Dr. Norden Extra Box 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Extra Box 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Extra Box

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Wahnsinnigen gestempelt. Es ist Ihnen vielleicht bekannt, daß ich einen Nervenzusammenbruch hatte und in ein Sanatorium kam. Niemand hat berichtet, daß ich von ihm zusammengeschlagen wurde, daß ich nicht mehr klar denken konnte. Wer hätte ihm denn so etwas zugetraut? Er hatte ja auch Freunde, die genauso skrupellos und brutal waren wie er. Er kannte auch einen Arzt, der ihm abnahm, daß ich in betrunkenem Zustand die Treppe herabgestürzt war. Dabei habe ich nie einen Tropfen Alkohol getrunken, außer mal in Gesellschaft ein Glas Sekt. Aber darüber will ich jetzt gar nicht reden. Es geht darum, ihm nachzuweisen, daß er mich gemeinsam mit Kollberg betrogen hat, denn das wäre wohl das einzige, was ich gegen ihn vor Gericht vorbringen kann.«

      »Es ist nicht das einzige«, sagte Julian Vreden. »Wenn Sie es mir gestatten, werde ich Ihnen helfen, Ihre Tochter zu finden.«

      Jessica dachte wieder an ihren Traum. Sollte es Wirklichkeit werden, was sie in dieser ersten Nacht in München geträumt hatte?

      Sollte es dieser Mann sein, der ihr Laura wiederbrachte? Ihr Herz schlug schnell, und ihr wurde fast schwindelig bei dem Gedanken.

      »Ich kann es nicht glauben, daß mir noch jemand helfen kann«, sagte sie bebend.

      »Sie sollten aber ganz fest daran glauben. Ich weiß, daß es schwer ist, wieder Vertrauen zu gewinnen, wenn man so betrogen wurde, aber es sind nicht alle Menschen schlecht. Sie haben doch auch Vertrauen zu Dr. Norden, wie ich gestern abend feststellen konnte.«

      »Ich kenne ihn und seine Frau schon lange.«

      »Darf ich Sie bitten, mich jetzt auch besser kennenlernen zu wollen? Ich möchte Ihnen sehr gern helfen, weil es mich wütend macht, wie Kollberg mit dem ihm anvertrauten Erbe umgesprungen ist. Es ging immerhin um die Tochter eines Freundes, der ihn schätzte. Es war ein eklatanter Vertrauensbruch, besonders weil er mit Santorro gemeinsame Sache machte.«

      »Wenn ich das nur gewußt hätte«, sagte Jessica leise.

      »Ich hätte doch eine ganz andere Ausgangsposition gehabt. Wahrscheinlich hat er allen weißgemacht, daß ich finanziell von ihm abhängig bin. Ich weiß momentan nicht, was ich denken soll, Herr Dr. Vreden.«

      »Ich heiße Julian, darf ich Jessica sagen? Wir werden jetzt an einem Strang ziehen, und ich verspreche Ihnen, daß ich schnellstens etwas unternehmen werde, um Santorro zu finden.«

      »Und Kollberg, weiß man schon, wo er sich aufhält?«

      »In der Schweiz, soviel ist sicher, aber er wird an kein Fremdkonto herankommen, wenn er auch Vollmachten besitzt. Ich habe entsprechende Vorkehrungen getroffen. Ich denke, daß auch Ihre Verluste in Grenzen gehalten werden können.«

      »Ich habe einen Detektiv eingeschaltet, der einen sehr guten Eindruck machte. Sie können sich auch mit Herrn Kühne in Verbindung setzen.«

      Sie ist nicht hilflos, dachte Julian.

      Sie machte sogar einen sehr entschlossenen Eindruck auf ihn, und das freute ihn.

