Dr. Norden Extra Box 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Extra Box 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Extra Box

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Jessica anscheinend gar nichts erfahren hatte.

      Er konnte von Glück sagen, daß der Inhalt des Schließfachs noch vorhanden war, denn um ein Haar hätte Jessica diesen leer vorgefunden. Aber gerade der Zweitschlüssel, den Kollberg hatte anfertigen lassen, war ihm zum Verhängnis geworden, da er bereits überwacht und gefaßt wurde, als er den Schlüssel abholen wollte. So war festgestellt worden, daß der Schlüssel zu Jessicas Schließfach gehörte.

      Jost hatte ihr das wohlweislich verschwiegen. Aber wohl war ihm nicht bei dem Gedanken, daß doch noch herauskommen könnte, daß er einen engen persönlichen Kontakt zu Kollberg gehabt hatte und dieser manchen Tip von ihm bekommen hatte. Das allerdings konnte nur Kollberg preisgeben. So war es verständlich, daß Jost hoffte, der andere würde auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein.

      Das jedoch war nicht der Fall. Günter Kollberg sollte bald merken, daß seine Pechsträhne ihn in einen Abgrund führte. In den Schweizer Banken wurden ihm die Türen vor der Nase zugeschlagen. Er sah keinen Ausweg mehr. Er sah sich schon hinter Gittern, und das war ihm doch unerträglich. Er setzte sich in seinen Wagen und fuhr zurück nach Deutschland, um aus einem sicheren Versteck das zu holen, was ihm helfen sollte, ein Exil zu finden, wo man ihn so schnell nicht aufspüren könnte. Aber als er an der Grenze aufgehalten werden sollte, packte ihn Panik. Er trat aufs Gaspedal, um dann gleich an das erste Hindernis zu krachen. Er war nicht tot, wie er es sich in der letzten Schrecksekunde vielleicht gewünscht hatte. Er wurde schwer verletzt in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht.

      Die Meldung wurde weitergegeben nach München.

      *

      Jessica war zu der anderen Bank gefahren mit den drei Sparbüchern in der Tasche. Man schaute sie dort recht merkwürdig an? als sie diese vorlegte, aber sie wurde dann überhöflich behandelt, als sie ihre Ausweise vorlegte. Es wurde ihr gesagt, welche Dokumente und Bescheinigungen sie vorzulegen hatte, damit die Konten auf sie überschrieben werden konnten. Nun wußte sie, daß sie noch allerhand zu tun haben würde, um dies alles zu beschaffen. Aber jetzt war sie schon zuversichtlicher. Gewiß war das, womit sie jetzt rechnen konnte, nur ein Bruchteil dessen, was ihre Eltern hinterlassen hatten, aber sie dachte, daß es vielen Menschen weit schlechter ging als ihr. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, daß es Menschen gab, die nie zufrieden waren und immer mehr haben wollten. Erst recht hatte sie kein Verständnis für Menschen wie Kollberg, die sich auf Kosten anderer bereicherten und dann alles verspielten.

      Wie oft konnte man von Millionenbetrügern lesen, die jahrelang hohes gesellschaftliches Ansehen genossen und skrupellos und schamlos ihre Mitmenschen ausbeuteten, bei denen sie ein und aus gegangen waren. Wie auch Kollberg.

      Wenn meine Eltern das wüßten, dachte Jessica. Unwillkürlich richtete sich ihr Blick zum Himmel.

      »Hallo«, sagte eine dunkle Männerstimme, »welch ein Zufall! Oder sollte man es schon Schicksalsfügung nennen, Jessica?«

      Heiße Glut schoß ihr in die Wangen. Er hatte es wirklich nicht wissen können, daß sie zu dieser Zeit hier sein würde, und so glaubte nun auch sie an eine schicksalhafte Fügung.

      »Was machen Sie denn hier?« entfuhr es ihr.

      »Ich war auf dem Präsidium. Und was führt Sie in diese Gegend? Lust auf einen Einkaufsbummel?«

      »Nein, danach steht mir nicht der Sinn. Ich war noch auf einer anderen Bank, und jetzt habe ich Hunger.«

      »Haben Sie seit dem Frühstück noch nichts gegessen?« fragte Julian.

