50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2. Эдгар Аллан По

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50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2 - Эдгар Аллан По

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nahm der Garde die Hand des Presi und mit Thränen in den Augen sprach er: »Gewaltthat auf Gewaltthat! – Sünde auf Sünde – Presi! alter Freund – muß ich es wirklich erleben, daß Ihr Euch selbst. Euer Kind, Euer Haus, das ganze Dorf zusammenschlagt!«

      »Was, alter Freund?« erwiderte der Bärenwirt kalt und hohnvoll, »einer, der es mit den Kälbern hält, – ein Tropf seid Ihr, Garde!«

      »Alte Männer schlagen sich nicht. – Ihr schlagt Euch selbst.«

      Der Garde keuchte es, er ging und in einer Ecke lag Binia, das Häuflein Unglück. Am anderen Tag aber flog die Kunde von Mund zu Mund: »Nun hat sich Binia doch mit Thöni Grieg verlobt.« Schreckliche Gerüchte waren im Umlauf. Drei Stunden sei der Presi auf dem Boden gelegen und habe mit Armen und Beinen ausgeschlagen. »Ich kann nicht mehr leben. Mein Kind hat mich vor der Gemeinde zu Schanden gemacht.« Da habe sich Binia auf ihn geworfen und verzweifelt gerufen: »Vater – lebe! – ich will Thöni nehmen!«

      Der Presi hatte den Sieg über sein Kind und die Abgeordneten davongetragen, aber der Bären lag in Acht und Bann, furchtbare Erregung und Empörung gegen ihn herrschte im Dorf.

      So kommt der Winter, ein verkehrter Winter! Es fällt viel Schnee, aber er hält nicht. Die Lawinen donnern Tag um Tag und ihre Luftstöße erschüttern die Hütten. Jetzt tritt endlich bittere Kälte ein. Da geschieht ein schreckliches Wunder. Eine Windsbraut fährt über die Krone, sie wirbelt den Firnenschnee wie Gewitterwolken auf, die Wolken verfinstern das Thal, sie sausen herab, sie drehen sich und prasseln aufs Dorf. – Die Glocken läuten.

      »Wohl denen, die tot sind,« schreien die Leute. »St. Peter geht unter – die armen Seelen ziehen aus – für die Zeit, die uns bleibt, haben wir noch genug zu essen, und daß unser armes Vieh an Seuchen stirbt, kann nichts mehr schaden.«

      Da schleicht ein Wort heimlich durch das geängstigte St. Peter, das Wort »Ahorn!« Wo sich zweie treffen, redet der eine geheimnisvoll von hundert Dingen, bis er unauffällig das Wort »Ahorn« ins Gespräch mengen kann. »Ahorn!« erwidert der Angeredete feierlich. Außer dem Garden, den man immer noch einer alten Freundschaft für den Presi verdächtig hält, dem Pfarrer und einigen anderen, denen man nicht traut, ist ganz St. Peter in einem geheimen Bund, dessen Mitglieder sich im Wort »Ahorn« erkennen. Wer die Losung spricht, weiß es: Im Namen der armen Seelen muß der Bären, das Sündenhaus, fallen und der Neubau zerstört werden. Es giebt sonst keine Rettung für das Dorf. Wen das schreckliche Los trifft, der muß den Bären und die Krone anzünden. Sonst ihm selbst »Ahorn«. Es giebt keinen Verräter im Bergland. Sonst auch ihm »Ahorn«. Wer es aber thut, der soll, auch wenn er dem Gericht in die Hände fällt, in der Gemeinde nicht ehrlos sein, sondern alle anderen sollen für seinen Haushalt einstehen.

      Was die von St. Peter thun wollen, ist aber so fürchterlich, daß sie selber davor zurückbeben. Sie losen noch nicht, erst zu äußerst soll es geschehen – gerade ehe die Fremden wieder erscheinen.

      »Ahorn« und Wildleutlaue! So kommt der Frühling.

      Der Presi und Thöni sind nach Hospel geritten. Am offenen Fenster steht im Abendsonnenschein Binia und träumt. Ihre Wänglein sind bleich, die Augen noch dunkler und größer als früher. Auf dem Kirchhof sprießt das erste flaumige Grün und auf dem Kirschbaum, der sich bräutlich schmückt, flötet eine Amsel.

      Eine Amsel. – Sie denkt an Santa Maria del Lago. – Jetzt ist sie selbst der gefangene Vogel, aber keine barmherzige Hand kommt und schneidet sie aus dem Netz. Josi, dessen Bild ihr so gräßlich entschwebt ist, steht wieder in Klarheit vor ihr.

