50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2. Эдгар Аллан По

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50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2 - Эдгар Аллан По

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ihn jubelnd und weinend. »Du lebst, Josi, – du lebst!« Allein der Ankömmling bleibt an der Schwelle stehen, stellt den Bergstock nicht an die Wand, legt den Rucksack nicht ab, und als der Garde ihm entgegengeht und sagt: »Komm doch herein, Josi,« da bleibt er noch wie angewurzelt unter der Thüre. »Ja, darf ich?« fragt er gedrückt. »Lange eng machen will ich euch nicht. Ich weiß jetzt, daß ich überzählig bin.« Finster und wankend steht er an der Thüre: »Ehe ich eintrete,« preßt er hervor, »muß ich doch fragen, wie Ihr mir habt so einen Brief schreiben können, Garde. Vroni lebt und ist nicht tot! – O Vroneli, du lebst – du lebst!« Er will sie umarmen, aber sie tritt zurück und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen.

      »Mutter Gottes, was Josi redet,« jammert sie. »Ich gestorben und der Vater einen Brief? – Josi, hat dir die fremde Welt das Hirn verrückt?« Ihre Augen nehmen einen schreckhaften Ausdruck an.

      Der erste, der sich in der grenzenlosen Verwirrung faßt, ist der Garde: »So komm doch herein, Josi,« redet er ihm freundlich zu, »mir wollen über alles im Frieden reden. Vroni, jetzt hole zu essen und zu trinken, mit dem Wiederfortgehen drängt es gewiß nicht, Josi.«

      Der sitzt nun am Tisch und schluchzt in die Hände: »Vroni lebt!«

      Der Garde ist tief erschüttert. »Ein Brief – ein Brief! sagst du, Josi.« Er langt in ein Schubfach des Buffert. »Da ist auch ein Brief, aus dem wir nicht klug geworden sind.« Josi schaut auf – er dreht und dreht den Brief in zitternden Händen. »Vor vier Jahren! Da war ich allerdings in der Gegend von Srinigar! Vor zweien noch. Auch die Cholera war dort. Ein paar hundert hat man alle Tage verscharrt. Es ist abscheulich drauf und drunter gegangen. Da hat mich vielleicht die Post nicht gleich gefunden und hat geglaubt, ich liege auf dem Karren. Solche Dinge sind in der großen Verwirrung vorgekommen, viele Angestellte der Post sind gestorben, es hat neue gegeben, und die waren nicht immer zuverlässig. So ist ein Irrtum denkbar.« Er wirft einen Blick in den Brief: »Und Binia hat das Wort von den Vögeln geschrieben: ›Laß die Hoffnung nicht fahren.‹« Er erbebt.

      Vroni ist mit dem Hospeler, dem Brot und Rauchfleisch zurück, sie deckt den Tisch mit weißem Linnen und der Garde sagt, indem er dem jungen Manne noch einmal die Hand schüttelt: »Josi, gottwillkommen, ich merke schon, es ist viel aufzuklären.«

      Die Geschwister, von denen eines geglaubt, das andere sei tot, umarmen sich wieder und wieder: »Josi, du lebst« – »Du lebst auch, Vroni!«

      Plötzlich sagt Josi: »Aber wie so lange kein Brief gekommen ist, hab' ich doch wieder einen gesandt. Darauf ist Euer Brief, Garde, gekommen, und ich habe Euch noch zweimal geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Ich verstehe die Welt nicht mehr.« Er langt in die Brusttasche. »Da ist Euer Brief, Garde!«

      Der Garde liest, wird bleich, wird rot und wieder bleich: »Nicht selig werden will ich, wenn ich das geschrieben habe, so gotteslästerliche Dinge – schau! – schau! – Vroni!«

      Und sie liest:

      »Lieber Vögtling Josi! In gar großer Betrübnis melden wir Dir, daß das gute, liebe Vroneli nach langem Leiden gestorben ist. Eine Kuh hat es im Winter sehr unbarmherzig auf das Herz geschlagen. Es hat sich zu unserem großen Leidwesen legen müssen und nimmer mögen genesen. Aber Deinen Brief hat es noch mit mageren Händchen gehalten und sich noch auf dem Todbett daran gefreut. Es ist so traurig, daß ich nicht alles schreiben mag. Auch sonst geschieht nichts Gutes in St. Peter. Du hast damit, daß Du auf die Krone gingest, ein großes Unglück angestellt. Kein Frieden, keine Ruhe ist mehr in der Gemeinde! Sei froh, daß Du fort bist! Die Bini hält in vierzehn Tagen Hochzeit mit Thöni Grieg. Wer hätte gedacht, daß sie den Fötzel nehme! Aber der Presi hat es halt wollen. Und das Vroneli hat noch am Tag, wo es gestorben ist, gesagt, es sei ihm recht, daß es die Hochzeit nicht mehr erlebe, es hätte keine Freude daran wegen Dir. Es hat Dich noch tausendmal grüßen lassen. Du sollst für die Selige beten. Lebe wohl, Josi, und tröste Dich! Auf Wiedersehen kann ich nicht sagen, denn Du wirst jetzt wohl nie mehr nach St. Peter kommen. Hans Zuensteinen, Garde.«

