50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2. Эдгар Аллан По

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50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2 - Эдгар Аллан По

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wußte, so glaubte man der Erzählung der Alten. Um so mehr, als der Kaplan, der von seinem Fuchsbau an der Berghalde von Fegunden aus immer etwa heimlich nach St. Peter kam, die Thatsache nicht in Abrede stellte, sondern nur geheimnisvoll lächelte und die lodernden Augen vielsagend spielen ließ.

      Nun sah man den Rebellen, der auf einer Wange das Zeichen des Teufels trug, erst recht mit scheelen Blicken an.

      Dem Presi lag es schief, daß der Aufenthalt Binias bekannt geworden war, ein Schatten fiel damit auf die Hausehre, obgleich es um das Kloster nicht so schlimm stand, wie die Dörfler erzählten. Wäre er nur den Warnungen des Kreuzwirtes in Hospel gefolgt! Von Anfang Sommer bis jetzt war in quälender Gleichförmigkeit die Frage: »Wo ist denn Ihre alpige Rose, Ihr Herzensmädchen?« Tage um Tage, Stunde um Stunde wiedergekehrt. Dazu Ausdrücke des Bedauerns, die man nur mit Lügen beantworten konnte. Und ihm selbst fehlte sie, die zärtliche Maus, das Vögelchen mit den dunklen Augen, in denen eine so wunderliche Welt schimmerte. Die Berichte der Priorin von Santa Maria del Lago über Binia lauteten auch nicht sonderlich. Sie bete alle Tage zwei Stunden mit einer Schwester für ihre Besserung, aber das Kind sei klug wie eine Schlange, so weit es ohne Strafe durchschlüpfen könne, sei es immer bereit, sich über die Nonnen lustig zu machen. Und im Hintergrund der Briefe versteckt sah der Presi einen frommen Drachen, der auf eine Novize lauerte wie der Teufel auf eine Seele.

      Nein – nein, siebenmal nein! Keine Braut des Himmels wollte er, nein, er selber wollte sich freuen an seinem lieben Vogel, an dem zärtlichen Kind.

      Eher als den Nonnen gäbe er sie Josi Blatter, dem Rebellen.

      Aus Empörung über die sonderbare Liebeserklärung, deren Zeuge er im Teufelsgarten gewesen war, hatte er Binia in der Meinung fortgeschafft, daß sie das siebzehnjährige Köpfchen schon breche, wenn sie den furchtbaren Ernst seines Willens sehe. Das war wohl nötig, denn Binia und Josi Blatter kamen jetzt in das Alter, wo der Ernst des Lebens beginnt.

      Dieser verfluchte Rebell! Er, den man schon tot gesagt hatte, lebte so gesund. Jeder andere wäre in dem furchtbaren Jahr der Einsamkeit zu Grunde gegangen, aber gerade er nicht, sondern er ging jetzt so tröstlich mit seinem Engländer, als hätte er nie etwas anderes gethan. Und merkwürdig, dachte der Presi, von dem Peitschenhieb, den er auf seine Wange geführt, weiß im Dorf kein Mensch ein Wort. Der Bursche schwieg auf alle Fragen, woher die Narbe komme, wie das Grab, undertrug es mit lachendem Mund, wenn die Leute sagten, der Hinkende habe einen Hufstreich in sein Gesicht geführt.

      Dieses Benehmen verwirrte den Presi. Ihm war manchmal, er müsse Händel mit dem Burschen anfangen, der schlank und gerade wie ein Bolz heranwuchs, das Nächstliegende mit klugem Auge erfaßte, seine Tagesarbeit mit zäher Ausdauer that und sich sonst nicht um die Welt scherte. Den könnte man, dachte er, töten und begraben, am Morgen aber stände er wieder da in blühender Lebendigkeit und schaute, wenig redend, doch alles überlegend, mit seinem gescheiten Gesicht um sich.

      Ausnehmend gut gefiel Josi der Frau Cresenz. »Merkt Ihr nicht, Präsident, daß das einer ist, der einmal euch allen in St. Peter über den Kopf wächst? Ich würde den alten Span, an dem nichts ist, ruhen lassen und zöge den Vorteil gegen mich. Stellt Josi Blatter als Führer ein, wir machen Staat mit ihm.«

      »So, Präsidentin!« donnerte darauf der Bärenwirt, »dürfen mir die Gäste nicht mehr selber sagen, was sie für thörichte Wünsche aushecken – müßt Ihr ihnen als Fürsprecher dienen? Gott's Wetter, da wird kein Heu dürr. Wo habt Ihr den Verstand?«

