50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2. Эдгар Аллан По

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50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2 - Эдгар Аллан По

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ihm risse. Das Kind schweigt.

      »Und den willst du heiraten! – Da also packst du mich, toter Seppi Blatter. Deinem Buben will ich's eintränken.«

      Er faustet sinnlos gegen die Wände: »Jetzt wollen wir sehen, ob ein lebendiger Presi nicht über einen toten Wildheuer Meister wird.« Er will sein krankes Kind schlagen, aber es hat sich tief unter die Decke verkrochen und hält sie mit krampfhaften Händen fest.

      Unter der Thür steht Susi, die irgend etwas berichten will; und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen.

      Der Presi schwankt aus der Kammer.

      Ein Riß war von dieser Stunde zwischen Vater und Kind. Binia lag einige Tage krank, der Presi kümmerte sich nicht um sie; als sie mit blassen Wänglein wieder in der Stube erschien, übersah er sie und vermied lange Wochen sie anzureden, als er es endlich wieder that, da war es nur in Gegenwart Dritter und seine Worte beschränkten sich auf kurze Befehle und gleichgültige Dinge.

      Daran änderte auch die Hochzeit mit Frau Cresenz, die im Herbst stattfand, wenig.

      Kapitel Sechs

      St. Peter ruht mit seinen Holzhäusern halb versunken im Schnee, wie die Federkissen eines Brautfuders liegt er auf den Dächern, die Glotter gurgelt unter dem Eis. Am Mittag stechende Sonne, blauer Himmel, ein Licht von den Bergen, daß man die Hand über die Augen decken muß, triefende Dächer und sonnenwarme Luft, des Nachts bittere Kälte, so daß der Schnee im Flimmern der Sterne wie Millionen erbarmungslose Glassplitterchen funkelt.

      Die Lichter leuchten freundlich aus den kleinen Fenstern ebenhin in den Schnee. Von Haus zu Haus huscht es und eilt es. Bursche und Mädchen, jung und alt sitzen um die Lewatöllampe zusammen, die Frauen spinnen den Flachs, die Mädchen flechten mit raschen Fingern Strohbänder und nähen Hüte, die Männer schnitzen an Holzschuhböden herum und nebeln mit den Pfeifen.

      Man redet nicht viel, die von St. Peter sitzen gern still und feierlich im Kreis. Am häufigsten noch hört man das Weib des Fenkenälplers, das von Zeit zu Zeit von ihrem Mann einen Zug aus der Tabakspfeife bettelt.

      »Fenkenälpler, kauft der Bre doch ein artiges Klöbchen,« lacht der krummmäulige Bäliälpler. »Wenn die Weiber rauchen, so schadet's dem Hausfrieden nichts – das meine raucht jetzt auch schon ins siebente Jahr.«

      »Es ist halt doch nicht schön,« meinte die fröhliche Bertha Thugi, eine Neunzehnjährige, die neben ihrem jüngeren Bruder Peter, dem Enkel des alten Peter Thugi, sitzt, »daß bei uns so viele Weiber rauchen wie Kamine. Mir gefallen Fränzi und die Gardin – sie rauchen nicht.«

      »Jetzt will die das Rauchen der Weiber abschaffen, wie die neue Bärenwirtin den Schnaps.«

      Die fromme, geizige Glottermüllerin, die den Mühlknecht hungern läßt, mault: »Recht ist's. Zuerst haben die Männer gar nicht gewußt, wie die neue Frau Presi genug rühmen. Schön und leutselig sei sie. Jetzt hat man's. Nicht einmal ein Gläschen Gebranntes mag sie ums gute Geld den Leuten gönnen. Sie meint wohl, in St. Peter seien alle vergüldet wie der Presi.«

      Der Bäliälpler mit der Bogennase und dem krummen Maul aber brummt: »Was mir gar nicht gefällt, sind die Handwerksleute von Hospel, die jetzt die ganze Zeit im Bären lärmen. Er war doch von jeher ein schönes Haus. Aber wißt ihr? Fremde Weltleute, Deutschländer, Franzosen, Englische und Hispaniolen, wie's seit ein paar Jahren zu Grenseln, Serbig und im Oberland sommers über hat, sollen mit ihren Weibern, Hunden und Katzen in den Bären kommen und darein sitzen. Was meint ihr? Wozu ist an der Straße eine Thür ausgebrochen worden und wird eine Stube gemacht? In diese Truhe können die von St. Peter hocken und oben, wo wir bis jetzt gesessen sind, in der schönen großen Stube, rutschen die fremden Maulaffen herum, die den Unterschied zwischen einem Gemsbock und einem Kalb nicht kennen.«

      »Protestieren soll man! – Aber die Gemeinderäte, der Garde ausgenommen, haben's wie unsere Maultiere, sie machen so.« Der glatzköpfige Glottermüller, der eine Stimme hat wie ein Weib, aber selbst schon lange gern Gemeinderat geworden wäre, nickt mit dem Kopf, bis alles lacht. Und plötzlich ruft er, daß alle aufblicken:

      »Die Gemeinde soll man anfragen, ob wir Fremde in St. Peter dulden wollen oder nicht. Das behaupte ich.« Wichtig blickt er um sich.