      Vroni schaudert vor Entsetzen. Der Garde läuft wütend hin und her: »Merkst du nicht, wer den Brief geschrieben hat, Vroni?« Er nimmt ihn wieder. »Gerade meine Buchstaben sind es im Anfang, aber zuletzt sind es andere.« Er wühlt mit zitternden Händen im Buffert. »Da ist noch etwas Geschriebenes von Thöni Grieg. – Da schau, schau! – Da am Ende hat es von seinen Buchstaben – du unseliger Hund! – Thöni, du unseliger Hund. – Und du nennst dich nur Fötzel – und bist so ein Schuft!«

      Josi schluchzt: »Ich habe nicht auf die Buchstaben gesehen, mich hat der Brief halt gerade so angetönt, als ob er von Euch wäre – ich habe so viele Thränen darauf vergossen. Thöni – das hast du mir gethan! – Und Bini ist gewiß auch nicht sein Weib.«

      Da öffnet sich die Thüre ein wenig, man hört draußen Eusebis gedämpfte Stimme. »Schau nur schnell, Bini – er ist wirklich und wahrhaftig da – aber zittere nicht so!« Ein Schrei, wie wenn eine Saite sich zerfasert und springt: »Josi!« Binia fällt an der Schwelle nieder, sie stützt gegen die Thüre und diese öffnet sich breit.

      Josi macht eine taumelnde Bewegung gegen Binia. »Bineli!« schreit er in seliger Freude, aber er fährt zurück, tonlos stammelt er: »Sie trägt doch einen Ring!« Er ruft: »Geh fort, Bini, geh fort – ich halte es nicht aus – ich kann dich nicht ansehen – – fort, fort – Frau Thöni Grieg!«

      Eine Welt voll Elend liegt in den abgerissenen Worten. Vroni müht sich um die Gestürzte und begleitet sie aus dem Haus.

      Der Garde nimmt Eusebi beim Rockärmel: »Wie hast du auch Bini hereinbringen können,« knurrt er wild.

      »Wir haben Sägeträmmel in der Glotter geflößt, da kommt ein Bub Bälzis gesprungen: ›Josi Blatter ist wieder in St. Peter!‹ Ich renne heim, wie ich vor das Haus komme, stehen die Leute da – mitten unter ihnen wie eine arme gestorbene Seele Binia. Sie nimmt meine Hände. ›Ich komme gerade von daheim, ist es wahr, ist Josi da?‹ Ein Stein hätte sich ihrer erbarmen müssen. Und gebettelt hat sie: ›Laß mich nur durch die Thürspalte lugen wie er jetzt ist.‹ Ihr hättet auch nicht widerstehen können, Vater!«

      Der Garde knurrt wieder etwas, Eusebi hört es nicht mehr. Er hat sich zu Josi gewandt: »Josi – Schwager – lieber Schwager.«

      »Ja so – du bist es, Eusebi!« stammelt Josi. »Dich habe ich nicht gleich wieder erkannt. Was bist auch für ein Mann geworden – und ich habe dich immer noch im Gedächtnis gehabt, wie du so ein blöder Bub gewesen bist!« »Schwager!« wiederholt Eusebi.

      »Wie rufst du mir! – ›Schwager?‹ – das ist eine spaßige Welt.«

      »Du weißt noch nicht, daß Vroneli meine Frau ist – meine liebe, herzige Frau.«

      »Eusebi, was sagst – Vroni, deine Frau!« Josi stürzt von einer Ueberraschung in die andere.

      »Und du weißt noch nicht,« sagt Eusebi, »daß wir ein so liebes, herziges Kind haben, komm und beschau's!«

      Der Glückliche zieht den von allem Neuen auf den Kopf geschlagenen Josi in die Nebenstube: »Siehst, da liegt es und schläft und weiß nicht, daß du gekommen bist. Es ist jährig, und weil es gesund ist, so schläft es bei allem Lärm.«

      »Wie heißt es?« fragt Josi.

      »Joseli heißt es wie du und dir zu Ehren.«

      »Joseli heißt es und mir zu Ehren,« wiederholt er wie in tiefem Traum.

      Der Kleine in seinem Bettchen wimmert, erwacht; wie er den Vater sieht, streckt er lachend

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