      »Nein, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich muß soviel anderes denken, und jetzt möchte ich eigentlich nur Kaffee trinken und Kuchen essen.«

      »Da würde ich auch nicht

      nein sagen. Darf ich mich anschließen?«

      Sollte sie sagen, wie froh sie war, ihn zu sehen?

      Er gab ihr ein unbekanntes Gefühl der Sicherheit. Ja, sie wußte schon, daß sie sich auf ihn verlassen konnte.

      »Jetzt sieht alles schon besser aus«, sagte sie.

      »Nach dem Bankbesuch?« fragte er.

      »Alles hat er mir nicht genommen. Das ging wohl doch nicht, aber ich habe das Gefühl, daß der Bankdirektor kein reines Gewissen hat. Ich will ja nichts sagen, aber er hat sich ein bißchen merkwürdig verhalten.«

      »Er wird bestimmt auch noch überprüft. Aber ich kann mit einer brandneuen Nachricht aufwarten, die ich soeben erfahren habe. Kollberg ist bei dem Versuch, einer Zollkontrolle auszuweichen, gegen einen abgestellten Lastwagen gerast.«

      »Ist er tot?« fragte Jessica unbewegt.

      »Nein, er ist schwer verletzt, aber er wird nach München geflogen. Man hofft doch, daß er noch einiges zur Aufklärung beitragen kann.«

      »Ist das jetzt noch wichtig? Die Betrogenen haben nichts davon, wenn er auch am Leben bleibt.«

      »Ich glaube nicht, daß er als armer Mann sterben wird«, sagte Julian.

      »Aber wer wird ihn beerben? Meinen Sie, daß sein Erbe wenigstens versuchen würde, gutzumachen, was er angerichtet hat?«

      Es war müßig darüber zu rätseln. Sie gingen in ein nahegelegenes Cafe, und obgleich es sehr gut besucht war, fanden sie einen Tisch, der nur Platz für Zwei hatte. Sie nahmen keine Notiz davon, daß sie neugierig gemustert wurden. Sie waren ein attraktives Paar.

      Nachdem sie sich schon gelabt hatten, sagte Jessica plötzlich,daß sie mit Kollberg sprechen wolle, wenn es möglich wäre.

      »Ich möchte unbedingt erfahren, wie lange er mit Santorro schon Geschäfte machte. Vielleicht war es das, womit Audrey Burnes ihn erpreßt hat. Sie könnte es gewußt haben.«

      Julian sah sie überrascht an. »Er wurde erpreßt?«

      »Habe ich das noch nicht gesagt? Nein, den Nordens hatte ich es erzählt. Von Leslie hatte ich erfahren, daß er ein Verhältnis mit Audrey hat.«

      Es war nun mal das Thema, dem sie nicht ausweichen konnten. Julian hätte sie gern auf andere Gedanken gebracht, aber es mußte noch viel geklärt werden.

      »Den Weg zum Präsidium können Sie sich sparen, das habe ich schon geregelt«, erklärte er. »Sie werden benachrichtigt, wenn neue Erkenntnisse vorliegen. Man weiß Bescheid, daß wir jetzt in Verbindung stehen, und es genügt, wenn ich mit den Beamten rede.«

      Sie war froh, daß er ihr das ersparte, und sie fuhren dann auch gemeinsam zum Hotel zurück.

      Dort fand sie eine Nachricht von Dr. Norden vor. Er bat um ihren Anruf. Sie erreichte ihn gerade noch in der Praxis. Er sagte ihr, daß er Verbindung zu Dr. Hatkins aufgenommen hätte und nun auf ein Fernschreiben von ihm warte.

      »Wenn Sie morgen zu mir kommen, weiß ich vielleicht schon mehr«, sagte er.

      »Ich kann Ihnen auch einiges erzählen«, erwiderte sie. Und sie verabredeten, daß sie wieder nach elf Uhr zu ihm in die Praxis kommen sollte.

      Sie war kaum in ihrem Appartement, als ein Anruf von Alfred Kühne kam. Er hatte auch bereits von Kollbergs Unfall erfahren, konnte ihr aber auch noch sagen, daß Kollberg zuletzt in einem Landhaus bei Garmisch gewohnt hätte. Es gehörte ihm.

      »Wenn

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