Das schlafende Heer. Clara Viebig

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Das schlafende Heer - Clara Viebig

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dem Schnapstrinken Einhalt getan habe, auch viel gesitteter.“

      „Warum wolltest du heute eigentlich von dem — dem — nun, von dem ‚andern Erbfeind‘ anfangen?“ sagte sie ganz unvermittelt. „Ich weiss wohl, was du damit sagen wolltest, aber ich meine —“

      „Habe ich nicht gut gesprochen?“ fragte er rasch.

      „Doch — das wohl — aber —“

      „Du bist nicht zufrieden mit mir, Helene?“ Es klang leicht verletzt. „Das Herz floss mir über. Wenn man, wie wir, auf so vorgeschobenem Posten steht — eigentlich ‚exponiert‘ — ohne rechten — nun, wie soll ich sagen? — ja, ohne rechten Rückhalt, dann klammert man sich um so fester an sein Deutschtum an. Es wird einem A und O. Man steift sich darauf. Verstehst du das?“

      „O ja!“ Ihr sehr regelmässiges und dadurch Fremden oft ausdruckslos erscheinendes Gesicht wurde klug. „Ich verstehe es. Aber man dürfte nie vergessen, auch den Gefühlen andrer —“

      „Verstimme mich nicht!“ Er unterbrach sie mit einer gewissen Gereiztheit. „Es tut mir leid, dass dir nicht gefallen hat, was ich sagte, aber ich musste so sprechen, ja, ich war in heutiger Zeit geradezu verpflichtet dazu. Wären nicht die Kontraste in unsrer Provinz jetzt so zugespitzt, und spitzten sie sich nicht noch immer mehr zu, hätte ich gewiss was andres gesprochen. Dann hätte ich“ — er sah sie mit einer aufleuchtenden Freundlichkeit an — „von dir geredet! Ja, ihr Leute, wem ein tugendsam Weib bescheret ist, die ist viel edler denn köstliche Perlen!“

      Er zog ihren Kopf an seine Brust und strich ihr zart über das blonde Haar.

      „Und dann hätte ich auch von ihren Frauen gesprochen, dass sie die in Ehren halten sollen — ‚hebt nicht die Hand gegen sie, sie sind die Mütter eurer Kinder!‘ Und den Weibern hätte ich auch ins Gewissen geredet, dass sie nicht herumschlampen sollen, wie sie es so gerne tun!“

      „Oh, hättest du’s gesagt!“ Das brach laut aus ihr heraus. Den Kopf aufrichtend, warf sie beide Arme um des Gatten Hals. „Warum nicht das?! Dann, ja dann hätten sie dich verstanden! Mein guter Mann!“

      Sie hatte es mit grosser Innigkeit gerufen, fast wie in zärtlicher Besorgnis; er fühlte, wie fest sie ihn umschlang.

      Er küsste sie. Mund ruhte auf Mund in einer glücklichen Versunkenheit.

      Da schreckten sie auf: horch, was für ein Schrei? Kein Schreckensruf war es, vielmehr ein Aufjohlen des Jubels. Vom Lysa Góra her kam’s.

      Aber wie sie auch lauschten und sich spähend zum Fenster hinausneigten, der Schrei erklang nicht zum zweiten Male. Überm See lastete schweigend der dunkle Herbstabend, der Berg drüben war nicht mehr zu erkennen.

      Sie wandten sich ins Zimmer zurück.

      Als der Diener jetzt die Lampe hereinbrachte und die Mamsell erschien, die Herrschaften zum Abendbrot zu bitten, sagte Doleschal: „Friert dich, Helene, du bist so blass?“

      „Ja.“ Sie schauerte leicht zusammen. „Und ich habe mich erschrocken.“

      „Oh! Hier, nimm dieses Tuch um!“ Es hing eines über ihrem Stuhl am Nähtisch, er legte es ihr sorglich um die Schultern. „Geh schon hinüber ins Esszimmer — ja, wir müssen im Kamin zum Abend heizen, es wird Herbst — ich will nur eben noch einmal nach den Leuten sehen, ehe wir uns zu Tische setzen. Zwei Minuten, entschuldige!“

      „Die wird der gnädige Herr nicht mehr finden“, sagte die Mamsell. „Nicht wahr, Karl?“

      Der altgeschulte Diener verzog keine Miene. „Zu Befehl, gnädiger Herr, fort sind sie, ganz heimlich. Nur ein paar kleine Kinder haben sie dagelassen und die Ciotka. Die liegt unter ihrer Tonne.“

      „Was — fort? Und ganz heimlich?! —“

      Helene sah, wie ihr Mann die Farbe wechselte. Er wurde glühend rot und dann ganz fahl.

      Aber er verlor kein Wort mehr darüber. Er sagte nur noch: „Sorgen Sie, dass die Ciotka ins Stroh kommt, in den Stall oder sonst unter Dach. ’s ist nicht mehr die Jahreszeit, um draussen zu liegen.“

      „Ist schon besorgt, gnädiger Herr!“ Die alte Mamsell lachte. „Sternhagelvoll, mit Erlaubnis zu sagen. Na, so was kann vorkommen.“ — — —

      Helene wachte in der Nacht einmal auf — was, was war? Seufzte hier jemand? Wer — wo?!

      Was war’s, das sie geweckt hatte?! Verschlafen, mit noch geschlossenen Lidern, tastete sie nach ihrem Manne — nein, der lag ganz still, der schlief ja. Beruhigt horchte sie ein paar Minuten auf seine Atemzüge. Sonst alles still. Dann schlief sie weiter.

      Aber sie träumte — — —

      Aus der Ferne, vom Lysa Góra her, kamen Stimmen: Gesang, den Park entlang, am Garten vorbei — ah, hin zu den Leutehäusern! Es war Sommer, ein schöner Tag, froh zogen die Schnitter heim, die Sense über der Schulter.

      Aber jetzt — — —

      In jähem Schreck fuhr sie empor: oh, es graute ja schon der Morgen! Die schweren Lider aufreissend, war sie plötzlich ganz wach.

      Von jenseit der Parkmauer kam trunkenes Grölen. Und dann, wüst geschrien und doch pathetisch, ein Lied — jenes Lied:

      „Mit dem Rauch von Feuersbrünsten,

      Mit des Bruderblutes Dünsten

      Steigt, o Herr, zu deinem Thron

      Unsrer Rächerstimme Ton!“

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