50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2. Эдгар Аллан По

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50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2 - Эдгар Аллан По

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Jahre hat er nicht geweint. Er hat es beim Tode der Beth nicht gethan, sondern das letzte Mal, als er Fränzi um ihre Hand bat.

      »Fränzi, – Sepp Blatter,« stöhnt er, »erbarmet euch meiner – ich gebe nach!« »Ich gebe nach – ich will hinter sich machen – Zuerst mit Bini. – – – – Ja, wenn es ginge! Aber sie ist aus Thönis Kammer gekommen!«

      Und das Wort Thönis: »Wenn ich im Kot bin, seid Ihr auch drin,« tönt in seinem Ohr wie die Posaune des Gerichts.

      Da murmelt er in seinen wilden Schmerzen: »Für den Rebellen thut sie es schon noch,« doch er hat es kaum gesagt, so rauft er sich das Haar: »Nein – nein – das gilt nicht – das habe ich nicht gedacht.« Er zuckt in der gräßlichen Furcht, daß dieser eine schlechte Gedanke schon wieder ein neues Verhängnis zeitige, und die Stunde ist da, von der der Garde gesprochen hat. »Auf den Knieen würdet Ihr zur Lieben Frau an der Brücke rutschen, wenn Ihr Bini nur dem Josi geben könntet und Ihr sie friedlich wüßtet.«

      Die Stunde ist da – sie ist gekommen wie ein Dieb über Nacht.

      O, wie der wilde Presi zahm ist und betet.

      Ein schönes Alter. – Nein, kein schönes Alter. – Binias Augen reden: Vater, warum hast du mich in die Hand eines Schuftes gezwungen und ich hätte glücklich sein können mit Josi Blatter, der ehrenvoll aus der Fremde heimgekommen ist.

      »Frieden. – Frieden! –«

      Wieder sinkt sein Kopf. Er sieht es nicht, wie Frau Cresenz angstvoll kommt und geht. Er weiß nicht, wie viele Stunden er in brütender Vernichtung sitzt, er hört es nicht, wie der wachsende Föhnsturm pfeift und an den Fenstern rüttelt.

      Sein Leib ist lahm, seine Glieder sind gebrochen. endlich aber steht er schwankend auf, er nimmt Rock und Hut und steigt die Treppe hinab. »Wo ist Bini?« fragt er Frau Cresenz. Er leidet furchtbare Angst um das Kind – es ist ihm, es schwebe in drohender Lebensgefahr – und doch, nein, er möchte sie nicht sehen – er schämt sich vor Binia und für sie.

      »Sie hat so stark den Föhn im Kopf – sie hat nicht mehr stehen können – sie ist in ihre Kammer gegangen,« jammert Frau Cresenz. »Um tausend Gotteswillen redet jetzt nicht mit ihr.«

      »Föhn im Kopf,« grollt der Presi dumpf – »ich gehe jetzt zum Garden – und ich hoffe, daß mir Thöni nicht begegnet – sonst muß er sterben.«

      Das letzte sagt der Presi so fest, wie es ein Richter sagen würde.

      Frau Cresenz schlägt die Hände über dem Kopf zusammen: »Was giebt es auch, Präsident, was giebt es?«

      Da schleudert er ihr den Brief des Garden vor die Füße und geht.

      Allein in der Dämmerung geht er nicht gleich zum Garden, er schwankt, ohne zu wissen, was er thut, hinüber zum Neubau, steht eine Weile davor, schüttelt den Kopf und wendet sich wieder zum Gehen.

      Da hört er plötzlich ein gräßliches Lachen. Kaplan Johannes mit dem Bettelsack steht neben ihm. »Herr Presi, merkt Ihr es nicht, es kommt ein Wetter. Geht doch lieber zum Glottermüller, dort zahlt einer Wein, so viel man will, und erzählt den Leuten lustige und traurige Geschichten aus dem Bären von St. Peter.«

      »Du räudiger Pfaff!« schreit der Presi, er stürzt sich auf den Kaplan und mißhandelt ihn. Unter heulenden Flüchen flüchtet der Letzköpfige, er droht: »Ich will doch einmal mit Eurer Tochter tanzen!«

      Das andere versteht der Presi nicht.

