Zayn & Sila. Inka Loreen Minden
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Den Forschern war es damals darum gegangen, Supersoldaten zu züchten, und zwar solche mit noch spezielleren Fähigkeiten. Zuerst hatten sie immer mehrere Krieger mit einer Huntress in einen Raum gesperrt, um zu sehen, welcher Warrior am meisten auf sie reagierte. Danach wurden die Samenzellen des Kandidaten, der wie ein sexgeiler Berserker über die Huntress hergefallen war, vor der künstlichen Befruchtung mit Gammastrahlen behandelt, um bewusst Zellmutationen hervorzurufen. Durch die außergewöhnlichen Selbstheilungskräfte der Krieger wurden die Schäden an der DNA und den Chromosomen während der Zellteilung repariert. Dabei konnte es zu Fehlreparaturen kommen, durch die Gene aktiviert wurden, die vorher inaktiv gewesen waren.
Das war Jahre her … Einige der fast schon erwachsenen Kinder verfügten heute über spezielle Fähigkeiten wie Telekinese, Pyrokinese oder Telepathie.
So gut wie alle Huntress hatten im Laufe der letzten Jahre einen Partner gefunden, nur Sila nicht. Zumindest hatte Zayn sie in den letzten Wochen nie mit einem Mann gesehen. Ob sie überhaupt auf Männer stand? Oder hatten die furchtbaren Ereignisse sie so sehr abgeschreckt, dass sie nie wieder einen Mann an sich heranlassen wollte?
»So, Süßer, nun zeig mal, was du kannst.« Sila ließ seine Hand los und deutete grinsend auf die lange Arbeitsfläche aus Edelstahl, die vor Sauberkeit geradezu glänzte.
Zayn schluckte. Sie hatte »Süßer« zu ihm gesagt … Fand sie ihn wirklich attraktiv? Oder war das nur ein Kosename, den sie jedem Mann geben würde? Schließlich war sie immer zu allen lieb und freundlich.
Zayn wusste nicht, wie er sich ihr gegenüber verhalten, was er mit ihr reden sollte. Ihm fehlten zu viele zwischenmenschliche Erfahrungswerte, und seine KI konnte auch nicht alles berechnen. Sie war nicht programmiert worden, um Gefühle oder Verhaltensmuster zu analysieren.
In seinem Kopf ratterte es nicht nur sprichwörtlich. Tatsächlich hörte er ganz leise ein Summen tief in seinem Schädel, was gar nicht sein konnte, denn ein Prozessor machte keine Geräusche. Zayn bemerkte normalerweise nicht, dass er modifiziert worden war, beziehungsweiße konnte er sich schließlich nicht daran erinnern, wie es sich angefühlt hatte, noch sein komplettes Gehirn zu besitzen.
Er räusperte sich und sagte mit leicht krächzender Stimme: »Ich brauche Butter, Zucker, Salz, Eier, Mehl, Kakaopulver, Natron …«
Sila zeigte ihm, wo in der Küche welche Backzutaten standen und wie der Ofen funktionierte und reichte ihm lediglich mal eine Schüssel, einen Rührbesen oder später die Form für den Kuchen. Ansonsten saß sie neben ihm auf der Arbeitsfläche und schaute ihm zu.
Irgendwie hätte er große Lust, seine Lippen auf ihren nackten Bauch zu drücken. Oder ihre süßen Zehen in den Mund zu nehmen. Heute hatte sie jeden Nagel in einer anderen Regenbogenfarbe lackiert.
»Hast du schon oft gebacken?«, fragte sie, und es klang ein wenig anerkennend. Anscheinend machte er es richtig.
»Mein erstes Mal«, murmelte er.
Sie kniff leicht die Lider zusammen. »Dann hast du aber schon oft bei jemandem zugeschaut?«
»Nur drüber gelesen.« Er hatte in der Mediathek gestöbert und Backbücher gefunden. Davon hatte er alle Rezepte, die ihm besonders schmackhaft erschienen, auf einem seiner Chips gespeichert – genau wie sämtliche Tipps für das perfekte Gelingen eines Kuchens.
Sie lachte. »Du bist wirklich ein besonderer Kerl, Zayn. Völlig anders als die meisten Krieger.«
Beinahe ließ er ein Ei fallen, das er gerade aufschlagen wollte, und starrte Sila erschrocken an. »Ist das schlecht?«
»Nein, das mag ich.«
In den nächsten Minuten machte sich wieder ein dämliches Grinsen in seinem Gesicht breit, das er einfach nicht abstellen konnte. Doch da Sila ihn ständig verschmitzt anlächelte, schien das okay zu sein.
