Nice Girls. Louise Boije af Gennäs

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Nice Girls - Louise Boije af Gennäs

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war nicht gut für Gunvor, hier oben in Stockholm zu wohnen. Wäre es vor fünf Jahren gewesen, so hätte sie ihn bestimmt gebeten, mit auf Cattas Party zu kommen. Jetzt hatte sie nicht einen Ton gesagt.

      Sie schämte sich natürlich.

      Allerdings begriff er absolut nicht, warum, denn diese Stockholmer waren weiß Gott nichts, mit dem man Staat machen konnte. Kratzte man nur ein bißchen an der Oberfläche, war nichts mehr vorzufinden.

      »Ich halte es für eine gute Idee, die Band wieder aufleben zu lassen«, sagte Claes. »Ich glaube, das wäre das beste für dich. Hol die Band wieder zusammen und hör in diesem Finanzunternehmen auf. Oder du kommst einfach mit mir und Baffe mit, wenn wir im Herbst für ein halbes Jahr um die Welt reisen.«

      Gunvor hörte nicht hin. Sie schob den Lippenstift wieder in die Hülse und steckte ihn in ihre Handtasche.

      »Sei so lieb und ruf mir ein Taxi«, sagte sie.

      5.

      Jetzt stand Catta allein, direkt unter dem geerbten Kronleuchter, in ihrer kleinen Dreizimmerwohnung in Östermalm, die sie nach ihrer Großmutter bezogen hatte, und nahm Küßchen auf die Wangen entgegen. Alle wollten gratulieren. Alle wollten ihr sagen, wie blendend sie aussähe in ihrem kurzen Cocktailkleid von Escada. Um sie herum summten die vielen Gäste wie die Bienen, und sie war die Königin des Abends, außerordentlich passend gekleidet in Schwarz und Gold.

      An der Wand drüben stand Charlie. Er sprach mit einer jungen Frau, die Catta nicht richtig unterbringen konnte, vermutlich das Mädchen irgendeines ihrer männlichen Freunde. Die junge Frau trug ein schulterfreies Kleid in Knallrosa. Sie war braungebrannt, und ihre Augen und ihre Haare schimmerten goldbraun. Charlie beugte sich näher zu ihr und redete leise auf sie ein. Es war unmöglich zu verstehen, was er sagte, aber die Frau warf den Kopf in den Nacken und lachte. Ein schönes Lachen, mit glänzenden weißen Zähnen und hellen, weiblichen Tönen.

      Man klang leicht so, wenn man mit Charlie sprach.

      Margareta, Charlies Frau, war zu Hause. Sie und Catta begegneten sich niemals, obwohl beide sehr genau von der Existenz der anderen wußten. Margareta war zehn Jahre älter als Catta, und Charlie war fünfundvierzig.

      Gunvor stand in der Tür zur Küche und sah Catta mitten über die munter plaudernde und summende Ansammlung von Menschen an. Sie folgte Cattas gequältem Blick, und dann bahnte sie sich resolut einen Weg zwischen den Gästen hindurch. Catta fühlte einen harten Griff um ihren Arm.

      »Komm mal mit raus in die Küche!«

      Es war Gunvors lachendes, scheinbar völlig unwissendes Gesicht, das zu ihr aufsah. Catta seufzte, aber sie ließ sich mitschleppen, lächelte nach rechts und links, entschuldigte sich, daß sie nach ein paar Kleinigkeiten sehen müsse, und dann verschwanden sie durch die Tür.

      Auf dem Küchentisch thronte Stella mit einer Flasche in der Hand, gekleidet in einen schwarzen minimalen Rock und gestreifte Strümpfe. Sie trug das Haar über ihren nackten, knochigen Schultern offen, und ihre Augen glitzerten. Am Abwaschtisch stand Lizzie und spülte die Champagnergläser.

      »Aber das brauchst du doch jetzt nicht zu machen!« rief Catta.

      »Das sind nur ein Paar Gläser«, sagte Lizzie. »Draußen auf dem Tisch wurde es langsam leer, also fand ich, man könne ebensogut ein paar abspülen.«

      Lizzie spülte immer, räumte ständig auf, war stets bereit, ungebeten ein paar Handgriffe zu tun. Meist tat sie es mehr aus Unsicherheit über ihre Fähigkeiten im gesellschaftlichen Umgang als aus echter Rücksicht auf die Gastgeberin, aber das sagte sie nie laut. In der Küche konnte sie sich immer verstecken vor einem Zimmer voller Leute, die nicht besonders interessiert schienen, sich ausgerechnet mit ihr zu unterhalten. Außerdem wurde sie dann auch noch gelobt: die nette Lizzie.

