Dr. Norden Extra Box 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Extra Box 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 6
»Eine üble Geschichte, aber man weiß überhaupt nichts Genaues. Es tut mir leid, wenn Sie zu den Opfern gehören.«
»Er war mein Nachlaßverwalter.«
Nadine und Daniel tauschten einen bedeutungsvollen Blick. Dann verabschiedete sich Daniel.
»Darf ich Sie noch zu einem Schlummertrunk einladen?« fragte Nadine.
»Vielen Dank, ich sage nicht nein.«
»Das ist recht. Setzen wir uns in mein Büro.«
Der Schlummertrunk wurde auch prompt gebracht, und er schmeckte köstlich.
»In einem Hotel hört man vieles«, sagte Nadine. »Ich habe auch einiges über Kollberg gehört. Er hatte ja Fäden in alle Welt geknüpft. Ich weiß natürlich auch, daß Sie mit Victor Santorro verheiratet waren. Wir haben auch noch ein Hotel in Valencia. Dort hat er mal gewohnt: Es muß schon etwa zehn Jahre her sein. Ich habe damals gerade noch gelernt.«
»Waren Sie von ihm beeindruckt?«
»Das kann ich nicht behaupten. Ich hatte schon meinen Mann kennengelernt, und da konnte mich kein anderer mehr beeindrucken.«
»Hätte ich nur vorher auch schon Erfahrung mit Männern gehabt. Aber lassen wir das Thema. Ich möchte wahrlich nicht von ihm träumen. Meine Illusionen wurden gründlich zerstört.«
»Das geht vielen Frauen so. Es tut mir leid, daß Sie bittere Erfahrungen machen mußten. Ich habe gute Verbindungen nach USA. Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann, sagen Sie es ruhig.«
»Mir würde es am meisten nützen, wenn mir jemand sagen könnte, wo sich Santorro mit meiner Tochter aufhält. Aber das weiß anscheinend niemand.«
»Manchmal hilft der Zufall«, sagte Nadine aufmunternd.
Aber sie hütete sich, ein Wort darüber zu verlieren, daß sie sich bereits mit Julian Vreden über Jessica unterhalten hatte.
Bevor Jessica einschlief, dachte sie an den Mann aus ihrem Traum, der in der Hotelhalle lebendig geworden war.
*
Sie war so müde, daß sie dann sofort eingeschlafen war, aber kurz nach acht Uhr erwachte sie. Gleich dachte sie daran, daß sie Dr. Vreden beim Frühstück treffen konnte.
Sie ging ins Bad und duschte ausgiebig. Dann überlegte sie, was sie anziehen könnte. Warum wollte dieser Mann sie sprechen? Warum hatte er sie so seltsam angesehen. Woher kannte er ihren Namen?
Hatte er ihn gestern zum ersten Mal gehört oder schon vorher im Zusammenhang mit Kollberg? All das ging ihr durch den Sinn, und dabei verstrich die Zeit. Bis sie ihre Morgentoilette beendet hatte und angekleidet war, war es schon neun Uhr geworden.
Sie konnte es nicht verhindern, daß ihr Herz schneller schlug, als sie mit dem Lift abwärts fuhr und dann zum Frühstücksraum ging.
Sie sah ihn sofort, und er hatte auch zur Tür gesehen und sprang gleich auf.
Er küßte ihr die Hand, und sie errötete. »Es freut mich, daß Sie Zeit für mich haben«, sagte er mit dunkler Stimme. Er war ein ganz anderer Typ als Victor, und das beruhigte sie ungemein. Er war eine Persönlichkeit, imponierend und auf eine besondere Weise faszinierend.
»Die Vorsehung hat ihre eigenen Gesetze«, sagte er. »Ich war darauf vorbereitet, nach Ihnen suchen zu müssen und dann treffe ich Sie hier.«
»Warum wollten Sie mich suchen?« fragte Jessica konsterniert.
»Die Affäre Kollberg. Ich wurde benachrichtigt, daß Sie nach München kommen, um mit der Bank zu sprechen und sich Aufklärung über Kollberg zu verschaffen. Und Frau Möller sagte mir, daß möglicherweise Dr. Norden wüßte, wo Sie sich aufhalten.«
»Frau Möller?« wiederholte Jessica fragend.