Sie sprachen kaum etwas miteinander und das Zusammenrühren der Zutaten lenkte ihn wenigstens davon ab, etwas Dummes von sich zu geben. Fürs Erste war er glücklich, weil er in ihrer Nähe sein durfte. Für ihn war die Gesellschaft einer Frau komplett neu – von den Treffen mit Taicoons Familie abgesehen. Aber da war er niemals allein mit Sila gewesen.
Ob sich Teenager bei ihrem ersten Date auch so verwirrt und unsicher fühlten? Hatte Zayn früher genauso empfunden? Hatte es überhaupt Beziehungen zu Frauen gegeben?
Er hatte natürlich Cameron gefragt, aber der konnte sich nicht erinnern.
Also wohl eher nicht oder keine richtigen. Schließlich war er nicht erschaffen worden, um sich zu vergnügen, sondern um zu kämpfen. In Situationen wie dieser vermisste er es, dass er auf keine früheren Lebenserfahrungen zurückgreifen konnte, deshalb musste er sein Gehirn bemühen.
Scharf überlegte er, während er den rohen Teig in eine quadratische Form füllte. Sila hatte sich auf der Arbeitsplatte leicht zu ihm gedreht und schien immer näher zu rutschen. So intensiv wie sie ihn oft ansah … Bahnte sich zwischen ihnen vielleicht gerade so etwas wie eine Beziehung an? Wann wusste jemand, wenn der andere mit einem zusammen sein wollte? Wurde darüber gesprochen?
»Machst du gar keine Kostprobe?«, fragte Sila und fuhr mit ihrem Finger durch die ausgekratzte Rührschüssel, um ein paar Teigreste aufzunehmen. Danach schob sie ihm die Kuppe einfach in den Mund.
Zayn ließ fast die Kuchenform fallen, die er gerade in den Ofen stellen wollte, und saugte automatisch an ihrem Finger. Als er ihn mit der Zunge kitzelte, lachte Sila wieder, zog den Arm zurück und steckte sich denselben Finger – an dem garantiert kein einziger Krümel mehr klebte – selbst in den Mund. Dabei schloss sie die Augen und sagte: »Mmm, lecker.«
Sein Schwanz zuckte in seiner Hose und richtete sich langsam auf. Nicht ausgerechnet jetzt! Er wollte nicht, dass Sila das mitbekam. Dennoch würde er ihr zu gerne seinen Finger in den Mund schieben. Es fiel ihm ohnehin schwer, auf Abstand zu bleiben. Ihr Atem ging ein wenig schneller, ihre Wangen waren sanft gerötet und sie roch wahnsinnig gut! Nicht nur nach Zimt und Vanille, sondern auch noch nach einem anderen Duft. War das Honig? Oder ihr ureigenes, weibliches Aroma?
Zayn erinnerte sich an einen sehr interessanten Eintrag in der Datenbank über die Prägung, den Blutrausch und die Gefährtenbindung. Huntress und Warrior mussten bei der Partnerwahl nicht nach dem Äußeren gehen, denn sie konnten riechen, ob vor ihnen der perfekte Partner stand. Je unterschiedlicher die Immunsysteme der beiden waren, also je besser sie sich ergänzten, desto anziehender wirkte der Geruch des anderen. Daraufhin schüttete das Gehirn Botenstoffe aus, die zwei Menschen auf diese perfekte Wahl festlegten oder sogar einen regelrechten Blutrausch heraufbeschworen.
Sobald ein Paar zusammengefunden hatte, entwickelte das Blut beider Parteien Anomalien, sodass keiner der zwei mehr eine betörende Wirkung auf andere Personen hatte. Und wenn man den für sich perfekten Partner fand, wurde man regelrecht auf ihn geprägt.
Falls wirklich alles zu hundert Prozent passte, also man einen Partner hatte, mit dem man auch genetisch perfekten Nachwuchs zeugen konnte, schien beide eine Art Rausch zu befallen, sodass sie unbedingt das Blut des anderen kosten wollten. Die Blutsverbindung kam zwar nur selten vor, aber sie stellte die tiefste Verbindung dar, die es zwischen einem Warrior und einer Huntress geben konnte.
Zayn hatte nicht das Verlangen, Silas Blut zu kosten, obwohl er sich stark zu ihr hingezogen fühlte und sie ihn nachts in seinen Träumen besuchte. Diese Träume bescherten ihm auch immer einen Ständer! Doch der Blutrausch blieb einfach aus. Bei ihr anscheinend auch. Weil sie beide