      Die Reue wütet in ihrer Seele. In einer augenblicklichen Wallung des kindlichen Gefühls hat sie dem Vater das Opfer gebracht, daß sie sich mit Thöni verlobte. Ist der Vater des Opfers wert? – Nein, wie könnte er sonst die Freundschaft mit Thöni halten, dem Schuft.

      Und der Vater ist ein Thor. Die Gier Thönis wehrte sie ab, da kam er gerade, allerdings nicht ganz nüchtern, dazu. Thöni ließ sie los, da lachte der Vater glückselig. »Haltet euch nur, Kinder, vor mir braucht ihr nicht so scheu zu thun.« Und Thöni überredet den Vater, heimlich sei sie gar nicht leid zu ihm. Sie aber hat es noch nie dazu gebracht, Thöni nur den kleinen Finger zu strecken oder sich eine Berührung von ihm gefallen zu lassen. Allein an den mißverstandenen Augenblick, an Thönis Vorspiegelungen klammert sich der Vater und betäubt sein schlechtes Gewissen.

      Ob er nun glücklich ist? – Nein, er ist ein armer, armer Mann! Er fällt aus den Kleidern, er beginnt zu ergrauen, er lächelt wohl darüber, daß kein Mensch den Bären betritt, aber der Haß des Dorfes peinigt ihn, die Beleidigung, die er dem Garden angethan hat, tötet ihn fast.

      Er könnte ein herrlicher Mann sein, das Dorf würde an ihm hangen, aber die Welt mag sterben, er setzt seinen eigenen Willen durch.

      Und sie – und sie – dieses viel zu starken Vaters Kind – sie ist schwach geworden – nach unsäglicher Treue doch treulos.Wie sie als Kind gethan, wenn sie hilflos war, beißt sie in die Finger und schaut mit großen traurigen Augen in die sonnige Frühlingswelt.

      Da rennen Leute die Straße daher und kreischen: »Es ist ein Toter auferstanden – Josi Blatter, der Rebell!«

      Sie schreit auf – sie fällt in die Kniee, sie flüstert: »Er lebt!« und vor ihr versinkt die Welt.

      Kapitel Fünfzehn

      Geheimnisvoll, wie er gegangen war, kam Josi Blatter!

      Durch den Donner der Lawinen, durch den rauschenden Föhnsturm des Märzen schritt er am Spätnachmittag von der Schneelücke herunter.

      Lange bevor er St. Peter erreichte, hatte man im Dorf den einsamen Wanderer bemerkt. »Ein Mann, ein Tier oder ein Gespenst!« rieten die Leute und waren eher geneigt, an etwas Wunderbares als an etwas Natürliches zu glauben. Was für ein Christ konnte um diese Zeit der höchsten Gefahr über die Schneelücke steigen, an der selbst im Hochsommer hundertfache Gefahren lauern. Der Wanderer aber schritt unentwegt näher und sprach zu den verwundert Spähenden und Harrenden: »Grüß euch Gott,« gerade wie es die zu St. Peter sprechen.

      »Alle Heiligen. – Das ist Josi Blatter – das ist der Rebell!« Die Frauen und Kinder bekreuzten sich, man hörte ängstliche Stimmen: »Ist er lebendig oder tot?« und die abergläubisch Erschrockenen fuhren zurück.

      Er mußte wohl lebendig sein, wie er in Nagelschuhen, den Rucksack über die Schultern gehängt, den eisenbeschlagenen Bergstock in starker Hand, so fest und gelassen kam. Es war, als wolle er gerade zum Kirchhof gehen, und in scheuer Entfernung folgten ihm die Dörfler: »Der ist jetzt ein schöner Mann geworden!« meinten einige. Er aber wandte sich um: »Bäliälplerin, wißt Ihr, welche Nummer das Grabscheit meiner seligen Schwester Vroni hat? Ich möchte für sie beten.«

      Alle, die es hörten, schrieen auf und wichen zurück. Der junge Peter Thugi nur grüßte ihn herzlich: »Josi, was denkst du? Deine Schwester Vroni ist nicht gestorben, sie ist ganz gesund, tritt nur ins Haus des Garden.«

      Josi wankten die Kniee; als ob er stürzen wolle, pflanzte er sich an den Bergstock. Er konnte nicht reden.

      Jetzt sind sie vor der Wohnung des Garden. »Lebe wohl, Josi!« sagt Peter Thugi. Der murmelt aber nur finster: »Warum hat mir der Garde das gethan?«

      »Josi Blatter, der Rebell, ist auferstanden!« tönt es wie Feuerruf durch das Dorf, halb St. Peter sammelt sich vor der Wohnung des Garden.

      Er sitzt mit der

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