      »Der Pfarrer ist dagegen. Eine Todsünde sei's. Fremde nach St. Peter zu rufen. Anstecken mit großen Fehlern und Sünden würden sie uns und Schaden bringen an der heiligen Religion.«

      So der Bockjeälpler, der zwischen dem Reden immer schnalzt.

      »Hört! – hört!«

      »Es ist nicht bloß deswegen!« meint der alte großbärtige Peter Thugi, der bisher fleißig an seinen Löffeln und Kellen herumgeschnitzt, den Abend noch kein Wörtchen gesagt hat und mit seiner tiefen Stimme sehr langsam spricht, »es ist wegen der Dinge, von denen man nicht unnötig reden soll – wegen der armen Seelen!«

      Das Wort bringt eine merkwürdige Bewegung hervor.

      Alle Arbeit ruht, schweigend und feierlich schaut man nach dem alten Manne und wer raucht, legt die Pfeife weg.

      »Wenn nur Fränzi da wäre,« fährt er fort, »sie könnte es besser erzählen als ich, wie an den Firnen der Krone tausendmal tausend abgeschiedene Seelen im Eise stehen und sehnsüchtig auf ihre Erlösung warten. Um ihre Gebete zu verrichten, brauchen sie Frieden und Ruhe. Vom Thal herauf mögen sie nichts hören als das heilige Glockengeläute. Lachen, leichtfertiges Reden und großer Lärm thut ihnen weh. Namentlich beleidigt es sie, wenn die Leute neugierig auf die Gletscher und Firnen steigen. ›So weit die Welt grün ist, ist Lebendigenland, wo sie weiß ist, ist Totenland.‹ Das haben sie schon manchem Gemsjäger gesagt, der sein Tier ins weiße Revier verfolgte. Wenn nun aber die Fremden, die nichts von den armen Seelen wissen, alle Tag tanzen und Sonntag machen? Ich will's euch sagen: Es kommt ein mächtiges Unglück über St. Peter.«

      Der Erzähler schweigt; alle erwarten, daß er wieder beginne – niemand redet, der Bäliälpler nur mahnt: »Erzählt, Peter Thugi!«

      Da fährt Peter Thugi geheimnisvoll fort: »Es hat eine Zeit gegeben, wo es in St. Peter so weltlich zuging, wie es wieder geschehen wird, wenn die Leute aus den Weltländern kommen. Alle Tage waren Lustbarkeiten, sündiges Reden und Wollust. Das war, als noch die Knappen im Schmelzmerk saßen. Da hat im Bären jeden Abend eine Musik aufgespielt und immer war mit lustigen Weibsbildern Juhe und Juheien. Als nun die von St. Peter, die solche Weltlichkeit duldeten, zu Pfingsten in die Kirche kamen, sahen in den vordersten Bänken auf der Weiberseite zwölf weiße Vorstehbräute, die niemand erkannte. Wie der Gottesdienst vorüber war, schritten sie hinauf durch die Alpen zu den Firnen der Krone. Vor einer Hütte, die jetzt schon lang nicht mehr steht, begegneten sie dem frommen Sennen Sämi, der nicht mehr gehen konnte und auf der Bank bei der Thüre saß. Da fragten sie ihn ängstlich, ob wohl die Leute von St. Peter aus ihren betrübten und traurigen Gesichtern gemerkt haben, warum sie zur Kirche gekommen seien. Der alte Sämi spürte aus ihrem Ton, daß es etwas sehr Ernstes sei und meinte, ihm können sie es schon verraten. Sie seien arme Seelen von der Krone, antworteten sie, und haben die von St. Peter warnen wollen, daß sie das tolle Leben im Dorf nicht länger dulden. Wenn sie es aber weiter litten, so würde St. Peter von Lawinen verschüttet, denn die vielen tausend armen Seelen, die jetzt mit ihren Leibern dem Firn Halt geben, würden auswandern und dann stürze der Schnee der Krone aufs Dorf. Sie hätten auf ihre Bitten die Erlaubnis bekommen, daß sie die von St. Peter warnen dürfen, er möge es ihnen sagen, wenn es die Leute sonst nicht gemerkt haben. Sie dürfen doch nie mehr kommen und die Mahnung gelte

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