      »Wenn Sie Geld benötigen, helfe ich gern aus«, sagte er. »Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen, Sie haben bestimmt nicht alles verloren.«

      »Ich will jetzt zur Bank fahren. Ich habe schon einen Termin mit dem Bankdirektor ausgemacht.«

      »Darf ich Sie hinbringen? Ich muß sowieso in die Stadt fahren zu meinem Anwalt. Können wir uns dann nachmittags wieder treffen?«

      »Ich weiß nicht, wann ich zurück bin, aber Sie können das ja im Hotel erfahren.«

      »Würden Sie mir noch sagen, zu wem Santorro eine enge Beziehung hatte?«

      »Paul Howard, mit ihm war er fast ständig zusammen. Leslie Howard war in der gleichen Situation wie ich, aber sie verschwand plötzlich. Ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist.«

      »Eine recht gute Schauspielerin. Sie filmt auch in England.«

      »Ist das sicher? Ich würde sie gern wiedersehen. Es wurde von den Männern verhindert, daß wir uns näher kennenlernten.«

      »Dann werde ich ein Treffen arrangieren.«

      Jessica sah ihn staunend an.

      »Jetzt glaube ich doch fast, daß Sie der Himmel zu mir geschickt hat.«

      »Ich bin aber kein Engel«, sagte er lächelnd. »Und jetzt werde ich einigen Leuten die Hölle heiß machen!«

      *

      Julian brachte sie zur Bank. Beim Abschied hielt er ihre Hand sekundenlang fest. »Kopf hoch, Jessica, Sie sind nicht allein, Sie haben Mitstreiter. Es wäre doch gelacht, wenn wir nicht bald einige Schritte weiter wären.«

      »Wenn nur Laura gesund zu mir zurück kommt, mehr wünsche ich mir nicht«, erwiderte sie mit erstickter Stimme.

      Mit sehr gemischten Gefühlen betrat sie die Bank. Der Bankdirektor Jost empfing sie höflich, wirkte aber etwas unsicher.

      »Sie dürfen mir glauben, daß mir diese Angelegenheit mit Dr. Kollberg sehr peinlich ist, aber wir hatten keinen Anlaß, ihm zu mißtrauen. Selbstverständlich haben wir Ihr Schließfach nicht geöffnet und das Mietkonto wurde nicht angerührt. Schließlich versicherte er uns aber glaubhaft, daß einige Zertifikate in Ihrem Auftrag verkauft werden sollten und der Erlös wurde auf Ihr Konto in Los Angeles transferiert.«

      »Das können Sie ja sicher belegen«, sagte Jessica ruhig.

      »Selbstverständlich, gnädige Frau.«

      »Ich brauche die Beweise, da ich das Geld nie bekommen habe.«

      »Ich verstehe das alles nicht. Ich muß jedoch zugeben, daß Dr. Kollberg uns auch Verluste zugefügt hat. Ich darf mich nicht darüber äußern, da es in ein schwebendes Verfahren eingreift. Natürlich sind auch wir interessiert, daß diese mysteriöse Angelegenheit aufgeklärt wird.«

      »Was mich betrifft, kann ich sagen, daß ich von Kollberg, wie auch von Santorro betrogen worden bin. Ich möchte jetzt Gewißheit haben, was mir überhaupt noch geblieben ist. Ich brauche vor allem auch die Aufstellung über die Vermögenswerte zum Zeitpunkt des Todes meiner Eltern, als die Verwaltung von Kollberg übernommen wurde.«

      Jost ging mit ihr in den Tresorraum. Ihr Schließfach wurde geöffnet, und die Kassette stand nun vor ihr. Sie war ziemlich schwer, so daß sie daraus schließen konnte, daß ihr Inhalt unberührt war, was ihr von Jost auch nochmals versichert wurde.

      Der Schmuck ihrer Mutter und auch der ihrer Großmutter war vollständig vorhanden. Von diesem hatte Santorro auch nichts gewußt. Für sie waren es Erinnerungsstücke, die sie selbst gar nicht tragen wollte. Jedenfalls damals nicht. Auch ein Etui mit Goldbarren war vorhanden und eine Liste mit allen Vermögenswerten, wie auch drei Sparbücher mit erklecklichen Beträgen.

      Die Konten bestanden jedoch bei einer anderen Bank. Jessica nahm die Bücher und die Liste an sich, die Kassette ließ sie wieder einschließen.

      Dann kontrollierte sie noch das Mietkonto, von dem nur laufende Kosten, die das Haus und die Instandhaltung betrafen, abgebucht waren. Es waren jedoch fast sechzigtausend Mark Guthaben vorhanden.

      Jessica bekam ein Scheckheft für dieses Konto ausgehändigt, dann konnte sie die Bank wieder verlassen.

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