daß der Jüngling vorgetreten war und ihr den Arm gereicht hatte. Sobald sie alle wohlbehalten auf der andern Seite standen, stieg er an dem Ufer wieder hinan und setzte sein Gespräch fort.

      »Es war nicht recht, mein lieber Herr, es war unter keinen Umständen recht, solche Gefühle aufkommen zu lassen; am allerwenigsten aber in einem Falle, wo von keiner absichtlichen Beschädigung die Rede sein konnte.«

      »Es ist etwas Gutes in den Worten meines Vaters«, sagte Mohegan, indem er stehenblieb und dadurch auch diejenigen, welche ihm nachfolgten, zum Haltmachen nötigte; »denn ebenso spricht Miquon. Der weiße Mann mag tun, wie ihm seine Väter gesagt haben; aber der junge Adler hat das Blut eines Delawarenhäuptlings in seinen Adern; es ist rot, und der Flecken, den es macht, kann nur durch das Blut eines Mingo ausgelöscht werden.«

      Herr Grant wurde durch die Unterbrechung des Indianers so überrascht, daß er sich umwandte und den Sprecher ansah. Seine milden Züge waren auf das stolze und wilde Antlitz des Häuptlings gerichtet und sprachen das Entsetzen aus, welches er fühlte, als er eine solche Ansicht aus dem Munde eines Mannes vernahm, der sich zu der Religion seines Heilandes bekannte. Er erhob die gefalteten Hände und rief:

      »John, John! ist das die Religion, die du von den Mährischen Brüdern gelernt hast? Doch nein – ich will mir keine solche lieblose Voraussetzung erlauben. Sie sind fromme, sanfte und milde Leute und würden solche Leidenschaften nicht dulden, – ›ich aber sage Euch, liebet Eure Feinde; segnet die, so Euch fluchen; tut Gutes denen, die Euch hassen, und betet für die, welche Euch beleidigen und verfolgen‹! – Dies ist das Gebot Gottes, John, und wer sich nicht Mühe gibt, demselben nachzukommen, wird das Reich der Seligen nicht schauen.«

      Der Indianer hörte dem Geistlichen mit Aufmerksamkeit zu; die ungewöhnliche Glut seines Auges sänftigte sich allmählich, und seine Gesichtsmuskeln nahmen die gewöhnliche Ruhe wieder an; dann aber schüttelte er leicht das Haupt, winkte Herrn Grant mit Würde, weiterzugehen, und folgte selbst schweigend nach. Die Aufregung veranlaßte den Geistlichen, mit ungewöhnlicher Schnelle in dem tiefen Pfade fortzueilen, und der Indianer hielt, augenscheinlich ohne daß es ihn Anstrengung kostete, gleichen Schritt mit ihm; der junge Jäger aber bemerkte, als bereits ein kleiner Zwischenraum zwischen den beiden Vorderen und den Folgenden lag, daß das Mädchen nicht nachzukommen vermochte, weshalb er ihr seinen Beistand anbot.

      »Sie sind ermüdet, Miss Grant«, sagte er. »Man gleitet auf dem Schnee leicht aus, und Sie sind nicht imstande, es uns Männern gleichzutun. Ich bitte, treten Sie ein wenig auf die Seite und nehmen Sie den Beistand meines Armes an. Jenes Licht dort kommt, wie ich glaube, aus dem Hause Ihres Vaters, aber es scheint noch ziemlich weit entfernt zu sein.«

      »Ich kann noch recht gut gehen«, erwiderte sie mit leiser, bebender Stimme, »aber das Benehmen des Indianers hat mich erschreckt. Ach, sein Auge war fürchterlich, als er es gegen den Mond erhob, während er mit meinem Vater sprach. Doch, ich vergesse, Sir, daß er Ihr Freund und, seinen Reden nach zu schließen, vielleicht Ihr Verwandter ist; und doch habe ich keine Angst vor Ihnen.«

      Der junge Mann trat auf die Schneerinde,

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