MIT GESCHICHTE
Wenn die Aale die norddeutschen Flüsse und Seen verlassen, um in der fernen Sargassosee vor Florida ihre Nachkommen in die Welt zu setzen, werden sie nie wieder zurückkehren. Bis zu zwei Jahre dauert ihre anstrengende Reise, bevor sie dort laichen und sterben. Ihre Larven ziehen in großen Schwärmen zurück nach Europa.
Von der gefahrvollen Wanderung und schließlich der schicksalhaften Rückkehr der erwachsenen Tiere an den Ort ihres Lebensbeginns erfahren Sie als Gast im Fährkroog Dreibergen. Mehr als 4500 Kilometer lassen sich die Aal-Larven mit dem Golfstrom von der Sargassosee an die europäische Küste treiben. Das dauert etwa drei Jahre, in denen sie zu etwa sieben Zentimeter langen Glas-Aalen heranwachsen. Diese ziehen die Flüsse hinauf und fressen sich jahrelang eine Fettschicht an, um sich für den langen Rückweg – dieses Mal gegen den Golfstrom – zu wappnen. Nach sechs bis zehn Jahren sind sie geschlechtsreif, verlassen Flüsse und Seen und schwimmen zurück ins Laichgebiet und in den Tod.
In dem jahrhundertealten Bauernhaus direkt am Zwischenahner Meer können Sie Ihren Aal nach Größe und Gewicht auswählen, selbst abziehen und dazu Korn aus dem Zinnlöffel trinken. Die Karte bietet auch Aal filettiert sowie zahlreiche andere Fisch- und Fleischgerichte.
Die Aalräucherei Friedrich Bruns in Bad Zwischenahn, die die frischen Räucheraale an den Fährkroog liefert, engagiert sich dabei auch in Sachen Nachhaltigkeit: Entsprechend ihrer verkauften Menge setzt sie jedes Jahr junge Aale in heimischen Gewässern aus, um den Fortbestand der Tiere zu sichern. Dazu werden Glas-Aale bei ihrer Ankunft an europäischen Flussmündungen abgefangen, in Aalfarmen auf rund zehn Gramm aufgepäppelt und dann mit deutlich größeren Überlebenschancen wieder freigesetzt. Zusätzlich wurden 2019 im Rahmen des Meertages in Bad Zwischenahn 10000 junge Aale ausgesetzt.
Fährkroog · tägl. 10–23 Uhr · warme Küche 11.30–14 Uhr und 17–22 Uhr, dazwischen Kaffee und Kuchen · Dreiberger Str. 25 · 26160 Bad Zwischenahn/Dreibergen Tel. 04403/8360 · www.faehrkroog-dreibergen.de
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AUSSERGEWÖHNLICHES UND KURIOSES
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31Baden im warmen Nordseewasser
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KEINE ZEIT FÜR ROMANTIK
Heyo Steenblock bekommt keinen Nostalgie-Bonus, wenn er seinen Kunden die 25- und 50-Kilo-Säcke in den Kofferraum hievt. Höchstens von Urlaubern, die im Vorbeifahren die Hälse recken, wenn sich die Mühlenflügel drehen. Aber Steenblock wäre nicht Windmüller, wenn er nicht doch eine romantische Ader hätte.
Innen setzen die Flügel ein verzahntes Räderwerk in Gang, das ächzt, rumpelt und knarzt wie ein Segelfrachtschiff, das in alten Abenteuerfilmen durch die schwere See pflügt. In die engen Holzstufen zwischen den drei Stockwerken haben Heyo Steenblock und die Generationen vor ihm viele Jahrzehnte hindurch Mulden getreten. Halten Sie sich gut am Tau fest, wenn Sie die Treppe nach oben gehen, denn sie ist steil. Aber es lohnt sich!
»Wir müssen uns genauso am Markt behaupten wie andere«, sagt Steenblock, da zählen Qualität und Preis. Kunden kaufen vor allem Tierfutter bei ihm – als einer der letzten gewerblichen Windmüller Ostfrieslands hat er sich darauf spezialisiert. Wieder klingelt das Handy. Das Geschäft mit der Mühle und dem familiären Landhandel lässt ihm kaum Zeit, anders als der Anblick der gemächlich schwingenden Flügel vermuten lässt.
Schon Steenblocks Vater Theodor war passionierter Windmüller. 1955 übernahm er die damals stillgelegte, 1886 erbaute Mühle und richtete sie mühsam wieder her, wobei sogar sein Lanz Bulldog eine Zeit lang als Antrieb herhalten musste. Das Mahlen mit Wind war nicht mehr angesagt, erst in den 1970er-Jahren begann man die Tradition wieder zu schätzen. Nur wenn es absolut nicht anders geht, schmeißt er den Elektromotor an. Sonst schwört er auf die Windkraft. »Das ist ein anderes Gefühl: Man arbeitet mit der Natur, mit den Elementen. Zu segeln ist ja auch anders als Motorboot zu fahren.« Die mit Mehlstaub umhüllten Spinnweben in dem mächtigen Gebälk könnten Sie glauben lassen, hier wäre die Zeit stehen geblieben. Aber das täuscht, denn die Arbeit in der Windmühle könnte fortschrittlicher kaum sein: Steenblock erzeugt und verbraucht seine eigene regenerative Energie.
Windmühle Steenblock · Besucher willkommen · Gruppen nur auf Anmeldung · Postweg 7 Ecke Am Unterende Nord · 26629 Spetzerfehn · Tel. 04943/648
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