Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman - Viola Maybach страница 3
»Du darfst nicht lange zaudern und wägen, Holger. Unser Glück war zu wundervoll, als dass es von Dauer hätte sein dürfen.«
Ihre Stimme gehorchte ihr kaum noch. Sie musste erst ein paarmal ganz tief Luft holen, ehe sie weitersprechen konnte.
»Es muss vorbei sein, Holger. Du bist Graf von Osterburg, der einzige Sohn und Erbe. Du gehörst zu deinem Vater. Du darfst Langen, das Schloss deiner Ahnen, nicht für die Liebe eines armen bürgerlichen Mädchens aufs Spiel setzen, darfst nicht das Leben deines Vaters unserer Liebe opfern.«
Jedes Wort, das sie mit zuckenden Lippen sagte, riss eine tiefe blutende Wunde in ihrem Herzen.
»Ich kann nicht, Phyllis, ich kann ohne dich nicht leben.«
Sie nahm seinen Kopf in ihre Hände und küsste seine glühenden Augen. Ihre ganze Liebe lag in diesem Kuss.
»Holger, es gibt keinen anderen Weg für uns, wir müssen tapfer sein.« Ein Schauer durchlief ihre Gestalt. Grauen stand in ihren weit geöffneten Augen.
»Immer wird der Schatten deines Vaters zwischen uns stehen und uns anklagen. Holger, willst du der Mörder deines Vaters sein?«
Mit einem Aufschrei riss er sich von ihr los. Seine kräftige Gestalt wankte, als würde er unter der ihm aufgebürdeten Last zusammenbrechen.
»Hör auf, das ist mehr, als ein Mensch ertragen kann«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. Mit einem wilden Blick umfasste er die schlanke zierliche Mädchengestalt, als müsste er sich ihren Anblick für alle Zeit einprägen.
»Phyllis, was soll nun werden? Wie soll ich es ertragen ohne dich?«
Mit einem leidenschaftlichen Aufschrei warf sie sich an seine Brust und schlang die Arme um seinen Hals. Ihr Körper wurde von einem herzzerreißenden Weinen geschüttelt.
»Ich liebe dich, Holger, ich liebe dich.«
Der Mann stand wie versteinert und hielt das über alles geliebte Mädchen fest an sich gepresst.
Eine tiefe Hoffnungslosigkeit lag nun in seinen Augen. Dumpf ahnte er, dass dies der Abschied von einem namenlosen Glück war, dass nun alles vorbei sein musste.
Obwohl alles in seinem ungestümen Herzen sich aufbäumte und dagegen zur Wehr setzte, befürchtete er doch, dass er sich dem Willen des Vaters beugen musste. Nie würde er glücklich sein können mit dem Wissen, schuld zu sein an seines Vaters Tod.
Keine einzige Sekunde zweifelte Holger daran, dass der Vater seine Drohung, sich zu erschießen, wahr machen würde.
Stumm hielten die beiden Liebenden sich umschlungen. Ihre Lippen fanden keine Worte mehr.
Gewaltsam riss der Graf sich schließlich los. Weit schob er das Mädchen von sich, während seine Finger sich in die schmalen Schultern drückten.
»Phyllis, meine kleine Phyllis, mein Herz bleibt bei dir«, murmelte er. Jäh ließ er sie los und stürmte aus dem Zimmer.
Das Mädchen stand reglos mitten im Raum und starrte auf die Tür, die sich hinter dem Geliebten geschlossen hatte.
Aus – aus, war das einzige, was sie denken und fühlen konnte. Vorbei, was jede Regung ihres Herzens bis in den kleinsten Winkel ausgefüllt hatte. Vorbei ihr unbegreiflich schönes Glück, ihre Hoffnung, ihr Sehnen, endlich für immer mit dem geliebten Mann vereint zu sein.
