Nice Girls. Louise Boije af Gennäs

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Nice Girls - Louise Boije af Gennäs

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du nicht duschen?« fragte Catta vorsichtig.

      »Schaffe ich nicht. Mache ich im Büro.«

      Catta rührte sich nicht, trotz der ausgestreckten Arme.

      »Was wird nun?« fragte sie. »Hast du mit ihr geredet?«

      Charlie ließ die Arme sinken und schloß die Augen.

      »Fang nicht wieder damit an!« sagte er. »Verdirb jetzt nicht alles, wo es so gut gewesen ist! Ich habe doch gesagt, es ist im Moment nicht günstig! Ihre Mutter ist krank, die Kinder haben Probleme in der Schule und alles mögliche andere. Ich muß auf die richtige Gelegenheit warten!«

      Du lügst, dachte Catta, und wunderte sich über die Schärfe und Unsentimentalität ihres eigenen Gedankens. Du lügst, und du wirst weiter lügen. Sie und mich anlügen.

      Sie sah plötzlich Margareta vor sich, Charlies Frau, freundlich, sanft und wartend. Eine Anwandlung von schlechtem Gewissen überfiel sie, doch sie schob sie von sich.

      Margareta war nicht ihr Problem. Charlie war es.

      Charlie und die Tatsache, daß sie, nur ein paar Stunden später, hübsch und munter zu sein hatte: Geburtstagskind und Gastgeberin.

      Allein.

      Charlie seufzte, schwang die Beine über die Bettkante und fing an, sich die Socken anzuziehen. Dann sah er sie mit seinen lieben, braunen Augen an.

      »Das Taxi ist bald hier«, sagte er. »Wird man nicht wenigstens mal umarmt?«

      Catta ging zu ihm. Nahm seinen Kopf zwischen ihre Arme und preßte ihn an ihren flachen Bauch, beugte sich über ihn und bohrte ihre Nase in sein braunes, welliges Haar. Als sie seinen Geruch spürte, verlor sich die Schärfe. Alles wurde undeutlich und verschwommen, und sie hörte sich selbst flüstern: »Verlaß mich nicht!«

      »Natürlich tue ich das nicht«, flüsterte Charlie mit fester Stimme zurück. »Ich verlasse dich niemals! Du kannst auf mich zählen.«

      3.

      Was viele von Catta nicht wußten, war, daß sie malte. Sie malte recht gut, und das sogar, ohne auf die Kunstschule gegangen zu sein. Sie hatte zwar einmal auf der Nyckelviksschule angefangen, doch schon nach ein paar Wochen hatte sie es wieder hingeworfen. Es war oft so mit Dingen, die Catta in Angriff nahm; sie verlor so schnell das Interesse, daß sie nichts richtig zu Ende brachte.

      Seitdem hatte Catta parallel zu ihren Universitätsstudien in Kunstgeschichte und ihrem Halbtagsjob in der Galerie gemalt. Mit der Zeit war sie besser geworden, ungefähr so, wie ein Autodidakt gut werden kann. Sie arbeitete in Öl, am liebsten auf großer Leinwand, und hatte eine Zeitlang sogar mit ein paar ›richtigen‹ angehenden Künstlern ein Studio geteilt. Aber in letzter Zeit war aus dem Malen nicht so recht was geworden. Genauer gesagt, das ganze letzte Jahr nicht.

      In der Woche vor ihrem neunundzwanzigsten Geburtstag hatte Catta beschlossen, einmal nachzusehen, was sie in letzter Zeit eigentlich zustande gebracht hatte. Sie begann die Bilder in ihrem Arbeitszimmer (der alten Mädchenkammer hinter der Küche, in der Catta eine Wand herausgenommen und ein ordentliches Fenster eingesetzt hatte) zu sortieren und entdeckte nach ein paar Stunden zunehmenden Entsetzens, daß sie in diesem Jahr überhaupt nichts gemalt hatte.

      Wie konnte man überhaupt nichts malen, wenn das, was man am liebsten tat, das Malen war?