      Eines Tages aber entstand in St. Peter ein großer Auflauf von Einheimischen und Fremden. Auf der Spitze der Krone sah man zwei schwarze Punkte – zwei Bergsteiger! »Der Engländer und der Rebell,« rieten die Leute gleich, »es sind gewiß keine anderen.« Was im Thal an Fernrohren aufzutreiben war, richtete sich auf den in erhabener Einsamkeit schwebenden Gipfel des reinen Firns. Seit vor fünfunddreißig Jahren jener Naturforscher ins Thal gekommen und von der Krone über die Schneelücke nach St. Peter niedergestiegen war, hatte niemand mehr die wunderbare Spitze betreten. Von den Schleiern der Armenseelensage geheiligt schien sie den Menschen nichts weiter zu sein als ein göttlicher Altar des Lichtes, auf dem der Morgen und der Abend ihre Fackeln anzündeten, die Sterne in bleicher Mitternacht ruhten und arme Seelen sich büßend auf die Freuden des Paradieses vorbereiteten.

      Jetzt war der Bann gebrochen. Die Fremden jubelten, sie schwangen den Kühnen zum Gruß mächtige Tücher und sahen durch die Ferngläser, wie die zwei Männchen auf der Spitze die Grüße erwiderten. »Ein patenter Bursche, dieser Boy des Ingenieurs!« widerhallte es im Bären.

      Die Frauen von St. Peter aber jammerten und die Männer tobten: »Jetzt ziehen die armen Seelen aus, das Dorf muß untergehen, wäre doch der Rebell im letzten Winter erfroren, der bringt Unglück über das ganze Thal.«

      Die furchtbare Erregung wuchs, einzelne, die meinten, die Strafe des Himmels breche sofort herein, rüsteten ihre Siebensachen zum Auszug, andere stürmten zur Kirche: »Läutet die heiligen Glocken, damit die armen Seelen bleiben.«

      Der Pfarrer, der nicht an die Abgeschiedenen im Eise glaubte, erhob Einsprache – umsonst – die Glockenklänge rauschten durchs Thal und vermehrten die Verwirrung.

      »Haben die von St. Peter schon wieder einen Heiligen zu verehren, den niemand kennt als sie?«

      So fragten die Fremden verwundert, der Presi und Frau Cresenz aber gaben ausweichenden Bescheid. Vroni weinte herzlich: »Nun ist er doch gegangen!«

      Als die beiden Bergsteiger in der Abenddämmerung todmüde, aber mit erhobenen Häuptern in das Dorf schritten, da ballten sich die Fäuste und die Zurufe der erzürnten Dörfler schwirrten an Josis Ohr: »Du Teufelshund – wärst du doch im letzten Winter beim Kaplan verreckt!«

      Und hinter den Häuserecken hervor flogen die Steine um die Köpfe der beiden.

      Der Presi und der Garde gingen ihnen entgegen, beruhigten die schimpfenden Älpler und Bauern, und ihrem Ansehen gelang es, die Tollkühnen, ohne daß sich die von St. Peter an ihnen vergriffen, in den Bären zu führen.

      Da bereiteten die Gäste, die eben an der Tafel saßen, den Bergsteigern einen begeisterten Empfang – besonders Josi.

      George Lemmy nahm den Vorfall von der fröhlichsten Seite, mit dem Humor seiner Rasse fand er, es sei merk- und denkwürdig, ein solches Abenteuer erlebt zu haben.

      »Bub! – Unglücksbub! – was hast du angestellt? – du bist ja deines Lebens nicht mehr sicher im Dorf, komm morgen zu mir, wir wollen beraten, was zu thun ist,« knurrte der Garde und ging, nachdem er noch mit dem Presi abgeredet hatte, daß Josi zur größeren Sicherheit im Bären schlafe, mit tiefbekümmertem Gesicht.

      Seine Worte klangen Josi, obgleich ihn die Kletterei fast zu Tode erschöpft, die ganze Nacht in den Ohren wie die Posaunen des Gerichts.

      »Vater – Mutter,« jammerte er in sich hinein, »was habe ich thun können, als mit meinem Herrn gehen.« Mit zerschlagenen Gliedern und matten Sinnen erschien er am Morgen vor dem Ingenieur.

      »Ich komme mit dir zum Garden!« lachte der gutgelaunt.

      Der Presi sah, auf der Freitreppe stehend, den beiden nach. Er wollte sich wegen der kühnen Bergbesteigung in einen großen Zorn auf Josi Blatter hineinreden, aber es gelang ihm nicht, der Mut des Burschen zwang ihn zu heimlicher Hochachtung vor ihm und er dachte an das Wort der Frau Cresenz: »Das ist einer, der euch allen in St. Peter über den Kopf wächst,« er dachte an Binia – und seufzte.

      Am Nachmittag kam der Garde in den Bären und saß mit dem Presi lange im oberen Stübchen.

      »Ich

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