Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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da, um die christliche Versammlung aufzunehmen, während in der Mitte der Seitenwand ein schlechter, unbemalter Kasten stand, der die Kanzel vorstellen sollte. Eine Art Lesepult befand sich an der vordern Seite dieser Rednerbühne, und ein kleiner, mit schneeweißer Damastleinwand bedeckter Mahagonitisch aus dem Hause des Richters stand ein wenig seitlich, um die Stelle eines Altars zu vertreten. Fichten-und Tannenzweige staken in den Ritzen ringsum, die sich allenthalben in dem zur Unzeit gefällten und hastig zusammengesetzten Holzwerk des Gebäudes und der Kirchenstühle zeigten, während Girlanden und hieroglyphische Bilder in üppiger Verschwendung die rauh beworfenen braunen Wände bedeckten. Da der Raum nur durch zehn oder fünfzehn armselige Talglichter erleuchtet war und die Fenster noch der Scheiben entbehrten, so wäre es allerdings nur ein trauriger Ort für die Feier des Christabends gewesen, hätten ihm nicht die großen Feuer, die an allen Enden flackerten, durch ihr Licht, welches sie auf das Buschwerk und die Gesichter warfen, ein behagliches Aussehen gegeben.

      Beide Geschlechter waren durch einen Quergang unmittelbar vor der Kanzel getrennt, an dessen Seiten die Hauptpersonen des Dorfs und der Umgegend ihre Sitze hatten. Diese Auszeichnung war jedoch eher die Folge eines freiwilligen Zurücktretens der ärmeren und anspruchsloseren Bevölkerungsklasse als ein Recht, welches die vom Glück Begünstigteren beanspruchen konnten. Die eine Bank wurde von Richter Temples Gesellschaft, einschließlich seiner Tochter, besetzt, und mit Ausnahme des Doktor Todd schien niemand geneigt zu sein, sich dem Vorwurf des Stolzes auszusetzen, indem er nach einem der Sitze getrachtet hätte, die buchstäblich die höchsten des Gotteshauses waren.

      Richard nahm in der Eigenschaft eines Küsters den Platz hinter einem anderen Tisch ein, während Benjamin, nachdem er den Feuern einige Holzblöcke zugelegt hatte, sich in seiner Nähe aufpflanzte, um jeden Augenblick bereit zu sein, falls seine Beihilfe für nötig erachtet werde.

      Wir kämen zu weit von unserem Thema ab, wenn wir es versuchen wollten, eine Beschreibung der ganzen Gemeinde zu geben, da die Anzüge ebenso verschieden wie die Individuen waren. Nur einzelne Artikel von mehr als gewöhnlicher Schönheit – vielleicht Überbleibsel aus früheren Tagen – ließen sich neben dem groben Anzug der Wälder an den meisten Frauen erblicken. Die eine trug ein verschossenes seidenes Kleid, das wenigstens schon drei Generationen durchgemacht hatte, über schwarzen grobwollenen Strümpfen, die andere einen Schal, dessen Farben so zahlreich waren wie die des Regenbogens, über einem schlecht zugeschnittenen Kleid von rohem, braunem selbstgewirktem Stoff. Mit einem Wort, jede trug einen Lieblingsschmuck zur Schau, und sowohl Männer als Frauen erschienen in ihrem besten Anzug, wozu übrigens bei beiden Geschlechtern vorzugsweise die eigene Hausindustrie den Stoff geliefert hatte. Ein einziger Mann kam in der Uniform eines Artilleristenfreikorps, bei welchem er früher in den Küstengegenden gedient hatte, – wahrscheinlich aus keinem andern Grunde, als weil sie seine beste Kleidung war. Mehrere, zumal die jüngeren Männer, trugen blaue Beinkleider mit roten Seitenstreifen aus Tuch, sie gehörten zu Templetons leichter Infanterie und wollten wohl zeigen, daß sie nicht bloß Hausleinwand, sondern auch gekaufte Kleider hätten. Auch war ein Mann in einem schneeweißen und mit Falten versehenen sogenannten Überhemd zugegen, bei dessen Anblick einen schon ein Frostschauder überlief, obgleich der dicke braune Hausrock, der darunter verborgen war, den Eigentümer gegen Kälte schützte.

      In den Gesichtern, zumal jener Hälfte der Versammlung, die nicht zu den eigentlichen Dorfbewohnern gehörte, sprach sich ein ziemlich gleichförmiger Ausdruck aus: allenthalben die gelbe Hautfarbe, die auf Anstrengung in Wind und Wetter deutete, Anstand und Aufmerksamkeit, in die sich fast durchgängig ein Zug von Verschmitztheit mischte, und im gegenwärtigen Falle die gespannteste Neugierde. Hin und wieder zeigten sich auch ein Gesicht und ein Anzug, die hiervon eine Ausnahme machten. Jener pockennarbige Mann mit der blühenden Gesichtsfarbe und den Gamaschen an den Beinen, nebst einem Rocke, der genau dem Besitzer auf den Leib paßte, war sicherlich ein englischer Emigrant, der sich nach diesem abgelegenen Erdwinkel verloren hatte. Dort die harten, farblosen Züge mit den hohen Backenknochen ließen auf einen schottischen Auswanderer schließen. Der kleine schwarzäugige Mann mit einem Anflug der dunklen Gesichtsfarbe des Spaniers, der alle Augenblicke aufstand, um den Schönen des Dorfes Platz zu machen, war ein Sohn Erins, der erst kürzlich sein Bündel abgeworfen und sich als Handelsmann in Templeton niedergelassen hatte. Kurz, die Hälfte der in Europas Norden wohnenden Nationen war in dieser Versammlung vertreten, obgleich sich alle zu der amerikanischen Ansiedlertracht bequemt hatten, mit Ausnahme des Engländers. Doch hing dieser nicht nur hinsichtlich seiner Lebensweise und seines Anzugs an den Bräuchen seines Mutterlandes, sondern er handhabte auch zwischen den Baumstümpfen seinen Pflug in derselben Weise, wie er es im Flachland von Norfolk getan hatte, bis ihm eine teuer erkaufte Erfahrung die Lehre gewonnen hatte, daß ein verständiges Volk besser weiß, was zu seiner Umwelt paßt, als ein zufälliger Beobachter oder ein Fremder, der vielleicht zu vorurteilsvoll ist, um zu vergleichen, oder sich zu hoch dünkt, um etwas zu lernen.