      »Zu allem Elend den Hohn. Aber warum sollte man mich nicht auslachen, mich, den alten Thor, der sein Kind in die Arme eines Verbrechers gezwungen hat. Und der Schuft hockt noch in St. Peter? Eine Axt will ich nehmen und ihn erschlagen.«

      Er schwankt nun aber doch zum Garden, zu dem schwer beleidigten ehemaligen Freund. Bitter wie noch kein Gang in seinem Leben wird ihm der Besuch. »Garde,« keucht er, »verzeiht mir, und Josi Blatter lasse ich danken, daß er nicht klagt.«

      Mehr würgt er nicht hervor, der Garde will ihm die Beweise vorlegen, aber ein Blick, und der Presi nimmt plötzlich den Hut und stürmt fort.

      Beim Garden hat er das Glück gesehen, das innige Familienglück um Vroni, in seinem Haus aber wütet das Unglück.

      Er stürmt durch die Nacht. Wer nicht ein Dörfler ist, fände jetzt den Weg nicht. Der Föhnsturm singt an den Felsen ringsum, er stöhnt, er jauchzt und die Wolken hangen so tief ins Thal, daß sie das Dorf fast erdrücken. Ferne Lawinen donnern, es regnet in starken einzelnen Tropfen. Jeder Regentropfen thut dem Presi im brennenden Gesichte wohl.

      Zuletzt kommt er doch wieder heim; der wirre Mann ächzt: »Präsidentin, ich muß zu Bett – ich glaube, es ist meine letzte Nacht – ich habe mein Herz gewendet – aber ich weiß schon – es kommt noch mehr – es kommt noch mehr.« Gräßliche Furcht rüttelt ihn.

      Früh schon ist der Bären dunkel. Einige Stunden später steht im Wettersturm ein Mann vor dem unglücklichen Haus, und wie es elf Uhr schlägt, öffnet er die Thüre.

      »Bist du es, Thöni?« kreischt Frau Cresenz, die ihn trotz dem Sturme gehört hat, angstvoll. Keine Antwort. Da rennt sie halb angekleidet die Treppe hinunter, Thöni kommt aber schon wieder aus der Postablage und eilt ins Freie.

      »Thöni, was thust du?« schreit sie angstvoll.

      »Lebt wohl, Tante, Frau Präsident,« ruft er. »Nach der Postkasse fragt nicht – ich gehe nach Amerika – und der Revolver ist für Verfolger geladen.«

      »Er geht den rechten Weg,« knirscht der machtlose Presi, der sich ans Fenster geschleppt hat.

      Eine Nacht ist eingefallen, wie man sie im Bergland selten erlebt.

      Der Föhn fährt in Stößen von den Gipfeln, heiß im einen Augenblick, im nächsten bis ins Mark erkältend. Die Wolken jagen sich, stieben schwarz und schwer über die Hausdächer dahin, die Blitze erleuchten das Thal taghell, die schäumenden Wasser der Glotter erglänzen. Dann ist wieder pechschwarze Nacht. Jetzt spielen die Feuerflammen um die Krone, der Firn funkelt und leuchtet. Unaufhörlich knattert der Schnee- und Eisbruch im Gebirg, an den Bergwänden verfängt sich der schmetternde Donner, rollt und grollt, das Krachen der frischen Schläge wird verstärkt durch den Wiederhall der vorangehenden und rings im Gebirg sind die Runsen los. Die Berge wanken, es ist, als ob, was tausend Jahre fest und starr gewesen ist, plötzlich lebendig würde und wandern müsse. Es ist ein Bild wie Weltuntergang! Die Welterglocken von St. Peter wimmern durch den Aufruhr der Elemente.

      In allen Häusern brennt Licht, um den Tisch sammeln sich bleiche Gesichter, in den Händen der Beter beben die Kruzifixe, und selbst die Gottlosen falten die Hände und seufzen: »Herr! – Herr!« –

      »Es ist eine Totennacht,« flüstern die Aelpler. In dieser Nacht steht nach uralter Sage ein geheimnisvolles, im Bergland begrabenes Kriegsvolk auf und zieht zur Heimat. Da darf niemand ins Freie blicken, denn wer die Reiter sieht, wird vor Schrecken siech:

      Es donnern die reitenden Boten:

      »Gebt Raum für das irrende Heer,

      Es fahren, die Goten, die toten,

      Vom Bergland ans heilige Meer.«

      Frau Hulder auf leuchtendem Schimmel

      Sprengt

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