»Christa Möller, Kollbergs Haushälterin.«
»Christa, guter Gott, an die habe ich gar nicht mehr gedacht. Sie wollte doch heiraten. Aber anscheinend hat sie das auch, denn früher hieß sie doch Neubert, wenn ich mich recht erinnere.«
»Ja, so ist es. Wir haben uns bemüht, Auskünfte bei allen zu bekommen, die mit Kollberg zu tun hatten, und Frau Möller konnte uns recht gut weiterhelfen.«
»Christa war eine sehr nette Frau. Ich glaube, sie hatte sehr viel für Kollberg übrig«, sagte Jessica gedankenverloren.
»Bis sie ihn durchschaute. Sie hat zum Glück einen sehr anständigen und soliden Mann gefunden. Aber damals ahnte sie auch nicht, daß Kollberg sich in kriminelle Machenschaften einlassen würde, und schon gar nicht, daß er Sie auch betrügen würde.«
»Darf ich fragen, was Sie mit dieser Geschichte zu tun haben?« Jessica wappnete sich mit Abwehr. Sie wollte diesem Mann nicht sofort Vertrauen schenken, wenn er auch noch so vertrauenswürdig wirkte.
»Ich bin an der Filmgesellschaft beteiligt und natürlich daran interessiert, daß der Schaden, den er angerichtet hat, begrenzt wird. Kollberg hatte eine sehr enge Verbindung zu Ihrem Mann, wie ich erfahren habe.«
»Zu meinem geschiedenen Mann«, betonte Jessica. »Wie eng diese Verbindung war, weiß ich nicht. Es würde mich interessieren. Vielleicht haben sie mich gemeinsam betrogen. Jedenfalls lernte ich Santorro durch Kollberg kennen, und ich halte es für möglich, daß ich auf raffinierte Weise verkuppelt wurde, ohne es in meiner Naivität zu bemerken. Sie dürfen es mir bitte nicht verübeln, daß ich durch meine bitteren Erfahrungen sehr mißtrauisch geworden bin.«
»Dafür habe ich Verständnis, aber ich möchte Ihnen nachdrücklich versichern, daß Sie mir vertrauen dürfen. Ich konnte mich informieren, daß Sie ein beträchtliches Vermögen geerbt haben, das Kollberg verwalten sollte.«
»Mein Vater war mit ihm befreundet und hat ihm absolut vertraut. Er benahm sich mir gegenüber als guter Onkel. Ich muß leider zugeben, daß ich ihn auch so sah.«
»Er hat auch uns täuschen können. Es scheint so, daß er sich an fremdem Geld erst vergriffen hat, als er sein eigenes Vermögen verspielt und verspekuliert hatte. Er rutschte immer tiefer in das Dilemma, aus dem er sich wohl heraushelfen wollte. Mr. Santorro scheint ihm dabei sehr behilflich gewesen zu sein, indem er sich Filme von Kollberg finanzieren ließ, die dann aber Verlustgeschäfte wurden.«
»Und dann hat er mir auch noch meine Tochter gestohlen«, sagte Jessica tonlos. »Aber vielleicht habe ich nun doch eine Möglichkeit, Laura wiederzubekommen, wenn ich nachweisen kann, daß er mit Kollberg zu meinem Schaden gemeinsame Sache machte.«
»Vielleicht gewinne ich Ihr Vertrauen soweit, daß Sie mir erzählen, was Ihnen angetan wurde. Ich weiß nur, was in der Regenbogenpresse berichtet wurde, und das sollte man nicht glauben.«
»Ich bin dabei bestimmt nicht gut weggekommen. Santorro war doch der große Held, der vorbildliche Vater, der sich seiner verrückten Frau erwehren mußte.«
»Na, so schlimm war die Berichterstattung auch wieder nicht«, sagte Julian Vreden mit einem Anflug von Humor. »Ich kenne mich außerdem in dem Geschäft aus und weiß, was ich von Sensationsberichten zu halten habe. Es war ja schon bekannt, daß Santorro nicht mehr die