      Elisabeth entdeckte bald, daß die Augen der Versammlung ebenso aufmerksam auf ihr wie auf Herrn Grant ruhten. Eine mädchenhafte Schüchternheit gestattete ihr daher nur, verstohlene Blicke auf das von uns eben vorgeführte Gemälde zu werfen. Als jedoch das Stampfen mit den Füßen weniger häufig wurde und auch das Husten und andere kleine Einleitungen, die bei derartigen Versammlungen der Andacht vorausgehen, nachgelassen hatten, da faßte sie sich ein Herz umherzusehen. Das Geräusch verminderte sich mehr und mehr, bis endlich das unterdrückte Hüsteln bekundete, daß es nötig sei, sich jetzt ein wenig zusammenzunehmen, und die tiefste Stille herrschte nun in dem Raum. Man hörte nur noch das Knistern der Feuer, die eine mächtige Hitze verbreiteten, und jedes Gesicht, jedes Auge war jetzt dem Geistlichen zugekehrt. In diesem Augenblick ließ sich ein schweres Stampfen der Füße am Eingang vernehmen, als ob ein neuer Ankömmling seine Bewegungsorgane vom Schnee befreie, der notwendig den Beinen eines Fußgängers anhaften mußte. Dann folgten lautlose Tritte, und man gewahrte Mohegan, der – von Lederstrumpf und dem jungen Jäger begleitet – in das Gotteshaus kam. Die Schritte, mit denen sie den Raum in ihren Mokassins betraten, wurden überhaupt nur gehört, weil bereits Stille eingetreten war.

      Der Indianer bewegte sich mit feierlichem Ernst durch den Raum, und da er neben dem Richter einen leeren Sitz bemerkte, nahm er denselben mit einer Miene ein, die das Bewußtsein seiner eigenen Würde bekundete. Hier blieb er, die Wolldecke so dicht um sich schlagend, daß sie einen Teil seines Gesichtes verbarg, den ganzen Gottesdienst über unbeweglich und in tiefer Aufmerksamkeit sitzen. Natty ging an dem Stuhl vorbei, dessen sich sein roter Gefährte so unumwunden bemächtigt hatte, und setzte sich auf das Ende eines Holzblocks, der in der Nähe des Feuers lag, wo er, die Büchse zwischen seinen Beinen, anscheinend nicht sehr erfreulichen Betrachtungen nachhing. Der Jüngling fand einen Sitz unter der Versammlung, und das frühere Schweigen trat wieder ein.

      Herr Grant stand nun auf und begann den Gottesdienst mit dem erhabenen Ausspruch des Propheten:

      »Der Herr ist in Seinem heiligen Tempel, laßt die ganze Erde vor Ihm schweigen.« Richards Beispiel war unnötig, um die Gemeinde zu lehren, daß sie aufstehen solle, da schon der feierliche Ernst des Geistlichen wie eine Zaubergewalt diese Wirkung hervorbrachte. Nach einer kurzen Pause fuhr Herr Grant in seiner ernsten und ergebenden Mahnung fort. Man hörte nichts als die tiefen und eindringlichen Worte des Redners, wie er langsam seinen Text erklärte, bis unglücklicherweise Richard etwas Vergessenes einfiel und er auf den Zehen seinen Platz und das Schiff der Kirche verließ.

      Als der Geistliche im Gebet seine Knie beugte, ahmte die Gemeinde insoweit das Beispiel nach, daß sie ihre Sitze wieder einnahm; aber keine seiner Bewegungen konnte sie vermögen, im Laufe dieses Abends zum zweiten Male in Masse aufzustehen. Einige taten es wohl hin und wieder, aber bei weitem die Mehrzahl rührte sich nicht. Sie ließ es zwar nicht an Aufmerksamkeit fehlen, aber es war eine Art von Aufmerksamkeit, welche die Handlung eher für ein Schauspiel ansah als für eine Gottesverehrung, an der man teilnehmen müsse. Von seinem Küster verlassen, fuhr Herr Grant fort zu lesen, ohne daß sich übrigens eine Antwort vernehmen ließ. Er hielt die kurzen und feierlichen Pausen, die jeder Bitte folgten, ein, aber keine Stimme respondierte dem beredten Gebet des Geistlichen.

      Elisabeths

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