      Nachdem Catta die nackte Wahrheit eingesehen und in ihrem Kalender nachgesehen hatte, um sich zu vergewissern, daß sie keine neueren Bilder als die des Vorjahres verschenkt hatte – sie hatte bisher noch nie ein Bild verkauft, außer an ihren Vater, der für eine Nacktstudie aus ihrer Zeit in Nyckelviken den überhöhten Preis von 5000 Kronen bezahlt hatte –, hatte sie die Tür zum Arbeitszimmer abgeschlossen und den Schlüssel in eine Vase auf ihrem Kamin gelegt.

      Noch hatte sie mit keinem über die Sache gesprochen.

      4.

      Gunvor stand vor ihrem Badezimmerspiegel und schminkte sich die Lippen. Hinter ihr stand ihr kleiner Bruder Claes. Na, so klein war er ja eigentlich nicht mehr, sie reichte ihm jetzt kaum noch bis zur Schulter. Er war tatsächlich schon fünfundzwanzig, so schwer es auch war, sich das vorzustellen. Rein körperlich fiel es überhaupt nicht schwer, er hatte jetzt breite Schultern und einen kräftigen Rücken, große, schwielige Hände und sprach als Krönung des Ganzen den behäbigen Dialekt Östgötlands. Kein anderer in Gunvors Familie sprach so ausgeprägt ostgotisch. Gunvor selbst hatte sich ihren Dialekt fast ganz abgewöhnt, nur wenn sie aufgeregt war, kam er wieder zum Vorschein. Dann schämte sie sich immer gleich doppelt, mit rotem Gesicht und feuchten Augen. Doch Claes, der redete einfach drauflos.

      »Wann fängt die Party an?« fragte Claes. »Der Lippenstift da ist nicht so hübsch wie der andere, den du zuerst hattest.«

      »Der andere paßt nicht zum Kleid, siehst du ja wohl!« sagte Gunvor verärgert. »Cocktails gibt es ab acht, aber ich wollte etwas eher dort sein und bei den letzten Handgriffen mithelfen.«

      »Kann Catta überhaupt nichts allein machen? fragte Claes. »Du bist doch schon stundenlang dort gewesen, hast Brote geschmiert und weiß der Himmel was alles!«

      Gunvor gab keine Antwort. Sie widmete sich lieber dem Versuch, einen perfekten Bogen auf der Oberlippe hinzukriegen. Das war schwierig.

      »Jetzt hast du danebengemalt«, sagte Claes.

      »Mein lieber Claes, kannst du nicht ins Zimmer gehen und dir einen Drink nehmen oder sonstwas?« erwiderte Gunvor heftig. »Es macht mich nervös, wenn du mir ständig über die Schulter guckst.«

      Claes grinste, zog einen Hocker heran und setzte sich vor die Badezimmertür, ohne sie zu schließen.

      »Hast du vor, bei diesem Finanzunternehmen zu bleiben?« fragte er. »Wäre es nicht Zeit, etwas anderes zu machen?«

      »Und was sollte das sein?« fragte Gunvor.

      »Du könntest nach Hause kommen und bei mir auf dem Hof arbeiten«, sagte Claes und grinste breit.

      »Danke«, sagte Gunvor, »ich verzichte darauf.«

      »Aber mal im Ernst«, sagte Claes. »Ich glaube nicht, daß dieser Job das richtige für dich ist. Dir scheint es nicht besonders zu bekommen, so gestreßt und fertig, wie du ständig wirkst.«

      »Ich bin überhaupt nicht gestreßt!« sagte Gunvor.

      »Was für eine Großstädterin du doch geworden bist«, erwiderte Claes und lachte vor sich hin. »Nicht gestreßt! Du tust doch nichts anderes, als den ganzen Tag wie eine Wilde durch die Gegend zu sausen.«

      Jetzt klingelte Gunvors Telefon, aber sie hatte keine Zeit, den Hörer abzunehmen. Es war Stella, die dem Anrufbeantworter mit gehetzter, kichernder Stimme mitteilte, sie könne Gunvor nicht, wie verabredet, vor der Party abholen.

      Es klang, als hätte sie gekifft. Gunvor seufzte tief. Außerdem, fügte Stella am Schluß hinzu, fände sie, es sei eine reizende Idee, wieder mit der Band anzufangen, aber sie könne sie leider nicht richtig ernst nehmen. Küßchen! Sie würden später weiter darüber reden.

      Claes lächelte vor sich hin und sah

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