Draußen klangen Hufschläge auf. Sie rissen das Mädchen jäh aus seiner Erstarrung. Wie irr brach es über ihre Lippen:
»Holger, bleib, geh’ nicht fort, lass mich nicht allein! Bitte, bitte, lass mich nicht allein!«
Phyllis brach in die Knie. Hart schlug ihr Kopf gegen das Stuhlbein. Aber sie spürte den Schmerz nicht, der klein und nichtig gegen die Not war, die ihr Herz zerriss.
*
Von der Schlosskirche läuteten die Glocken und verkündeten allen, dass Graf Holger von Osterburg zu Langen seine junge Braut, die Komtess Juliane von Dahmen, zum Altar führte, um mit ihr den Bund der Ehe einzugehen.
Die plötzliche Verlobung hatte allgemeines Verwundern hervorgerufen. Denn es war schon lange ein offenes Geheimnis im Dorf, dass der junge Graf sein Herz in stürmischer Liebe an die bildschöne Phyllis Uhlig verloren hatte.
Der Graf war sehr bleich. Sein Gesicht war wie versteinert, als er auf seine Braut zutrat, die ihm von ihrem Vater und den Brautjungfern zugeführt wurde.
Aber auch die junge Braut hatte alle Farbe aus dem sonst so frischen Gesicht verloren. In den klaren dunklen Augen flackerte es unruhig.
Die große Kirche war überfüllt. Alle waren gekommen, um das Brautpaar zu sehen.
Unbeweglich stand Holger neben seiner Braut. Kein einziger Blick streifte das bleiche Gesicht an seiner Seite.
Er zuckte wie erwachend zusammen, als der Priester ihre Hände ineinanderlegte und es wie ein wehes Schluchzen durch die stille Kirche klang.
Graf Holger machte eine unbeherrschte Bewegung, seine Augen blitzten einen Moment wild auf. Doch dann hatte er sich schon wieder gefasst.
Kühl klang sein Ja durch die Kirche, und er steckte seiner Braut den Ring an als Zeichen, dass sie ihm nun für immer gehörte.
Mit unbewegter Miene nahm er die Glückwünsche entgegen, während seine Blicke fieberhaft durch die Kirche schweiften, als suchten sie etwas.
Nirgends aber konnte er ein bleiches Mädchengesicht sehen. Er wusste selbst nicht, was größer in ihm war, Erleichterung darüber, dass ihm diese Pein erspart blieb, oder aber die Not, die Geliebte nie mehr zu sehen.
Hoch aufgerichtet, den Kopf stolz in den Nacken geworfen, so schritt er neben seiner jungen Braut her. Ihre Hand lag auf seinem Arm, und er fühlte deutlich das heimliche Zittern ihrer Finger.
Und doch folgten ihm ein paar erloschene Mädchenaugen, hingen an seiner hohen Gestalt, und ein verzerrter Mund flüsterte seinen Namen. Erst als die Kirche völlig leer war, kam die zarte Gestalt hinter einem Pfeiler hervor und stürmte besinnungslos vor Schmerz hinaus.
*
Graf Holger hatte es brüsk abgelehnt, mit seiner jungen Frau eine Hochzeitsreise anzutreten. Wider Erwarten machte die junge Frau keine Einwände und fügte sich seinem Wunsch.
Gräfin Juliane war ein fröhliches Menschenkind, und alle Herzen flogen ihr zu. Ihr silberhelles Lachen brachte Frohsinn und Leben in die sonst meist so stillen Räume des Schlosses. Mit der jungen Schwägerin verband sie bald ein freundschaftliches Verhältnis.
Zu dem Gatten hatte sie unbedingtes Vertrauen. Ihr Verhältnis war kameradschaftlich und ungezwungen.
Graf Holger hatte es verschmäht, mit einer Lüge auf den Lippen um die junge hübsche Komtess zu werben. Obwohl sein Vater getobt und gewettert hatte, nicht von seiner Liebe zu der anderen zu sprechen, dem Mädchen glauben zu machen, dass er aus Liebe um sie freien würde, hatte der junge Graf entschieden abgewehrt.
»Ich habe mein Lebensglück geopfert, Vater, meinen Schwur gebrochen, den