      Gunvor hingegen war diejenige, die stets vor der Party kommen und alles vorbereiten mußte. Heute hatte sie Cattas Wohnung aufgeräumt, während Catta im Bett lag und sich wegen ihrer Migräne schämte. Danach hatte sie zweihundertfünfzig Pastetchen gefüllt und vier mal hundert Kanapees mit Krabben, Kaviar, Huhn oder Roquefort belegt. Sie waren ein Erfolg gewesen.

      Wenn sie bei jemandem zu Hause stand und arbeitete, fragte sich Gunvor oft, ob sie sich ausgenutzt fühlen solle. Manchmal tat sie es, aber dennoch lehnte sie nie ab. Es war immer noch amüsanter, das Fest mit vorzubereiten, als überhaupt nicht kommen zu dürfen. Gunvor glaubte ganz einfach, wenn sie nicht bereit wäre, mehr als alle anderen zu tun, wäre sie auch nicht länger willkommen, bei dem Spiel mitzuspielen.

      Stella hatte, wie üblich, überhaupt nichts getan. Statt eine halbe Stunde vor den anderen Gästen zu kommen, worum die leicht nervöse Catta sie alle gebeten hatte, war sie zu spät erschienen, zusammen mit Benjamin und zwei seiner nicht eingeladenen Freunde, die sich sofort über die mühsam vorbereiteten Kanapees hermachten. Jetzt baumelte sie mit den Beinen und setzte die Flasche an, anscheinend völlig zufrieden mit dem Leben und mit sich selbst.

      In Wahrheit fühlte sie sich äußerst mies, deshalb hatte sie sich in die Küche verdrückt. Es schien nämlich nicht so, als sei einer der Festteilnehmer da draußen – alles ihre eigenen alten Freunde – sonderlich interessiert, sich mit ihr zu unterhalten. Die es waren, kommentierten ständig mit schiefem Lächeln ihre Frisur und Kleidung und gaben ihr das Gefühl, nur eine billige Schlampe zu sein. Auch konnte sie nicht gut zu Benjamin und seinen Kumpels gehen; das hier waren schließlich ihre Freunde. Die anderen hatten sie nur begleiten dürfen! Da konnte sie nicht ihre Abhängigkeit zeigen und sich nur an sie halten.

      Stella beschloß bei sich, daß der Grund, warum es ihr hier nicht gefiel, diese unerträgliche Ansammlung von Bourgeois war. Aber man konnte ja immerhin so lange bleiben, wie es noch Champagner gab. Sie nahm noch ein paar tiefe Schlucke, um sich zu stärken, ganz bewußt die Warnglocken ignorierend, die in ihrem Inneren zu läuten begannen, und sah dann Catta an.

      »Was für ein Glück, daß wir unseren Kontakt genau zu deinem Geburtstag wiederaufgenommen haben«, sagte Stella und wischte sich den Mund. »Sonst hätte man ja diese Party verpaßt!«

      »Amüsierst du dich, Catta?« fragte Lizzie und trocknete sich die Hände ab.

      »Sicher«, antwortete Catta, und es klang, als wären die Rollen Gast–Gastgeberin völlig vertauscht. »Charlie hat ein neues Pin-up-Girl gefunden.«

      Lizzie und Gunvor wechselten einen Blick. Stella schaute Catta amüsiert an.

      »Er ist nicht gut für dich, wie oft muß ich dir das noch sagen?« fragte sie. »Du brauchst einen betuchten, ledigen Finanzmann, der nicht viel im Kopf hat, kannst du das nicht kapieren?«

      »Warum dann nicht schon lieber einen zweiundzwanzigjährigen Dealer?« erwiderte Catta gleichgültig. »Das scheint dich ja immerhin glücklich gemacht zu haben.«

      Sie merkte zu ihrem Erstaunen, daß sie nicht einmal die Kraft hatte, Rücksicht zu nehmen.

      »Jetzt bist du unfair«, sagte Stella. »Es ist dein Fest, und ich darf nicht mit gleicher Münze zurückzahlen.«

      »Hör jetzt auf, Stella«, sagte Lizzie ungewöhnlich scharf.

      »Meinst du die in Rosa?« fragte Gunvor. »Die ist mit Janne Starck gekommen. Sie ist unheimlich verliebt, also keine Chance.«

      Catta sah sie an, alle drei hatten ihr den Blick zugewandt. Lizzies Augen unter den

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