True - Wahrheit. Ella Frank
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„Will?“
„Ja, Logan?“
„Kann ich … würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dir eine Frage zu Tate und Jill stelle?“
Wills Lippen wurden schmaler und er hielt den Blick weiter auf Tate gerichtet, nickte jedoch. „Natürlich. Was liegt dir auf dem Herzen?“
Wie frage ich das, ohne unhöflich zu klingen … Zum Teufel, frag ihn einfach. Du willst es ja nur wissen, um seinen Sohn zu beschützen.
„Glaubst du, dass es eine gute Sache ist?“ Will sah Logan an und seine Augen verengten sich. Logan fragte sich, ob er eine Grenze überschritten hatte. „Du weißt schon, dass sie wieder in seinem Leben ist. Sie ist … ich weiß gar nicht, was ich genau sagen will. Glaubst du, dass sie ihm noch einmal so wehtun wird, wie damals?“
Wills Finger umschlossen die Kaffeetasse fester. Logan wurde zum ersten Mal klar, dass das der Grund war, warum er zu seiner Tochter keinen Kontakt mehr gehabt hatte. So wie sie ihren Bruder behandelt hatte, seinen Sohn … das hatte ihm ganz und gar nicht gefallen.
„Ich würde gern sagen, dass sie es nicht mehr tun wird. Aber ich hätte auch nie vermutet, dass sie beim ersten Mal so lange brauchte, um zur Vernunft zu kommen. Hör zu“, sagte Will und runzelte die Stirn. „Als sie Kinder waren haben sie wie Pech und Schwefel zusammengehalten. Jill hat ihren älteren Bruder bewundert. Und Tate? Er liebte seine kleine Schwester abgöttisch. Ich würde mich niemals zwischen sie stellen, wenn sie ihre Unstimmigkeiten wieder ausbügeln, aber …“
Aber was?, wollte Logan fragen. Stattdessen wartete er, welche Weisheit auch immer Will ihm geben wollte.
„Macht langsam“, sagte er letztlich. „Seid vorsichtig. So wie ich es verstanden habe, stehst du deinem Bruder sehr nah?“
Logan dachte an Cole und ihre Beziehung zueinander. Ja, trotz aller Widrigkeiten standen sie sich sehr nah. So sehr, dass Logan sich schuldig fühlte, seine Verlobung vor ihm geheim zu halten. Cole würde ihm dafür in den Hintern treten. „Ja. Wir stehen uns sehr nah. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass sie Tate mehr lieben, als mich.“
„Wirklich?“
Logan nickte. „In dem Augenblick, in dem sie ihn kennenlernten, liebten sie ihn. Okay, Cole dachte, er müsste sich seinen Kopf untersuchen lassen, weil er auch nur etwas mit mir zu tun haben wollte. Aber Rachel? Sie hat ihn sofort bedingungslos geliebt.“
Als Will kurz zusammenzuckte, wollte Logan seine Worte zurücknehmen. Er wollte das so nicht sagen, nicht zu Will. Denn auch wenn Tates Vater anfangs ihre Beziehung infrage gestellt hatte, hatte er sich doch schnell mit ihnen versöhnt und war seither unglaublich gewesen.
Logan berührte Will am Arm und als sie sich in die Augen sagen, sagte Logan: „Tut mir leid, ich wollte das nicht …“
„Ich weiß. Doch es ist ja wahr. Und manchmal tut es immer noch weh, die Wahrheit zu hören. Ich habe euch beide nicht ernst genommen …“
„Aber dann bist du auf uns zugekommen“, sagte Logan und zuckte mit der Schulter. „Das ist Schnee von gestern. Du bist mir in den letzten drei Jahren mehr ein Vater gewesen, als ich es je in meinem Leben hatte.“
„Nun, das ist doch schon mal was, oder?“
Logan wurde bewusst, wie wichtig es war, dass er diesem Mann erklärte, was er empfand. Doch als sie hier standen, hörte er sich selbst sagen: „Das ist es ganz bestimmt.“
Will lächelte und nickte verstehend. „Geht es mit Jill einfach langsam an. Ich denke schon, dass ihr Herz am rechten Fleck ist, aber genau wie du will ich nicht, dass meinem Jungen wieder wehgetan wird. Er hat schon genug durchgemacht.“
„Das stimmt.“
Sie beide sahen zu Tate hinüber, der jetzt zu ihnen kam. Will verschränkte die Arme. „Ich arbeite selbst immer noch an meiner Beziehung zu Jill. Da ist eine Menge aufzuarbeiten und auch wenn ich nicht glaube, dass die beiden jemals wieder so eng miteinander sein werden wie früher, können sie vielleicht irgendetwas anderes aufbauen. Das wäre besser, als gar keine Verbindung mehr zu haben.“
Es schmerzte Logans Herz, das zu hören, aber gleichzeitig war ihm klar, dass es die Wahrheit war. Denn wirklich, wie überwand man jemals etwas, wie das, was Tate hatte durchmachen müssen? Wie konnte man jemandem jemals wieder vertrauen, der einem so wehgetan hatte, wie Jill Tate? Und das war Logans Problem bei der Sache gewesen. Er konnte ihr noch nicht ganz vertrauen. Nicht genug, um sich einfach kopfüber hineinzustürzen, und er war froh zu hören, dass er damit nicht allein dastand.
„Danke“, sagte Logan erneut zu dem Mann neben ihm. „Das war wirklich hilfreich.“
„Jederzeit“, sagte Will und Logan nahm es ihm ab. Er könnte ihn jederzeit anrufen und um Rat fragen. Will würde da sein und ihn erteilen. Und war das nicht ein verrückter Gedanke? Logan würde Will bald zur Familie zählen, und das machte ihn echt verdammt froh.
Der Klang von Stiefeln auf Holz bewog Logan hinüber zu schauen und er sah, wie Tate die hinteren Stufen hochkam. Als er nach seinem Beanie griff und ihn vom Kopf zog, juckte es Logan in den Fingern, durch diese Locken zu fahren.
Oben angekommen drückte Tate Logan einen Kuss auf die Wange und nahm den Kaffeebecher von seinem Vater entgegen. Er stöhnte auf, als sich seine kalten Finger um die warme Keramik legten.
„Über was habt ihr denn hier oben geplaudert?“, fragte er und Logan hob die Schultern an. Er wollte nicht alles von der Unterhaltung preisgeben.
„Oh, wir haben nur über einen gewissen sturen Mann geredet, den wir beide zufällig kennen“, sagte Logan und konnte sich nicht zurückhalten. Er griff nach vorn, um Tates Locken anzufassen. „Dein Dad hat mir erzählt, dass es kein neuer Wesenszug von dir ist und du ihn schon als Kind verfeinert hast.“
Tate lehnte sich mit dem Hintern ans Geländer. „Und von wem habe ich das, alter Mann?“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung wovon du redest“, sagte Will.
„Natürlich nicht“, sagte Tate und nickte in Wills Richtung. „Du kannst dich bei ihm für meinen Sturkopf bedanken, Logan.“
Logan blickte von Vater zu Sohn. „Wenn du glaubst, dass ich mich dafür bei ihm bedanke, hast du den Verstand verloren.“
„Weil du selbst so ein Kinderspiel bist“, witzelte Tate und umfasste seinen Kaffee mit beiden Händen.
„Entschuldige mal“, sagte Logan. „Ich bin ja wohl viel einfacher zu befriedigen als du.“
Tate ließ ein schallendes Lachen erklingen und als Logan bemerkte, was er da gerade gesagt hatte, schüttelte er den Kopf. „Stell deine versauten Gedanken ab, Morrison. Um Himmels willen, dein Vater steht direkt neben dir.“
„Als ob ihn über dich noch irgendetwas schocken könnte.“ Tate wackelte mit den Augenbrauen und Logan wusste, dass er an die Überraschung dachte, die sie für alle nächste Woche geplant hatten.